Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Das deutsche Hans.

der des Premiers und der, welche die Führerschaft im Unterhause auferlegt,
ist eine unnötige Belastung eines mehr als siebzigjährigen Mannes, bei dem,
wie gern und wie leicht er auch arbeite"? mag, der Tag doch auch mir
vierundzwanzig Stunden hat wie bei andern Leuten, Der Kriegsminister
Childers ist krank, und wenn er genesen sein wird, wird man ihm ein leichteres
Amt übertragen müssen als sein jetziges. Wenn Derby durch seinen Eintritt
ins Kabinet das Whigistische Element zu Verstürken berufen ist, so sind im
Hinblick ans das Prinzip und deu Brauch, nach welchen ursprünglich Chamberlain
eine Stelle im Rate der Minister zugeteilt wurde, die Radikalen zu etwas wie
einem Machtäqnivnlent berechtigt. Und in diesem Falle ist die Ernennung
Dilkes eine ausgemachte Sache. "Er spielte 1880 bis zu einem gewissen Maße
den Ministermacher, sagt ein englisches Blatt; jetzt ist die Zeit für Warwick
gekommen, sich selbst eine Krone zu sichern. Ferner winkt wohl auch Goschen
ein Ministerportefenille, obwohl man ihm, dem jüdischen Finanzier, neulich in
der Presse unsaubere Bereicherung in Ägypten vorwarf. Weniger hat Forster
ans Berufung ins Kaüiuet zu rechnen. 1870 brachte er die Dissenters gegen
sich auf, und voriges Jahr lenkte er den bittern Haß und Zorn der irischen
Mitglieder auf sich, welche manche Liberale noch immer zu Bundesgenossen
zurückzugewinnen hofften. Er ist eben ein Opfer jener rauhen Rechtschaffen¬
heit, welche die besten Absichten hat, bei der Verfolgung derselben aber gewöhnlich
verehrten Freunden und Verbündeten auf die Zehen tritt.

Nachschrift. Deu neuesten Nachrichten zufolge hat Derby am KI d. M.
der Königin den Eid als Minister der .Kolonien geleistet, Childers wird Schntz-
kanzler und Hartingtvn übernimmt das Kriegsministerium, wahrend Kimberley
das Portefeuille für Indien bekommt.




Das deutsche Haus.

oder stammt das deutsche Haus? Wie war und wie ist es ge¬
staltet? Diese Fragen haben in neuerer Zeit zu lebhaften Aus-
einandersetzungen geführt, die erfreulicherweise nicht ohne greif¬
bares Ergebnis geblieben sind. Leider erst in neuerer Zeit --
./nachdem so manches Bauwerk, welches über die Ausbildung des
deutschen Dauses Hütte Zeugnis ablegen können, durch Verwitterung, durch
Feuer, durch die Gleichgiltigkeit der Menschen vernichtet worden ist. Riehl ist
es gewesen, der in seiner "Familie" zuerst nachdrücklich auf die Bedeutuug des
Hauses hingewiesen und eine Schilderung des deutschen Hauses gegeben hat, wie
sie nicht feiner und poetischer gefühlt sein kau". Wenn es ihm dabei mehr uns


Das deutsche Hans.

der des Premiers und der, welche die Führerschaft im Unterhause auferlegt,
ist eine unnötige Belastung eines mehr als siebzigjährigen Mannes, bei dem,
wie gern und wie leicht er auch arbeite«? mag, der Tag doch auch mir
vierundzwanzig Stunden hat wie bei andern Leuten, Der Kriegsminister
Childers ist krank, und wenn er genesen sein wird, wird man ihm ein leichteres
Amt übertragen müssen als sein jetziges. Wenn Derby durch seinen Eintritt
ins Kabinet das Whigistische Element zu Verstürken berufen ist, so sind im
Hinblick ans das Prinzip und deu Brauch, nach welchen ursprünglich Chamberlain
eine Stelle im Rate der Minister zugeteilt wurde, die Radikalen zu etwas wie
einem Machtäqnivnlent berechtigt. Und in diesem Falle ist die Ernennung
Dilkes eine ausgemachte Sache. „Er spielte 1880 bis zu einem gewissen Maße
den Ministermacher, sagt ein englisches Blatt; jetzt ist die Zeit für Warwick
gekommen, sich selbst eine Krone zu sichern. Ferner winkt wohl auch Goschen
ein Ministerportefenille, obwohl man ihm, dem jüdischen Finanzier, neulich in
der Presse unsaubere Bereicherung in Ägypten vorwarf. Weniger hat Forster
ans Berufung ins Kaüiuet zu rechnen. 1870 brachte er die Dissenters gegen
sich auf, und voriges Jahr lenkte er den bittern Haß und Zorn der irischen
Mitglieder auf sich, welche manche Liberale noch immer zu Bundesgenossen
zurückzugewinnen hofften. Er ist eben ein Opfer jener rauhen Rechtschaffen¬
heit, welche die besten Absichten hat, bei der Verfolgung derselben aber gewöhnlich
verehrten Freunden und Verbündeten auf die Zehen tritt.

