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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Die Hildebrand-Ausstellung in Berlin.

Instinkten verwarf. Er hat mit seinen eignen Händen an dem Ruin des Sy¬
stems gearbeitet, das er als das einzig wahre verkündigte, und alles, selbst die
ewige Unsterblichkeit seines Meisterwerkes, zeugt von der Nichtigkeit seines
Ideals.

Dies die Tragödie Dante Alighieris, nach der Darstellung Julian Klaczko's,
die wir in deu flüchtigsten Umrissen hier wiederzugeben versuchten. Dem Über¬
setzer, der die Übertragung der "Florentiner Plaudereien" in meisterhafter Weise
besorgte, ist das kunstliebende deutsche Publikum zu aufrichtigstem Danke ver¬
pflichtet.


M. Necker.


Die Hildebrand-Ausstellung in Berlin.
von Lonrad Fiedler.

n dem sogenannten Uhrsaale der königlichen Akademie der Künste
in Berlin ist soeben eine von dem Kunsthändler Fritz Gurlitt
veranstaltete Ausstellung eröffnet worden, die in mancherlei
Hinsicht besondre Beachtung verdient. Es sind hier einige zwanzig
Arbeiten des Bildhauers Adolf Hildebrand vereinigt, welche
in eindringlicher Weise die Thätigkeit und die Entwicklung dieses Künstlers seit
seinem ersten aufsehenerregenden Auftreten darstellen. Was zunächst die äußere
Form der Ausstellung anlangt, so wird man zugestehen müssen, daß hier der
Initiative eines einzelnen Nichtkünstlers besseres gelungen ist, als was man den
vereinigten Bemühungen vieler Künstler zu verdanken pflegt. Offenbar sind die
Künstler ganz im Recht, wenn sie den Anspruch erheben, in ihren eignen An¬
gelegenheiten nach ihrem eignen Gutdünken zu verfahren. Ich finde, daß sie
der anmaßlichen Bevormundung von Staat und Publikum gegenüber häufig
genug noch viel zu viel Geduld beweisen. Indessen braucht man trotz dieses
Zugeständnisses nicht alles vortrefflich zu finden, was unter der Selbstverwaltung
der Künstler in Kunstangelegenheiten geschieht. Vor allem hat die Entwicklung
des Ausstellungswesens eine Richtung genommen, die dem Interesse der Künstler
selbst entschieden feindlich ist. Daß man die zweck- und herrenlos gewordnen
Kunstwerke früherer Zeiten in öffentlichen Gebäuden zusammenhäuft, ist ein
leidiger Notbehelf; daß man besondre Einrichtungen trifft, um die hervor¬
ragenderen Leistungen der Gegenwart gleich von vornherein dieses Schicksals
teilhaftig zu machen, hängt mit den herrschenden sonderbaren Anschauungen über
Kunstpflege und Kunstförderung zusammen. Daß aber die Künstler selbst jahraus


Die Hildebrand-Ausstellung in Berlin.

Instinkten verwarf. Er hat mit seinen eignen Händen an dem Ruin des Sy¬
stems gearbeitet, das er als das einzig wahre verkündigte, und alles, selbst die
ewige Unsterblichkeit seines Meisterwerkes, zeugt von der Nichtigkeit seines
Ideals.

Dies die Tragödie Dante Alighieris, nach der Darstellung Julian Klaczko's,
die wir in deu flüchtigsten Umrissen hier wiederzugeben versuchten. Dem Über¬
setzer, der die Übertragung der „Florentiner Plaudereien" in meisterhafter Weise
besorgte, ist das kunstliebende deutsche Publikum zu aufrichtigstem Danke ver¬
pflichtet.


M. Necker.


Die Hildebrand-Ausstellung in Berlin.
von Lonrad Fiedler.

