Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Kleine Goethiaua.

Egloffstein besaß, und welche später nach Weimar gelangten. Gegenwärtig
ruhen diese ans jener Familie stammenden Goethimm, welche übrigens schon
1.869 sämmtlich in den "Grenzboten" leidlich correct veröffentlicht worden sind,
im Großherzogl. Sachs, Hans-Archive zu Weimar. Das Gedicht steht auf einem
in Notenfvrmat von Goethe selbst beschriebnen Blatte, welches versteckt in einem
der Gräfin Julie von Egloffstein gewidmeten Exemplare des Maskenzuges von
1818 lag*) und sich so der Forschung Wohl entzog. Interessant sind die von
Goethe allmählich vorgcnommnen Textesänderungen; während er ursprünglich
Die abgestuzten angeschmauchten geschrieben, dann mit Bleistift das letzte
Wort in eingetauchten verwandelt hatte, änderte er zuletzt beim Drucke das
Wort nochmals in sehr bezeichnender Weise in angetnuchten um.

Auffällig ist, daß bei Strehlke Das niederschreiben süße Lieder steht,
während es sowohl im vorliegenden EntWurfe des Gedichtes als auch in der
von Goedeke besorgte" Cottaschen Ausgabe (Bd. XV. S. 84) heißt Das auf¬
zuzeichnen süße Lieder. Gründe für diese Aenderung sind uns nicht bekannt.**)


2.
Goethe ein Professor Batsch in Jena.

Euer Wohlgeboren

habe in meinem letzten Schreiben ersucht mir Ihre bisherigen Vorarbeiten zu der
botanischen Anstalt und Ihre Gesinnungen schriftlich mitzutheilen. Da ich aber für
nöthig finde noch diese Woche nach Jena zu kommen, um womöglich eine solche
Einleitung zu machen, daß wir Ostern ohne Hinderniß ans Werk gehen können,
so bitte ich alles biß dahin zurück zu halten, wenn ich zu einer mündlichen Be¬
handlung eintreffen werde.

Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen


Ew Wohlgeboren
ergebenster
Goethe

Weimar d. 3 Febr.
1794




*) Uebrigens ist dieses Manuscript des Maskenzüge.s nicht vollständig erhalten; es reicht
nur bis um den Schluß der "Bier Träume" und springt dann über zur "Braut von Messina",
von der Goethe die beiden letzten Strophen eigenhändig hiuzugesiigt hat, während alles andre
von Schreiberhnnd herstammt. Der Text weicht vom Gedruckten in keiner Weise ab. Aus
den von der Gräfin Julie von Egloffstein nbernommnen Rollen sieht man, daß Goethe ihr
das Mnnnscript von denjenigen verehrte, die sie im Mnskenzug vertrat, wenn auch einige
fremde mit untergelaufen waren.
Strehlke macht im kritischen Apparat (S. 494) darauf aufmerksam, daß bereits die
"Ausgabe letzter Hand" von 1827--81 die wegen des "zu" grammatisch ganz unmögliche
Construction beseitigt hat. Vielleicht rührt der Verbesserungsvorschlag von Göttling her, der
D. N. so bei dieser Ausgabe dem Dichter Philologische Hilfe leistete.
Kleine Goethiaua.

Egloffstein besaß, und welche später nach Weimar gelangten. Gegenwärtig
ruhen diese ans jener Familie stammenden Goethimm, welche übrigens schon
1.869 sämmtlich in den „Grenzboten" leidlich correct veröffentlicht worden sind,
im Großherzogl. Sachs, Hans-Archive zu Weimar. Das Gedicht steht auf einem
in Notenfvrmat von Goethe selbst beschriebnen Blatte, welches versteckt in einem
der Gräfin Julie von Egloffstein gewidmeten Exemplare des Maskenzuges von
1818 lag*) und sich so der Forschung Wohl entzog. Interessant sind die von
Goethe allmählich vorgcnommnen Textesänderungen; während er ursprünglich
Die abgestuzten angeschmauchten geschrieben, dann mit Bleistift das letzte
Wort in eingetauchten verwandelt hatte, änderte er zuletzt beim Drucke das
Wort nochmals in sehr bezeichnender Weise in angetnuchten um.

