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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal.

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Drei Könige zu Heimsen.

wunderung. "Ich wollte gern ein wenig Wasser lassen. Sie führten mich in
einen Stall, darin stand ein schön Bett mit grünem Vorhang. Auf der Erde
war es so sauber, daß man hätte davon essen können; ringsumher war unten
eine Einfassung von weißen korosIlM-Blcittchen und keine Spinne und kein
Ständchen zu sehen. Da dachte ich: sieht es so in einem Stall aus, wie wird
es erst in einem Zimmer sein!" (Schluß folgt.)




Drei Könige zu Heimsen.

le leidige Zersplitterung der Kräfte' Das "Deutsche Theater"
in Berlin droht in die Brüche zu gehen, weil die sogenannten
ersten Kräfte sich mit dem Rufe "Alles verloren, nur das Ver¬
mögen nicht!" vom Schlachtfelde zurückziehen, und anstatt sofort
für die scheidenden Heldenspieler und Intriganten einzutreten,
ziehen die Berufensten als wandernde Komödianten im Lande umher. Wer
könnte den Triarchen, welche jetzt die italienischen Pentarchen in deutscher
Bearbeitung spielen, den verantwortlichen Ministern des unverantwortlichen
Parteihauptes Stauffenberg Talent und Routine absprechen? Auch die be¬
geistertsten Verehrer des Herrn Barnay werden eingestehen müssen, daß ihm an
hohlem Pathos Herr Hänel über ist. Und was will vollends Haase bedeuten
neben Eugen Richter, dem dieser Tage ein Schüler Rückerts (nicht Rickerts)
einen Hymnus geweiht hat, dessen Anfang ich ohne Indiskretion glaube mit¬
teilen zu dürfen:


Dies ist der große Richter,

Der Tyranneivernichter!

Von allem, was er nicht versteht,

Von früh bis abends spricht er,

Und wenn er grad' nicht Reden hält,

So schweiget dennoch nicht er.

Er duldet fremde Meinung nicht,

Doch stets für Freiheit ficht er,

Für England und Amerikas

Interessen Lanzen bricht er.

Immune Insolenzen sagt

Kühn jedem ins Gesicht er u. s. w,


(Da das Thema durch das ganze Alphabet variirt wird, kommen natürlich auch
Reime wie. "Trichter," "Gelichter" und "Wicht der" vor.)

Sterne erster Größe also find die drei Könige zu Heimsen ohne Frage.
Aber das Beispiel andrer großer Sterne hätte sie belehren können, daß das


Drei Könige zu Heimsen.

wunderung. „Ich wollte gern ein wenig Wasser lassen. Sie führten mich in
einen Stall, darin stand ein schön Bett mit grünem Vorhang. Auf der Erde
war es so sauber, daß man hätte davon essen können; ringsumher war unten
eine Einfassung von weißen korosIlM-Blcittchen und keine Spinne und kein
Ständchen zu sehen. Da dachte ich: sieht es so in einem Stall aus, wie wird
es erst in einem Zimmer sein!" (Schluß folgt.)




Drei Könige zu Heimsen.

le leidige Zersplitterung der Kräfte' Das „Deutsche Theater"
in Berlin droht in die Brüche zu gehen, weil die sogenannten
ersten Kräfte sich mit dem Rufe „Alles verloren, nur das Ver¬
mögen nicht!" vom Schlachtfelde zurückziehen, und anstatt sofort
für die scheidenden Heldenspieler und Intriganten einzutreten,
ziehen die Berufensten als wandernde Komödianten im Lande umher. Wer
könnte den Triarchen, welche jetzt die italienischen Pentarchen in deutscher
Bearbeitung spielen, den verantwortlichen Ministern des unverantwortlichen
Parteihauptes Stauffenberg Talent und Routine absprechen? Auch die be¬
geistertsten Verehrer des Herrn Barnay werden eingestehen müssen, daß ihm an
hohlem Pathos Herr Hänel über ist. Und was will vollends Haase bedeuten
neben Eugen Richter, dem dieser Tage ein Schüler Rückerts (nicht Rickerts)
einen Hymnus geweiht hat, dessen Anfang ich ohne Indiskretion glaube mit¬
teilen zu dürfen:


Dies ist der große Richter,

Der Tyranneivernichter!

Von allem, was er nicht versteht,

Von früh bis abends spricht er,

Und wenn er grad' nicht Reden hält,

So schweiget dennoch nicht er.

Er duldet fremde Meinung nicht,

Doch stets für Freiheit ficht er,

Für England und Amerikas

Interessen Lanzen bricht er.

Immune Insolenzen sagt

Kühn jedem ins Gesicht er u. s. w,


(Da das Thema durch das ganze Alphabet variirt wird, kommen natürlich auch
Reime wie. „Trichter," „Gelichter" und „Wicht der" vor.)

Sterne erster Größe also find die drei Könige zu Heimsen ohne Frage.
Aber das Beispiel andrer großer Sterne hätte sie belehren können, daß das


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[0147] Drei Könige zu Heimsen. wunderung. „Ich wollte gern ein wenig Wasser lassen. Sie führten mich in einen Stall, darin stand ein schön Bett mit grünem Vorhang. Auf der Erde war es so sauber, daß man hätte davon essen können; ringsumher war unten eine Einfassung von weißen korosIlM-Blcittchen und keine Spinne und kein Ständchen zu sehen. Da dachte ich: sieht es so in einem Stall aus, wie wird es erst in einem Zimmer sein!" (Schluß folgt.) Drei Könige zu Heimsen. le leidige Zersplitterung der Kräfte' Das „Deutsche Theater" in Berlin droht in die Brüche zu gehen, weil die sogenannten ersten Kräfte sich mit dem Rufe „Alles verloren, nur das Ver¬ mögen nicht!" vom Schlachtfelde zurückziehen, und anstatt sofort für die scheidenden Heldenspieler und Intriganten einzutreten, ziehen die Berufensten als wandernde Komödianten im Lande umher. Wer könnte den Triarchen, welche jetzt die italienischen Pentarchen in deutscher Bearbeitung spielen, den verantwortlichen Ministern des unverantwortlichen Parteihauptes Stauffenberg Talent und Routine absprechen? Auch die be¬ geistertsten Verehrer des Herrn Barnay werden eingestehen müssen, daß ihm an hohlem Pathos Herr Hänel über ist. Und was will vollends Haase bedeuten neben Eugen Richter, dem dieser Tage ein Schüler Rückerts (nicht Rickerts) einen Hymnus geweiht hat, dessen Anfang ich ohne Indiskretion glaube mit¬ teilen zu dürfen: Dies ist der große Richter, Der Tyranneivernichter! Von allem, was er nicht versteht, Von früh bis abends spricht er, Und wenn er grad' nicht Reden hält, So schweiget dennoch nicht er. Er duldet fremde Meinung nicht, Doch stets für Freiheit ficht er, Für England und Amerikas Interessen Lanzen bricht er. Immune Insolenzen sagt Kühn jedem ins Gesicht er u. s. w, (Da das Thema durch das ganze Alphabet variirt wird, kommen natürlich auch Reime wie. „Trichter," „Gelichter" und „Wicht der" vor.) Sterne erster Größe also find die drei Könige zu Heimsen ohne Frage. Aber das Beispiel andrer großer Sterne hätte sie belehren können, daß das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158166/147>, abgerufen am 02.05.2024.