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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Literatur.

noch nicht zu denke", wenn auch nicht ein einen territorialen Zuwachs, obschon sich
in Canada die Stimiueu mehren, die einen Anschluß an die Union wünschen. Die
öffentliche Meinung hat eine gewaltige Macht in den Vereinigten Staaten, sie zwingt
die Minorität sich der Majorität zu fügen, wenn erstere much nicht so leicht die
Hoffnung aufgiebt, dermaleinst zur Herrschaft zu gelangen. Thatsache ist, daß kein
anderes Land der Erde so viele excentrische Köpfe zählt wie die Republik der Ver¬
einigten Staaten; aber die Gefahr, die von manchen Seiten hierin erblickt wird, ist
nicht so groß, als daß sie nicht von dem nuioustrenen nationalen Elemente unter-
drückt werden könnte, nöthigenfalls mit Waffengewalt, Die klarern Köpfe erkennen
überall, daß nur in der Einheit die Freiheit und das geistige und materielle Wohl
der Gesammtheit bestehen kann.




Literatur.
Das katholische Direktorium deS (iorpn" 1llva,ng'oliooruw. Nach hand-
schriftlichen Quellen dargestellt von Dr, M', Adolph Frnutz, Privatdocenten in
Marburg, Marburg, Elwert, 18S0,

Als Friedrich Angust I, 1697 um das Linsengericht der polnischen Krone sein
evangelisches Erstgcburtsrecht hingab, entstand die Frage, wer das Directorium des
Lornu" so-mxolivornm, welches auf dem Reichstage zu Regensburg bisher von Kur-
sachsen geführt worden war, übernehmen solle. Die Furcht, daß im Falle eines
Wechsels Brandenburg die erste Stelle unter den Evangelischen einnehmen könne,
bewog Friedrich Angust, mit Coburg, dann mit Weißenfels zu unterhandeln, um
dnrch das Zugeständniß einer allerdings nur formellen Mitwirkung einer protestan¬
tischen Macht das Directorium dem Hanse Sachsen, zu erhalten. Die politischen
Verhältnisse, die damals ein enges Zusammenhalten der Evangelischen dringend ge¬
boten, die Rivalität der Stände, die einander eine wenn auch noch so geringe
Vergrößerung ihres Ansehens nicht gönnten, bildeten die innere Veranlassung, wes¬
halb man sich bei den vom Kurfürsten von Sachsen abgegebenen Versicherungen,
daß in Glaubenssachen keine Aenderung erfolgen solle, beruhigte. Ueberdies bot
der mit Weißenfels eingerichtete Modus der Vertretung trotz seiner geringen Be¬
deutung immerhin eine gewisse Garantie dafür, daß das evangelische Directorium
nicht geradezu zum Nachtheil der Evangelischen gehandhabt werden würde. Auch
mußte mit dem dereinstigen Regierungsantritte des evangelisch erzogenen Kurvriuzeu
der provisorische Zustand ein Ende nehmen.

Bedenklich gefährdet wurde aber das kursächsische Directorium im Jahre 1717,
als aus lediglich politischen Motiven auch der Uebertritt des Kurprinzen erfolgte.
Preußens Hoffnungen auf die Führung der Evangelischen erwachten von neuem,
aber auch die Kurbraunschweigs, und es begannen nnn ein langandauernder Feder¬
krieg und diplomatische Verhandlungen zwischen den betheiligten Staaten. Zuletzt


Literatur.

noch nicht zu denke», wenn auch nicht ein einen territorialen Zuwachs, obschon sich
in Canada die Stimiueu mehren, die einen Anschluß an die Union wünschen. Die
öffentliche Meinung hat eine gewaltige Macht in den Vereinigten Staaten, sie zwingt
die Minorität sich der Majorität zu fügen, wenn erstere much nicht so leicht die
Hoffnung aufgiebt, dermaleinst zur Herrschaft zu gelangen. Thatsache ist, daß kein
anderes Land der Erde so viele excentrische Köpfe zählt wie die Republik der Ver¬
einigten Staaten; aber die Gefahr, die von manchen Seiten hierin erblickt wird, ist
nicht so groß, als daß sie nicht von dem nuioustrenen nationalen Elemente unter-
drückt werden könnte, nöthigenfalls mit Waffengewalt, Die klarern Köpfe erkennen
überall, daß nur in der Einheit die Freiheit und das geistige und materielle Wohl
der Gesammtheit bestehen kann.




