Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Spielmannslieder.

Ich schicke Ihnen hier 2 Gedichte für den Musen Almanach. Beide sind mir
von Herzen gegangen. Das Lied bey Teils Geburth Städte lassen Sie ja nicht
drucken. Lavater hat es udoptirt für seine Schweizerlieder u: für ihn u: mich
wäre es also Schum, wenn es in dem Allmanach unter meinem Namen erschiene.
Erzählen Sie mir viel vom lieben Bruckner. Grüssen, küssen Sie Klandius herzlich.
Mein Bruder umarmt Sie 1000mal. Haugwiz last Sie herzlich grüssen. Ich
drücke Sie an mein Herz.


F. L. Stolberg.

solle wieder mein Vermuthen bey Ankunft dieses Briefs mein Tellen-Lied
schon gedruckt sein, so bitte ich Sie den Bogen umdruckeu zu lassen und die Un¬
kosten zu notiren.

IM Rande der vierten Seite): Wo ist Miller? Wie befindet sich Hölty?

>Am Rande der ersten Seite): Ich schicke die Gedichte offen an Mumssen,
damit er sie lesen könne.




Spielmannslieder/)
von Rudolf Baumbach.

Das Gnadenbild.
1.
[Beginn Spaltensatz] Fromme Pilger zieh" nach Rom,
Sandeln an den Füßen,
Wollen in Sankt Peters Dom
Ihre Sünden büßen. Ueber's Meer zum heil'gen Grab
Wallen reuig andre;
Ich mit meinem Pilgerstab
Weiß, wohin ich wandre. Muschelhut und Kirchenfahn'
Kann ich leicht entbehren,
Und den Papst im Vcitican
Will ich nicht beschweren. [Spaltenumbruch] Denn ein wunderthätig Bild
Weiß ich aufzufinden.
Schaut es an mich cngelmild,
Alle Leiden schwinden. Viel aus seinem Gnadenschatz
Hab' ich schon bekommen.
Meiner Sünden Hälfte hat's
Liebreich übernommen. Gar zu gern herausgebracht
Hätt' ich noch das Eine:
Ob's auch andre selig macht
Oder mich alleine. [Ende Spaltensatz]


*) Von Rudolf Baumbach, den diese grünen Hefte - warum sollen wirs leugnen?-
>"in einmal zu ihrem Leib-und Fnvoritlyriker erkoren haben, befindet sich augenblicklichem
neues Bändchen Gedichte nnter der Presse, Spielmannslieder, von denen wir mit Be¬
willigung der Verlaqshnudlunq (A. G. Licbeskind in Leipzig) hier einige Proben mittheilen.
Wir haben die Eigenschaften, die Baumbach zu einer ziemlich stngularen Erscheinung in der
Dichtung der Gegenwart stempeln - denn Julius Wolfs z. B. gleicht ihm doch nur theilweise -,
schon so oft in diesen Blättern gepriesen, daß wir zu seinem Lobe kaum noch etwas neues
SU sagen wüßten. Wozu auch? Neue Seiten seines Wesens treten in den Liedern nicht
Wwr. Die Zeilen, mit denen Goethe die im Frühling wiederkehrende Nachtigall grüßt:
..Was neues hat sie nicht gelernt, singt alte, liebe Lieder." man konnte sie auch über diese
jüngste Gabe unsers Dichters setzen. So mag die kleine Auswahl für sich selber sprechen,
das Ganze aber, dem sie entnommen ist, für die heraiinahende Weihnachtszeit von unsern
Lesern freundlich vorgemerkt werden. Für ein sauberes Kleid >art die Verlagshandlung
gewiß, wie immer, Sorge tragen.
Spielmannslieder.

Ich schicke Ihnen hier 2 Gedichte für den Musen Almanach. Beide sind mir
von Herzen gegangen. Das Lied bey Teils Geburth Städte lassen Sie ja nicht
drucken. Lavater hat es udoptirt für seine Schweizerlieder u: für ihn u: mich
wäre es also Schum, wenn es in dem Allmanach unter meinem Namen erschiene.
Erzählen Sie mir viel vom lieben Bruckner. Grüssen, küssen Sie Klandius herzlich.
Mein Bruder umarmt Sie 1000mal. Haugwiz last Sie herzlich grüssen. Ich
drücke Sie an mein Herz.


F. L. Stolberg.

solle wieder mein Vermuthen bey Ankunft dieses Briefs mein Tellen-Lied
schon gedruckt sein, so bitte ich Sie den Bogen umdruckeu zu lassen und die Un¬
kosten zu notiren.

IM Rande der vierten Seite): Wo ist Miller? Wie befindet sich Hölty?

>Am Rande der ersten Seite): Ich schicke die Gedichte offen an Mumssen,
damit er sie lesen könne.




Spielmannslieder/)
von Rudolf Baumbach.

