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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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sage des Goethischen Tagebuchs die Marchesa "nach Tische" an und reiste an 27.
Abends nach Frankfurt weiter, wohin Goethe sie an seine Mutter empfohlen hatte.
Bereits am 28. August aber schreibt er ihr uuter anderen: "In meiner Eltern
Haus komme ich Ihnen mit einem Grus entgegen, auf denen Schwellen wo ich in
meinem Leben mit so tausendfach veränderten Empfindungen hin und wieder ge¬
gangen bin.---In Ihrer Gegenwart wünscht mau sich reicher an Augen,
Ohren und Geist, um nur sehen, und glaubwürdig und begreiflich finden zu können,
daß es dem Himmel, nach so viel verunglückten Versuchen auch einmal gefallen
u"d geglückt hat etwas Ihresgleichen zu machen.--Sie wissen la so schönes,
"ut das schöne so schön zu sagen, daß es einem immer wie in der Sonne Wohl
wird, wenn man sich's gleich nicht träumen lässt daß sie um unsertwillen scheint."

Knebel, der Erzieher des Prinzen Constantin von Weimar, befand sich damals
auf einer Reise in der Schweiz.


2.
An den Prinzen August von Gotha.

Durchlauchtigster Prinz
Gnädigster Herr,

Ew Durch! bauete auf das lebhafteste für den Anteil den Sie meinem
deinen Versuche wiedmen wollen, ich werde von den Bemerckuugen gewiss Ge¬
brauch machen, die eine Stelle war ein Versehn.

Ich fange nun selbst an zu zweifeln ob es übersezlich seyn wird. Es muß
nun noch einmal überarbeitet werden, hernach wollen wir einen Versuch machen.
Auf alle Fülle untersteh ich mich Ew Durchl eine Abschrift zu überreichen.

Hier folgen indeß die Vogel. Es ist freylich nur der erste Acte, und die
übrigen sind noch in Pekko, vielleicht lockt die nächste Jahrszeit des Gefieders,
"und diese merckwürdigen Geschichten hervor.

Die beyliegende Büste wird vielleicht nicht unwerth befunden werden bey
Durchl aufgestellt zu seyn.


Mich zur Fortdauer gnädiger Gesinnungen empfehlend unterzeichne ich much
Ew Durchl
Weimar d. 2 Ap unterthänigster
Goethe
3.
An den Prinzen August von Gotha.

Durchlauchtigster Fürst
gnädigster Herr,

Ew Durchl nochmals meine Freude über die glückliche Begegnung in Erfurt


sage des Goethischen Tagebuchs die Marchesa „nach Tische" an und reiste an 27.
Abends nach Frankfurt weiter, wohin Goethe sie an seine Mutter empfohlen hatte.
Bereits am 28. August aber schreibt er ihr uuter anderen: „In meiner Eltern
Haus komme ich Ihnen mit einem Grus entgegen, auf denen Schwellen wo ich in
meinem Leben mit so tausendfach veränderten Empfindungen hin und wieder ge¬
gangen bin.---In Ihrer Gegenwart wünscht mau sich reicher an Augen,
Ohren und Geist, um nur sehen, und glaubwürdig und begreiflich finden zu können,
daß es dem Himmel, nach so viel verunglückten Versuchen auch einmal gefallen
u»d geglückt hat etwas Ihresgleichen zu machen.--Sie wissen la so schönes,
»ut das schöne so schön zu sagen, daß es einem immer wie in der Sonne Wohl
wird, wenn man sich's gleich nicht träumen lässt daß sie um unsertwillen scheint."

Knebel, der Erzieher des Prinzen Constantin von Weimar, befand sich damals
auf einer Reise in der Schweiz.


2.
An den Prinzen August von Gotha.

Durchlauchtigster Prinz
Gnädigster Herr,

Ew Durch! bauete auf das lebhafteste für den Anteil den Sie meinem
deinen Versuche wiedmen wollen, ich werde von den Bemerckuugen gewiss Ge¬
brauch machen, die eine Stelle war ein Versehn.

Ich fange nun selbst an zu zweifeln ob es übersezlich seyn wird. Es muß
nun noch einmal überarbeitet werden, hernach wollen wir einen Versuch machen.
Auf alle Fülle untersteh ich mich Ew Durchl eine Abschrift zu überreichen.

Hier folgen indeß die Vogel. Es ist freylich nur der erste Acte, und die
übrigen sind noch in Pekko, vielleicht lockt die nächste Jahrszeit des Gefieders,
"und diese merckwürdigen Geschichten hervor.

Die beyliegende Büste wird vielleicht nicht unwerth befunden werden bey
Durchl aufgestellt zu seyn.


Mich zur Fortdauer gnädiger Gesinnungen empfehlend unterzeichne ich much
Ew Durchl
Weimar d. 2 Ap unterthänigster
Goethe
3.
An den Prinzen August von Gotha.

Durchlauchtigster Fürst
gnädigster Herr,

Ew Durchl nochmals meine Freude über die glückliche Begegnung in Erfurt


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[0352] sage des Goethischen Tagebuchs die Marchesa „nach Tische" an und reiste an 27. Abends nach Frankfurt weiter, wohin Goethe sie an seine Mutter empfohlen hatte. Bereits am 28. August aber schreibt er ihr uuter anderen: „In meiner Eltern Haus komme ich Ihnen mit einem Grus entgegen, auf denen Schwellen wo ich in meinem Leben mit so tausendfach veränderten Empfindungen hin und wieder ge¬ gangen bin.---In Ihrer Gegenwart wünscht mau sich reicher an Augen, Ohren und Geist, um nur sehen, und glaubwürdig und begreiflich finden zu können, daß es dem Himmel, nach so viel verunglückten Versuchen auch einmal gefallen u»d geglückt hat etwas Ihresgleichen zu machen.--Sie wissen la so schönes, »ut das schöne so schön zu sagen, daß es einem immer wie in der Sonne Wohl wird, wenn man sich's gleich nicht träumen lässt daß sie um unsertwillen scheint." Knebel, der Erzieher des Prinzen Constantin von Weimar, befand sich damals auf einer Reise in der Schweiz. 2. An den Prinzen August von Gotha. Durchlauchtigster Prinz Gnädigster Herr, Ew Durch! bauete auf das lebhafteste für den Anteil den Sie meinem deinen Versuche wiedmen wollen, ich werde von den Bemerckuugen gewiss Ge¬ brauch machen, die eine Stelle war ein Versehn. Ich fange nun selbst an zu zweifeln ob es übersezlich seyn wird. Es muß nun noch einmal überarbeitet werden, hernach wollen wir einen Versuch machen. Auf alle Fülle untersteh ich mich Ew Durchl eine Abschrift zu überreichen. Hier folgen indeß die Vogel. Es ist freylich nur der erste Acte, und die übrigen sind noch in Pekko, vielleicht lockt die nächste Jahrszeit des Gefieders, "und diese merckwürdigen Geschichten hervor. Die beyliegende Büste wird vielleicht nicht unwerth befunden werden bey Durchl aufgestellt zu seyn. Mich zur Fortdauer gnädiger Gesinnungen empfehlend unterzeichne ich much Ew Durchl Weimar d. 2 Ap unterthänigster Goethe 3. An den Prinzen August von Gotha. Durchlauchtigster Fürst gnädigster Herr, Ew Durchl nochmals meine Freude über die glückliche Begegnung in Erfurt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/352>, abgerufen am 30.04.2024.