Auffällig ist, daß bei Strehlke Das niederschreiben süße Lieder steht,
während es sowohl im vorliegenden EntWurfe des Gedichtes als auch in der
von Goedeke besorgte« Cottaschen Ausgabe (Bd. XV. S. 84) heißt Das auf¬
zuzeichnen süße Lieder. Gründe für diese Aenderung sind uns nicht bekannt.**)


2.
Goethe ein Professor Batsch in Jena.

Euer Wohlgeboren

habe in meinem letzten Schreiben ersucht mir Ihre bisherigen Vorarbeiten zu der
botanischen Anstalt und Ihre Gesinnungen schriftlich mitzutheilen. Da ich aber für
nöthig finde noch diese Woche nach Jena zu kommen, um womöglich eine solche
Einleitung zu machen, daß wir Ostern ohne Hinderniß ans Werk gehen können,
so bitte ich alles biß dahin zurück zu halten, wenn ich zu einer mündlichen Be¬
handlung eintreffen werde.

Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen


Ew Wohlgeboren
ergebenster
Goethe

Weimar d. 3 Febr.
1794




*) Uebrigens ist dieses Manuscript des Maskenzüge.s nicht vollständig erhalten; es reicht
nur bis um den Schluß der „Bier Träume" und springt dann über zur „Braut von Messina",
von der Goethe die beiden letzten Strophen eigenhändig hiuzugesiigt hat, während alles andre
von Schreiberhnnd herstammt. Der Text weicht vom Gedruckten in keiner Weise ab. Aus
den von der Gräfin Julie von Egloffstein nbernommnen Rollen sieht man, daß Goethe ihr
das Mnnnscript von denjenigen verehrte, die sie im Mnskenzug vertrat, wenn auch einige
fremde mit untergelaufen waren.
Strehlke macht im kritischen Apparat (S. 494) darauf aufmerksam, daß bereits die
„Ausgabe letzter Hand" von 1827—81 die wegen des „zu" grammatisch ganz unmögliche
Construction beseitigt hat. Vielleicht rührt der Verbesserungsvorschlag von Göttling her, der
D. N. so bei dieser Ausgabe dem Dichter Philologische Hilfe leistete.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0292" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149864"/>
            <fw type="header" place="top"> Kleine Goethiaua.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_991" prev="#ID_990"> Egloffstein besaß, und welche später nach Weimar gelangten. Gegenwärtig<lb/>
ruhen diese ans jener Familie stammenden Goethimm, welche übrigens schon<lb/>
1.869 sämmtlich in den &#x201E;Grenzboten" leidlich correct veröffentlicht worden sind,<lb/>
im Großherzogl. Sachs, Hans-Archive zu Weimar. Das Gedicht steht auf einem<lb/>
in Notenfvrmat von Goethe selbst beschriebnen Blatte, welches versteckt in einem<lb/>
der Gräfin Julie von Egloffstein gewidmeten Exemplare des Maskenzuges von<lb/>
1818 lag*) und sich so der Forschung Wohl entzog. Interessant sind die von<lb/>
Goethe allmählich vorgcnommnen Textesänderungen; während er ursprünglich<lb/>
Die abgestuzten angeschmauchten geschrieben, dann mit Bleistift das letzte<lb/>
Wort in eingetauchten verwandelt hatte, änderte er zuletzt beim Drucke das<lb/>
Wort nochmals in sehr bezeichnender Weise in angetnuchten um.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_992"> Auffällig ist, daß bei Strehlke Das niederschreiben süße Lieder steht,<lb/>
während es sowohl im vorliegenden EntWurfe des Gedichtes als auch in der<lb/>
von Goedeke besorgte« Cottaschen Ausgabe (Bd. XV. S. 84) heißt Das auf¬<lb/>
zuzeichnen süße Lieder. Gründe für diese Aenderung sind uns nicht bekannt.**)</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 2.</head><lb/>
            <div n="3">
              <head> Goethe ein Professor Batsch in Jena.</head><lb/>
              <note type="salute"> Euer Wohlgeboren</note><lb/>
              <p xml:id="ID_993"> habe in meinem letzten Schreiben ersucht mir Ihre bisherigen Vorarbeiten zu der<lb/>
botanischen Anstalt und Ihre Gesinnungen schriftlich mitzutheilen. Da ich aber für<lb/>
nöthig finde noch diese Woche nach Jena zu kommen, um womöglich eine solche<lb/>
Einleitung zu machen, daß wir Ostern ohne Hinderniß ans Werk gehen können,<lb/>
so bitte ich alles biß dahin zurück zu halten, wenn ich zu einer mündlichen Be¬<lb/>
handlung eintreffen werde.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_994"> Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen</p><lb/>
