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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.

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Zwangspflicht ist, eine christliche Erziehung gesichert zu wissen, das Recht, sich
auf die Weise christlich zu verehelichen, welche sein Glaube von jedem fordert.
... Fahren wir auf diesem Wege fort .... so hoffe ich es noch zu erleben,
daß das Narrenschiff der Zeit an dem Felsen der christlichen Kirche scheitert;
denn noch steht der Glaube an das geoffenbarte Wort Gottes im Volke fester
als der Glaube an die seligmacliende Kraft irgend eines Artikels der Ver¬
fassung."

Am 15. April 1850 sagte er im Erfurter Parlamente, als es sich um die
Abstimmung über die von den verbündeten Regierungen vorgelegte Verfassung
handelte, am Schlüsse einer Rede: "Wenn Sie dem altpreußischen Geiste nicht
mehr Concessionen machen, als bis jetzt in dieser Verfassung geschehen ist, und
wenn Sie sich bemühen, diese Verfassung jenem Geiste aufzuzwängen, so werden
Sie in ihm einen Bucephalus finden, der den gewohnten Reiter und Herrn mit
muthiger Freude trügt, den unberufenen Sonntagsreiter aber mit sammt seiner
schwarzrothgoldnen Zäumung auf den Sand setzt. Einen Trost gegen diese
Eventualitäten finde ich indessen in dem festen Glauben, es wird nicht lange
Zeit vergehen, so werden die Parteien zu dieser Verfassung stehen wie in einer
Lasontaineschen Fabel zwei Aerzte zu dem Patienten, dessen Leiche sie verlassen.
Der eine sagt: ,Er ist todt, ich habe es gleich gesagt/ der andere: Hätte er
meinen Rath befolgt, so würde er noch leben'."

Bismarck war hier Prophet, wie vorher und später nicht selten. Die Er¬
furter Verfassung ist längst todt und begraben. Aber wir haben seitdem eine
bessere und dauerhaftere erhalten, zum Heile ganz Deutschlands und nicht zum
Schaden Preußens.



Zur Entwicklung der Geographie der Erdkugel bei
den Hellenen.*)
v Hugo Berger. on

Während in Jonien die ersten Versuche gemacht wurden, die im Verlause
des Verkehrs bekannt gewordenen Länder auf der Scheibe des Erdhorizontes,



*) Bei Zusammenstellung dieses Versuches hat sich der Verfasser von dem Wunsche
leiten lassen, die Resultate neuer Arbeit den nicht philologischen Kreisen des gebildeten
Publicums zugänglich zu machen und das Interesse für die vielfach fälschlich als hinreichend
bekannt angenommene Geschichte der griechischen Geographie anzuregen. Die Menge der

Zwangspflicht ist, eine christliche Erziehung gesichert zu wissen, das Recht, sich
auf die Weise christlich zu verehelichen, welche sein Glaube von jedem fordert.
... Fahren wir auf diesem Wege fort .... so hoffe ich es noch zu erleben,
daß das Narrenschiff der Zeit an dem Felsen der christlichen Kirche scheitert;
denn noch steht der Glaube an das geoffenbarte Wort Gottes im Volke fester
als der Glaube an die seligmacliende Kraft irgend eines Artikels der Ver¬
fassung."

Am 15. April 1850 sagte er im Erfurter Parlamente, als es sich um die
Abstimmung über die von den verbündeten Regierungen vorgelegte Verfassung
handelte, am Schlüsse einer Rede: „Wenn Sie dem altpreußischen Geiste nicht
mehr Concessionen machen, als bis jetzt in dieser Verfassung geschehen ist, und
wenn Sie sich bemühen, diese Verfassung jenem Geiste aufzuzwängen, so werden
Sie in ihm einen Bucephalus finden, der den gewohnten Reiter und Herrn mit
muthiger Freude trügt, den unberufenen Sonntagsreiter aber mit sammt seiner
schwarzrothgoldnen Zäumung auf den Sand setzt. Einen Trost gegen diese
Eventualitäten finde ich indessen in dem festen Glauben, es wird nicht lange
Zeit vergehen, so werden die Parteien zu dieser Verfassung stehen wie in einer
Lasontaineschen Fabel zwei Aerzte zu dem Patienten, dessen Leiche sie verlassen.
Der eine sagt: ,Er ist todt, ich habe es gleich gesagt/ der andere: Hätte er
meinen Rath befolgt, so würde er noch leben'."