Nachschrift. Deu neuesten Nachrichten zufolge hat Derby am KI d. M.
der Königin den Eid als Minister der .Kolonien geleistet, Childers wird Schntz-
kanzler und Hartingtvn übernimmt das Kriegsministerium, wahrend Kimberley
das Portefeuille für Indien bekommt.




Das deutsche Haus.

oder stammt das deutsche Haus? Wie war und wie ist es ge¬
staltet? Diese Fragen haben in neuerer Zeit zu lebhaften Aus-
einandersetzungen geführt, die erfreulicherweise nicht ohne greif¬
bares Ergebnis geblieben sind. Leider erst in neuerer Zeit —
./nachdem so manches Bauwerk, welches über die Ausbildung des
deutschen Dauses Hütte Zeugnis ablegen können, durch Verwitterung, durch
Feuer, durch die Gleichgiltigkeit der Menschen vernichtet worden ist. Riehl ist
es gewesen, der in seiner „Familie" zuerst nachdrücklich auf die Bedeutuug des
Hauses hingewiesen und eine Schilderung des deutschen Hauses gegeben hat, wie
sie nicht feiner und poetischer gefühlt sein kau». Wenn es ihm dabei mehr uns


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0643" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194621"/>
          <fw type="header" place="top"> Das deutsche Hans.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2282" prev="#ID_2281"> der des Premiers und der, welche die Führerschaft im Unterhause auferlegt,<lb/>
ist eine unnötige Belastung eines mehr als siebzigjährigen Mannes, bei dem,<lb/>
wie gern und wie leicht er auch arbeite«? mag, der Tag doch auch mir<lb/>
vierundzwanzig Stunden hat wie bei andern Leuten, Der Kriegsminister<lb/>
Childers ist krank, und wenn er genesen sein wird, wird man ihm ein leichteres<lb/>
Amt übertragen müssen als sein jetziges. Wenn Derby durch seinen Eintritt<lb/>
ins Kabinet das Whigistische Element zu Verstürken berufen ist, so sind im<lb/>
Hinblick ans das Prinzip und deu Brauch, nach welchen ursprünglich Chamberlain<lb/>
eine Stelle im Rate der Minister zugeteilt wurde, die Radikalen zu etwas wie<lb/>
einem Machtäqnivnlent berechtigt. Und in diesem Falle ist die Ernennung<lb/>
Dilkes eine ausgemachte Sache. &#x201E;Er spielte 1880 bis zu einem gewissen Maße<lb/>
den Ministermacher, sagt ein englisches Blatt; jetzt ist die Zeit für Warwick<lb/>
gekommen, sich selbst eine Krone zu sichern. Ferner winkt wohl auch Goschen<lb/>
ein Ministerportefenille, obwohl man ihm, dem jüdischen Finanzier, neulich in<lb/>
der Presse unsaubere Bereicherung in Ägypten vorwarf. Weniger hat Forster<lb/>
ans Berufung ins Kaüiuet zu rechnen. 1870 brachte er die Dissenters gegen<lb/>
sich auf, und voriges Jahr lenkte er den bittern Haß und Zorn der irischen<lb/>
Mitglieder auf sich, welche manche Liberale noch immer zu Bundesgenossen<lb/>
zurückzugewinnen hofften. Er ist eben ein Opfer jener rauhen Rechtschaffen¬<lb/>
heit, welche die besten Absichten hat, bei der Verfolgung derselben aber gewöhnlich<lb/>
verehrten Freunden und Verbündeten auf die Zehen tritt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2283"> Nachschrift. Deu neuesten Nachrichten zufolge hat Derby am KI d. M.<lb/>
der Königin den Eid als Minister der .Kolonien geleistet, Childers wird Schntz-<lb/>
kanzler und Hartingtvn übernimmt das Kriegsministerium, wahrend Kimberley<lb/>
das Portefeuille für Indien bekommt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Das deutsche Haus.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_2284" next="#ID_2285"> oder stammt das deutsche Haus? Wie war und wie ist es ge¬<lb/>
