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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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des Eigenthums und der persönlichen Freiheit, einem beschränkten Versammlungs¬
rechte, Unabhängigkeit und Unabsetzbarkeit der Richter, Preßfreiheit, Geschwornen¬
gerichten, Trennung der Kirche vom Staate und Freiheit des Unterrichts be¬
standen." Belgien ist unter dieser Verfassung und unter verständigen Fürsten
Wohl gediehen, obwohl es anfangs noch einige Zeit mit äußeren und später mit
inneren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Ostmüchte blieben ihm mehrere
Jahre ungünstig, und Rußland schickte erst 1853 einen Gesandten nach Brüssel,
Frankreich war ein zweideutiger Bundesgenosse, den die Vermählung König
Leopolds mit Louise von Orleans nicht gehindert haben würde, bei geeigneter
Gelegenheit Belgien an sich zu reißen, und der noch 1866 solche Pläne ver¬
folgte. England meinte es aus Interesse, wegen des Hafens von Antwerpen,
ehrlich mit der Unabhängigkeit des neuen Staates. Es mangelte nicht an Partei¬
umtrieben, Fransquillons, die ein Aufgehen Belgiens in Frankreich, Orangisten,
die eine Wiedervereinigung mit Holland erstrebten, Ultramontanen, die Unter¬
werfung unter Rom forderten. Auch sonst fehlte es nicht an Klippen, an
welchen das Staatsschiff Schaden leiden konnte. Aber ein weiser König unter¬
stützt von einer im Ganzen maßvollen Volksvertretung, wußte diese Gefahren
geschickt zu vermeiden.

Belgien ist durch eine Revolution entstanden, aber es hat keine weitere erlebt,
seine Entwicklung ist fünfzig Jahre hindurch eine friedliche und gesetzmäßige
gewesen. Der Sieg, der 1830 erfochten wurde, war zum Theil ein Sieg der
Ultramontanen, aber diese haben die angestrebte Herrschaft nicht behalten, Belgien
erwehrte sich kräftig der römischen Anmaßung und steht jetzt in der ersten Reihe
der Staate", die sie bekämpfen. Belgien ist endlich uus Deutschen immer ein
guter Nachbar gewesen. Wünschen wir ihm daher nochmals eine helle und
fruchtbare Zukunft.




Die Gartenphilosophen.
cL. Lang. von
3. Ein epikureischer Festtag.

Die Feier des Geburtstags (7-^^-") war bei deu Griechen seit Alexander
d. Gr. stehende Sitte. Ein Rauchopfer, welches den F-ol 7-^-/^0", den Ge¬
burtstagsgöttern, galt, zu denen Zeus, Hera, Artemis, Helios, Dionysos u. a.


des Eigenthums und der persönlichen Freiheit, einem beschränkten Versammlungs¬
rechte, Unabhängigkeit und Unabsetzbarkeit der Richter, Preßfreiheit, Geschwornen¬
gerichten, Trennung der Kirche vom Staate und Freiheit des Unterrichts be¬
standen." Belgien ist unter dieser Verfassung und unter verständigen Fürsten
Wohl gediehen, obwohl es anfangs noch einige Zeit mit äußeren und später mit
inneren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Ostmüchte blieben ihm mehrere
Jahre ungünstig, und Rußland schickte erst 1853 einen Gesandten nach Brüssel,
Frankreich war ein zweideutiger Bundesgenosse, den die Vermählung König
Leopolds mit Louise von Orleans nicht gehindert haben würde, bei geeigneter
Gelegenheit Belgien an sich zu reißen, und der noch 1866 solche Pläne ver¬
folgte. England meinte es aus Interesse, wegen des Hafens von Antwerpen,
ehrlich mit der Unabhängigkeit des neuen Staates. Es mangelte nicht an Partei¬
umtrieben, Fransquillons, die ein Aufgehen Belgiens in Frankreich, Orangisten,
die eine Wiedervereinigung mit Holland erstrebten, Ultramontanen, die Unter¬
werfung unter Rom forderten. Auch sonst fehlte es nicht an Klippen, an
welchen das Staatsschiff Schaden leiden konnte. Aber ein weiser König unter¬
stützt von einer im Ganzen maßvollen Volksvertretung, wußte diese Gefahren
geschickt zu vermeiden.

