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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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doch durch Begleichung unser Urtheil am besten geschärft wird. Von dem an¬
gekommenen kann ich nur eilig so viel sagen, daß es ein Tragelaph' ist von
altem und neuem. Schwer würde es fallen, ohne ein entschiedenes Gegenstück
wie ich schon besitze, diese beyden Naturen zu sondern, wie ich es nun im Augen¬
blick thun kaun. Zu einer umständlichen Recension sollen die 'W. zu-
sammenberufen werden. Danken Sie Herrn Friedländer auf das allerverbind-
lichste. Es freut mich sehr in seinem Sohne einen Mann zu finden, der mit
mir in einer gewissen Liebhaberey, wenigstens von einer Seite zusammentrifft.
Ob er gleich so wohl versehen ist, so müßte ich mich irren, wenn ich ihm nicht
im Tausch auf diesen Vierfuß einiges Erfreuliche anbiethen konnte. Leben Sie
recht wohl! Nächstens mehr, mein Kunst- und Leidensbrnder! Das Rechte will
die ganze Welt, aber mit Pfuscher soll es erreicht werden.


G.

(Adresse:)

Des Herrn Professor Zelter Wohlgeboren
nach
frank Berlin

Von Riemer nach Goethes Dietat geschrieben, eigenhändig nur das G am Schlüsse.

Der antike Stier von Bronze, "von etwa acht Zoll Länge und vier Zoll Höhe"
befand sich im Besitz von David Friedländer in Berlin, der ihn aus der Sammlung
des bekannten Quintus Icilius erstanden hatte. Nachdem Zelter am 20. Februar
Goethe benachrichtigt hatte, daß ein Tausch gegen Doubletten aus den Goethischen
Sammlungen sich Wohl ermöglichen lassen würde, erbat dieser am 28. Februar die
Zusendung und dankte am 8. März bereits Herrn Friedländer für den Empfang
desselben, indem er zugleich als Gegengabe aus seinen Sammlungen für den Sohn
desselben interessante Bronzemedaillen beifügte. Am 21. März nimmt Zelter (der
inzwischen noch einen anderen, von Goethe am 18. März abgesandten Brief erhalten
hatte) in seinem Antwortschreiben deutlichen Bezug auf obigen Brief. ^V. X. l<
bedeutet "Weimarer Kunstfreunde". Der Schluß des Briefes bezieht sich auf von
Zelter am 1<!. Februar gemeldete Plackereien, die er durch stete schriftliche Eingaben
an das Ministerium habe, und über die er sich an den Weimarer Freund höchst
drastisch ausdrückte.


9.
An Schlichtegroll.

Wohlgeborner,
Jnsonders hochgeehrtester Herr,

Ew. Wohlgeboren freundliches Schreiben vom l5. November finde ich leider
noch unter meinen unbeantworteten Briefen, und vielleicht dient es mir zu einiger


doch durch Begleichung unser Urtheil am besten geschärft wird. Von dem an¬
gekommenen kann ich nur eilig so viel sagen, daß es ein Tragelaph' ist von
altem und neuem. Schwer würde es fallen, ohne ein entschiedenes Gegenstück
wie ich schon besitze, diese beyden Naturen zu sondern, wie ich es nun im Augen¬
blick thun kaun. Zu einer umständlichen Recension sollen die 'W. zu-
sammenberufen werden. Danken Sie Herrn Friedländer auf das allerverbind-
lichste. Es freut mich sehr in seinem Sohne einen Mann zu finden, der mit
mir in einer gewissen Liebhaberey, wenigstens von einer Seite zusammentrifft.
Ob er gleich so wohl versehen ist, so müßte ich mich irren, wenn ich ihm nicht
im Tausch auf diesen Vierfuß einiges Erfreuliche anbiethen konnte. Leben Sie
recht wohl! Nächstens mehr, mein Kunst- und Leidensbrnder! Das Rechte will
die ganze Welt, aber mit Pfuscher soll es erreicht werden.


G.

(Adresse:)

Des Herrn Professor Zelter Wohlgeboren
nach
frank Berlin

Von Riemer nach Goethes Dietat geschrieben, eigenhändig nur das G am Schlüsse.

