Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Wahrheit über die Katastrophe von Jena.

Worts, sondern um eine neue Gewinnverteilung aus dem Geschäftsbetriebe nach
festen und klar umschriebenen Prinzipien.

Pater Weiß geht also sehr weit und sehr entschieden über das Halber
Programm hinaus. Wenn dieses dem Arbeiter allenfalls einen Sparpfennig
zubilligt, so lapitalisirt Pater Weiß einfach die Arbeitskosten und bestimmt
danach den verhältnismäßigen Anteil der Arbeit am Geschäftsgewinne als ein
Recht derselben. Und kraft dieses Rechtes spricht er in seinem Beispielsfall und
unter einer Berechnung, die von seinem Standpunkt aus durchweg das Kapital
begünstigt, doch nahezu ein Drittel des Reingewinnes den Arbeitern zu.*)




Die Wahrheit über die Katastrophe von ^ma.
i.

er unglückliche Krieg von 1806 hat schon vor mehr als drei Jahr¬
zehnten in Höpfner einen im ganzen trefflichen Darsteller gefunden,
und vor kurzem hat Heinrich von Treitschke die Ursachen des da¬
maligen tiefen Falles in ausgezeichneter Weise nachgewiesen. Den¬
noch erschien das Interesse an dem Gegenstände noch nicht erschöpft:
noch vieles in der Entwicklungsgeschichte der Katastrophe vom 14. Oktober 1806
blieb aufzuklären, und namentlich das Heer, welches dort geschlagen wurde,
konnte noch genauer charakterisirt werden. So freuen wir uns, daß einer der
geistvollsten und gelehrtesten deutschen Militärschriftsteller sich dieser Aufgabe
unterzogen hat, Freiherr v. d. Goltz in seiner Schrift: Roßbach und Jena.
Studien über die Zustände und das geistige Leben in der preußischen Armee
während der Übergangszeit vom 18. zum 19. Jahrhundert (Berlin, Mittler
und Sohn, 1883). Ein gesundes Urteil, strenger Gerechtigkeitssinn, weit¬
reichender Blick, warmer Patriotismus und eine außerordentliche Velesenheit
vereinigen sich in dem Verfasser, um sein Buch zu einem der besten Beiträge
zur kriegsgcschichtlichen Literatur zu machen, die wir kennen. Ist es in erster



*) Es ist dem Verfasser des obigen Artikels leider entgangen, daß wir bereits in einer
Notiz in Ur. 43 d. Bl. "Eine nltramontcinc Lohnthcorie" den Grundirrtnm, der in den
Aufstellungen des Pater Weiß liegt, auseinandergesetzt haben: den Irrtum, daß er den
Unternehmergewinn nicht als einen berechtigten Gewinn anerkennt -- ganz abgesehen von
D. Red. der sonstigen phantastischen Beschaffenheit seiner Vorschläge.
Die Wahrheit über die Katastrophe von Jena.

Worts, sondern um eine neue Gewinnverteilung aus dem Geschäftsbetriebe nach
festen und klar umschriebenen Prinzipien.

Pater Weiß geht also sehr weit und sehr entschieden über das Halber
Programm hinaus. Wenn dieses dem Arbeiter allenfalls einen Sparpfennig
zubilligt, so lapitalisirt Pater Weiß einfach die Arbeitskosten und bestimmt
danach den verhältnismäßigen Anteil der Arbeit am Geschäftsgewinne als ein
Recht derselben. Und kraft dieses Rechtes spricht er in seinem Beispielsfall und
unter einer Berechnung, die von seinem Standpunkt aus durchweg das Kapital
begünstigt, doch nahezu ein Drittel des Reingewinnes den Arbeitern zu.*)




Die Wahrheit über die Katastrophe von ^ma.
i.

