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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal.

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Notiz.

daß Mandozzi die Richtung nach der Eisenbahn genommen habe, um sich so
schnell als möglich aus der Gegend zu entfernen. Die frischen Wagenspuren
bestärkten ihn in dieser Ansicht, er schlug daher die Richtung ein, ohne den
Lauf des Tieres anzuhalten.

Wir haben gesehen, wie er damals bei Cerei und Paul vorbeijagte; er
hielt es nicht für angebracht, ihnen eine Erklärung zu geben. Zweihundert
Schritte weiter fand er den armen Moschillo. Er erriet sofort, was vorge¬
fallen sei, und überzeugte sich, daß er den Flüchtigen aus der Spur war. Aber
er hatte nicht das Herz, den armen Hund in seinem Blute liegen zu lassen,
ohne seinem Herrn Nachricht zu geben. Er kehrte daher wieder um, dann wandte
er wieder, schlug die frühere Richtung ein und setzte das Pferd in einen noch
stürmischeren Galopp, um die verlorene Zeit wieder einzubringen.




18.

Als Cerci und Paul auf der Brücke anlangten, wartete ihrer schon der
junge Graf von Valgrcmde mit seinen Sekundanten. Der Doktor brachte seine
Entschuldigungen über die kurze Verzögerung und das Ausbleiben des andern
Sekundanten vor, und versicherte, daß ein unvorhergesehener Umstand das eine
wie das andre veranlaßt habe. Die Entschuldigungen wurden auf das höf¬
lichste angenommen, und man beschloß, sich ans Pauls Seite mit einem Sekun¬
danten genüge" zu lassen.

Während dieser Verhandlung hatte Paul, der etwas abseits stand, seine
Augen nach dem Kurhause und auf Ninas Fenster gerichtet, welches Mandozzi
unverschlossen gelassen hatte.

Sie ist um diese Stunde schon aufgestanden, dachte er. Himmel! Wenn
sie es erfahren hätte! Wenn Sie es durch ein wunderbares Vorgefühl erriet!
Ach! Es wird mein erstes sein, wenn das Duell vorbei ist, zu ihr zu eilen.
Mit welcher Freude werde ich sie wiedersehen!

Cerci ergriff ihn beim Arme und sagte: Wir wollen gehen. Wir werden
die Degen benutzen, welche die Gegner mitgebracht haben, da Devcmnis mit
den seinigen ausgeblieben ist. Wir haben verabredet, daß das Duell auf dem
freien Platze stattfindet, der halbwegs auf der Straße nach Colloretto liegt.

Paul war es zufrieden. Dort verlebte ich mit Rina glückliche Augenblicke,
dachte er, und es waren die ersten, allerersten! Dort merkte ich zuerst, daß
ich sie lieben müsse, daß ich sie liebte. Mir scheint es ein Ort von guter Vor-
bedeutung für mich. Und dort rettete mein Moschillo Guidos Leben. Armer
Moschillo!

(Schluß folgt.)




Notiz.

Das höhere Schulwesen Englands. (Aus Loudon.) Die brennenden
Schäden des englischen Unterrichtssystems, in den höheren wie in den niederen
Lehranstalten, haben schon seit geraumer Zeit einen Gegenstand scharfer, häufig
erbitterter Kritik gebildet. Unter verschiednen andern Ereignissen auf diesem Gebiete
knüpfte sich ein ganz besondres und lebhaftes Interesse an die vor wenigen Wochen
vollzogene Wahl eines Direktors -- Hecid Master -- für Eton College, die hervor- ^


Notiz.

daß Mandozzi die Richtung nach der Eisenbahn genommen habe, um sich so
schnell als möglich aus der Gegend zu entfernen. Die frischen Wagenspuren
bestärkten ihn in dieser Ansicht, er schlug daher die Richtung ein, ohne den
Lauf des Tieres anzuhalten.

Wir haben gesehen, wie er damals bei Cerei und Paul vorbeijagte; er
hielt es nicht für angebracht, ihnen eine Erklärung zu geben. Zweihundert
Schritte weiter fand er den armen Moschillo. Er erriet sofort, was vorge¬
fallen sei, und überzeugte sich, daß er den Flüchtigen aus der Spur war. Aber
er hatte nicht das Herz, den armen Hund in seinem Blute liegen zu lassen,
ohne seinem Herrn Nachricht zu geben. Er kehrte daher wieder um, dann wandte
er wieder, schlug die frühere Richtung ein und setzte das Pferd in einen noch
stürmischeren Galopp, um die verlorene Zeit wieder einzubringen.




18.

Als Cerci und Paul auf der Brücke anlangten, wartete ihrer schon der
junge Graf von Valgrcmde mit seinen Sekundanten. Der Doktor brachte seine
Entschuldigungen über die kurze Verzögerung und das Ausbleiben des andern
Sekundanten vor, und versicherte, daß ein unvorhergesehener Umstand das eine
wie das andre veranlaßt habe. Die Entschuldigungen wurden auf das höf¬
lichste angenommen, und man beschloß, sich ans Pauls Seite mit einem Sekun¬
danten genüge» zu lassen.

Während dieser Verhandlung hatte Paul, der etwas abseits stand, seine
Augen nach dem Kurhause und auf Ninas Fenster gerichtet, welches Mandozzi
unverschlossen gelassen hatte.

