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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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ganz gebratenes Lamm mit Kopf und Füßen, von dem wir uns heruuter-
schnitten, was uns beliebte. Es schmeckte recht gut, aber wenn ich dem Thierchen
in die Gesichtszüge blickte, war mir zu Muth, als ob ich ein Kannibale wäre.
Zuletzt gab es das köstliche Gebäck, das man Melena nennt, eine Art flacher
Kuchen. Wein wurde während der Mahlzeit herumgereicht, und zum Schlüsse
hätte selbst ein Londoner Alderman die Empfindung haben müssen, daß er ein
Diner zu sich genommen.

Der Sohn unseres Wirthes und seine Frau gingen dann mit einer kupfernen
Schüssel voll Wasser, einem Stück Seife und einem hübsch gestickten Handtuche
herum, damit wir uns die Hände reinigen konnten, worauf wir uns dem
Genusse von Kaffee und Cigaretten widmeten. Ich bewunderte die behagliche
Ruhe und Würde meines bulgarischen Wirthes, der, durch die Anwesenheit
ausländischer Gäste durchaus nicht in Verlegenheit gesetzt, für die Repräsen¬
tation seines Hauses wie ein geborner Edelmann sorgte. Am nächsten Tage
zeigte er mir die Dorfschule, die er auf eigene Kosten gebaut hatte. Das
Schulzimmer war von ansehnlicher Größe und zu seinem Zwecke wohl geeignet.
Ungefähr zwanzig Knaben und Mädchen wurden darin unterrichtet. Bei unserem
Eintritt standen sie auf. Sie schienen unter guter Zucht zu stehen und recht
verständig und lernbegierig zu sein."

Auch dieses Bild aus dem Leben der Bulgaren deutet, wie uns dünkt,
nicht gerade darauf hin, daß dieselben in den letzten Jahren vor dem Kriege
Noth gelitten und sich besonders unglücklich zu fühlen Ursache gehabt hätten.


G




Zur Beachtung.
Mit nächstem Hefte beginnt diese Zeitschrift das II. Quartal ihres
38. Jahrgangs, welches dnrch alle Buchhandlungen "ut Haftan¬
stalten des In- und Auslandes z" beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Leipzig, im März 1879. Die Verlagshandlung.




Alle für die Grenzboten bestimmten Zuschriften, Manuskripte :e. wolle
man in Zukunft an die Verlagsbuchhandlung richten.
(Adresse: Leipzig, Königsstraße 18.)




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel 6- Herrmann in Leipzig-

ganz gebratenes Lamm mit Kopf und Füßen, von dem wir uns heruuter-
schnitten, was uns beliebte. Es schmeckte recht gut, aber wenn ich dem Thierchen
in die Gesichtszüge blickte, war mir zu Muth, als ob ich ein Kannibale wäre.
Zuletzt gab es das köstliche Gebäck, das man Melena nennt, eine Art flacher
Kuchen. Wein wurde während der Mahlzeit herumgereicht, und zum Schlüsse
hätte selbst ein Londoner Alderman die Empfindung haben müssen, daß er ein
Diner zu sich genommen.

Der Sohn unseres Wirthes und seine Frau gingen dann mit einer kupfernen
Schüssel voll Wasser, einem Stück Seife und einem hübsch gestickten Handtuche
herum, damit wir uns die Hände reinigen konnten, worauf wir uns dem
Genusse von Kaffee und Cigaretten widmeten. Ich bewunderte die behagliche
Ruhe und Würde meines bulgarischen Wirthes, der, durch die Anwesenheit
ausländischer Gäste durchaus nicht in Verlegenheit gesetzt, für die Repräsen¬
tation seines Hauses wie ein geborner Edelmann sorgte. Am nächsten Tage
zeigte er mir die Dorfschule, die er auf eigene Kosten gebaut hatte. Das
Schulzimmer war von ansehnlicher Größe und zu seinem Zwecke wohl geeignet.
Ungefähr zwanzig Knaben und Mädchen wurden darin unterrichtet. Bei unserem
Eintritt standen sie auf. Sie schienen unter guter Zucht zu stehen und recht
verständig und lernbegierig zu sein."

Auch dieses Bild aus dem Leben der Bulgaren deutet, wie uns dünkt,
nicht gerade darauf hin, daß dieselben in den letzten Jahren vor dem Kriege
Noth gelitten und sich besonders unglücklich zu fühlen Ursache gehabt hätten.


G




Zur Beachtung.
Mit nächstem Hefte beginnt diese Zeitschrift das II. Quartal ihres
38. Jahrgangs, welches dnrch alle Buchhandlungen «ut Haftan¬
stalten des In- und Auslandes z» beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Leipzig, im März 1879. Die Verlagshandlung.




Alle für die Grenzboten bestimmten Zuschriften, Manuskripte :e. wolle
man in Zukunft an die Verlagsbuchhandlung richten.
(Adresse: Leipzig, Königsstraße 18.)




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel 6- Herrmann in Leipzig-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/544>, abgerufen am 06.05.2024.