Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

Wiederaufrichtung einer erblichen Monarchie in England und den Beginn
stabiler Verhältnisse der europäischen Staaten zu einander.


Geschichte der Eroberung der Krone Großbritannien's von Seiten des
Hauses Hannover. Aus Akten und Urkunden des Archivs von Hannover und den
Manual-Akten Leibnitz's. Von A. F. H. Schaumann., Hannover, Rümpler. 1878.

Eine Ergänzung der obigen Schrift, welche, auf gründliche Kenntniß der
betreffenden Dokumente gebaut (der Staatsrath Schaumann war lange Jahre
Vorstand des Archivs in Hannover), in Betreff der Thatsachen ungefähr den¬
selben Eindruck hinterläßt wie jene. Aber das kleine Buch ist nicht blos eine
Darstellung der historischen Begebenheit, welche sein Titel bezeichnet, sondern
zugleich ein interessanter Beitrag zum Verständniß von Leibniz' Leben und
namentlich seiner politischen Thätigkeit. Wir lernen hier durch reiches, bisher
ganz unbekanntes Material den großen Philosophen von einer besonderen Seite,
als klugen und gewandten Diplomaten kennen.


Die piemontesische Herrschaft auf Sicilien. Von Ol-. Karl Querner. Bern,
Verlag von B. F. Haller. 1879.

Sicilien ist das kranke Glied am Körper Italien's. Um sich das erklären
zu können, muß man seine Geschichte studiren, und das vorliegende Buch be¬
handelt einen in kulturhistorischer Hinsicht ganz besonders interessanten Theil
derselben. Es beschäftigt sich nämlich, wie der zu knappe Titel nicht errathen
läßt, mit der Zeit, wo die Insel auf Grund der Friedensschlüsse von Utrecht
und Rastatt zum ersten Male mit Piemont verbunden wurde, einer Zeit, be¬
deutungsvoll durch Reformen verschiedenster Art, anziehend durch den gewal¬
tigen Kirchenstreit, der zum Interdikt und andrerseits zur Sequestrirung der
Jesuitengüter und zur Verbannung von vierhundert Geistlichen führte, wichtig
endlich durch die diplomatischen Verhandlungen, die von den Großmächten
wegen des Besitzes von Sicilien oft in leidenschaftlicher Weise geführt wurden.
Wie heute das italienische Parlament, so berieth, als die Insel an Piemont
abgetreten war, vor hundertundsiebzig Jahren schon Victor Amadeus mit seinem
Staatsrath die Hebung des arg verwahrlosten Landes in materieller und gei¬
stiger Hinsicht, und war die Periode der Verbindung desselben mit Piemont zu
kurz, um dauernde Schöpfungen zu erzeugen, so verhilft sie wenigstens zu
Aufklärungen über die jetzige Lage der Insel.




Wiederaufrichtung einer erblichen Monarchie in England und den Beginn
stabiler Verhältnisse der europäischen Staaten zu einander.


Geschichte der Eroberung der Krone Großbritannien's von Seiten des
Hauses Hannover. Aus Akten und Urkunden des Archivs von Hannover und den
Manual-Akten Leibnitz's. Von A. F. H. Schaumann., Hannover, Rümpler. 1878.

Eine Ergänzung der obigen Schrift, welche, auf gründliche Kenntniß der
betreffenden Dokumente gebaut (der Staatsrath Schaumann war lange Jahre
Vorstand des Archivs in Hannover), in Betreff der Thatsachen ungefähr den¬
selben Eindruck hinterläßt wie jene. Aber das kleine Buch ist nicht blos eine
Darstellung der historischen Begebenheit, welche sein Titel bezeichnet, sondern
zugleich ein interessanter Beitrag zum Verständniß von Leibniz' Leben und
namentlich seiner politischen Thätigkeit. Wir lernen hier durch reiches, bisher
ganz unbekanntes Material den großen Philosophen von einer besonderen Seite,
als klugen und gewandten Diplomaten kennen.


