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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal.

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Bakchen und Thyrsosträger.
Ronian von August Niemann (Goebel).
Das Recht der Üterschima, vorbe-
ki">den, Nnchdrmr v-rbolcn, (Fortschun.1.)
Aebentes Aapitel.
In den Abgrund.

Bist du zu feige,
Derselbe Mann zu sein in That und Mut,
Der du in Wünsche" vise?

ährend für Ephraim der Sommer in Heidelberg unter Liebe und
Philosophie verlief, brachte er Alfons finstere Gedanken und eine
immer trübere Stimmung, Er konnte sich über den Verlust der
Sängerin nicht beruhigen, verfolgte den Prinzen mit brennendem
Haß und grübelte beständig über dein Geheimnis, das seiner Über¬
zeugung nach der Verbindung dieses ungleichen Paares zu Grunde lag. Mehr
und mehr befestigte sich bei ihm der Argwohn, das; ein Zusammenhang zwischen
dem Hause Lovendal und der Spanierin bestehen müsse, und daß der Prinz
durch derartige Rücksichten bewogen werde, seine Standesvvrurteile beiseite zu
setzen. Es war doch unmöglich, daß der Prinz ohne irgend eine besondre Ver¬
anlassung sich entschlossen hatte, eine Theaterprinzessin zu heiraten, die er bis jetzt
nur mit höflicher Ironie und spöttischer Verehrung behandelt,^ der er den Hof
lediglich deshalb gemacht hatte, weil sie Mode war und weil er sich langweilte.
Alfons hatte das ganz genau beobachtet und war oft indignirt gewesen über
den Ton, den der Prinz ihr gegenüber anstimmte und der für die Spanierin
gleichwohl nichts auffälliges zu haben schien. Es war ihm klar, daß irgend
etwas Merkwürdiges geschehen sein müsse, um eine solche Wendung herbeizu¬
führen.

Und immer wieder fiel ihm die sonderbare Szene mit dem Araber im
Allianzklub ein, die Behauptung des Arabers, sie habe ihm das Halsband auf
Cuba entrissen, die Beflissenheit seines Vetters Amadeus, an der Vernehmung




Bakchen und Thyrsosträger.
Ronian von August Niemann (Goebel).
Das Recht der Üterschima, vorbe-
ki»>den, Nnchdrmr v-rbolcn, (Fortschun.1.)
Aebentes Aapitel.
In den Abgrund.

Bist du zu feige,
Derselbe Mann zu sein in That und Mut,
Der du in Wünsche» vise?

ährend für Ephraim der Sommer in Heidelberg unter Liebe und
Philosophie verlief, brachte er Alfons finstere Gedanken und eine
immer trübere Stimmung, Er konnte sich über den Verlust der
Sängerin nicht beruhigen, verfolgte den Prinzen mit brennendem
Haß und grübelte beständig über dein Geheimnis, das seiner Über¬
zeugung nach der Verbindung dieses ungleichen Paares zu Grunde lag. Mehr
und mehr befestigte sich bei ihm der Argwohn, das; ein Zusammenhang zwischen
dem Hause Lovendal und der Spanierin bestehen müsse, und daß der Prinz
durch derartige Rücksichten bewogen werde, seine Standesvvrurteile beiseite zu
setzen. Es war doch unmöglich, daß der Prinz ohne irgend eine besondre Ver¬
anlassung sich entschlossen hatte, eine Theaterprinzessin zu heiraten, die er bis jetzt
nur mit höflicher Ironie und spöttischer Verehrung behandelt,^ der er den Hof
lediglich deshalb gemacht hatte, weil sie Mode war und weil er sich langweilte.
Alfons hatte das ganz genau beobachtet und war oft indignirt gewesen über
den Ton, den der Prinz ihr gegenüber anstimmte und der für die Spanierin
gleichwohl nichts auffälliges zu haben schien. Es war ihm klar, daß irgend
etwas Merkwürdiges geschehen sein müsse, um eine solche Wendung herbeizu¬
führen.

Und immer wieder fiel ihm die sonderbare Szene mit dem Araber im
Allianzklub ein, die Behauptung des Arabers, sie habe ihm das Halsband auf
Cuba entrissen, die Beflissenheit seines Vetters Amadeus, an der Vernehmung


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[0302] [Abbildung] Bakchen und Thyrsosträger. Ronian von August Niemann (Goebel). Das Recht der Üterschima, vorbe- ki»>den, Nnchdrmr v-rbolcn, (Fortschun.1.) Aebentes Aapitel. In den Abgrund. Bist du zu feige, Derselbe Mann zu sein in That und Mut, Der du in Wünsche» vise? ährend für Ephraim der Sommer in Heidelberg unter Liebe und Philosophie verlief, brachte er Alfons finstere Gedanken und eine immer trübere Stimmung, Er konnte sich über den Verlust der Sängerin nicht beruhigen, verfolgte den Prinzen mit brennendem Haß und grübelte beständig über dein Geheimnis, das seiner Über¬ zeugung nach der Verbindung dieses ungleichen Paares zu Grunde lag. Mehr und mehr befestigte sich bei ihm der Argwohn, das; ein Zusammenhang zwischen dem Hause Lovendal und der Spanierin bestehen müsse, und daß der Prinz durch derartige Rücksichten bewogen werde, seine Standesvvrurteile beiseite zu setzen. Es war doch unmöglich, daß der Prinz ohne irgend eine besondre Ver¬ anlassung sich entschlossen hatte, eine Theaterprinzessin zu heiraten, die er bis jetzt nur mit höflicher Ironie und spöttischer Verehrung behandelt,^ der er den Hof lediglich deshalb gemacht hatte, weil sie Mode war und weil er sich langweilte. Alfons hatte das ganz genau beobachtet und war oft indignirt gewesen über den Ton, den der Prinz ihr gegenüber anstimmte und der für die Spanierin gleichwohl nichts auffälliges zu haben schien. Es war ihm klar, daß irgend etwas Merkwürdiges geschehen sein müsse, um eine solche Wendung herbeizu¬ führen. Und immer wieder fiel ihm die sonderbare Szene mit dem Araber im Allianzklub ein, die Behauptung des Arabers, sie habe ihm das Halsband auf Cuba entrissen, die Beflissenheit seines Vetters Amadeus, an der Vernehmung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89806/302>, abgerufen am 02.05.2024.