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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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jüngsten; wie sie aber eine der wichtigsten für seefahrende Völker ist, so hat sie
mich deshalb am meisten Unterstützung und Pflege auf allen Seiten gefunden
und kau" jetzt überall den Interesse" der Schifffahrt wirksam dienen.

Trotz dieses erfreulichen Standes der Geographie sind wir freilich noch
immer weit entfernt von einer allgemeinen genaueren Kenntnis der Erde "ut
ihrer Teile, fern von der Kenntnis aller ihrer Eigentümlichkeiten im ganzen und
im einzelnen, der Beziehungen der Erde zu andern Weltkörpern und der einzelnen
Teile der Erde zu einander, fern von der Kenntnis aller treibenden irdischen
Kräfte und ihrer Wirkungen, Und so bleibt trotz aller bisherigen Errungen¬
schaften der geographischen Wissenschaft noch ein weites Arbeitsfeld, Überall
harren unerforschte oder nicht genügend erklärte Erscheinungen ihrer Lösung,
einer Lösung, die nur mit angestrengter Arbeit und mit vereinten geistigen und
materiellen Kräften herbeigeführt werden kann. Daher sind bis zu diesem Zeit¬
punkte, als das beste Mittel, auch weitere Kreise für die Geographie und ihre
nutzbringenden Forschungen zu interessiren, ihre Hilfsbereitschaft herbeizuführen,
das Streben derselben ans einen geordneten Weg der Forschung zu lenken, die
geographischen Gesellschaften unentbehrlich.

(Schluss folgt.)




Briefe eines Unbekannten.

as Märchen von den drei Wünschen, in dein sich die Fran eine
Bratwurst, der Mann seiner voreiligen Frau die Bratwurst unter
die Nase wünscht und darnach gezwungen ist, den letzten von einer
gütigen Fee gewährten Wunsch für die Befreiung der teuern Gattin
von so unliebsamer Zier zu verausgaben, hat eine ziemlich hand¬
greifliche Moral, deren Wahrheit jeder jeden Tag erfahren kann. In dem
Getümmel und der Neclamcwirtschaft unsrer neuesten kritischen Ära sehnen wir
die Kritik des unbefangenen gebildeten Publikums herbei, die schon zu manchem
literarischen Umschwung den Anstoß gegeben hat. Kaum ist der Wunsch gethan,
so haben wir eine Stimme aus dem Publikum vor uns, schön gedruckt, 431 Seiten
stark, "Briefe eines Unbekannten," eines unzweifelhaft unterrichteten, geistreichen
Mannes, eines liebenswürdigen Sonderlings, der lebendigen Anteil an lite¬
rarischen Dingen nimmt, ein Vilduugs- und Lesebedürfnis hat, wie es die nächste
Generation kaum kennen wird, der im kleinen Kreise und, wie es scheint, ohne
jeden Gedanken an spätere Veröffentlichung seine Gedanken und Urteile über


jüngsten; wie sie aber eine der wichtigsten für seefahrende Völker ist, so hat sie
mich deshalb am meisten Unterstützung und Pflege auf allen Seiten gefunden
und kau» jetzt überall den Interesse» der Schifffahrt wirksam dienen.

Trotz dieses erfreulichen Standes der Geographie sind wir freilich noch
immer weit entfernt von einer allgemeinen genaueren Kenntnis der Erde »ut
ihrer Teile, fern von der Kenntnis aller ihrer Eigentümlichkeiten im ganzen und
im einzelnen, der Beziehungen der Erde zu andern Weltkörpern und der einzelnen
Teile der Erde zu einander, fern von der Kenntnis aller treibenden irdischen
Kräfte und ihrer Wirkungen, Und so bleibt trotz aller bisherigen Errungen¬
schaften der geographischen Wissenschaft noch ein weites Arbeitsfeld, Überall
harren unerforschte oder nicht genügend erklärte Erscheinungen ihrer Lösung,
einer Lösung, die nur mit angestrengter Arbeit und mit vereinten geistigen und
materiellen Kräften herbeigeführt werden kann. Daher sind bis zu diesem Zeit¬
punkte, als das beste Mittel, auch weitere Kreise für die Geographie und ihre
nutzbringenden Forschungen zu interessiren, ihre Hilfsbereitschaft herbeizuführen,
das Streben derselben ans einen geordneten Weg der Forschung zu lenken, die
geographischen Gesellschaften unentbehrlich.

(Schluss folgt.)




Briefe eines Unbekannten.

as Märchen von den drei Wünschen, in dein sich die Fran eine
Bratwurst, der Mann seiner voreiligen Frau die Bratwurst unter
die Nase wünscht und darnach gezwungen ist, den letzten von einer
gütigen Fee gewährten Wunsch für die Befreiung der teuern Gattin
von so unliebsamer Zier zu verausgaben, hat eine ziemlich hand¬
greifliche Moral, deren Wahrheit jeder jeden Tag erfahren kann. In dem
Getümmel und der Neclamcwirtschaft unsrer neuesten kritischen Ära sehnen wir
die Kritik des unbefangenen gebildeten Publikums herbei, die schon zu manchem
literarischen Umschwung den Anstoß gegeben hat. Kaum ist der Wunsch gethan,
so haben wir eine Stimme aus dem Publikum vor uns, schön gedruckt, 431 Seiten
stark, „Briefe eines Unbekannten," eines unzweifelhaft unterrichteten, geistreichen
Mannes, eines liebenswürdigen Sonderlings, der lebendigen Anteil an lite¬
rarischen Dingen nimmt, ein Vilduugs- und Lesebedürfnis hat, wie es die nächste
Generation kaum kennen wird, der im kleinen Kreise und, wie es scheint, ohne
jeden Gedanken an spätere Veröffentlichung seine Gedanken und Urteile über


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/188>, abgerufen am 05.05.2024.