Sie ist um diese Stunde schon aufgestanden, dachte er. Himmel! Wenn
sie es erfahren hätte! Wenn Sie es durch ein wunderbares Vorgefühl erriet!
Ach! Es wird mein erstes sein, wenn das Duell vorbei ist, zu ihr zu eilen.
Mit welcher Freude werde ich sie wiedersehen!

Cerci ergriff ihn beim Arme und sagte: Wir wollen gehen. Wir werden
die Degen benutzen, welche die Gegner mitgebracht haben, da Devcmnis mit
den seinigen ausgeblieben ist. Wir haben verabredet, daß das Duell auf dem
freien Platze stattfindet, der halbwegs auf der Straße nach Colloretto liegt.

Paul war es zufrieden. Dort verlebte ich mit Rina glückliche Augenblicke,
dachte er, und es waren die ersten, allerersten! Dort merkte ich zuerst, daß
ich sie lieben müsse, daß ich sie liebte. Mir scheint es ein Ort von guter Vor-
bedeutung für mich. Und dort rettete mein Moschillo Guidos Leben. Armer
Moschillo!

(Schluß folgt.)




Notiz.

Das höhere Schulwesen Englands. (Aus Loudon.) Die brennenden
Schäden des englischen Unterrichtssystems, in den höheren wie in den niederen
Lehranstalten, haben schon seit geraumer Zeit einen Gegenstand scharfer, häufig
erbitterter Kritik gebildet. Unter verschiednen andern Ereignissen auf diesem Gebiete
knüpfte sich ein ganz besondres und lebhaftes Interesse an die vor wenigen Wochen
vollzogene Wahl eines Direktors — Hecid Master — für Eton College, die hervor- ^


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[0590] Notiz. daß Mandozzi die Richtung nach der Eisenbahn genommen habe, um sich so schnell als möglich aus der Gegend zu entfernen. Die frischen Wagenspuren bestärkten ihn in dieser Ansicht, er schlug daher die Richtung ein, ohne den Lauf des Tieres anzuhalten. Wir haben gesehen, wie er damals bei Cerei und Paul vorbeijagte; er hielt es nicht für angebracht, ihnen eine Erklärung zu geben. Zweihundert Schritte weiter fand er den armen Moschillo. Er erriet sofort, was vorge¬ fallen sei, und überzeugte sich, daß er den Flüchtigen aus der Spur war. Aber er hatte nicht das Herz, den armen Hund in seinem Blute liegen zu lassen, ohne seinem Herrn Nachricht zu geben. Er kehrte daher wieder um, dann wandte er wieder, schlug die frühere Richtung ein und setzte das Pferd in einen noch stürmischeren Galopp, um die verlorene Zeit wieder einzubringen. 18. Als Cerci und Paul auf der Brücke anlangten, wartete ihrer schon der junge Graf von Valgrcmde mit seinen Sekundanten. Der Doktor brachte seine Entschuldigungen über die kurze Verzögerung und das Ausbleiben des andern Sekundanten vor, und versicherte, daß ein unvorhergesehener Umstand das eine wie das andre veranlaßt habe. Die Entschuldigungen wurden auf das höf¬ lichste angenommen, und man beschloß, sich ans Pauls Seite mit einem Sekun¬ danten genüge» zu lassen. Während dieser Verhandlung hatte Paul, der etwas abseits stand, seine Augen nach dem Kurhause und auf Ninas Fenster gerichtet, welches Mandozzi unverschlossen gelassen hatte. Sie ist um diese Stunde schon aufgestanden, dachte er. Himmel! Wenn sie es erfahren hätte! Wenn Sie es durch ein wunderbares Vorgefühl erriet! Ach! Es wird mein erstes sein, wenn das Duell vorbei ist, zu ihr zu eilen. Mit welcher Freude werde ich sie wiedersehen! Cerci ergriff ihn beim Arme und sagte: Wir wollen gehen. Wir werden die Degen benutzen, welche die Gegner mitgebracht haben, da Devcmnis mit den seinigen ausgeblieben ist. Wir haben verabredet, daß das Duell auf dem freien Platze stattfindet, der halbwegs auf der Straße nach Colloretto liegt. Paul war es zufrieden. Dort verlebte ich mit Rina glückliche Augenblicke, dachte er, und es waren die ersten, allerersten! Dort merkte ich zuerst, daß ich sie lieben müsse, daß ich sie liebte. Mir scheint es ein Ort von guter Vor- bedeutung für mich. Und dort rettete mein Moschillo Guidos Leben. Armer Moschillo! (Schluß folgt.) Notiz. Das höhere Schulwesen Englands. (Aus Loudon.) Die brennenden Schäden des englischen Unterrichtssystems, in den höheren wie in den niederen Lehranstalten, haben schon seit geraumer Zeit einen Gegenstand scharfer, häufig erbitterter Kritik gebildet. Unter verschiednen andern Ereignissen auf diesem Gebiete knüpfte sich ein ganz besondres und lebhaftes Interesse an die vor wenigen Wochen vollzogene Wahl eines Direktors — Hecid Master — für Eton College, die hervor- ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156270/590>, abgerufen am 02.05.2024.