Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Tragödie Dantes.

1884), besonders das letztere, "die biblische" Grundbegriffe, die sich auf die Glaubens-
und Sittenlehre beziehen," ins Auge. Da es aber zugleich auch "die Offen¬
barungsthaten des Herrn in geschichtlicher, geographischer, biographischer,
naturgeschichtlicher Hinsicht" beleuchten will, so ist der stoffliche Inhalt von dem
der beiden andern Bibelwörterbücher nicht allzu verschieden, und wenngleich
auf die bildliche Erläuterung völlig verzichtet wird, so folgt die durchgehends
neu bearbeitete dritte Auflage des Zelterschen Bibelwörterbuches doch insofern
dem allgemeinen Zuge der Zeit, als sie zum erstenmale mit erläuternden Karten
und Plänen ausgestattet ist. In dem "bibelfesten Standpunkte" seiner Mit¬
arbeiter und dem Bestreben "übersichtlicher und leicht faßlicher Darstellung" steht
es mit dem Calwer Bibellexikon auf ziemlich gleicher Stufe, wie es dasselbe
auch an äußerem Umfange nur wenig übertreffen wird, da es auf neun, höchstens
zehn Hefte berechnet ist.

Möchten auch diese beiden Werke in den Kreisen, für die sie bestimmt sind,
ihren Zweck erfüllen, das Verständnis der Bibel immer weiter zu verbreiten.
Und obwohl wir nicht im Zweifel sind, welchem der drei Werke wir den Preis
zuerkennen sollen, so meinen wir doch, daß sie recht gut einträchtiglich neben¬
einander bestehen können.




Die Tragödie Dantes.

Ä'-vM^'^R^V'
'^v^o sollte eigentlich der Titel der geistreich geschriebenen "Florentiner
Plaudereien" Julian Klaczko's lauten, welche vor kurzem in
deutscher Übersetzung erschienen sind.^) Denn die Fragen: Warum
muß der Name Dantes immer in uns den Gedanken an einen
ungeheuern Schmerz erregen, dem keiner gleicht, und uns an ein
Geschick mahnen, das den Stempel des Verhängnisses trägt? warum können
wir nicht davon ablassen, in einem Leben, das uns der Dichter selbst so oft in
aller Freimütigkeit und Einfachheit von den größten Prüfungen an bis zu den
rührendsten Einzelheiten geschildert, immer etwas Geheimnisvolles und Uner¬
gründliches zu suchen und zu vermuten? warum erscheint uns der Mann, der
von sich selbst bezeugte, der Gegenstand einer außerordentlichen "ut göttlichen
Gnade gewesen zu sein, bezeugte, daß er den Aufenthalt der Seligen habe
schauen können, daß er den Weg seines ewigen Heils erblickt und fast die Ver-



Julian Klaczko's Florentiner Plaudereien. Deutsch von Wilhelm
Läufer. (Von der französischen Akademie gekrönt.) Wien, Hugo Engel, 1884.
Die Tragödie Dantes.

1884), besonders das letztere, „die biblische» Grundbegriffe, die sich auf die Glaubens-
und Sittenlehre beziehen," ins Auge. Da es aber zugleich auch „die Offen¬
barungsthaten des Herrn in geschichtlicher, geographischer, biographischer,
naturgeschichtlicher Hinsicht" beleuchten will, so ist der stoffliche Inhalt von dem
der beiden andern Bibelwörterbücher nicht allzu verschieden, und wenngleich
auf die bildliche Erläuterung völlig verzichtet wird, so folgt die durchgehends
neu bearbeitete dritte Auflage des Zelterschen Bibelwörterbuches doch insofern
dem allgemeinen Zuge der Zeit, als sie zum erstenmale mit erläuternden Karten
und Plänen ausgestattet ist. In dem „bibelfesten Standpunkte" seiner Mit¬
arbeiter und dem Bestreben „übersichtlicher und leicht faßlicher Darstellung" steht
es mit dem Calwer Bibellexikon auf ziemlich gleicher Stufe, wie es dasselbe
auch an äußerem Umfange nur wenig übertreffen wird, da es auf neun, höchstens
zehn Hefte berechnet ist.

