Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

abgenommen haben und fest entschlossen scheinen, sie der Donanmündnngcn zu
berauben, gemeinschaftliche Sache zu machen, daß sie sich zu dieser Intrigue
gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland hergeben würden, Mächte, die allein
ein Interesse darau haben, daß Rumänien dort seine Stellung behält, diese auf-
fallende Thatsache würde in der That schwer zu erklären sein, wenn wir nicht
schon längst mit dem althergebrachten Einvernehmen bekannt wären, welches
zwischen Rußland und der Partei besteht, welche in Rumänien während der
letzten fünf Jahre am Ruder gestanden hat.

Obschon wir keineswegs von der Art und Weise erbaut sind, in welcher
Herr Bratiano und seine Freunde die Gelegenheit ergriffen haben, der russischen
Politik unter den Auspicien Englands zu folgen, sind wir dennoch geneigt, ihnen
einen Dienst zu erweisen, indem wir sie daran erinnern, daß es vor allein der
Existenz und der Wichtigkeit der Interessen Oesterreich-Ungarns und Deutschlands
an der Donau zu danken ist, wenn Rumänien die russische Grenze noch nicht
bis zum Sereth vorschieben sah. So lange das österreichisch-ungarische Doppel¬
reich und die deutsche Nation noch des Glaubens leben, daß sie an der Donau
hochbedeutsame Interessen zu wahren haben, wird den Rumänen jenes Unglück
nicht widerfahren. Aber die verbündete" Mächte Mitteleuropas werden schwer¬
lich zulassen, daß die Politiker in Bukarest die Interessen des österreichisch¬
ungarischen Staates und des deutschen Reiches ihren gegenwärtigen guten
Freunden unter die Füße werfen, selbst wenn diese guten Freunde und Ver¬
bündeten Gortschakoff und Gladstone heißen.




Literatur.
Metaphysische Anfangsgrttnde der mathematischen Wissenschaften auf
Grundlage der heliocentrischer Philosophie, dargestellt von Alfons Bilharz und
Portus Dannegg er. Sigmaringen, Tappen, 1880.

Wenn durch symbolische Vergleiche, durch Spielen mit Begriffen der soliden
Wissenschaft genutzt, statt geschadet würde, so könnte das angeführte Schriftchen ge¬
wiß einen guten Zweck haben. Leider steht die Sache nicht so. Die logischen
Schwierigkeiten, welche in einigen mathematischen Begriffen thatsächlich noch vor¬
handen sind, werden durch unklares symbolisiren nur noch großer. Greifen wir
aus diesen "Metaphysischen Anfangsgründen" nur auf gut Glück einen Paragraphen
heraus und fragen wir, wem dadurch etwas klar geworden ist. Der Z 29 lautet:
"Was die Ellipse im dreidimensionalen Raum, das ist die Parabel für die Ebene,
das vollkommene Aequivalent jener; nichts anderes als die vom Denkgesetz (d. i.
Tangentengesetz) verlangte Ellipse, die aus dem stereometrischen Raum heraus in
die Ebene gedrückt worden. Hieraus folgt, daß, wenn (wie in der Mathematik zu¬
meist) von einem Erkennen in der Ebene die Rede ist, die Constanz in der Bari--


Grenzboten III. 1880, 33

abgenommen haben und fest entschlossen scheinen, sie der Donanmündnngcn zu
berauben, gemeinschaftliche Sache zu machen, daß sie sich zu dieser Intrigue
gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland hergeben würden, Mächte, die allein
ein Interesse darau haben, daß Rumänien dort seine Stellung behält, diese auf-
fallende Thatsache würde in der That schwer zu erklären sein, wenn wir nicht
schon längst mit dem althergebrachten Einvernehmen bekannt wären, welches
zwischen Rußland und der Partei besteht, welche in Rumänien während der
letzten fünf Jahre am Ruder gestanden hat.

Obschon wir keineswegs von der Art und Weise erbaut sind, in welcher
Herr Bratiano und seine Freunde die Gelegenheit ergriffen haben, der russischen
Politik unter den Auspicien Englands zu folgen, sind wir dennoch geneigt, ihnen
einen Dienst zu erweisen, indem wir sie daran erinnern, daß es vor allein der
Existenz und der Wichtigkeit der Interessen Oesterreich-Ungarns und Deutschlands
an der Donau zu danken ist, wenn Rumänien die russische Grenze noch nicht
bis zum Sereth vorschieben sah. So lange das österreichisch-ungarische Doppel¬
reich und die deutsche Nation noch des Glaubens leben, daß sie an der Donau
hochbedeutsame Interessen zu wahren haben, wird den Rumänen jenes Unglück
nicht widerfahren. Aber die verbündete» Mächte Mitteleuropas werden schwer¬
lich zulassen, daß die Politiker in Bukarest die Interessen des österreichisch¬
ungarischen Staates und des deutschen Reiches ihren gegenwärtigen guten
Freunden unter die Füße werfen, selbst wenn diese guten Freunde und Ver¬
bündeten Gortschakoff und Gladstone heißen.




