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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Angedruckte Hoetheana.
C. A. H. Burkhardt. Mitgetheilt von
I.
Zum Goethe-Dalberg'scheu Briefwechsel über den Auszug der Jenenser Studenten 1792.

Hochwürdigster pp.

Es geht wie man vernimmt eine Anzahl in Jena Studirender, die mit den
Anstalten, welche man dort zu Sicherung der öffentlichen Ruhe zu treffen*)
sür nöthig gefunden, unzufrieden sind mit dem Gebannten um: sich für deu
Augenblick von der Academie zu entfernen und nach Erfurt und andern Orten
Zu ziehen, um von dorther gleichsam als von einem wollte sac-ro mit den
Mri'vns zu kapituliren und sich beliebige Conditionen zu machen.

Man ist keineswegs gesonnen diejenigen aufzuhalten, welche sich in die
Anordnungen, die man zum allgemeinen Besten räthlich glaubt, nicht fügen
wollen und wird sie in Frieden ziehen lassen, umsomehr da die Academie nur
durch diese Crise gewinnen kann, indem sie rohe und unruhige Subjekte los
wird und so kann ihr dieser sonst unangenehme Vorfall zum Nutzen gereichen.

Ich werde durch die Herrn Geheimenrathe veranlaßt, Ew. Erzbischöflichen
Gnaden hiervon einige Nachricht zu ertheilen und halte es selbst umsomehr
für Pflicht als ich vermuthen kann, daß es denenselben angenehm seyn dürfte,
die Ankunft dieser Emigranten zum Voraus zu erfahren, wenn sich das Ge¬
rücht davon nicht schon verbreitet haben sollte.



*) Die Regierung hatte eine Compagnie Jäger und Husaren nach Jena gelegt, um
die Ordnung aufrecht zu erhalten, die in Folge der Abschaffung des Duells und der Ordcns-
verbindungen bedroht war. Das Nähere in der "Authentischen Nachricht von dem am 1K,
Juli 1792 gehaltenen Auszuge der Studirenden aus Jena u, s, w, (Verfasser: Professor
K, L, Fernow.)
Grenzboten IV. 1878. V
Angedruckte Hoetheana.
C. A. H. Burkhardt. Mitgetheilt von
I.
Zum Goethe-Dalberg'scheu Briefwechsel über den Auszug der Jenenser Studenten 1792.

Hochwürdigster pp.

Es geht wie man vernimmt eine Anzahl in Jena Studirender, die mit den
Anstalten, welche man dort zu Sicherung der öffentlichen Ruhe zu treffen*)
sür nöthig gefunden, unzufrieden sind mit dem Gebannten um: sich für deu
Augenblick von der Academie zu entfernen und nach Erfurt und andern Orten
Zu ziehen, um von dorther gleichsam als von einem wollte sac-ro mit den
Mri'vns zu kapituliren und sich beliebige Conditionen zu machen.

Man ist keineswegs gesonnen diejenigen aufzuhalten, welche sich in die
Anordnungen, die man zum allgemeinen Besten räthlich glaubt, nicht fügen
wollen und wird sie in Frieden ziehen lassen, umsomehr da die Academie nur
durch diese Crise gewinnen kann, indem sie rohe und unruhige Subjekte los
wird und so kann ihr dieser sonst unangenehme Vorfall zum Nutzen gereichen.

Ich werde durch die Herrn Geheimenrathe veranlaßt, Ew. Erzbischöflichen
Gnaden hiervon einige Nachricht zu ertheilen und halte es selbst umsomehr
für Pflicht als ich vermuthen kann, daß es denenselben angenehm seyn dürfte,
die Ankunft dieser Emigranten zum Voraus zu erfahren, wenn sich das Ge¬
rücht davon nicht schon verbreitet haben sollte.



*) Die Regierung hatte eine Compagnie Jäger und Husaren nach Jena gelegt, um
die Ordnung aufrecht zu erhalten, die in Folge der Abschaffung des Duells und der Ordcns-
verbindungen bedroht war. Das Nähere in der „Authentischen Nachricht von dem am 1K,
Juli 1792 gehaltenen Auszuge der Studirenden aus Jena u, s, w, (Verfasser: Professor
K, L, Fernow.)
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[0045] Angedruckte Hoetheana. C. A. H. Burkhardt. Mitgetheilt von I. Zum Goethe-Dalberg'scheu Briefwechsel über den Auszug der Jenenser Studenten 1792. Hochwürdigster pp. Es geht wie man vernimmt eine Anzahl in Jena Studirender, die mit den Anstalten, welche man dort zu Sicherung der öffentlichen Ruhe zu treffen*) sür nöthig gefunden, unzufrieden sind mit dem Gebannten um: sich für deu Augenblick von der Academie zu entfernen und nach Erfurt und andern Orten Zu ziehen, um von dorther gleichsam als von einem wollte sac-ro mit den Mri'vns zu kapituliren und sich beliebige Conditionen zu machen. Man ist keineswegs gesonnen diejenigen aufzuhalten, welche sich in die Anordnungen, die man zum allgemeinen Besten räthlich glaubt, nicht fügen wollen und wird sie in Frieden ziehen lassen, umsomehr da die Academie nur durch diese Crise gewinnen kann, indem sie rohe und unruhige Subjekte los wird und so kann ihr dieser sonst unangenehme Vorfall zum Nutzen gereichen. Ich werde durch die Herrn Geheimenrathe veranlaßt, Ew. Erzbischöflichen Gnaden hiervon einige Nachricht zu ertheilen und halte es selbst umsomehr für Pflicht als ich vermuthen kann, daß es denenselben angenehm seyn dürfte, die Ankunft dieser Emigranten zum Voraus zu erfahren, wenn sich das Ge¬ rücht davon nicht schon verbreitet haben sollte. *) Die Regierung hatte eine Compagnie Jäger und Husaren nach Jena gelegt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, die in Folge der Abschaffung des Duells und der Ordcns- verbindungen bedroht war. Das Nähere in der „Authentischen Nachricht von dem am 1K, Juli 1792 gehaltenen Auszuge der Studirenden aus Jena u, s, w, (Verfasser: Professor K, L, Fernow.) Grenzboten IV. 1878. V

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/45>, abgerufen am 29.04.2024.