n dem sogenannten Uhrsaale der königlichen Akademie der Künste
in Berlin ist soeben eine von dem Kunsthändler Fritz Gurlitt
veranstaltete Ausstellung eröffnet worden, die in mancherlei
Hinsicht besondre Beachtung verdient. Es sind hier einige zwanzig
Arbeiten des Bildhauers Adolf Hildebrand vereinigt, welche
in eindringlicher Weise die Thätigkeit und die Entwicklung dieses Künstlers seit
seinem ersten aufsehenerregenden Auftreten darstellen. Was zunächst die äußere
Form der Ausstellung anlangt, so wird man zugestehen müssen, daß hier der
Initiative eines einzelnen Nichtkünstlers besseres gelungen ist, als was man den
vereinigten Bemühungen vieler Künstler zu verdanken pflegt. Offenbar sind die
Künstler ganz im Recht, wenn sie den Anspruch erheben, in ihren eignen An¬
gelegenheiten nach ihrem eignen Gutdünken zu verfahren. Ich finde, daß sie
der anmaßlichen Bevormundung von Staat und Publikum gegenüber häufig
genug noch viel zu viel Geduld beweisen. Indessen braucht man trotz dieses
Zugeständnisses nicht alles vortrefflich zu finden, was unter der Selbstverwaltung
der Künstler in Kunstangelegenheiten geschieht. Vor allem hat die Entwicklung
des Ausstellungswesens eine Richtung genommen, die dem Interesse der Künstler
selbst entschieden feindlich ist. Daß man die zweck- und herrenlos gewordnen
Kunstwerke früherer Zeiten in öffentlichen Gebäuden zusammenhäuft, ist ein
leidiger Notbehelf; daß man besondre Einrichtungen trifft, um die hervor¬
ragenderen Leistungen der Gegenwart gleich von vornherein dieses Schicksals
teilhaftig zu machen, hängt mit den herrschenden sonderbaren Anschauungen über
Kunstpflege und Kunstförderung zusammen. Daß aber die Künstler selbst jahraus


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[0240] Die Hildebrand-Ausstellung in Berlin. Instinkten verwarf. Er hat mit seinen eignen Händen an dem Ruin des Sy¬ stems gearbeitet, das er als das einzig wahre verkündigte, und alles, selbst die ewige Unsterblichkeit seines Meisterwerkes, zeugt von der Nichtigkeit seines Ideals. Dies die Tragödie Dante Alighieris, nach der Darstellung Julian Klaczko's, die wir in deu flüchtigsten Umrissen hier wiederzugeben versuchten. Dem Über¬ setzer, der die Übertragung der „Florentiner Plaudereien" in meisterhafter Weise besorgte, ist das kunstliebende deutsche Publikum zu aufrichtigstem Danke ver¬ pflichtet. M. Necker. Die Hildebrand-Ausstellung in Berlin. von Lonrad Fiedler. n dem sogenannten Uhrsaale der königlichen Akademie der Künste in Berlin ist soeben eine von dem Kunsthändler Fritz Gurlitt veranstaltete Ausstellung eröffnet worden, die in mancherlei Hinsicht besondre Beachtung verdient. Es sind hier einige zwanzig Arbeiten des Bildhauers Adolf Hildebrand vereinigt, welche in eindringlicher Weise die Thätigkeit und die Entwicklung dieses Künstlers seit seinem ersten aufsehenerregenden Auftreten darstellen. Was zunächst die äußere Form der Ausstellung anlangt, so wird man zugestehen müssen, daß hier der Initiative eines einzelnen Nichtkünstlers besseres gelungen ist, als was man den vereinigten Bemühungen vieler Künstler zu verdanken pflegt. Offenbar sind die Künstler ganz im Recht, wenn sie den Anspruch erheben, in ihren eignen An¬ gelegenheiten nach ihrem eignen Gutdünken zu verfahren. Ich finde, daß sie der anmaßlichen Bevormundung von Staat und Publikum gegenüber häufig genug noch viel zu viel Geduld beweisen. Indessen braucht man trotz dieses Zugeständnisses nicht alles vortrefflich zu finden, was unter der Selbstverwaltung der Künstler in Kunstangelegenheiten geschieht. Vor allem hat die Entwicklung des Ausstellungswesens eine Richtung genommen, die dem Interesse der Künstler selbst entschieden feindlich ist. Daß man die zweck- und herrenlos gewordnen Kunstwerke früherer Zeiten in öffentlichen Gebäuden zusammenhäuft, ist ein leidiger Notbehelf; daß man besondre Einrichtungen trifft, um die hervor¬ ragenderen Leistungen der Gegenwart gleich von vornherein dieses Schicksals teilhaftig zu machen, hängt mit den herrschenden sonderbaren Anschauungen über Kunstpflege und Kunstförderung zusammen. Daß aber die Künstler selbst jahraus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/240>, abgerufen am 08.05.2024.