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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Literatur.

drucksweift -- infolge des steten Vorstellens des Genetivs, der Auslassung des
Artikels und verschiedner Schrullen wie der Ersetzung militär-technischer Ausdrücke
durch ungewöhnliche deutsche Bezeichnungen -- geschraubt und geziert.


Die Straßburger Goldschniiedezunst von ihrem Entstehen bis 1681. Urkunden und
Darstellung. Ein Beitrag zur Gcwerbegeschichte des Miltelallns von Hans Meyer. Leipzig,
Duncker und Humblot, 1881.

In einer Zeit, wo man darauf ausgeht, die alten Innungen theilweise zu
restauriren, wo mau sich mit der Frage beschäftigt, wie viel von ihren Einrich¬
tungen heute noch brauchbar und zu neuem Lebe" zu erwecken sei, wird jeder Bei¬
trag zur Geschichte der ehemaligen Zünfte anch über den Kreis der Fachgenossen
hinaus Interesse erregen. Mau hat neuerdings mehrfach die lokale Geschichte
einzelner hervorragenden Zünfte behandelt, insbesondre hat Schmoller, der Veran-
lasser der vorliegenden Schrift und Herausgeber der "Staats- und socialwissen-
schaftlichen Forschungen," deren zwölftes Heft sie bildet, selber die Straßburger
Tucher- und Weberzunft zum Gegenstande einer musterhaften Darstellung gemacht.
An diese schließt sich die vorliegende Arbeit Meyers über die Straßburger Gvld-
schmicdezuuft an. Das Goldschmiedchandwerk kann man wohl als das edelste Hand¬
werk bezeichnen. Die Schmiedcrei überhaupt war das älteste Handwerk, es wurde
von dem freien Manne ausgeübt und stand bei unsern Vorfahren in hohem An¬
sehen, wie die Sage vou Wieland dein Schmied beweist. Wie viel mehr also die
Gvldschmiedcrei, die in dem edelsten Metalle arbeitete und sich vielfach aus dem
Handwerk heraus zu einem namentlich im Mittelalter bedeutenden Kunstzweige
erhob. Auf diese kunsthistorische Betrachtung verzichtet der Verfasser, er will nur
die rechtliche und wirthschaftliche Seite ins Auge fassen, und so giebt er in der
auf das Urkundenmaterinl folgenden Darstellung eine gedrängte Uebersicht der Ge¬
schichte der Zunft, wie sie im vierzehnten Jahrhundert, zur Autonomie gelangt,
sich zu einem wichtigen politischen Gliede in dem Znnftregimente der freien Reichs¬
stadt Straßbnrg entwickelt, aber seit dem sechzehnten Jahrhundert rin der Erstar¬
rung des Zunftrechtes und der einstigen Uebertreibung der Znnftprineipien zu
engherzigster Ausschließlichkeit ihrem Niedergange entgegengeeilt, bis sie mit dem
Eintritt in das anders organisirte Wirthschaftsgebiet Frankreichs neue Lebensbe¬
dingungen findet. Es bedarf wohl nicht des Hinweises, daß die mitgetheilten Ur¬
kunden auch von ihrer sprachlichen, insbesondre dialektischen Seite des bemerkens¬
werthen genug darbieten.






Für die Redaction verantworilich! Johannes Gruuow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck vou Carl Marquart in Reuduih-Leipzig.
Literatur.

drucksweift — infolge des steten Vorstellens des Genetivs, der Auslassung des
Artikels und verschiedner Schrullen wie der Ersetzung militär-technischer Ausdrücke
durch ungewöhnliche deutsche Bezeichnungen — geschraubt und geziert.


Die Straßburger Goldschniiedezunst von ihrem Entstehen bis 1681. Urkunden und
Darstellung. Ein Beitrag zur Gcwerbegeschichte des Miltelallns von Hans Meyer. Leipzig,
Duncker und Humblot, 1881.