Der antike Stier von Bronze, „von etwa acht Zoll Länge und vier Zoll Höhe"
befand sich im Besitz von David Friedländer in Berlin, der ihn aus der Sammlung
des bekannten Quintus Icilius erstanden hatte. Nachdem Zelter am 20. Februar
Goethe benachrichtigt hatte, daß ein Tausch gegen Doubletten aus den Goethischen
Sammlungen sich Wohl ermöglichen lassen würde, erbat dieser am 28. Februar die
Zusendung und dankte am 8. März bereits Herrn Friedländer für den Empfang
desselben, indem er zugleich als Gegengabe aus seinen Sammlungen für den Sohn
desselben interessante Bronzemedaillen beifügte. Am 21. März nimmt Zelter (der
inzwischen noch einen anderen, von Goethe am 18. März abgesandten Brief erhalten
hatte) in seinem Antwortschreiben deutlichen Bezug auf obigen Brief. ^V. X. l<
bedeutet „Weimarer Kunstfreunde". Der Schluß des Briefes bezieht sich auf von
Zelter am 1<!. Februar gemeldete Plackereien, die er durch stete schriftliche Eingaben
an das Ministerium habe, und über die er sich an den Weimarer Freund höchst
drastisch ausdrückte.


9.
An Schlichtegroll.

Wohlgeborner,
Jnsonders hochgeehrtester Herr,

Ew. Wohlgeboren freundliches Schreiben vom l5. November finde ich leider
noch unter meinen unbeantworteten Briefen, und vielleicht dient es mir zu einiger


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[0359] doch durch Begleichung unser Urtheil am besten geschärft wird. Von dem an¬ gekommenen kann ich nur eilig so viel sagen, daß es ein Tragelaph' ist von altem und neuem. Schwer würde es fallen, ohne ein entschiedenes Gegenstück wie ich schon besitze, diese beyden Naturen zu sondern, wie ich es nun im Augen¬ blick thun kaun. Zu einer umständlichen Recension sollen die 'W. zu- sammenberufen werden. Danken Sie Herrn Friedländer auf das allerverbind- lichste. Es freut mich sehr in seinem Sohne einen Mann zu finden, der mit mir in einer gewissen Liebhaberey, wenigstens von einer Seite zusammentrifft. Ob er gleich so wohl versehen ist, so müßte ich mich irren, wenn ich ihm nicht im Tausch auf diesen Vierfuß einiges Erfreuliche anbiethen konnte. Leben Sie recht wohl! Nächstens mehr, mein Kunst- und Leidensbrnder! Das Rechte will die ganze Welt, aber mit Pfuscher soll es erreicht werden. G. (Adresse:) Des Herrn Professor Zelter Wohlgeboren nach frank Berlin Von Riemer nach Goethes Dietat geschrieben, eigenhändig nur das G am Schlüsse. Der antike Stier von Bronze, „von etwa acht Zoll Länge und vier Zoll Höhe" befand sich im Besitz von David Friedländer in Berlin, der ihn aus der Sammlung des bekannten Quintus Icilius erstanden hatte. Nachdem Zelter am 20. Februar Goethe benachrichtigt hatte, daß ein Tausch gegen Doubletten aus den Goethischen Sammlungen sich Wohl ermöglichen lassen würde, erbat dieser am 28. Februar die Zusendung und dankte am 8. März bereits Herrn Friedländer für den Empfang desselben, indem er zugleich als Gegengabe aus seinen Sammlungen für den Sohn desselben interessante Bronzemedaillen beifügte. Am 21. März nimmt Zelter (der inzwischen noch einen anderen, von Goethe am 18. März abgesandten Brief erhalten hatte) in seinem Antwortschreiben deutlichen Bezug auf obigen Brief. ^V. X. l< bedeutet „Weimarer Kunstfreunde". Der Schluß des Briefes bezieht sich auf von Zelter am 1<!. Februar gemeldete Plackereien, die er durch stete schriftliche Eingaben an das Ministerium habe, und über die er sich an den Weimarer Freund höchst drastisch ausdrückte. 9. An Schlichtegroll. Wohlgeborner, Jnsonders hochgeehrtester Herr, Ew. Wohlgeboren freundliches Schreiben vom l5. November finde ich leider noch unter meinen unbeantworteten Briefen, und vielleicht dient es mir zu einiger

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/359>, abgerufen am 30.04.2024.