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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal.

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Die ägyptische Krisis und England.

i as bischen Herzegowina und jetzt das bischen Ägypten weit unten
^auf der Landkarte! Und doch hält es seit Monaten die Blicke
aller Welt auf sich gerichtet, und die Frage will nicht enden, ob¬
wohl sich die Staatsweisen zweier Mächte ersten Ranges an¬
gelegentlich und mit Aufbietung aller ihrer diplomatischen Hilfs¬
mittel, auch ein wenig mit militärischen, um ihre Lösung bemühen. Wir hatten
in diesen Tagen, vor Eintreffen der letzten Nachrichten aus Kairo, Gelegenheit,
das Urteil eines deutschen Politikers über diese Angelegenheit zu hören. Das¬
selbe lautete ungefähr folgendermaßen.

Der ägyptische Handel geht uns nicht viel an, desto mehr aber die Eng¬
länder, sür die dort ein Lebensinteresse in Frage kommt, dann auch die Fran¬
zosen. Die haben ihre Sache beide nicht geschickt geführt und sich mit ihren
Panzerschiffen vor Alexandrien in eine Sackgasse Verfahren, und nun soll ihnen
das übrige Europa auf einer Konferenz aus der Verlegenheit helfen. Mit dem
Geschwader ist es nichts ohne Landungstruppen, und die haben sie nicht. So
giebts nur eine Wiederholung der Demonstration von Duleigno. Dort waren
es die Felsen, hier sind es die großen Magazine mit englischen und französischen
Waaren, sonst hätten sie wohl schon bombardirt. Auch fragt sichs, ob sie dabei
nicht den Kürzeren gezogen hätten trotz ihrer dicken Stahlpanzer; denn die
Ägypter haben in ihren Werken sehr schwere Geschütze. Mit der Konferenz aber
ists wie mit einer Enquste am grünen Tische, man berät und berät, und es
kommt doch nicht leicht was Praktisches heraus. Auch will der Großherr nicht,
der doch dazu gehörte, und er hat dabei am Ende nicht Unrecht. Kann ers
mit dem Briefe machen und mit dein Bevollmächtigten -- was wir heute oder
morgen erfahren werden --, gut für die Wcstmächtc; wo nicht, so giebts nur


Grenzlwwi II. 1882, 72


Die ägyptische Krisis und England.

i as bischen Herzegowina und jetzt das bischen Ägypten weit unten
^auf der Landkarte! Und doch hält es seit Monaten die Blicke
aller Welt auf sich gerichtet, und die Frage will nicht enden, ob¬
wohl sich die Staatsweisen zweier Mächte ersten Ranges an¬
gelegentlich und mit Aufbietung aller ihrer diplomatischen Hilfs¬
mittel, auch ein wenig mit militärischen, um ihre Lösung bemühen. Wir hatten
in diesen Tagen, vor Eintreffen der letzten Nachrichten aus Kairo, Gelegenheit,
das Urteil eines deutschen Politikers über diese Angelegenheit zu hören. Das¬
selbe lautete ungefähr folgendermaßen.

Der ägyptische Handel geht uns nicht viel an, desto mehr aber die Eng¬
länder, sür die dort ein Lebensinteresse in Frage kommt, dann auch die Fran¬
zosen. Die haben ihre Sache beide nicht geschickt geführt und sich mit ihren
Panzerschiffen vor Alexandrien in eine Sackgasse Verfahren, und nun soll ihnen
das übrige Europa auf einer Konferenz aus der Verlegenheit helfen. Mit dem
Geschwader ist es nichts ohne Landungstruppen, und die haben sie nicht. So
giebts nur eine Wiederholung der Demonstration von Duleigno. Dort waren
es die Felsen, hier sind es die großen Magazine mit englischen und französischen
Waaren, sonst hätten sie wohl schon bombardirt. Auch fragt sichs, ob sie dabei
nicht den Kürzeren gezogen hätten trotz ihrer dicken Stahlpanzer; denn die
Ägypter haben in ihren Werken sehr schwere Geschütze. Mit der Konferenz aber
ists wie mit einer Enquste am grünen Tische, man berät und berät, und es
kommt doch nicht leicht was Praktisches heraus. Auch will der Großherr nicht,
der doch dazu gehörte, und er hat dabei am Ende nicht Unrecht. Kann ers
mit dem Briefe machen und mit dein Bevollmächtigten — was wir heute oder
morgen erfahren werden —, gut für die Wcstmächtc; wo nicht, so giebts nur


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[0569] [Abbildung] Die ägyptische Krisis und England. i as bischen Herzegowina und jetzt das bischen Ägypten weit unten ^auf der Landkarte! Und doch hält es seit Monaten die Blicke aller Welt auf sich gerichtet, und die Frage will nicht enden, ob¬ wohl sich die Staatsweisen zweier Mächte ersten Ranges an¬ gelegentlich und mit Aufbietung aller ihrer diplomatischen Hilfs¬ mittel, auch ein wenig mit militärischen, um ihre Lösung bemühen. Wir hatten in diesen Tagen, vor Eintreffen der letzten Nachrichten aus Kairo, Gelegenheit, das Urteil eines deutschen Politikers über diese Angelegenheit zu hören. Das¬ selbe lautete ungefähr folgendermaßen. Der ägyptische Handel geht uns nicht viel an, desto mehr aber die Eng¬ länder, sür die dort ein Lebensinteresse in Frage kommt, dann auch die Fran¬ zosen. Die haben ihre Sache beide nicht geschickt geführt und sich mit ihren Panzerschiffen vor Alexandrien in eine Sackgasse Verfahren, und nun soll ihnen das übrige Europa auf einer Konferenz aus der Verlegenheit helfen. Mit dem Geschwader ist es nichts ohne Landungstruppen, und die haben sie nicht. So giebts nur eine Wiederholung der Demonstration von Duleigno. Dort waren es die Felsen, hier sind es die großen Magazine mit englischen und französischen Waaren, sonst hätten sie wohl schon bombardirt. Auch fragt sichs, ob sie dabei nicht den Kürzeren gezogen hätten trotz ihrer dicken Stahlpanzer; denn die Ägypter haben in ihren Werken sehr schwere Geschütze. Mit der Konferenz aber ists wie mit einer Enquste am grünen Tische, man berät und berät, und es kommt doch nicht leicht was Praktisches heraus. Auch will der Großherr nicht, der doch dazu gehörte, und er hat dabei am Ende nicht Unrecht. Kann ers mit dem Briefe machen und mit dein Bevollmächtigten — was wir heute oder morgen erfahren werden —, gut für die Wcstmächtc; wo nicht, so giebts nur Grenzlwwi II. 1882, 72

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89806/569>, abgerufen am 02.05.2024.