In einer Zeit, wo man darauf ausgeht, die alten Innungen theilweise zu
restauriren, wo mau sich mit der Frage beschäftigt, wie viel von ihren Einrich¬
tungen heute noch brauchbar und zu neuem Lebe» zu erwecken sei, wird jeder Bei¬
trag zur Geschichte der ehemaligen Zünfte anch über den Kreis der Fachgenossen
hinaus Interesse erregen. Mau hat neuerdings mehrfach die lokale Geschichte
einzelner hervorragenden Zünfte behandelt, insbesondre hat Schmoller, der Veran-
lasser der vorliegenden Schrift und Herausgeber der „Staats- und socialwissen-
schaftlichen Forschungen," deren zwölftes Heft sie bildet, selber die Straßburger
Tucher- und Weberzunft zum Gegenstande einer musterhaften Darstellung gemacht.
An diese schließt sich die vorliegende Arbeit Meyers über die Straßburger Gvld-
schmicdezuuft an. Das Goldschmiedchandwerk kann man wohl als das edelste Hand¬
werk bezeichnen. Die Schmiedcrei überhaupt war das älteste Handwerk, es wurde
von dem freien Manne ausgeübt und stand bei unsern Vorfahren in hohem An¬
sehen, wie die Sage vou Wieland dein Schmied beweist. Wie viel mehr also die
Gvldschmiedcrei, die in dem edelsten Metalle arbeitete und sich vielfach aus dem
Handwerk heraus zu einem namentlich im Mittelalter bedeutenden Kunstzweige
erhob. Auf diese kunsthistorische Betrachtung verzichtet der Verfasser, er will nur
die rechtliche und wirthschaftliche Seite ins Auge fassen, und so giebt er in der
auf das Urkundenmaterinl folgenden Darstellung eine gedrängte Uebersicht der Ge¬
schichte der Zunft, wie sie im vierzehnten Jahrhundert, zur Autonomie gelangt,
sich zu einem wichtigen politischen Gliede in dem Znnftregimente der freien Reichs¬
stadt Straßbnrg entwickelt, aber seit dem sechzehnten Jahrhundert rin der Erstar¬
rung des Zunftrechtes und der einstigen Uebertreibung der Znnftprineipien zu
engherzigster Ausschließlichkeit ihrem Niedergange entgegengeeilt, bis sie mit dem
Eintritt in das anders organisirte Wirthschaftsgebiet Frankreichs neue Lebensbe¬
dingungen findet. Es bedarf wohl nicht des Hinweises, daß die mitgetheilten Ur¬
kunden auch von ihrer sprachlichen, insbesondre dialektischen Seite des bemerkens¬
werthen genug darbieten.






Für die Redaction verantworilich! Johannes Gruuow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck vou Carl Marquart in Reuduih-Leipzig.
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[0538] Literatur. drucksweift — infolge des steten Vorstellens des Genetivs, der Auslassung des Artikels und verschiedner Schrullen wie der Ersetzung militär-technischer Ausdrücke durch ungewöhnliche deutsche Bezeichnungen — geschraubt und geziert. Die Straßburger Goldschniiedezunst von ihrem Entstehen bis 1681. Urkunden und Darstellung. Ein Beitrag zur Gcwerbegeschichte des Miltelallns von Hans Meyer. Leipzig, Duncker und Humblot, 1881. In einer Zeit, wo man darauf ausgeht, die alten Innungen theilweise zu restauriren, wo mau sich mit der Frage beschäftigt, wie viel von ihren Einrich¬ tungen heute noch brauchbar und zu neuem Lebe» zu erwecken sei, wird jeder Bei¬ trag zur Geschichte der ehemaligen Zünfte anch über den Kreis der Fachgenossen hinaus Interesse erregen. Mau hat neuerdings mehrfach die lokale Geschichte einzelner hervorragenden Zünfte behandelt, insbesondre hat Schmoller, der Veran- lasser der vorliegenden Schrift und Herausgeber der „Staats- und socialwissen- schaftlichen Forschungen," deren zwölftes Heft sie bildet, selber die Straßburger Tucher- und Weberzunft zum Gegenstande einer musterhaften Darstellung gemacht. An diese schließt sich die vorliegende Arbeit Meyers über die Straßburger Gvld- schmicdezuuft an. Das Goldschmiedchandwerk kann man wohl als das edelste Hand¬ werk bezeichnen. Die Schmiedcrei überhaupt war das älteste Handwerk, es wurde von dem freien Manne ausgeübt und stand bei unsern Vorfahren in hohem An¬ sehen, wie die Sage vou Wieland dein Schmied beweist. Wie viel mehr also die Gvldschmiedcrei, die in dem edelsten Metalle arbeitete und sich vielfach aus dem Handwerk heraus zu einem namentlich im Mittelalter bedeutenden Kunstzweige erhob. Auf diese kunsthistorische Betrachtung verzichtet der Verfasser, er will nur die rechtliche und wirthschaftliche Seite ins Auge fassen, und so giebt er in der auf das Urkundenmaterinl folgenden Darstellung eine gedrängte Uebersicht der Ge¬ schichte der Zunft, wie sie im vierzehnten Jahrhundert, zur Autonomie gelangt, sich zu einem wichtigen politischen Gliede in dem Znnftregimente der freien Reichs¬ stadt Straßbnrg entwickelt, aber seit dem sechzehnten Jahrhundert rin der Erstar¬ rung des Zunftrechtes und der einstigen Uebertreibung der Znnftprineipien zu engherzigster Ausschließlichkeit ihrem Niedergange entgegengeeilt, bis sie mit dem Eintritt in das anders organisirte Wirthschaftsgebiet Frankreichs neue Lebensbe¬ dingungen findet. Es bedarf wohl nicht des Hinweises, daß die mitgetheilten Ur¬ kunden auch von ihrer sprachlichen, insbesondre dialektischen Seite des bemerkens¬ werthen genug darbieten. Für die Redaction verantworilich! Johannes Gruuow in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck vou Carl Marquart in Reuduih-Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/538>, abgerufen am 28.04.2024.