Das Gnadenbild.
1.
[Beginn Spaltensatz] Fromme Pilger zieh» nach Rom,
Sandeln an den Füßen,
Wollen in Sankt Peters Dom
Ihre Sünden büßen. Ueber's Meer zum heil'gen Grab
Wallen reuig andre;
Ich mit meinem Pilgerstab
Weiß, wohin ich wandre. Muschelhut und Kirchenfahn'
Kann ich leicht entbehren,
Und den Papst im Vcitican
Will ich nicht beschweren. [Spaltenumbruch] Denn ein wunderthätig Bild
Weiß ich aufzufinden.
Schaut es an mich cngelmild,
Alle Leiden schwinden. Viel aus seinem Gnadenschatz
Hab' ich schon bekommen.
Meiner Sünden Hälfte hat's
Liebreich übernommen. Gar zu gern herausgebracht
Hätt' ich noch das Eine:
Ob's auch andre selig macht
Oder mich alleine. [Ende Spaltensatz]


*) Von Rudolf Baumbach, den diese grünen Hefte - warum sollen wirs leugnen?-
>»in einmal zu ihrem Leib-und Fnvoritlyriker erkoren haben, befindet sich augenblicklichem
neues Bändchen Gedichte nnter der Presse, Spielmannslieder, von denen wir mit Be¬
willigung der Verlaqshnudlunq (A. G. Licbeskind in Leipzig) hier einige Proben mittheilen.
Wir haben die Eigenschaften, die Baumbach zu einer ziemlich stngularen Erscheinung in der
Dichtung der Gegenwart stempeln - denn Julius Wolfs z. B. gleicht ihm doch nur theilweise -,
schon so oft in diesen Blättern gepriesen, daß wir zu seinem Lobe kaum noch etwas neues
SU sagen wüßten. Wozu auch? Neue Seiten seines Wesens treten in den Liedern nicht
Wwr. Die Zeilen, mit denen Goethe die im Frühling wiederkehrende Nachtigall grüßt:
..Was neues hat sie nicht gelernt, singt alte, liebe Lieder." man konnte sie auch über diese
jüngste Gabe unsers Dichters setzen. So mag die kleine Auswahl für sich selber sprechen,
das Ganze aber, dem sie entnommen ist, für die heraiinahende Weihnachtszeit von unsern
Lesern freundlich vorgemerkt werden. Für ein sauberes Kleid >art die Verlagshandlung
gewiß, wie immer, Sorge tragen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150935"/>
            <fw type="header" place="top"> Spielmannslieder.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_707"> Ich schicke Ihnen hier 2 Gedichte für den Musen Almanach. Beide sind mir<lb/>
von Herzen gegangen. Das Lied bey Teils Geburth Städte lassen Sie ja nicht<lb/>
drucken. Lavater hat es udoptirt für seine Schweizerlieder u: für ihn u: mich<lb/>
wäre es also Schum, wenn es in dem Allmanach unter meinem Namen erschiene.<lb/>
Erzählen Sie mir viel vom lieben Bruckner. Grüssen, küssen Sie Klandius herzlich.<lb/>
Mein Bruder umarmt Sie 1000mal. Haugwiz last Sie herzlich grüssen. Ich<lb/>
drücke Sie an mein Herz.</p><lb/>
            <note type="bibl"> F. L. Stolberg.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_708"> solle wieder mein Vermuthen bey Ankunft dieses Briefs mein Tellen-Lied<lb/>
schon gedruckt sein, so bitte ich Sie den Bogen umdruckeu zu lassen und die Un¬<lb/>
kosten zu notiren.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_709"> IM Rande der vierten Seite): Wo ist Miller? Wie befindet sich Hölty?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_710"> &gt;Am Rande der ersten Seite): Ich schicke die Gedichte offen an Mumssen,<lb/>
damit er sie lesen könne.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Spielmannslieder/)<lb/><note type="byline"> von Rudolf Baumbach.</note></head><lb/>
          <note type="pt"> Das Gnadenbild.</note>
          <div n="2">
            <head> 1.</head><lb/>
            <lg xml:id="POEMID_8" type="poem">
              <l><cb type="start"/>
Fromme Pilger zieh» nach Rom,<lb/>
Sandeln an den Füßen,<lb/>
Wollen in Sankt Peters Dom<lb/>
Ihre Sünden büßen. Ueber's Meer zum heil'gen Grab<lb/>
Wallen reuig andre;<lb/>
Ich mit meinem Pilgerstab<lb/>
Weiß, wohin ich wandre. Muschelhut und Kirchenfahn'<lb/>
Kann ich leicht entbehren,<lb/>
Und den Papst im Vcitican<lb/>
Will ich nicht beschweren. <cb/>
Denn ein wunderthätig Bild<lb/>
Weiß ich aufzufinden.<lb/>
Schaut es an mich cngelmild,<lb/>
Alle Leiden schwinden. Viel aus seinem Gnadenschatz<lb/>
Hab' ich schon bekommen.<lb/>
Meiner Sünden Hälfte hat's<lb/>
Liebreich übernommen. Gar zu gern herausgebracht<lb/>
Hätt' ich noch das Eine:<lb/>
Ob's auch andre selig macht<lb/>
Oder mich alleine. <cb type="end"/>
</l>