Die piemontesische Herrschaft auf Sicilien. Von Ol-. Karl Querner. Bern,
Verlag von B. F. Haller. 1879.

Sicilien ist das kranke Glied am Körper Italien's. Um sich das erklären
zu können, muß man seine Geschichte studiren, und das vorliegende Buch be¬
handelt einen in kulturhistorischer Hinsicht ganz besonders interessanten Theil
derselben. Es beschäftigt sich nämlich, wie der zu knappe Titel nicht errathen
läßt, mit der Zeit, wo die Insel auf Grund der Friedensschlüsse von Utrecht
und Rastatt zum ersten Male mit Piemont verbunden wurde, einer Zeit, be¬
deutungsvoll durch Reformen verschiedenster Art, anziehend durch den gewal¬
tigen Kirchenstreit, der zum Interdikt und andrerseits zur Sequestrirung der
Jesuitengüter und zur Verbannung von vierhundert Geistlichen führte, wichtig
endlich durch die diplomatischen Verhandlungen, die von den Großmächten
wegen des Besitzes von Sicilien oft in leidenschaftlicher Weise geführt wurden.
Wie heute das italienische Parlament, so berieth, als die Insel an Piemont
abgetreten war, vor hundertundsiebzig Jahren schon Victor Amadeus mit seinem
Staatsrath die Hebung des arg verwahrlosten Landes in materieller und gei¬
stiger Hinsicht, und war die Periode der Verbindung desselben mit Piemont zu
kurz, um dauernde Schöpfungen zu erzeugen, so verhilft sie wenigstens zu
Aufklärungen über die jetzige Lage der Insel.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0127" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141538"/>
            <p xml:id="ID_384" prev="#ID_383"> Wiederaufrichtung einer erblichen Monarchie in England und den Beginn<lb/>
stabiler Verhältnisse der europäischen Staaten zu einander.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Geschichte der Eroberung der Krone Großbritannien's von Seiten des<lb/>
Hauses Hannover. Aus Akten und Urkunden des Archivs von Hannover und den<lb/>
Manual-Akten Leibnitz's.  Von A. F. H. Schaumann., Hannover, Rümpler. 1878.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_385"> Eine Ergänzung der obigen Schrift, welche, auf gründliche Kenntniß der<lb/>
betreffenden Dokumente gebaut (der Staatsrath Schaumann war lange Jahre<lb/>
Vorstand des Archivs in Hannover), in Betreff der Thatsachen ungefähr den¬<lb/>
selben Eindruck hinterläßt wie jene. Aber das kleine Buch ist nicht blos eine<lb/>
Darstellung der historischen Begebenheit, welche sein Titel bezeichnet, sondern<lb/>
zugleich ein interessanter Beitrag zum Verständniß von Leibniz' Leben und<lb/>
namentlich seiner politischen Thätigkeit. Wir lernen hier durch reiches, bisher<lb/>
ganz unbekanntes Material den großen Philosophen von einer besonderen Seite,<lb/>
als klugen und gewandten Diplomaten kennen.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Die piemontesische Herrschaft auf Sicilien. Von Ol-. Karl Querner. Bern,<lb/>
Verlag von B. F. Haller. 1879.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_386"> Sicilien ist das kranke Glied am Körper Italien's. Um sich das erklären<lb/>
zu können, muß man seine Geschichte studiren, und das vorliegende Buch be¬<lb/>
handelt einen in kulturhistorischer Hinsicht ganz besonders interessanten Theil<lb/>
derselben. Es beschäftigt sich nämlich, wie der zu knappe Titel nicht errathen<lb/>
läßt, mit der Zeit, wo die Insel auf Grund der Friedensschlüsse von Utrecht<lb/>
und Rastatt zum ersten Male mit Piemont verbunden wurde, einer Zeit, be¬<lb/>
