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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Hannovers Gute und Herr Meding.
Memoiren zur Zeitgeschichte. Von OSenr Meding (Gregor Samarow). Erste und zweite
Abtheilung. Leipzig, F. A, Vrockhaus, 1831. 1.

as in der Überschrift genannte Buch bespricht in einer Reihe von
Erlebnissen des Verfassers die Vorgänge, welche das Verschwinden
des Königreichs Hannover von der Landkarte zur Folge hatten,
und die Versuche des Exkönigs, die durch seine Verblendung ver¬
scherzte Krone wieder zu erlangen. Der Autor des Werkes hat
jenen Vorgängen und diesen Versuchen als Vertrauter des letzte" Welsen auf
Hannovers Throne sehr nahe gestanden, und so kann er manches neue mittheilen.
Indeß werden seine Aufzeichnungen mit großer Vorsicht zu lese" sein und nur
hin und wieder als Geschichtsquelle benutzt werden können, da er keineswegs immer
"nbefangen schreibt und zuWeile" in grobe Irrthümer verfällt.

In ersterer Beziehung weisen wir nur auf seine Charakteristik des Königs
Georg hin, und auf das, was er von Bennigsen sagt, in letzterer auf die Be¬
hauptung, der Minister Graf Borries habe sich vorzüglich dadurch beim hanno-
verschen Volke verhaßt gemacht, daß er die Verwaltung anders als bisher ge¬
staltet habe, indem er an die Stelle der alten, sehr selbständig gestellten und
durch billige Dvmänenpachtnng reichlich dotirter Drvsten abhängige und nur
mäßig besoldete Amtmänner gesetzt habe. Ungefähr das Gegentheil ist die
Wahrheit. Jene alte Organisation der Verwaltung wurde schon 1848 und
zwar vom Ministerium Stiive aufgehoben, und Bvrries war nicht nur ganz
unschuldig an ihrer Beseitigung, sondern hat die Mängel der Stuvescheu Reform
sogar wesentlich beschränkt, indem er die Amtmänner selbständiger machte und
besser besoldete.


Grenzboten III. 1881. 23


Hannovers Gute und Herr Meding.
Memoiren zur Zeitgeschichte. Von OSenr Meding (Gregor Samarow). Erste und zweite
Abtheilung. Leipzig, F. A, Vrockhaus, 1831. 1.

as in der Überschrift genannte Buch bespricht in einer Reihe von
Erlebnissen des Verfassers die Vorgänge, welche das Verschwinden
des Königreichs Hannover von der Landkarte zur Folge hatten,
und die Versuche des Exkönigs, die durch seine Verblendung ver¬
scherzte Krone wieder zu erlangen. Der Autor des Werkes hat
jenen Vorgängen und diesen Versuchen als Vertrauter des letzte» Welsen auf
Hannovers Throne sehr nahe gestanden, und so kann er manches neue mittheilen.
Indeß werden seine Aufzeichnungen mit großer Vorsicht zu lese» sein und nur
hin und wieder als Geschichtsquelle benutzt werden können, da er keineswegs immer
»nbefangen schreibt und zuWeile« in grobe Irrthümer verfällt.

In ersterer Beziehung weisen wir nur auf seine Charakteristik des Königs
Georg hin, und auf das, was er von Bennigsen sagt, in letzterer auf die Be¬
hauptung, der Minister Graf Borries habe sich vorzüglich dadurch beim hanno-
verschen Volke verhaßt gemacht, daß er die Verwaltung anders als bisher ge¬
staltet habe, indem er an die Stelle der alten, sehr selbständig gestellten und
durch billige Dvmänenpachtnng reichlich dotirter Drvsten abhängige und nur
mäßig besoldete Amtmänner gesetzt habe. Ungefähr das Gegentheil ist die
Wahrheit. Jene alte Organisation der Verwaltung wurde schon 1848 und
zwar vom Ministerium Stiive aufgehoben, und Bvrries war nicht nur ganz
unschuldig an ihrer Beseitigung, sondern hat die Mängel der Stuvescheu Reform
sogar wesentlich beschränkt, indem er die Amtmänner selbständiger machte und
besser besoldete.


Grenzboten III. 1881. 23
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[0185] [Abbildung] Hannovers Gute und Herr Meding. Memoiren zur Zeitgeschichte. Von OSenr Meding (Gregor Samarow). Erste und zweite Abtheilung. Leipzig, F. A, Vrockhaus, 1831. 1. as in der Überschrift genannte Buch bespricht in einer Reihe von Erlebnissen des Verfassers die Vorgänge, welche das Verschwinden des Königreichs Hannover von der Landkarte zur Folge hatten, und die Versuche des Exkönigs, die durch seine Verblendung ver¬ scherzte Krone wieder zu erlangen. Der Autor des Werkes hat jenen Vorgängen und diesen Versuchen als Vertrauter des letzte» Welsen auf Hannovers Throne sehr nahe gestanden, und so kann er manches neue mittheilen. Indeß werden seine Aufzeichnungen mit großer Vorsicht zu lese» sein und nur hin und wieder als Geschichtsquelle benutzt werden können, da er keineswegs immer »nbefangen schreibt und zuWeile« in grobe Irrthümer verfällt. In ersterer Beziehung weisen wir nur auf seine Charakteristik des Königs Georg hin, und auf das, was er von Bennigsen sagt, in letzterer auf die Be¬ hauptung, der Minister Graf Borries habe sich vorzüglich dadurch beim hanno- verschen Volke verhaßt gemacht, daß er die Verwaltung anders als bisher ge¬ staltet habe, indem er an die Stelle der alten, sehr selbständig gestellten und durch billige Dvmänenpachtnng reichlich dotirter Drvsten abhängige und nur mäßig besoldete Amtmänner gesetzt habe. Ungefähr das Gegentheil ist die Wahrheit. Jene alte Organisation der Verwaltung wurde schon 1848 und zwar vom Ministerium Stiive aufgehoben, und Bvrries war nicht nur ganz unschuldig an ihrer Beseitigung, sondern hat die Mängel der Stuvescheu Reform sogar wesentlich beschränkt, indem er die Amtmänner selbständiger machte und besser besoldete. Grenzboten III. 1881. 23

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/185>, abgerufen am 10.06.2024.