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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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führen müsse, ganz und gar von dem Holze war, aus den" unsre besten Männer
geschnitzt sind, und daß es noth und gut thut, sich dies Holz von Zeit zu Zeit
zu betrachten. Rein stofflich betrachtet, gesellen sich in den "Jugenderinnerungen"
die reizendsten und mannichfaltigsten Genrebilder zu den Betrachtungen, die sich
von selbst ergeben. Die Schilderungen aus der kleinen sächsischen Pfefferkuchen¬
bäckerstadt, in der Rietschel geboren war und aufwuchs, die Carricaturen und
Originale, welche in den Erinnerungen hervortreten, die Darstellungen der per¬
sönlich beschränkten Existenz des Knnstschülers und so vieler talentvollen Ge¬
nossen, unter denen Thäter, Friedrich Preller u. A. sind, die Erzählung von den
Nöthen des jungen Bildhauers beim Aufbau seiner ersten größern Figur, die
immer wieder zusammensinkt, die Bilder vom ersten Dürerfeste in Nürnberg
^1828) haben das frischeste Colorit. Einige andere Erzählungen aus den
Knabentagen Rietschels, so die Schilderung der Morgenwanderung durch die
Dresdner Haide oder die eines schwül schönen Pfingstmorgens, sind ungesucht
von wahrhaft poetischem Duft überhaucht. Auch der Hintergrund, namentlich
der Dresdner und Berliner Verhältnisse der zwanziger Jahre, ist zwar nur mit
wenige", aber scharfen und sichern Strichen angedeutet. So ist das kleine Buch
in der That nach mehr als einer Seite werthvoll, und wir können ihm nur
eine große Zahl eifriger, theilnehmender Freunde, vor allem aber solcher Leser
wünschen,' die sich von dem, was es im innersten Kern enthält und an ernster
Nachwirkung hervorbringen kann, durchdringen lassen. In diesem Sinne ist der
Verlagshandlung für die erneute Herausgabe sicher zu danken und im übrigen
auf das eigentliche Buch, aus dem diese "Jugenderinnerungen" herausgehoben
sind, zurückzuverweisen.




Die Hauptströmungen in der bildenden Kunst der
Gegenwart.
16- Die Malerei in München. Franz Adam und die Seinigen.
Wilhelm Lindenschmit.

Während sich neuerdings nur Wilhelm Diez und seine Schüler neben der
bisher allumfassenden und allmächtigen Pilotyschule einen Platz zu erobern ver¬
mochten, hat sich Franz Adam mit seinen Schülern schon von jeher neben dem
glänzenden Coloristen und dem langen Kometenschweife seiner Nachahmer wacker


führen müsse, ganz und gar von dem Holze war, aus den« unsre besten Männer
geschnitzt sind, und daß es noth und gut thut, sich dies Holz von Zeit zu Zeit
zu betrachten. Rein stofflich betrachtet, gesellen sich in den „Jugenderinnerungen"
die reizendsten und mannichfaltigsten Genrebilder zu den Betrachtungen, die sich
von selbst ergeben. Die Schilderungen aus der kleinen sächsischen Pfefferkuchen¬
bäckerstadt, in der Rietschel geboren war und aufwuchs, die Carricaturen und
Originale, welche in den Erinnerungen hervortreten, die Darstellungen der per¬
sönlich beschränkten Existenz des Knnstschülers und so vieler talentvollen Ge¬
nossen, unter denen Thäter, Friedrich Preller u. A. sind, die Erzählung von den
Nöthen des jungen Bildhauers beim Aufbau seiner ersten größern Figur, die
immer wieder zusammensinkt, die Bilder vom ersten Dürerfeste in Nürnberg
^1828) haben das frischeste Colorit. Einige andere Erzählungen aus den
Knabentagen Rietschels, so die Schilderung der Morgenwanderung durch die
Dresdner Haide oder die eines schwül schönen Pfingstmorgens, sind ungesucht
von wahrhaft poetischem Duft überhaucht. Auch der Hintergrund, namentlich
der Dresdner und Berliner Verhältnisse der zwanziger Jahre, ist zwar nur mit
wenige», aber scharfen und sichern Strichen angedeutet. So ist das kleine Buch
in der That nach mehr als einer Seite werthvoll, und wir können ihm nur
eine große Zahl eifriger, theilnehmender Freunde, vor allem aber solcher Leser
wünschen,' die sich von dem, was es im innersten Kern enthält und an ernster
Nachwirkung hervorbringen kann, durchdringen lassen. In diesem Sinne ist der
Verlagshandlung für die erneute Herausgabe sicher zu danken und im übrigen
auf das eigentliche Buch, aus dem diese „Jugenderinnerungen" herausgehoben
sind, zurückzuverweisen.