Bismarck war hier Prophet, wie vorher und später nicht selten. Die Er¬
furter Verfassung ist längst todt und begraben. Aber wir haben seitdem eine
bessere und dauerhaftere erhalten, zum Heile ganz Deutschlands und nicht zum
Schaden Preußens.



Zur Entwicklung der Geographie der Erdkugel bei
den Hellenen.*)
v Hugo Berger. on

Während in Jonien die ersten Versuche gemacht wurden, die im Verlause
des Verkehrs bekannt gewordenen Länder auf der Scheibe des Erdhorizontes,



*) Bei Zusammenstellung dieses Versuches hat sich der Verfasser von dem Wunsche
leiten lassen, die Resultate neuer Arbeit den nicht philologischen Kreisen des gebildeten
Publicums zugänglich zu machen und das Interesse für die vielfach fälschlich als hinreichend
bekannt angenommene Geschichte der griechischen Geographie anzuregen. Die Menge der
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[0407] Zwangspflicht ist, eine christliche Erziehung gesichert zu wissen, das Recht, sich auf die Weise christlich zu verehelichen, welche sein Glaube von jedem fordert. ... Fahren wir auf diesem Wege fort .... so hoffe ich es noch zu erleben, daß das Narrenschiff der Zeit an dem Felsen der christlichen Kirche scheitert; denn noch steht der Glaube an das geoffenbarte Wort Gottes im Volke fester als der Glaube an die seligmacliende Kraft irgend eines Artikels der Ver¬ fassung." Am 15. April 1850 sagte er im Erfurter Parlamente, als es sich um die Abstimmung über die von den verbündeten Regierungen vorgelegte Verfassung handelte, am Schlüsse einer Rede: „Wenn Sie dem altpreußischen Geiste nicht mehr Concessionen machen, als bis jetzt in dieser Verfassung geschehen ist, und wenn Sie sich bemühen, diese Verfassung jenem Geiste aufzuzwängen, so werden Sie in ihm einen Bucephalus finden, der den gewohnten Reiter und Herrn mit muthiger Freude trügt, den unberufenen Sonntagsreiter aber mit sammt seiner schwarzrothgoldnen Zäumung auf den Sand setzt. Einen Trost gegen diese Eventualitäten finde ich indessen in dem festen Glauben, es wird nicht lange Zeit vergehen, so werden die Parteien zu dieser Verfassung stehen wie in einer Lasontaineschen Fabel zwei Aerzte zu dem Patienten, dessen Leiche sie verlassen. Der eine sagt: ,Er ist todt, ich habe es gleich gesagt/ der andere: Hätte er meinen Rath befolgt, so würde er noch leben'." Bismarck war hier Prophet, wie vorher und später nicht selten. Die Er¬ furter Verfassung ist längst todt und begraben. Aber wir haben seitdem eine bessere und dauerhaftere erhalten, zum Heile ganz Deutschlands und nicht zum Schaden Preußens. Zur Entwicklung der Geographie der Erdkugel bei den Hellenen.*) v Hugo Berger. on Während in Jonien die ersten Versuche gemacht wurden, die im Verlause des Verkehrs bekannt gewordenen Länder auf der Scheibe des Erdhorizontes, *) Bei Zusammenstellung dieses Versuches hat sich der Verfasser von dem Wunsche leiten lassen, die Resultate neuer Arbeit den nicht philologischen Kreisen des gebildeten Publicums zugänglich zu machen und das Interesse für die vielfach fälschlich als hinreichend bekannt angenommene Geschichte der griechischen Geographie anzuregen. Die Menge der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157695/407>, abgerufen am 02.05.2024.