er unglückliche Krieg von 1806 hat schon vor mehr als drei Jahr¬
zehnten in Höpfner einen im ganzen trefflichen Darsteller gefunden,
und vor kurzem hat Heinrich von Treitschke die Ursachen des da¬
maligen tiefen Falles in ausgezeichneter Weise nachgewiesen. Den¬
noch erschien das Interesse an dem Gegenstände noch nicht erschöpft:
noch vieles in der Entwicklungsgeschichte der Katastrophe vom 14. Oktober 1806
blieb aufzuklären, und namentlich das Heer, welches dort geschlagen wurde,
konnte noch genauer charakterisirt werden. So freuen wir uns, daß einer der
geistvollsten und gelehrtesten deutschen Militärschriftsteller sich dieser Aufgabe
unterzogen hat, Freiherr v. d. Goltz in seiner Schrift: Roßbach und Jena.
Studien über die Zustände und das geistige Leben in der preußischen Armee
während der Übergangszeit vom 18. zum 19. Jahrhundert (Berlin, Mittler
und Sohn, 1883). Ein gesundes Urteil, strenger Gerechtigkeitssinn, weit¬
reichender Blick, warmer Patriotismus und eine außerordentliche Velesenheit
vereinigen sich in dem Verfasser, um sein Buch zu einem der besten Beiträge
zur kriegsgcschichtlichen Literatur zu machen, die wir kennen. Ist es in erster