Literatur.
Das katholische Direktorium deS (iorpn» 1llva,ng'oliooruw. Nach hand-
schriftlichen Quellen dargestellt von Dr, M', Adolph Frnutz, Privatdocenten in
Marburg, Marburg, Elwert, 18S0,

Als Friedrich Angust I, 1697 um das Linsengericht der polnischen Krone sein
evangelisches Erstgcburtsrecht hingab, entstand die Frage, wer das Directorium des
Lornu« so-mxolivornm, welches auf dem Reichstage zu Regensburg bisher von Kur-
sachsen geführt worden war, übernehmen solle. Die Furcht, daß im Falle eines
Wechsels Brandenburg die erste Stelle unter den Evangelischen einnehmen könne,
bewog Friedrich Angust, mit Coburg, dann mit Weißenfels zu unterhandeln, um
dnrch das Zugeständniß einer allerdings nur formellen Mitwirkung einer protestan¬
tischen Macht das Directorium dem Hanse Sachsen, zu erhalten. Die politischen
Verhältnisse, die damals ein enges Zusammenhalten der Evangelischen dringend ge¬
boten, die Rivalität der Stände, die einander eine wenn auch noch so geringe
Vergrößerung ihres Ansehens nicht gönnten, bildeten die innere Veranlassung, wes¬
halb man sich bei den vom Kurfürsten von Sachsen abgegebenen Versicherungen,
daß in Glaubenssachen keine Aenderung erfolgen solle, beruhigte. Ueberdies bot
der mit Weißenfels eingerichtete Modus der Vertretung trotz seiner geringen Be¬
deutung immerhin eine gewisse Garantie dafür, daß das evangelische Directorium
nicht geradezu zum Nachtheil der Evangelischen gehandhabt werden würde. Auch
mußte mit dem dereinstigen Regierungsantritte des evangelisch erzogenen Kurvriuzeu
der provisorische Zustand ein Ende nehmen.

Bedenklich gefährdet wurde aber das kursächsische Directorium im Jahre 1717,
als aus lediglich politischen Motiven auch der Uebertritt des Kurprinzen erfolgte.
Preußens Hoffnungen auf die Führung der Evangelischen erwachten von neuem,
aber auch die Kurbraunschweigs, und es begannen nnn ein langandauernder Feder¬
krieg und diplomatische Verhandlungen zwischen den betheiligten Staaten. Zuletzt


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[0410] Literatur. noch nicht zu denke», wenn auch nicht ein einen territorialen Zuwachs, obschon sich in Canada die Stimiueu mehren, die einen Anschluß an die Union wünschen. Die öffentliche Meinung hat eine gewaltige Macht in den Vereinigten Staaten, sie zwingt die Minorität sich der Majorität zu fügen, wenn erstere much nicht so leicht die Hoffnung aufgiebt, dermaleinst zur Herrschaft zu gelangen. Thatsache ist, daß kein anderes Land der Erde so viele excentrische Köpfe zählt wie die Republik der Ver¬ einigten Staaten; aber die Gefahr, die von manchen Seiten hierin erblickt wird, ist nicht so groß, als daß sie nicht von dem nuioustrenen nationalen Elemente unter- drückt werden könnte, nöthigenfalls mit Waffengewalt, Die klarern Köpfe erkennen überall, daß nur in der Einheit die Freiheit und das geistige und materielle Wohl der Gesammtheit bestehen kann. Literatur. Das katholische Direktorium deS (iorpn» 1llva,ng'oliooruw. Nach hand- schriftlichen Quellen dargestellt von Dr, M', Adolph Frnutz, Privatdocenten in Marburg, Marburg, Elwert, 18S0, Als Friedrich Angust I, 1697 um das Linsengericht der polnischen Krone sein evangelisches Erstgcburtsrecht hingab, entstand die Frage, wer das Directorium des Lornu« so-mxolivornm, welches auf dem Reichstage zu Regensburg bisher von Kur- sachsen geführt worden war, übernehmen solle. Die Furcht, daß im Falle eines Wechsels Brandenburg die erste Stelle unter den Evangelischen einnehmen könne, bewog Friedrich Angust, mit Coburg, dann mit Weißenfels zu unterhandeln, um dnrch das Zugeständniß einer allerdings nur formellen Mitwirkung einer protestan¬ tischen Macht das Directorium dem Hanse Sachsen, zu erhalten. Die politischen Verhältnisse, die damals ein enges Zusammenhalten der Evangelischen dringend ge¬ boten, die Rivalität der Stände, die einander eine wenn auch noch so geringe Vergrößerung ihres Ansehens nicht gönnten, bildeten die innere Veranlassung, wes¬ halb man sich bei den vom Kurfürsten von Sachsen abgegebenen Versicherungen, daß in Glaubenssachen keine Aenderung erfolgen solle, beruhigte. Ueberdies bot der mit Weißenfels eingerichtete Modus der Vertretung trotz seiner geringen Be¬ deutung immerhin eine gewisse Garantie dafür, daß das evangelische Directorium nicht geradezu zum Nachtheil der Evangelischen gehandhabt werden würde. Auch mußte mit dem dereinstigen Regierungsantritte des evangelisch erzogenen Kurvriuzeu der provisorische Zustand ein Ende nehmen. Bedenklich gefährdet wurde aber das kursächsische Directorium im Jahre 1717, als aus lediglich politischen Motiven auch der Uebertritt des Kurprinzen erfolgte. Preußens Hoffnungen auf die Führung der Evangelischen erwachten von neuem, aber auch die Kurbraunschweigs, und es begannen nnn ein langandauernder Feder¬ krieg und diplomatische Verhandlungen zwischen den betheiligten Staaten. Zuletzt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/410>, abgerufen am 28.04.2024.