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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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katholischen Religion zu bringen. Graf Pückler klagt nun, daß der "Herr Probst
Ihm, Herrn Grafen von Pncklern zu seinem Schaden nicht nur einen großen
Antheil seiner Unterthanen verjagt, sondern auch, wenn dieselben endlich katho¬
lisch geworden, ihnen Gelegenheit gegeben habe, davon zu laufen und sich der
Untertänigkeit zu entbrechen, andererseits nicht minder ihm dem Grafen von
Pückler in seinen ^nriMotionaliKus gekrünket, maßen derselbe sich wider alle
Billigkeit unterfangen, die Graf Pücklerschen Unterthanen, wenn sie endlich katho¬
lisch geworden, xroxris aufn und ohne des Herrn Grafen Oonssns der Unter¬
tänigkeit zu entlassen, indem er ihnen sagte, sie könnten jetzt hingehen, wohin
sie wollten. Auch habe er zu einigen geäußert, daß er die Mannspersonen nach
Zahlung von 4 Mark, die Weibspersonen von 3 Mark von der Unterthanen-
Pflicht gegen den Grafen entbinden werde." Das Lösegeld ließ er sie entweder
addieren oder gelegentlich bezahlen. Vier dergleichen Fälle werden angeführt.
Die Zahl der durch Gewalt vertriebenen und eigenmächtig vom Probst entlas¬
senen Personen giebt der Graf auf dreizehn an. Wenn er anch gegen solche
Ausschreitungen beim Kaiser Abhilfe fand, so wird uns doch nichts von einer
Bestrafung so ungerechtfertigter Uebergriffe mitgetheilt, die Vorgesetzte und Unter¬
gebene in gleicher Weise schädigte und verletzte.

Daß nach solchen Erfahrungen Schlesiens Bewohner ihrer großen Mehr¬
zahl nach sich glücklich schätzten, als 1740 Friedrich II. in Schlesien erschien,
braucht nicht gesagt zu werden. Und wie Seemaus Einwohner 1741 die der
Spionage verdächtige Gräfin von Callenberg, welche auf Befehl Neippergs nach
Reiße transportirt wurde, mit Freuden gebunden mitsammt ihren Schätzen auf
einen Leiterwagen geworfen hatten, und wie dieselben Steinauer das Schloß
ihrer tyrannischen Grundherrin ohne Bedauern beim Einmarsch der Preußen
1741 in Trümmer sinken sahen, so sah ganz Schlesien beim Niedergange der
österreichischen Herrschaft hoffnungsvoll und mit neuem Lebensmuth der auf¬
gehenden Sonne Friedrichs von Preußen entgegen.


Otto Linke.


Giuseppe parmi.

Höchst et,rwnroia "ut grost zciat Dante des alten Italiens
Bild, und das mittlere zciat lieblich und schon Ariost;
Aber dn maltest das neue, Parmi! Wie sehr es aesnnren,
Zeigt dein spielender, dein feiner und beißender Spott
Dient es zum Borwnrf dir, das, dein Ja"r"n"dert so klein war?
Eher zum Lobe! D" warst wirklicher Dichter der Zeit
.
Platen.

Das 18. Jahrhundert, das für Italien weder in Bezug auf künstlerische
noch auf poetische Production eine besonders glorreiche Entwicklungsstufe be-


katholischen Religion zu bringen. Graf Pückler klagt nun, daß der „Herr Probst
Ihm, Herrn Grafen von Pncklern zu seinem Schaden nicht nur einen großen
Antheil seiner Unterthanen verjagt, sondern auch, wenn dieselben endlich katho¬
lisch geworden, ihnen Gelegenheit gegeben habe, davon zu laufen und sich der
Untertänigkeit zu entbrechen, andererseits nicht minder ihm dem Grafen von
Pückler in seinen ^nriMotionaliKus gekrünket, maßen derselbe sich wider alle
Billigkeit unterfangen, die Graf Pücklerschen Unterthanen, wenn sie endlich katho¬
lisch geworden, xroxris aufn und ohne des Herrn Grafen Oonssns der Unter¬
tänigkeit zu entlassen, indem er ihnen sagte, sie könnten jetzt hingehen, wohin
sie wollten. Auch habe er zu einigen geäußert, daß er die Mannspersonen nach
Zahlung von 4 Mark, die Weibspersonen von 3 Mark von der Unterthanen-
Pflicht gegen den Grafen entbinden werde." Das Lösegeld ließ er sie entweder
addieren oder gelegentlich bezahlen. Vier dergleichen Fälle werden angeführt.
Die Zahl der durch Gewalt vertriebenen und eigenmächtig vom Probst entlas¬
senen Personen giebt der Graf auf dreizehn an. Wenn er anch gegen solche
Ausschreitungen beim Kaiser Abhilfe fand, so wird uns doch nichts von einer
Bestrafung so ungerechtfertigter Uebergriffe mitgetheilt, die Vorgesetzte und Unter¬
gebene in gleicher Weise schädigte und verletzte.