*) Es ist dem Verfasser des obigen Artikels leider entgangen, daß wir bereits in einer
Notiz in Ur. 43 d. Bl. „Eine nltramontcinc Lohnthcorie" den Grundirrtnm, der in den
Aufstellungen des Pater Weiß liegt, auseinandergesetzt haben: den Irrtum, daß er den
Unternehmergewinn nicht als einen berechtigten Gewinn anerkennt — ganz abgesehen von
D. Red. der sonstigen phantastischen Beschaffenheit seiner Vorschläge.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0557" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154722"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Wahrheit über die Katastrophe von Jena.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1660" prev="#ID_1659"> Worts, sondern um eine neue Gewinnverteilung aus dem Geschäftsbetriebe nach<lb/>
festen und klar umschriebenen Prinzipien.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1661"> Pater Weiß geht also sehr weit und sehr entschieden über das Halber<lb/>
Programm hinaus. Wenn dieses dem Arbeiter allenfalls einen Sparpfennig<lb/>
zubilligt, so lapitalisirt Pater Weiß einfach die Arbeitskosten und bestimmt<lb/>
danach den verhältnismäßigen Anteil der Arbeit am Geschäftsgewinne als ein<lb/>
Recht derselben. Und kraft dieses Rechtes spricht er in seinem Beispielsfall und<lb/>
unter einer Berechnung, die von seinem Standpunkt aus durchweg das Kapital<lb/>
begünstigt, doch nahezu ein Drittel des Reingewinnes den Arbeitern zu.*)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Wahrheit über die Katastrophe von ^ma.<lb/>
i.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1662" next="#ID_1663"> er unglückliche Krieg von 1806 hat schon vor mehr als drei Jahr¬<lb/>
zehnten in Höpfner einen im ganzen trefflichen Darsteller gefunden,<lb/>
und vor kurzem hat Heinrich von Treitschke die Ursachen des da¬<lb/>
maligen tiefen Falles in ausgezeichneter Weise nachgewiesen. Den¬<lb/>
noch erschien das Interesse an dem Gegenstände noch nicht erschöpft:<lb/>
noch vieles in der Entwicklungsgeschichte der Katastrophe vom 14. Oktober 1806<lb/>
blieb aufzuklären, und namentlich das Heer, welches dort geschlagen wurde,<lb/>
konnte noch genauer charakterisirt werden. So freuen wir uns, daß einer der<lb/>
geistvollsten und gelehrtesten deutschen Militärschriftsteller sich dieser Aufgabe<lb/>
unterzogen hat, Freiherr v. d. Goltz in seiner Schrift: Roßbach und Jena.<lb/>
Studien über die Zustände und das geistige Leben in der preußischen Armee<lb/>
während der Übergangszeit vom 18. zum 19. Jahrhundert (Berlin, Mittler<lb/>
und Sohn, 1883). Ein gesundes Urteil, strenger Gerechtigkeitssinn, weit¬<lb/>
reichender Blick, warmer Patriotismus und eine außerordentliche Velesenheit<lb/>
vereinigen sich in dem Verfasser, um sein Buch zu einem der besten Beiträge<lb/>
zur kriegsgcschichtlichen Literatur zu machen, die wir kennen. Ist es in erster</p><lb/>
          <note xml:id="FID_46" place="foot"> *) Es ist dem Verfasser des obigen Artikels leider entgangen, daß wir bereits in einer<lb/>
Notiz in Ur. 43 d. Bl. &#x201E;Eine nltramontcinc Lohnthcorie" den Grundirrtnm, der in den<lb/>
Aufstellungen des Pater Weiß liegt, auseinandergesetzt haben: den Irrtum, daß er den<lb/>
Unternehmergewinn nicht als einen berechtigten Gewinn anerkennt &#x2014; ganz abgesehen von<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> der sonstigen phantastischen Beschaffenheit seiner Vorschläge. </note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0557] Die Wahrheit über die Katastrophe von Jena. Worts, sondern um eine neue Gewinnverteilung aus dem Geschäftsbetriebe nach festen und klar umschriebenen Prinzipien. Pater Weiß geht also sehr weit und sehr entschieden über das Halber Programm hinaus. Wenn dieses dem Arbeiter allenfalls einen Sparpfennig zubilligt, so lapitalisirt Pater Weiß einfach die Arbeitskosten und bestimmt danach den verhältnismäßigen Anteil der Arbeit am Geschäftsgewinne als ein Recht derselben. Und kraft dieses Rechtes spricht er in seinem Beispielsfall und unter einer Berechnung, die von seinem Standpunkt aus durchweg das Kapital begünstigt, doch nahezu ein Drittel des Reingewinnes den Arbeitern zu.*) Die Wahrheit über die Katastrophe von ^ma. i. er unglückliche Krieg von 1806 hat schon vor mehr als drei Jahr¬ zehnten in Höpfner einen im ganzen trefflichen Darsteller gefunden, und vor kurzem hat Heinrich von Treitschke die Ursachen des da¬ maligen tiefen Falles in ausgezeichneter Weise nachgewiesen. Den¬ noch erschien das Interesse an dem Gegenstände noch nicht erschöpft: noch vieles in der Entwicklungsgeschichte der Katastrophe vom 14. Oktober 1806 blieb aufzuklären, und namentlich das Heer, welches dort geschlagen wurde, konnte noch genauer charakterisirt werden. So freuen wir uns, daß einer der geistvollsten und gelehrtesten deutschen Militärschriftsteller sich dieser Aufgabe unterzogen hat, Freiherr v. d. Goltz in seiner Schrift: Roßbach und Jena. Studien über die Zustände und das geistige Leben in der preußischen Armee während der Übergangszeit vom 18. zum 19. Jahrhundert (Berlin, Mittler und Sohn, 1883). Ein gesundes Urteil, strenger Gerechtigkeitssinn, weit¬ reichender Blick, warmer Patriotismus und eine außerordentliche Velesenheit vereinigen sich in dem Verfasser, um sein Buch zu einem der besten Beiträge zur kriegsgcschichtlichen Literatur zu machen, die wir kennen. Ist es in erster *) Es ist dem Verfasser des obigen Artikels leider entgangen, daß wir bereits in einer Notiz in Ur. 43 d. Bl. „Eine nltramontcinc Lohnthcorie" den Grundirrtnm, der in den Aufstellungen des Pater Weiß liegt, auseinandergesetzt haben: den Irrtum, daß er den Unternehmergewinn nicht als einen berechtigten Gewinn anerkennt — ganz abgesehen von D. Red. der sonstigen phantastischen Beschaffenheit seiner Vorschläge.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/557
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/557>, abgerufen am 03.05.2024.