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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Literatur.

am leichtesten Geld aufbringen kann, der Staat muß die Sache anfassen und
durchführen. Nicht als Almosen, sondern als Folge eines Rechts auf Ver¬
sorgung, wenn der gute Wille zur Arbeit nicht mehr kann. Wozu soll nur
der, welcher im Kriegsdienst oder als Beamter erwerbsunfähig geworden ist,
Pension haben, und nicht auch der Soldat der Arbeit? Die Sache wird sich
durchdrücken. Sie hat, wenn irgend eine, ihre Zukunft," und wenn sie vollendet
sein wird, wird man sie als einen der mächtigsten Schlußsteine bei der Auf¬
richtung des Baues, den der Kanzler aufgeführt hat, als eines der stärksten
Mittel zur Konsolidation dieses Baues und als einen der genialsten Gedanken
rühmen, die dem Baumeister seine Umsicht und Voraussicht erfassen und ver¬
wirklichen ließ.




Literatur.

Gesammelte Novellen von Ludwig Steno. Stuttgart, BonzÄComP., 1831.

Als wir vorm Jahre Stands Buch "Aus Tyrol" einer kurzen Besprechung
unterzogen, mußten wir, durch ein Capitel des Werkes selbst veranlaßt, beklagen,
daß der Verfasser bei weitem noch nicht nach Gebühr Anerkenmmg gefunden habe.
Um so mehr haben wir uns über die kürzlich erschienenen gesammelten Novellen
Steubs gefreut. Denn den verschiedensten Perioden seiner literarischen Thätigkeit
angehörend, geben sie einen so vortheilhaften Begriff von seiner unleugbaren Fähig¬
keit auf novellistischen Gebiete, daß wir gerade dieses Buch allen denen, welchen
Steub noch ein Fremder ist, auf wärmste empfehlen können. Wir sind überzeugt,
daß der Autor durch seinen behaglichen Humor, durch die Wahrheit seiner Dar¬
stellung und durch seine jeden Flitter verschmähende Schreibweise alle gewinnen
wird, deren Geschmack noch unverdorben ist. Den Preis unter den vorliegenden
Novellen möchten wir den Dorfnovellen zuerkennen. "Der Trompeter in Ls,"
"Die falsche Mutter Gottes," die prächtige "Rose der Sewi" gehören zu dem
besten, was wir in dieser Art haben. Wie hier die Menschen sprechen und han¬
deln, genau so sprechen und handeln sie in der Wirklichkeit; da giebt es nichts von
Sentimentalität und schönen Gedanken über Welt und Leben, in welchen sich die
Moses Mendelssohn in der Pudelmütze, wie Auerbnch sie vorführt, gefallen. Aber
auch die andern Novellen, wie "Benno und Kriemhilde," "Der schwarze Gast,"
in welchen norddeutsches und süddeutsches Wesen in allerliebster Weise gegenüber¬
gestellt werden, "Helmon und Haura," "Das Seefräulein," "Die Zigeunerin,"
endlich die ältere humoristische Erzählung "Der Staatsdienstaspirant" zeigen Steub
von seinen besten Seiten.

Wir wünschen dem Buche die weiteste Verbreitung.




Für die Redaction verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Reu dnitz-Leipzig
Literatur.

am leichtesten Geld aufbringen kann, der Staat muß die Sache anfassen und
durchführen. Nicht als Almosen, sondern als Folge eines Rechts auf Ver¬
sorgung, wenn der gute Wille zur Arbeit nicht mehr kann. Wozu soll nur
der, welcher im Kriegsdienst oder als Beamter erwerbsunfähig geworden ist,
Pension haben, und nicht auch der Soldat der Arbeit? Die Sache wird sich
durchdrücken. Sie hat, wenn irgend eine, ihre Zukunft," und wenn sie vollendet
sein wird, wird man sie als einen der mächtigsten Schlußsteine bei der Auf¬
richtung des Baues, den der Kanzler aufgeführt hat, als eines der stärksten
Mittel zur Konsolidation dieses Baues und als einen der genialsten Gedanken
rühmen, die dem Baumeister seine Umsicht und Voraussicht erfassen und ver¬
wirklichen ließ.




Literatur.

Gesammelte Novellen von Ludwig Steno. Stuttgart, BonzÄComP., 1831.

Als wir vorm Jahre Stands Buch „Aus Tyrol" einer kurzen Besprechung
unterzogen, mußten wir, durch ein Capitel des Werkes selbst veranlaßt, beklagen,
daß der Verfasser bei weitem noch nicht nach Gebühr Anerkenmmg gefunden habe.
Um so mehr haben wir uns über die kürzlich erschienenen gesammelten Novellen
Steubs gefreut. Denn den verschiedensten Perioden seiner literarischen Thätigkeit
angehörend, geben sie einen so vortheilhaften Begriff von seiner unleugbaren Fähig¬
keit auf novellistischen Gebiete, daß wir gerade dieses Buch allen denen, welchen
Steub noch ein Fremder ist, auf wärmste empfehlen können. Wir sind überzeugt,
daß der Autor durch seinen behaglichen Humor, durch die Wahrheit seiner Dar¬
stellung und durch seine jeden Flitter verschmähende Schreibweise alle gewinnen
wird, deren Geschmack noch unverdorben ist. Den Preis unter den vorliegenden
Novellen möchten wir den Dorfnovellen zuerkennen. „Der Trompeter in Ls,"
„Die falsche Mutter Gottes," die prächtige „Rose der Sewi" gehören zu dem
besten, was wir in dieser Art haben. Wie hier die Menschen sprechen und han¬
deln, genau so sprechen und handeln sie in der Wirklichkeit; da giebt es nichts von
Sentimentalität und schönen Gedanken über Welt und Leben, in welchen sich die
Moses Mendelssohn in der Pudelmütze, wie Auerbnch sie vorführt, gefallen. Aber
auch die andern Novellen, wie „Benno und Kriemhilde," „Der schwarze Gast,"
in welchen norddeutsches und süddeutsches Wesen in allerliebster Weise gegenüber¬
gestellt werden, „Helmon und Haura," „Das Seefräulein," „Die Zigeunerin,"
endlich die ältere humoristische Erzählung „Der Staatsdienstaspirant" zeigen Steub
von seinen besten Seiten.

Wir wünschen dem Buche die weiteste Verbreitung.




Für die Redaction verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Reu dnitz-Leipzig
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/96>, abgerufen am 09.06.2024.