              <note type="closer"> Ew Wohlgeboren<lb/>
ergebenster<lb/><note type="bibl"> Goethe</note></note><lb/>
              <p xml:id="ID_995"> Weimar d. 3 Febr.<lb/>
1794</p><lb/>
              <note xml:id="FID_74" place="foot"> *) Uebrigens ist dieses Manuscript des Maskenzüge.s nicht vollständig erhalten; es reicht<lb/>
nur bis um den Schluß der &#x201E;Bier Träume" und springt dann über zur &#x201E;Braut von Messina",<lb/>
von der Goethe die beiden letzten Strophen eigenhändig hiuzugesiigt hat, während alles andre<lb/>
von Schreiberhnnd herstammt. Der Text weicht vom Gedruckten in keiner Weise ab. Aus<lb/>
den von der Gräfin Julie von Egloffstein nbernommnen Rollen sieht man, daß Goethe ihr<lb/>
das Mnnnscript von denjenigen verehrte, die sie im Mnskenzug vertrat, wenn auch einige<lb/>
fremde mit untergelaufen waren.</note><lb/>
              <note xml:id="FID_75" place="foot"> Strehlke macht im kritischen Apparat (S. 494) darauf aufmerksam, daß bereits die<lb/>
&#x201E;Ausgabe letzter Hand" von 1827&#x2014;81 die wegen des &#x201E;zu" grammatisch ganz unmögliche<lb/>
Construction beseitigt hat. Vielleicht rührt der Verbesserungsvorschlag von Göttling her, der<lb/><note type="byline"> D. N.</note> so bei dieser Ausgabe dem Dichter Philologische Hilfe leistete. </note><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0292] Kleine Goethiaua. Egloffstein besaß, und welche später nach Weimar gelangten. Gegenwärtig ruhen diese ans jener Familie stammenden Goethimm, welche übrigens schon 1.869 sämmtlich in den „Grenzboten" leidlich correct veröffentlicht worden sind, im Großherzogl. Sachs, Hans-Archive zu Weimar. Das Gedicht steht auf einem in Notenfvrmat von Goethe selbst beschriebnen Blatte, welches versteckt in einem der Gräfin Julie von Egloffstein gewidmeten Exemplare des Maskenzuges von 1818 lag*) und sich so der Forschung Wohl entzog. Interessant sind die von Goethe allmählich vorgcnommnen Textesänderungen; während er ursprünglich Die abgestuzten angeschmauchten geschrieben, dann mit Bleistift das letzte Wort in eingetauchten verwandelt hatte, änderte er zuletzt beim Drucke das Wort nochmals in sehr bezeichnender Weise in angetnuchten um. Auffällig ist, daß bei Strehlke Das niederschreiben süße Lieder steht, während es sowohl im vorliegenden EntWurfe des Gedichtes als auch in der von Goedeke besorgte« Cottaschen Ausgabe (Bd. XV. S. 84) heißt Das auf¬ zuzeichnen süße Lieder. Gründe für diese Aenderung sind uns nicht bekannt.**) 2. Goethe ein Professor Batsch in Jena. Euer Wohlgeboren habe in meinem letzten Schreiben ersucht mir Ihre bisherigen Vorarbeiten zu der botanischen Anstalt und Ihre Gesinnungen schriftlich mitzutheilen. Da ich aber für nöthig finde noch diese Woche nach Jena zu kommen, um womöglich eine solche Einleitung zu machen, daß wir Ostern ohne Hinderniß ans Werk gehen können, so bitte ich alles biß dahin zurück zu halten, wenn ich zu einer mündlichen Be¬ handlung eintreffen werde. Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen Ew Wohlgeboren ergebenster Goethe Weimar d. 3 Febr. 1794 *) Uebrigens ist dieses Manuscript des Maskenzüge.s nicht vollständig erhalten; es reicht nur bis um den Schluß der „Bier Träume" und springt dann über zur „Braut von Messina", von der Goethe die beiden letzten Strophen eigenhändig hiuzugesiigt hat, während alles andre von Schreiberhnnd herstammt. Der Text weicht vom Gedruckten in keiner Weise ab. Aus den von der Gräfin Julie von Egloffstein nbernommnen Rollen sieht man, daß Goethe ihr das Mnnnscript von denjenigen verehrte, die sie im Mnskenzug vertrat, wenn auch einige fremde mit untergelaufen waren. Strehlke macht im kritischen Apparat (S. 494) darauf aufmerksam, daß bereits die „Ausgabe letzter Hand" von 1827—81 die wegen des „zu" grammatisch ganz unmögliche Construction beseitigt hat. Vielleicht rührt der Verbesserungsvorschlag von Göttling her, der D. N. so bei dieser Ausgabe dem Dichter Philologische Hilfe leistete.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/292
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/292>, abgerufen am 06.05.2024.