            </lg><lb/>
            <note xml:id="FID_32" place="foot"> *) Von Rudolf Baumbach, den diese grünen Hefte - warum sollen wirs leugnen?-<lb/>
&gt;»in einmal zu ihrem Leib-und Fnvoritlyriker erkoren haben, befindet sich augenblicklichem<lb/>
neues Bändchen Gedichte nnter der Presse, Spielmannslieder, von denen wir mit Be¬<lb/>
willigung der Verlaqshnudlunq (A. G. Licbeskind in Leipzig) hier einige Proben mittheilen.<lb/>
Wir haben die Eigenschaften, die Baumbach zu einer ziemlich stngularen Erscheinung in der<lb/>
Dichtung der Gegenwart stempeln - denn Julius Wolfs z. B. gleicht ihm doch nur theilweise -,<lb/>
schon so oft in diesen Blättern gepriesen, daß wir zu seinem Lobe kaum noch etwas neues<lb/>
SU sagen wüßten. Wozu auch? Neue Seiten seines Wesens treten in den Liedern nicht<lb/>
Wwr. Die Zeilen, mit denen Goethe die im Frühling wiederkehrende Nachtigall grüßt:<lb/>
..Was neues hat sie nicht gelernt, singt alte, liebe Lieder." man konnte sie auch über diese<lb/>
jüngste Gabe unsers Dichters setzen. So mag die kleine Auswahl für sich selber sprechen,<lb/>
das Ganze aber, dem sie entnommen ist, für die heraiinahende Weihnachtszeit von unsern<lb/>
Lesern freundlich vorgemerkt werden. Für ein sauberes Kleid &gt;art die Verlagshandlung<lb/>
gewiß, wie immer, Sorge tragen.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0213] Spielmannslieder. Ich schicke Ihnen hier 2 Gedichte für den Musen Almanach. Beide sind mir von Herzen gegangen. Das Lied bey Teils Geburth Städte lassen Sie ja nicht drucken. Lavater hat es udoptirt für seine Schweizerlieder u: für ihn u: mich wäre es also Schum, wenn es in dem Allmanach unter meinem Namen erschiene. Erzählen Sie mir viel vom lieben Bruckner. Grüssen, küssen Sie Klandius herzlich. Mein Bruder umarmt Sie 1000mal. Haugwiz last Sie herzlich grüssen. Ich drücke Sie an mein Herz. F. L. Stolberg. solle wieder mein Vermuthen bey Ankunft dieses Briefs mein Tellen-Lied schon gedruckt sein, so bitte ich Sie den Bogen umdruckeu zu lassen und die Un¬ kosten zu notiren. IM Rande der vierten Seite): Wo ist Miller? Wie befindet sich Hölty? >Am Rande der ersten Seite): Ich schicke die Gedichte offen an Mumssen, damit er sie lesen könne. Spielmannslieder/) von Rudolf Baumbach. Das Gnadenbild. 1. Fromme Pilger zieh» nach Rom, Sandeln an den Füßen, Wollen in Sankt Peters Dom Ihre Sünden büßen. Ueber's Meer zum heil'gen Grab Wallen reuig andre; Ich mit meinem Pilgerstab Weiß, wohin ich wandre. Muschelhut und Kirchenfahn' Kann ich leicht entbehren, Und den Papst im Vcitican Will ich nicht beschweren. Denn ein wunderthätig Bild Weiß ich aufzufinden. Schaut es an mich cngelmild, Alle Leiden schwinden. Viel aus seinem Gnadenschatz Hab' ich schon bekommen. Meiner Sünden Hälfte hat's Liebreich übernommen. Gar zu gern herausgebracht Hätt' ich noch das Eine: Ob's auch andre selig macht Oder mich alleine. *) Von Rudolf Baumbach, den diese grünen Hefte - warum sollen wirs leugnen?- >»in einmal zu ihrem Leib-und Fnvoritlyriker erkoren haben, befindet sich augenblicklichem neues Bändchen Gedichte nnter der Presse, Spielmannslieder, von denen wir mit Be¬ willigung der Verlaqshnudlunq (A. G. Licbeskind in Leipzig) hier einige Proben mittheilen. Wir haben die Eigenschaften, die Baumbach zu einer ziemlich stngularen Erscheinung in der Dichtung der Gegenwart stempeln - denn Julius Wolfs z. B. gleicht ihm doch nur theilweise -, schon so oft in diesen Blättern gepriesen, daß wir zu seinem Lobe kaum noch etwas neues SU sagen wüßten. Wozu auch? Neue Seiten seines Wesens treten in den Liedern nicht Wwr. Die Zeilen, mit denen Goethe die im Frühling wiederkehrende Nachtigall grüßt: ..Was neues hat sie nicht gelernt, singt alte, liebe Lieder." man konnte sie auch über diese jüngste Gabe unsers Dichters setzen. So mag die kleine Auswahl für sich selber sprechen, das Ganze aber, dem sie entnommen ist, für die heraiinahende Weihnachtszeit von unsern Lesern freundlich vorgemerkt werden. Für ein sauberes Kleid >art die Verlagshandlung gewiß, wie immer, Sorge tragen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/213
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/213>, abgerufen am 28.04.2024.