Die Hauptströmungen in der bildenden Kunst der
Gegenwart.
16- Die Malerei in München. Franz Adam und die Seinigen.
Wilhelm Lindenschmit.

Während sich neuerdings nur Wilhelm Diez und seine Schüler neben der
bisher allumfassenden und allmächtigen Pilotyschule einen Platz zu erobern ver¬
mochten, hat sich Franz Adam mit seinen Schülern schon von jeher neben dem
glänzenden Coloristen und dem langen Kometenschweife seiner Nachahmer wacker


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[0371] führen müsse, ganz und gar von dem Holze war, aus den« unsre besten Männer geschnitzt sind, und daß es noth und gut thut, sich dies Holz von Zeit zu Zeit zu betrachten. Rein stofflich betrachtet, gesellen sich in den „Jugenderinnerungen" die reizendsten und mannichfaltigsten Genrebilder zu den Betrachtungen, die sich von selbst ergeben. Die Schilderungen aus der kleinen sächsischen Pfefferkuchen¬ bäckerstadt, in der Rietschel geboren war und aufwuchs, die Carricaturen und Originale, welche in den Erinnerungen hervortreten, die Darstellungen der per¬ sönlich beschränkten Existenz des Knnstschülers und so vieler talentvollen Ge¬ nossen, unter denen Thäter, Friedrich Preller u. A. sind, die Erzählung von den Nöthen des jungen Bildhauers beim Aufbau seiner ersten größern Figur, die immer wieder zusammensinkt, die Bilder vom ersten Dürerfeste in Nürnberg ^1828) haben das frischeste Colorit. Einige andere Erzählungen aus den Knabentagen Rietschels, so die Schilderung der Morgenwanderung durch die Dresdner Haide oder die eines schwül schönen Pfingstmorgens, sind ungesucht von wahrhaft poetischem Duft überhaucht. Auch der Hintergrund, namentlich der Dresdner und Berliner Verhältnisse der zwanziger Jahre, ist zwar nur mit wenige», aber scharfen und sichern Strichen angedeutet. So ist das kleine Buch in der That nach mehr als einer Seite werthvoll, und wir können ihm nur eine große Zahl eifriger, theilnehmender Freunde, vor allem aber solcher Leser wünschen,' die sich von dem, was es im innersten Kern enthält und an ernster Nachwirkung hervorbringen kann, durchdringen lassen. In diesem Sinne ist der Verlagshandlung für die erneute Herausgabe sicher zu danken und im übrigen auf das eigentliche Buch, aus dem diese „Jugenderinnerungen" herausgehoben sind, zurückzuverweisen. Die Hauptströmungen in der bildenden Kunst der Gegenwart. 16- Die Malerei in München. Franz Adam und die Seinigen. Wilhelm Lindenschmit. Während sich neuerdings nur Wilhelm Diez und seine Schüler neben der bisher allumfassenden und allmächtigen Pilotyschule einen Platz zu erobern ver¬ mochten, hat sich Franz Adam mit seinen Schülern schon von jeher neben dem glänzenden Coloristen und dem langen Kometenschweife seiner Nachahmer wacker

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/371>, abgerufen am 02.05.2024.