deutungsvoll durch Reformen verschiedenster Art, anziehend durch den gewal¬<lb/>
tigen Kirchenstreit, der zum Interdikt und andrerseits zur Sequestrirung der<lb/>
Jesuitengüter und zur Verbannung von vierhundert Geistlichen führte, wichtig<lb/>
endlich durch die diplomatischen Verhandlungen, die von den Großmächten<lb/>
wegen des Besitzes von Sicilien oft in leidenschaftlicher Weise geführt wurden.<lb/>
Wie heute das italienische Parlament, so berieth, als die Insel an Piemont<lb/>
abgetreten war, vor hundertundsiebzig Jahren schon Victor Amadeus mit seinem<lb/>
Staatsrath die Hebung des arg verwahrlosten Landes in materieller und gei¬<lb/>
stiger Hinsicht, und war die Periode der Verbindung desselben mit Piemont zu<lb/>
kurz, um dauernde Schöpfungen zu erzeugen, so verhilft sie wenigstens zu<lb/>
Aufklärungen über die jetzige Lage der Insel.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0127] Wiederaufrichtung einer erblichen Monarchie in England und den Beginn stabiler Verhältnisse der europäischen Staaten zu einander. Geschichte der Eroberung der Krone Großbritannien's von Seiten des Hauses Hannover. Aus Akten und Urkunden des Archivs von Hannover und den Manual-Akten Leibnitz's. Von A. F. H. Schaumann., Hannover, Rümpler. 1878. Eine Ergänzung der obigen Schrift, welche, auf gründliche Kenntniß der betreffenden Dokumente gebaut (der Staatsrath Schaumann war lange Jahre Vorstand des Archivs in Hannover), in Betreff der Thatsachen ungefähr den¬ selben Eindruck hinterläßt wie jene. Aber das kleine Buch ist nicht blos eine Darstellung der historischen Begebenheit, welche sein Titel bezeichnet, sondern zugleich ein interessanter Beitrag zum Verständniß von Leibniz' Leben und namentlich seiner politischen Thätigkeit. Wir lernen hier durch reiches, bisher ganz unbekanntes Material den großen Philosophen von einer besonderen Seite, als klugen und gewandten Diplomaten kennen. Die piemontesische Herrschaft auf Sicilien. Von Ol-. Karl Querner. Bern, Verlag von B. F. Haller. 1879. Sicilien ist das kranke Glied am Körper Italien's. Um sich das erklären zu können, muß man seine Geschichte studiren, und das vorliegende Buch be¬ handelt einen in kulturhistorischer Hinsicht ganz besonders interessanten Theil derselben. Es beschäftigt sich nämlich, wie der zu knappe Titel nicht errathen läßt, mit der Zeit, wo die Insel auf Grund der Friedensschlüsse von Utrecht und Rastatt zum ersten Male mit Piemont verbunden wurde, einer Zeit, be¬ deutungsvoll durch Reformen verschiedenster Art, anziehend durch den gewal¬ tigen Kirchenstreit, der zum Interdikt und andrerseits zur Sequestrirung der Jesuitengüter und zur Verbannung von vierhundert Geistlichen führte, wichtig endlich durch die diplomatischen Verhandlungen, die von den Großmächten wegen des Besitzes von Sicilien oft in leidenschaftlicher Weise geführt wurden. Wie heute das italienische Parlament, so berieth, als die Insel an Piemont abgetreten war, vor hundertundsiebzig Jahren schon Victor Amadeus mit seinem Staatsrath die Hebung des arg verwahrlosten Landes in materieller und gei¬ stiger Hinsicht, und war die Periode der Verbindung desselben mit Piemont zu kurz, um dauernde Schöpfungen zu erzeugen, so verhilft sie wenigstens zu Aufklärungen über die jetzige Lage der Insel.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/127
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/127>, abgerufen am 06.05.2024.