Möchten auch diese beiden Werke in den Kreisen, für die sie bestimmt sind,
ihren Zweck erfüllen, das Verständnis der Bibel immer weiter zu verbreiten.
Und obwohl wir nicht im Zweifel sind, welchem der drei Werke wir den Preis
zuerkennen sollen, so meinen wir doch, daß sie recht gut einträchtiglich neben¬
einander bestehen können.




Die Tragödie Dantes.

Ä'-vM^'^R^V'
'^v^o sollte eigentlich der Titel der geistreich geschriebenen „Florentiner
Plaudereien" Julian Klaczko's lauten, welche vor kurzem in
deutscher Übersetzung erschienen sind.^) Denn die Fragen: Warum
muß der Name Dantes immer in uns den Gedanken an einen
ungeheuern Schmerz erregen, dem keiner gleicht, und uns an ein
Geschick mahnen, das den Stempel des Verhängnisses trägt? warum können
wir nicht davon ablassen, in einem Leben, das uns der Dichter selbst so oft in
aller Freimütigkeit und Einfachheit von den größten Prüfungen an bis zu den
rührendsten Einzelheiten geschildert, immer etwas Geheimnisvolles und Uner¬
gründliches zu suchen und zu vermuten? warum erscheint uns der Mann, der
von sich selbst bezeugte, der Gegenstand einer außerordentlichen »ut göttlichen
Gnade gewesen zu sein, bezeugte, daß er den Aufenthalt der Seligen habe
schauen können, daß er den Weg seines ewigen Heils erblickt und fast die Ver-