staltet? Diese Fragen haben in neuerer Zeit zu lebhaften Aus-<lb/>
einandersetzungen geführt, die erfreulicherweise nicht ohne greif¬<lb/>
bares Ergebnis geblieben sind. Leider erst in neuerer Zeit &#x2014;<lb/>
./nachdem so manches Bauwerk, welches über die Ausbildung des<lb/>
deutschen Dauses Hütte Zeugnis ablegen können, durch Verwitterung, durch<lb/>
Feuer, durch die Gleichgiltigkeit der Menschen vernichtet worden ist. Riehl ist<lb/>
es gewesen, der in seiner &#x201E;Familie" zuerst nachdrücklich auf die Bedeutuug des<lb/>
Hauses hingewiesen und eine Schilderung des deutschen Hauses gegeben hat, wie<lb/>
sie nicht feiner und poetischer gefühlt sein kau».  Wenn es ihm dabei mehr uns</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0643] Das deutsche Hans. der des Premiers und der, welche die Führerschaft im Unterhause auferlegt, ist eine unnötige Belastung eines mehr als siebzigjährigen Mannes, bei dem, wie gern und wie leicht er auch arbeite«? mag, der Tag doch auch mir vierundzwanzig Stunden hat wie bei andern Leuten, Der Kriegsminister Childers ist krank, und wenn er genesen sein wird, wird man ihm ein leichteres Amt übertragen müssen als sein jetziges. Wenn Derby durch seinen Eintritt ins Kabinet das Whigistische Element zu Verstürken berufen ist, so sind im Hinblick ans das Prinzip und deu Brauch, nach welchen ursprünglich Chamberlain eine Stelle im Rate der Minister zugeteilt wurde, die Radikalen zu etwas wie einem Machtäqnivnlent berechtigt. Und in diesem Falle ist die Ernennung Dilkes eine ausgemachte Sache. „Er spielte 1880 bis zu einem gewissen Maße den Ministermacher, sagt ein englisches Blatt; jetzt ist die Zeit für Warwick gekommen, sich selbst eine Krone zu sichern. Ferner winkt wohl auch Goschen ein Ministerportefenille, obwohl man ihm, dem jüdischen Finanzier, neulich in der Presse unsaubere Bereicherung in Ägypten vorwarf. Weniger hat Forster ans Berufung ins Kaüiuet zu rechnen. 1870 brachte er die Dissenters gegen sich auf, und voriges Jahr lenkte er den bittern Haß und Zorn der irischen Mitglieder auf sich, welche manche Liberale noch immer zu Bundesgenossen zurückzugewinnen hofften. Er ist eben ein Opfer jener rauhen Rechtschaffen¬ heit, welche die besten Absichten hat, bei der Verfolgung derselben aber gewöhnlich verehrten Freunden und Verbündeten auf die Zehen tritt. Nachschrift. Deu neuesten Nachrichten zufolge hat Derby am KI d. M. der Königin den Eid als Minister der .Kolonien geleistet, Childers wird Schntz- kanzler und Hartingtvn übernimmt das Kriegsministerium, wahrend Kimberley das Portefeuille für Indien bekommt. Das deutsche Haus. oder stammt das deutsche Haus? Wie war und wie ist es ge¬ staltet? Diese Fragen haben in neuerer Zeit zu lebhaften Aus- einandersetzungen geführt, die erfreulicherweise nicht ohne greif¬ bares Ergebnis geblieben sind. Leider erst in neuerer Zeit — ./nachdem so manches Bauwerk, welches über die Ausbildung des deutschen Dauses Hütte Zeugnis ablegen können, durch Verwitterung, durch Feuer, durch die Gleichgiltigkeit der Menschen vernichtet worden ist. Riehl ist es gewesen, der in seiner „Familie" zuerst nachdrücklich auf die Bedeutuug des Hauses hingewiesen und eine Schilderung des deutschen Hauses gegeben hat, wie sie nicht feiner und poetischer gefühlt sein kau». Wenn es ihm dabei mehr uns

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/643
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/643>, abgerufen am 06.05.2024.