Literatur.
Metaphysische Anfangsgrttnde der mathematischen Wissenschaften auf
Grundlage der heliocentrischer Philosophie, dargestellt von Alfons Bilharz und
Portus Dannegg er. Sigmaringen, Tappen, 1880.

Wenn durch symbolische Vergleiche, durch Spielen mit Begriffen der soliden
Wissenschaft genutzt, statt geschadet würde, so könnte das angeführte Schriftchen ge¬
wiß einen guten Zweck haben. Leider steht die Sache nicht so. Die logischen
Schwierigkeiten, welche in einigen mathematischen Begriffen thatsächlich noch vor¬
handen sind, werden durch unklares symbolisiren nur noch großer. Greifen wir
aus diesen „Metaphysischen Anfangsgründen" nur auf gut Glück einen Paragraphen
heraus und fragen wir, wem dadurch etwas klar geworden ist. Der Z 29 lautet:
„Was die Ellipse im dreidimensionalen Raum, das ist die Parabel für die Ebene,
das vollkommene Aequivalent jener; nichts anderes als die vom Denkgesetz (d. i.
Tangentengesetz) verlangte Ellipse, die aus dem stereometrischen Raum heraus in
die Ebene gedrückt worden. Hieraus folgt, daß, wenn (wie in der Mathematik zu¬
meist) von einem Erkennen in der Ebene die Rede ist, die Constanz in der Bari--