Julian Klaczko's Florentiner Plaudereien. Deutsch von Wilhelm
Läufer. (Von der französischen Akademie gekrönt.) Wien, Hugo Engel, 1884.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0230" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157155"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Tragödie Dantes.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_810" prev="#ID_809"> 1884), besonders das letztere, &#x201E;die biblische» Grundbegriffe, die sich auf die Glaubens-<lb/>
und Sittenlehre beziehen," ins Auge. Da es aber zugleich auch &#x201E;die Offen¬<lb/>
barungsthaten des Herrn in geschichtlicher, geographischer, biographischer,<lb/>
naturgeschichtlicher Hinsicht" beleuchten will, so ist der stoffliche Inhalt von dem<lb/>
der beiden andern Bibelwörterbücher nicht allzu verschieden, und wenngleich<lb/>
auf die bildliche Erläuterung völlig verzichtet wird, so folgt die durchgehends<lb/>
neu bearbeitete dritte Auflage des Zelterschen Bibelwörterbuches doch insofern<lb/>
dem allgemeinen Zuge der Zeit, als sie zum erstenmale mit erläuternden Karten<lb/>
und Plänen ausgestattet ist. In dem &#x201E;bibelfesten Standpunkte" seiner Mit¬<lb/>
arbeiter und dem Bestreben &#x201E;übersichtlicher und leicht faßlicher Darstellung" steht<lb/>
es mit dem Calwer Bibellexikon auf ziemlich gleicher Stufe, wie es dasselbe<lb/>
auch an äußerem Umfange nur wenig übertreffen wird, da es auf neun, höchstens<lb/>
zehn Hefte berechnet ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_811"> Möchten auch diese beiden Werke in den Kreisen, für die sie bestimmt sind,<lb/>
ihren Zweck erfüllen, das Verständnis der Bibel immer weiter zu verbreiten.<lb/>
Und obwohl wir nicht im Zweifel sind, welchem der drei Werke wir den Preis<lb/>
zuerkennen sollen, so meinen wir doch, daß sie recht gut einträchtiglich neben¬<lb/>
einander bestehen können.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Tragödie Dantes.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_812" next="#ID_813"> Ä'-vM^'^R^V'<lb/>
'^v^o sollte eigentlich der Titel der geistreich geschriebenen &#x201E;Florentiner<lb/>
Plaudereien" Julian Klaczko's lauten, welche vor kurzem in<lb/>
deutscher Übersetzung erschienen sind.^) Denn die Fragen: Warum<lb/>
muß der Name Dantes immer in uns den Gedanken an einen<lb/>
ungeheuern Schmerz erregen, dem keiner gleicht, und uns an ein<lb/>
Geschick mahnen, das den Stempel des Verhängnisses trägt? warum können<lb/>
wir nicht davon ablassen, in einem Leben, das uns der Dichter selbst so oft in<lb/>
aller Freimütigkeit und Einfachheit von den größten Prüfungen an bis zu den<lb/>
rührendsten Einzelheiten geschildert, immer etwas Geheimnisvolles und Uner¬<lb/>
gründliches zu suchen und zu vermuten? warum erscheint uns der Mann, der<lb/>
von sich selbst bezeugte, der Gegenstand einer außerordentlichen »ut göttlichen<lb/>
Gnade gewesen zu sein, bezeugte, daß er den Aufenthalt der Seligen habe<lb/>
schauen können, daß er den Weg seines ewigen Heils erblickt und fast die Ver-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_19" place="foot"> Julian Klaczko's Florentiner Plaudereien.  Deutsch von Wilhelm<lb/>
Läufer. (Von der französischen Akademie gekrönt.) Wien, Hugo Engel, 1884.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0230] Die Tragödie Dantes. 1884), besonders das letztere, „die biblische» Grundbegriffe, die sich auf die Glaubens- und Sittenlehre beziehen," ins Auge. Da es aber zugleich auch „die Offen¬ barungsthaten des Herrn in geschichtlicher, geographischer, biographischer, naturgeschichtlicher Hinsicht" beleuchten will, so ist der stoffliche Inhalt von dem der beiden andern Bibelwörterbücher nicht allzu verschieden, und wenngleich auf die bildliche Erläuterung völlig verzichtet wird, so folgt die durchgehends neu bearbeitete dritte Auflage des Zelterschen Bibelwörterbuches doch insofern dem allgemeinen Zuge der Zeit, als sie zum erstenmale mit erläuternden Karten und Plänen ausgestattet ist. In dem „bibelfesten Standpunkte" seiner Mit¬ arbeiter und dem Bestreben „übersichtlicher und leicht faßlicher Darstellung" steht es mit dem Calwer Bibellexikon auf ziemlich gleicher Stufe, wie es dasselbe auch an äußerem Umfange nur wenig übertreffen wird, da es auf neun, höchstens zehn Hefte berechnet ist. Möchten auch diese beiden Werke in den Kreisen, für die sie bestimmt sind, ihren Zweck erfüllen, das Verständnis der Bibel immer weiter zu verbreiten. Und obwohl wir nicht im Zweifel sind, welchem der drei Werke wir den Preis zuerkennen sollen, so meinen wir doch, daß sie recht gut einträchtiglich neben¬ einander bestehen können. Die Tragödie Dantes. Ä'-vM^'^R^V' '^v^o sollte eigentlich der Titel der geistreich geschriebenen „Florentiner Plaudereien" Julian Klaczko's lauten, welche vor kurzem in deutscher Übersetzung erschienen sind.^) Denn die Fragen: Warum muß der Name Dantes immer in uns den Gedanken an einen ungeheuern Schmerz erregen, dem keiner gleicht, und uns an ein Geschick mahnen, das den Stempel des Verhängnisses trägt? warum können wir nicht davon ablassen, in einem Leben, das uns der Dichter selbst so oft in aller Freimütigkeit und Einfachheit von den größten Prüfungen an bis zu den rührendsten Einzelheiten geschildert, immer etwas Geheimnisvolles und Uner¬ gründliches zu suchen und zu vermuten? warum erscheint uns der Mann, der von sich selbst bezeugte, der Gegenstand einer außerordentlichen »ut göttlichen Gnade gewesen zu sein, bezeugte, daß er den Aufenthalt der Seligen habe schauen können, daß er den Weg seines ewigen Heils erblickt und fast die Ver- Julian Klaczko's Florentiner Plaudereien. Deutsch von Wilhelm Läufer. (Von der französischen Akademie gekrönt.) Wien, Hugo Engel, 1884.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/230
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/230>, abgerufen am 07.05.2024.