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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Literatur.

erlelmissen, die I. Baumgarten unter dem Titel Abenteurerleben in Guyana
und am Amazonas herausgegeben (Stuttgart, Rieger); noch andern die ori¬
ginellen, ebenso meisterhaft übersetzten wie illustrirten Norwegischen Volks¬
märchen von P, Chr. Asbjörnson (Leipzig, Refclshöfer.) -- Endlich noch
eine Gabe für das kleine Volk, so schön und in jeder Beziehung erfreulich, wie
sie der Kinderwelt wohl selten, vielleicht noch nie geboten worden ist: das präch¬
tige Bilderbuch von Paul Thumann: Für Mutter und Kind. Dasselbe
enthält -- endlich einmal! -- anstatt künstlich gemachter Reimereien eine Aus¬
wahl der allbekanntesten volksthümlichen Kinderverscheu, in so sinniger Weise
illustrirt -- in großen, deutlichen Farbendrucken von höchster Anmuth der
Zeichnung --, daß auch die Alten ihre herzliche Freude daran haben werden. Es
ist in hohem Grade liebenswürdig, wenn Künstler wie Thumauu sich herablassen,
ihr Talent mich einmal der kleinen Sippschaft zu Gute kommen zu lasse".
Viv"t




Literatur.
Die Hessen in den Fcldziigen in der Champagne, am Mama und Rheine weis^
rend der Jahre 1792, 179" und 1794. Ein Beitrag zu deutscher sowie insbesondre zu hes¬
sischer Kriegsgeschichte. Mit Anlagen und vier Plänen. Bearbeitet durch Maximilian
Freiherrn von Ditfurth, weil, churf. hessischer Gcnemlslabsoffizicr. Aus Verfassers Nachlasse
herausgegeben. Marburg, Elwertsche Verlagsbuchhandlung, 1881.

Der Erinnerung an die Thaten der wackern Hessen in dem Feldzuge in der
Champagne, bei der Erstürmung des von Custine vertheidigten Frankfurts und den
Kämpfen am Rhein hat der Verfasser sein Buch gewidmet, und der Aufgabe, diese
Thaten zu schildern, ist er mit liebevollem Fleiß und warmer Begeisterung nachge¬
kommen. Die eingehende Schilderung jeuer kriegerischen Ereignisse, gestutzt ans
gedrucktes und handschriftliches Qncllemnatcrial, vor allem auf Tagebücher bethei-
ligter Offiziere und Soldaten und auf mündliche Ueberlieferung, giebt uns einen
genauen Einblick in die Thätigkeit, die Zustände und die Stimmung der hessischen
Truppen zu jener Zeit.

Kommt der Verfasser ans die Politischen Verhältnisse zu reden, namentlich ans
die Stellung Preußens in der Koalition gegen Frankreich, so dürfen wir freilich
nicht vergesse", daß sein Buch vor nahezu vierzig Jahren geschrieben ist; manche
Schroffheit in der Beurtheilung der preußischen Kriegführung und Politik erklärt
sich daraus. Seitdem hat sich durch Publication zahlreicher vorher nicht benutzter
Arten die Auffassung jener Verhältnisse wesentlich zu Gunsten Preußens geändert.

An der Ausdrucksweise des Verfassers hat der pietätvolle Herausgeber nichts
ändern zu dürfen geglaubt. Ja er weist ausdrücklich darauf hin. daß das Buch
zu einer Zeit geschrieben worden sei, "wo der Sinn für Schöne und Würde unsrer
Muttersprache noch in weiteren Kreisen des Heeres lebendig war." Wird damit
der stilistischen Darstellung des Werkes eine unbedingte Anerkennung gezollt, so
können wir dem unsre Zustimmung nicht geben. Vielmehr erscheint uns die Ans-


Literatur.

erlelmissen, die I. Baumgarten unter dem Titel Abenteurerleben in Guyana
und am Amazonas herausgegeben (Stuttgart, Rieger); noch andern die ori¬
ginellen, ebenso meisterhaft übersetzten wie illustrirten Norwegischen Volks¬
märchen von P, Chr. Asbjörnson (Leipzig, Refclshöfer.) — Endlich noch
eine Gabe für das kleine Volk, so schön und in jeder Beziehung erfreulich, wie
sie der Kinderwelt wohl selten, vielleicht noch nie geboten worden ist: das präch¬
tige Bilderbuch von Paul Thumann: Für Mutter und Kind. Dasselbe
enthält — endlich einmal! — anstatt künstlich gemachter Reimereien eine Aus¬
wahl der allbekanntesten volksthümlichen Kinderverscheu, in so sinniger Weise
illustrirt — in großen, deutlichen Farbendrucken von höchster Anmuth der
Zeichnung —, daß auch die Alten ihre herzliche Freude daran haben werden. Es
ist in hohem Grade liebenswürdig, wenn Künstler wie Thumauu sich herablassen,
ihr Talent mich einmal der kleinen Sippschaft zu Gute kommen zu lasse».
Viv»t




Literatur.
Die Hessen in den Fcldziigen in der Champagne, am Mama und Rheine weis^
rend der Jahre 1792, 179» und 1794. Ein Beitrag zu deutscher sowie insbesondre zu hes¬
sischer Kriegsgeschichte. Mit Anlagen und vier Plänen. Bearbeitet durch Maximilian
Freiherrn von Ditfurth, weil, churf. hessischer Gcnemlslabsoffizicr. Aus Verfassers Nachlasse
herausgegeben. Marburg, Elwertsche Verlagsbuchhandlung, 1881.

Der Erinnerung an die Thaten der wackern Hessen in dem Feldzuge in der
Champagne, bei der Erstürmung des von Custine vertheidigten Frankfurts und den
Kämpfen am Rhein hat der Verfasser sein Buch gewidmet, und der Aufgabe, diese
Thaten zu schildern, ist er mit liebevollem Fleiß und warmer Begeisterung nachge¬
kommen. Die eingehende Schilderung jeuer kriegerischen Ereignisse, gestutzt ans
gedrucktes und handschriftliches Qncllemnatcrial, vor allem auf Tagebücher bethei-
ligter Offiziere und Soldaten und auf mündliche Ueberlieferung, giebt uns einen
genauen Einblick in die Thätigkeit, die Zustände und die Stimmung der hessischen
Truppen zu jener Zeit.

Kommt der Verfasser ans die Politischen Verhältnisse zu reden, namentlich ans
die Stellung Preußens in der Koalition gegen Frankreich, so dürfen wir freilich
nicht vergesse», daß sein Buch vor nahezu vierzig Jahren geschrieben ist; manche
Schroffheit in der Beurtheilung der preußischen Kriegführung und Politik erklärt
sich daraus. Seitdem hat sich durch Publication zahlreicher vorher nicht benutzter
Arten die Auffassung jener Verhältnisse wesentlich zu Gunsten Preußens geändert.

An der Ausdrucksweise des Verfassers hat der pietätvolle Herausgeber nichts
ändern zu dürfen geglaubt. Ja er weist ausdrücklich darauf hin. daß das Buch
zu einer Zeit geschrieben worden sei, „wo der Sinn für Schöne und Würde unsrer
Muttersprache noch in weiteren Kreisen des Heeres lebendig war." Wird damit
der stilistischen Darstellung des Werkes eine unbedingte Anerkennung gezollt, so
können wir dem unsre Zustimmung nicht geben. Vielmehr erscheint uns die Ans-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/537>, abgerufen am 28.04.2024.