Grenzboten III. 1880, 33
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0258" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147352"/>
          <p xml:id="ID_677" prev="#ID_676"> abgenommen haben und fest entschlossen scheinen, sie der Donanmündnngcn zu<lb/>
berauben, gemeinschaftliche Sache zu machen, daß sie sich zu dieser Intrigue<lb/>
gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland hergeben würden, Mächte, die allein<lb/>
ein Interesse darau haben, daß Rumänien dort seine Stellung behält, diese auf-<lb/>
fallende Thatsache würde in der That schwer zu erklären sein, wenn wir nicht<lb/>
schon längst mit dem althergebrachten Einvernehmen bekannt wären, welches<lb/>
zwischen Rußland und der Partei besteht, welche in Rumänien während der<lb/>
letzten fünf Jahre am Ruder gestanden hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_678"> Obschon wir keineswegs von der Art und Weise erbaut sind, in welcher<lb/>
Herr Bratiano und seine Freunde die Gelegenheit ergriffen haben, der russischen<lb/>
Politik unter den Auspicien Englands zu folgen, sind wir dennoch geneigt, ihnen<lb/>
einen Dienst zu erweisen, indem wir sie daran erinnern, daß es vor allein der<lb/>
Existenz und der Wichtigkeit der Interessen Oesterreich-Ungarns und Deutschlands<lb/>
an der Donau zu danken ist, wenn Rumänien die russische Grenze noch nicht<lb/>
bis zum Sereth vorschieben sah. So lange das österreichisch-ungarische Doppel¬<lb/>
reich und die deutsche Nation noch des Glaubens leben, daß sie an der Donau<lb/>
hochbedeutsame Interessen zu wahren haben, wird den Rumänen jenes Unglück<lb/>
nicht widerfahren. Aber die verbündete» Mächte Mitteleuropas werden schwer¬<lb/>
lich zulassen, daß die Politiker in Bukarest die Interessen des österreichisch¬<lb/>
ungarischen Staates und des deutschen Reiches ihren gegenwärtigen guten<lb/>
Freunden unter die Füße werfen, selbst wenn diese guten Freunde und Ver¬<lb/>
bündeten Gortschakoff und Gladstone heißen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Metaphysische Anfangsgrttnde der mathematischen Wissenschaften auf<lb/>
Grundlage der heliocentrischer Philosophie, dargestellt von Alfons Bilharz und<lb/>
Portus Dannegg er. Sigmaringen, Tappen, 1880.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_679" next="#ID_680"> Wenn durch symbolische Vergleiche, durch Spielen mit Begriffen der soliden<lb/>
Wissenschaft genutzt, statt geschadet würde, so könnte das angeführte Schriftchen ge¬<lb/>
wiß einen guten Zweck haben. Leider steht die Sache nicht so. Die logischen<lb/>
Schwierigkeiten, welche in einigen mathematischen Begriffen thatsächlich noch vor¬<lb/>
handen sind, werden durch unklares symbolisiren nur noch großer. Greifen wir<lb/>
aus diesen &#x201E;Metaphysischen Anfangsgründen" nur auf gut Glück einen Paragraphen<lb/>
heraus und fragen wir, wem dadurch etwas klar geworden ist. Der Z 29 lautet:<lb/>
&#x201E;Was die Ellipse im dreidimensionalen Raum, das ist die Parabel für die Ebene,<lb/>
das vollkommene Aequivalent jener; nichts anderes als die vom Denkgesetz (d. i.<lb/>
Tangentengesetz) verlangte Ellipse, die aus dem stereometrischen Raum heraus in<lb/>
die Ebene gedrückt worden. Hieraus folgt, daß, wenn (wie in der Mathematik zu¬<lb/>
meist) von einem Erkennen in der Ebene die Rede ist, die Constanz in der Bari--</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1880, 33</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0258] abgenommen haben und fest entschlossen scheinen, sie der Donanmündnngcn zu berauben, gemeinschaftliche Sache zu machen, daß sie sich zu dieser Intrigue gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland hergeben würden, Mächte, die allein ein Interesse darau haben, daß Rumänien dort seine Stellung behält, diese auf- fallende Thatsache würde in der That schwer zu erklären sein, wenn wir nicht schon längst mit dem althergebrachten Einvernehmen bekannt wären, welches zwischen Rußland und der Partei besteht, welche in Rumänien während der letzten fünf Jahre am Ruder gestanden hat. Obschon wir keineswegs von der Art und Weise erbaut sind, in welcher Herr Bratiano und seine Freunde die Gelegenheit ergriffen haben, der russischen Politik unter den Auspicien Englands zu folgen, sind wir dennoch geneigt, ihnen einen Dienst zu erweisen, indem wir sie daran erinnern, daß es vor allein der Existenz und der Wichtigkeit der Interessen Oesterreich-Ungarns und Deutschlands an der Donau zu danken ist, wenn Rumänien die russische Grenze noch nicht bis zum Sereth vorschieben sah. So lange das österreichisch-ungarische Doppel¬ reich und die deutsche Nation noch des Glaubens leben, daß sie an der Donau hochbedeutsame Interessen zu wahren haben, wird den Rumänen jenes Unglück nicht widerfahren. Aber die verbündete» Mächte Mitteleuropas werden schwer¬ lich zulassen, daß die Politiker in Bukarest die Interessen des österreichisch¬ ungarischen Staates und des deutschen Reiches ihren gegenwärtigen guten Freunden unter die Füße werfen, selbst wenn diese guten Freunde und Ver¬ bündeten Gortschakoff und Gladstone heißen. Literatur. Metaphysische Anfangsgrttnde der mathematischen Wissenschaften auf Grundlage der heliocentrischer Philosophie, dargestellt von Alfons Bilharz und Portus Dannegg er. Sigmaringen, Tappen, 1880. Wenn durch symbolische Vergleiche, durch Spielen mit Begriffen der soliden Wissenschaft genutzt, statt geschadet würde, so könnte das angeführte Schriftchen ge¬ wiß einen guten Zweck haben. Leider steht die Sache nicht so. Die logischen Schwierigkeiten, welche in einigen mathematischen Begriffen thatsächlich noch vor¬ handen sind, werden durch unklares symbolisiren nur noch großer. Greifen wir aus diesen „Metaphysischen Anfangsgründen" nur auf gut Glück einen Paragraphen heraus und fragen wir, wem dadurch etwas klar geworden ist. Der Z 29 lautet: „Was die Ellipse im dreidimensionalen Raum, das ist die Parabel für die Ebene, das vollkommene Aequivalent jener; nichts anderes als die vom Denkgesetz (d. i. Tangentengesetz) verlangte Ellipse, die aus dem stereometrischen Raum heraus in die Ebene gedrückt worden. Hieraus folgt, daß, wenn (wie in der Mathematik zu¬ meist) von einem Erkennen in der Ebene die Rede ist, die Constanz in der Bari-- Grenzboten III. 1880, 33

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/258
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/258>, abgerufen am 30.04.2024.