Belgien ist durch eine Revolution entstanden, aber es hat keine weitere erlebt,
seine Entwicklung ist fünfzig Jahre hindurch eine friedliche und gesetzmäßige
gewesen. Der Sieg, der 1830 erfochten wurde, war zum Theil ein Sieg der
Ultramontanen, aber diese haben die angestrebte Herrschaft nicht behalten, Belgien
erwehrte sich kräftig der römischen Anmaßung und steht jetzt in der ersten Reihe
der Staate», die sie bekämpfen. Belgien ist endlich uus Deutschen immer ein
guter Nachbar gewesen. Wünschen wir ihm daher nochmals eine helle und
fruchtbare Zukunft.




Die Gartenphilosophen.
cL. Lang. von
3. Ein epikureischer Festtag.

Die Feier des Geburtstags (7-^^-«) war bei deu Griechen seit Alexander
d. Gr. stehende Sitte. Ein Rauchopfer, welches den F-ol 7-^-/^0», den Ge¬
burtstagsgöttern, galt, zu denen Zeus, Hera, Artemis, Helios, Dionysos u. a.


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[0109] des Eigenthums und der persönlichen Freiheit, einem beschränkten Versammlungs¬ rechte, Unabhängigkeit und Unabsetzbarkeit der Richter, Preßfreiheit, Geschwornen¬ gerichten, Trennung der Kirche vom Staate und Freiheit des Unterrichts be¬ standen." Belgien ist unter dieser Verfassung und unter verständigen Fürsten Wohl gediehen, obwohl es anfangs noch einige Zeit mit äußeren und später mit inneren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Ostmüchte blieben ihm mehrere Jahre ungünstig, und Rußland schickte erst 1853 einen Gesandten nach Brüssel, Frankreich war ein zweideutiger Bundesgenosse, den die Vermählung König Leopolds mit Louise von Orleans nicht gehindert haben würde, bei geeigneter Gelegenheit Belgien an sich zu reißen, und der noch 1866 solche Pläne ver¬ folgte. England meinte es aus Interesse, wegen des Hafens von Antwerpen, ehrlich mit der Unabhängigkeit des neuen Staates. Es mangelte nicht an Partei¬ umtrieben, Fransquillons, die ein Aufgehen Belgiens in Frankreich, Orangisten, die eine Wiedervereinigung mit Holland erstrebten, Ultramontanen, die Unter¬ werfung unter Rom forderten. Auch sonst fehlte es nicht an Klippen, an welchen das Staatsschiff Schaden leiden konnte. Aber ein weiser König unter¬ stützt von einer im Ganzen maßvollen Volksvertretung, wußte diese Gefahren geschickt zu vermeiden. Belgien ist durch eine Revolution entstanden, aber es hat keine weitere erlebt, seine Entwicklung ist fünfzig Jahre hindurch eine friedliche und gesetzmäßige gewesen. Der Sieg, der 1830 erfochten wurde, war zum Theil ein Sieg der Ultramontanen, aber diese haben die angestrebte Herrschaft nicht behalten, Belgien erwehrte sich kräftig der römischen Anmaßung und steht jetzt in der ersten Reihe der Staate», die sie bekämpfen. Belgien ist endlich uus Deutschen immer ein guter Nachbar gewesen. Wünschen wir ihm daher nochmals eine helle und fruchtbare Zukunft. Die Gartenphilosophen. cL. Lang. von 3. Ein epikureischer Festtag. Die Feier des Geburtstags (7-^^-«) war bei deu Griechen seit Alexander d. Gr. stehende Sitte. Ein Rauchopfer, welches den F-ol 7-^-/^0», den Ge¬ burtstagsgöttern, galt, zu denen Zeus, Hera, Artemis, Helios, Dionysos u. a.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/109>, abgerufen am 30.04.2024.