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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Die Konferenz.

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M^ln wenigen Tagen wird in Berlin eine Konferenz zusammentreten,
die auf dem Gebiete der Kolonialpolitik Epoche zu machen geeignet
ist. Sie ist zunächst zur Regelung gewisser Unklarheiten in den
Verhältnissen Westafrikas bestimmt, und ihre Geschichte datirt
schon von dem Abschlüsse des englisch -portugiesischen Vertrages,
der angesichts der kommerziellen Bedeutung, welche das Kongoland infolge der
Stanleyschen Entdeckungen gewonnen hatte, von England angeregt worden war.
Letzteres gab darin die Politik, nach welcher es bis dahin die Rechte Portugals
in diesen Landstrichen bis zu einer gewissen Ausdehnung bestritten hatte, auf und
erlangte dafür die Aufstellung von Zolltarifen, welche seine Waren zu Ungunsten
der andern Nationen bevorzugten und ihm die Mündungen des Kongo handels¬
politisch ausgeliefert haben würden. Frankreich erklärte, gestützt auf einen
Vertrag, den es 1786 mit den Portugiesen abgeschlossen hatte, daß es die neue
Übereinkunft nicht anerkennen werde, und andre Mächte gaben ähnliche Absichten
kund. Da machte die deutsche Regierung in Paris Andeutungen wegen einer
Konferenz, welche die Handels- und Schifffahrtsfreiheit auf dem Kongo grund¬
sätzlich sicherstellen sollte, und die französische zeigte sich bereit, darauf einzu¬
gehen. Das britische Ministerium legte mit Rücksicht auf jenen Widerstand den
Vertrag mit Portugal dem Parlamente nicht vor, indes konnte es auf die Sache
zurückkommen, auch blieben die Ansprüche Portugals bestehen. Als die deutsche
Regierung die Angelegenheit daraufhin von neuem anregte, nahm man dies in
Paris wohl auf, begann mit Besprechungen über das Programm der Zusammen¬
kunft und kam schließlich überein, derselben folgende Punkte zu unterbreiten:
1. Freiheit des Handels und freier Zugang für alle Flaggen auf dem Kongo,


Grenzboten IV.1 384. 32


Die Konferenz.

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M^ln wenigen Tagen wird in Berlin eine Konferenz zusammentreten,
die auf dem Gebiete der Kolonialpolitik Epoche zu machen geeignet
ist. Sie ist zunächst zur Regelung gewisser Unklarheiten in den
Verhältnissen Westafrikas bestimmt, und ihre Geschichte datirt
schon von dem Abschlüsse des englisch -portugiesischen Vertrages,
der angesichts der kommerziellen Bedeutung, welche das Kongoland infolge der
Stanleyschen Entdeckungen gewonnen hatte, von England angeregt worden war.
Letzteres gab darin die Politik, nach welcher es bis dahin die Rechte Portugals
in diesen Landstrichen bis zu einer gewissen Ausdehnung bestritten hatte, auf und
erlangte dafür die Aufstellung von Zolltarifen, welche seine Waren zu Ungunsten
der andern Nationen bevorzugten und ihm die Mündungen des Kongo handels¬
politisch ausgeliefert haben würden. Frankreich erklärte, gestützt auf einen
Vertrag, den es 1786 mit den Portugiesen abgeschlossen hatte, daß es die neue
Übereinkunft nicht anerkennen werde, und andre Mächte gaben ähnliche Absichten
kund. Da machte die deutsche Regierung in Paris Andeutungen wegen einer
Konferenz, welche die Handels- und Schifffahrtsfreiheit auf dem Kongo grund¬
sätzlich sicherstellen sollte, und die französische zeigte sich bereit, darauf einzu¬
gehen. Das britische Ministerium legte mit Rücksicht auf jenen Widerstand den
Vertrag mit Portugal dem Parlamente nicht vor, indes konnte es auf die Sache
zurückkommen, auch blieben die Ansprüche Portugals bestehen. Als die deutsche
Regierung die Angelegenheit daraufhin von neuem anregte, nahm man dies in
Paris wohl auf, begann mit Besprechungen über das Programm der Zusammen¬
kunft und kam schließlich überein, derselben folgende Punkte zu unterbreiten:
1. Freiheit des Handels und freier Zugang für alle Flaggen auf dem Kongo,


Grenzboten IV.1 384. 32
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/257>, abgerufen am 07.05.2024.