Daß nach solchen Erfahrungen Schlesiens Bewohner ihrer großen Mehr¬
zahl nach sich glücklich schätzten, als 1740 Friedrich II. in Schlesien erschien,
braucht nicht gesagt zu werden. Und wie Seemaus Einwohner 1741 die der
Spionage verdächtige Gräfin von Callenberg, welche auf Befehl Neippergs nach
Reiße transportirt wurde, mit Freuden gebunden mitsammt ihren Schätzen auf
einen Leiterwagen geworfen hatten, und wie dieselben Steinauer das Schloß
ihrer tyrannischen Grundherrin ohne Bedauern beim Einmarsch der Preußen
1741 in Trümmer sinken sahen, so sah ganz Schlesien beim Niedergange der
österreichischen Herrschaft hoffnungsvoll und mit neuem Lebensmuth der auf¬
gehenden Sonne Friedrichs von Preußen entgegen.


Otto Linke.


Giuseppe parmi.

Höchst et,rwnroia »ut grost zciat Dante des alten Italiens
Bild, und das mittlere zciat lieblich und schon Ariost;
Aber dn maltest das neue, Parmi! Wie sehr es aesnnren,
Zeigt dein spielender, dein feiner und beißender Spott
Dient es zum Borwnrf dir, das, dein Ja»r»n»dert so klein war?
Eher zum Lobe! D» warst wirklicher Dichter der Zeit
.
Platen.

Das 18. Jahrhundert, das für Italien weder in Bezug auf künstlerische
noch auf poetische Production eine besonders glorreiche Entwicklungsstufe be-


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[0220] katholischen Religion zu bringen. Graf Pückler klagt nun, daß der „Herr Probst Ihm, Herrn Grafen von Pncklern zu seinem Schaden nicht nur einen großen Antheil seiner Unterthanen verjagt, sondern auch, wenn dieselben endlich katho¬ lisch geworden, ihnen Gelegenheit gegeben habe, davon zu laufen und sich der Untertänigkeit zu entbrechen, andererseits nicht minder ihm dem Grafen von Pückler in seinen ^nriMotionaliKus gekrünket, maßen derselbe sich wider alle Billigkeit unterfangen, die Graf Pücklerschen Unterthanen, wenn sie endlich katho¬ lisch geworden, xroxris aufn und ohne des Herrn Grafen Oonssns der Unter¬ tänigkeit zu entlassen, indem er ihnen sagte, sie könnten jetzt hingehen, wohin sie wollten. Auch habe er zu einigen geäußert, daß er die Mannspersonen nach Zahlung von 4 Mark, die Weibspersonen von 3 Mark von der Unterthanen- Pflicht gegen den Grafen entbinden werde." Das Lösegeld ließ er sie entweder addieren oder gelegentlich bezahlen. Vier dergleichen Fälle werden angeführt. Die Zahl der durch Gewalt vertriebenen und eigenmächtig vom Probst entlas¬ senen Personen giebt der Graf auf dreizehn an. Wenn er anch gegen solche Ausschreitungen beim Kaiser Abhilfe fand, so wird uns doch nichts von einer Bestrafung so ungerechtfertigter Uebergriffe mitgetheilt, die Vorgesetzte und Unter¬ gebene in gleicher Weise schädigte und verletzte. Daß nach solchen Erfahrungen Schlesiens Bewohner ihrer großen Mehr¬ zahl nach sich glücklich schätzten, als 1740 Friedrich II. in Schlesien erschien, braucht nicht gesagt zu werden. Und wie Seemaus Einwohner 1741 die der Spionage verdächtige Gräfin von Callenberg, welche auf Befehl Neippergs nach Reiße transportirt wurde, mit Freuden gebunden mitsammt ihren Schätzen auf einen Leiterwagen geworfen hatten, und wie dieselben Steinauer das Schloß ihrer tyrannischen Grundherrin ohne Bedauern beim Einmarsch der Preußen 1741 in Trümmer sinken sahen, so sah ganz Schlesien beim Niedergange der österreichischen Herrschaft hoffnungsvoll und mit neuem Lebensmuth der auf¬ gehenden Sonne Friedrichs von Preußen entgegen. Otto Linke. Giuseppe parmi. Höchst et,rwnroia »ut grost zciat Dante des alten Italiens Bild, und das mittlere zciat lieblich und schon Ariost; Aber dn maltest das neue, Parmi! Wie sehr es aesnnren, Zeigt dein spielender, dein feiner und beißender Spott Dient es zum Borwnrf dir, das, dein Ja»r»n»dert so klein war? Eher zum Lobe! D» warst wirklicher Dichter der Zeit . Platen. Das 18. Jahrhundert, das für Italien weder in Bezug auf künstlerische noch auf poetische Production eine besonders glorreiche Entwicklungsstufe be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/220>, abgerufen am 30.04.2024.