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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Die Grafen von Altenschwerdt.
Roman von August Nie manu KoNsctzun^)

err Rudolf Schmidt zuckte die Achseln, Das Projekt der Aktien¬
gesellschaft Brauerei Eichhauscn stand so klar und deutlich vor
seinem innern Auge, daß es ihm ganz unbegreiflich war, wie ein
verständiger Mensch es ignoriren könne.
Du warst recht lange nicht bei uns, lieber Rudolf, sagte seine
Tante in freundlichem Tone.

Viel zu thun, entgegnete er. Und ich werde morgen eine Reise auf etwa
vier Wochen antreten.

Wohin willst du denn, mein Kind? fragte die gute alte Frau, Aber zunächst,
mein lieber Junge, laß dir hier das Stückchen Schinken auf den Teller legen.
Du ißt ja garnicht. schmeckts dir nicht?

Er war immer stärker im Reden als im Essen, bemerkte der Oheim.

Ich habe eine Geschäftsreise vor, sagte der Neffe.

Wohin denn? fragte Millicent.

Ach, durch Pommern und Mecklenburg und nach Holstein, es ist in Angelegen¬
heiten der Terracottafabrik.

Terracottafabrik? fragte der Oheim. Was ist denn das für eine Fabrik?

Es ist meine Fabrik.

Deine? Von der habe ich ja noch kein Sterbenswort gehört.

Nun, ich habe doch die Thongrube dort unten am Wildbruch gekauft.
Dort richte ich sie ein.

Ah, sie soll erst gebaut werden! sagte der Inspektor mit seinem breiten Lachen.

Nun, sagte Rudolf ruhig, der Ofen ist die Hauptsache, und der ist beinahe
fertig. Ich reise vorläufig mit Proben, um mir die Kundschaft zu erwerben.
Ich will doch gleich Absatz haben, wenn die Waare fertig ist.




Die Grafen von Altenschwerdt.
Roman von August Nie manu KoNsctzun^)

err Rudolf Schmidt zuckte die Achseln, Das Projekt der Aktien¬
gesellschaft Brauerei Eichhauscn stand so klar und deutlich vor
seinem innern Auge, daß es ihm ganz unbegreiflich war, wie ein
verständiger Mensch es ignoriren könne.
Du warst recht lange nicht bei uns, lieber Rudolf, sagte seine
Tante in freundlichem Tone.

Viel zu thun, entgegnete er. Und ich werde morgen eine Reise auf etwa
vier Wochen antreten.

Wohin willst du denn, mein Kind? fragte die gute alte Frau, Aber zunächst,
mein lieber Junge, laß dir hier das Stückchen Schinken auf den Teller legen.
Du ißt ja garnicht. schmeckts dir nicht?

Er war immer stärker im Reden als im Essen, bemerkte der Oheim.

Ich habe eine Geschäftsreise vor, sagte der Neffe.

Wohin denn? fragte Millicent.

Ach, durch Pommern und Mecklenburg und nach Holstein, es ist in Angelegen¬
heiten der Terracottafabrik.

Terracottafabrik? fragte der Oheim. Was ist denn das für eine Fabrik?

Es ist meine Fabrik.

Deine? Von der habe ich ja noch kein Sterbenswort gehört.

Nun, ich habe doch die Thongrube dort unten am Wildbruch gekauft.
Dort richte ich sie ein.

Ah, sie soll erst gebaut werden! sagte der Inspektor mit seinem breiten Lachen.

Nun, sagte Rudolf ruhig, der Ofen ist die Hauptsache, und der ist beinahe
fertig. Ich reise vorläufig mit Proben, um mir die Kundschaft zu erwerben.
Ich will doch gleich Absatz haben, wenn die Waare fertig ist.


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[0325] [Abbildung] Die Grafen von Altenschwerdt. Roman von August Nie manu KoNsctzun^) err Rudolf Schmidt zuckte die Achseln, Das Projekt der Aktien¬ gesellschaft Brauerei Eichhauscn stand so klar und deutlich vor seinem innern Auge, daß es ihm ganz unbegreiflich war, wie ein verständiger Mensch es ignoriren könne. Du warst recht lange nicht bei uns, lieber Rudolf, sagte seine Tante in freundlichem Tone. Viel zu thun, entgegnete er. Und ich werde morgen eine Reise auf etwa vier Wochen antreten. Wohin willst du denn, mein Kind? fragte die gute alte Frau, Aber zunächst, mein lieber Junge, laß dir hier das Stückchen Schinken auf den Teller legen. Du ißt ja garnicht. schmeckts dir nicht? Er war immer stärker im Reden als im Essen, bemerkte der Oheim. Ich habe eine Geschäftsreise vor, sagte der Neffe. Wohin denn? fragte Millicent. Ach, durch Pommern und Mecklenburg und nach Holstein, es ist in Angelegen¬ heiten der Terracottafabrik. Terracottafabrik? fragte der Oheim. Was ist denn das für eine Fabrik? Es ist meine Fabrik. Deine? Von der habe ich ja noch kein Sterbenswort gehört. Nun, ich habe doch die Thongrube dort unten am Wildbruch gekauft. Dort richte ich sie ein. Ah, sie soll erst gebaut werden! sagte der Inspektor mit seinem breiten Lachen. Nun, sagte Rudolf ruhig, der Ofen ist die Hauptsache, und der ist beinahe fertig. Ich reise vorläufig mit Proben, um mir die Kundschaft zu erwerben. Ich will doch gleich Absatz haben, wenn die Waare fertig ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/325>, abgerufen am 06.05.2024.