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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal.

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Die Gngel auf Erden.
Roman von Viktor Bersezio. Aus dem Italienischen.
(Fortsetzung,)

er große Mexikaner richtete eine Pistole auf Mondejo und gab
Feuer.
Schlecht getroffen. Vilojo! rief jener, der durch eine schnelle
Wendung nach der Seite dem Schusse ausgewichen war, Pa-
rire dies!

Und der Stuhl flog mit einem Ungestüm, als ob er aus einer Wurf¬
maschine geschleudert würde, gegen Vilojos Stirn, daß dieser blutend zu Boden
stürzte.

Der Tumult, der nun folgte, läßt sich nicht beschreiben. Da ich aber sah,
daß alle sich auf Mondejo werfen wollten, so hielt ich es für meine Pflicht,
mich auf seine Seite zu stellen, weil er einer gegen alle stand und noch dazu
mein Landsmann war. Doch eine kräftige Hand hielt mich davon zurück; sie ge¬
hörte dem Unbekannten mit dem fahlgelben Barte.

Ihr wollt Euch für einen Gauner abschlachten lassen? Die Anklage ist
gerecht! Ihr könnt Euer Leben für eine bessere Sache opfern, wenn es Euch
gefällt, es wegzuwerfen. Euer Beistand würde ihm nichts nützen, Ihr würdet
beide zu Boden gedrückt werden. Wenn es einen Ausweg für ihn giebt, zu
entweichen, so wird ihn dieser Teufel schon allein zu finden wissen.

Nun folgte ein Höllenlärm. Alle stießen die greulichsten Flüche aus.
Mondejo hatte mit Blitzesschnelle den großen Spieltisch gefaßt und auf seine
Angreifer geworfen, hatte sein Messer gezückt und sich behende wie ein Tiger
nach dem nächsten Fenster gestürzt, indem er jeden, der ihm im Wege stand,
zu Boden warf. Zwei oder drei Pistolenschüsse wurden nach ihm abgefeuert.
Das Weib an der Thür schrie wie eine Besessene: Laßt ihn nicht entschlüpfen!




Die Gngel auf Erden.
Roman von Viktor Bersezio. Aus dem Italienischen.
(Fortsetzung,)

er große Mexikaner richtete eine Pistole auf Mondejo und gab
Feuer.
Schlecht getroffen. Vilojo! rief jener, der durch eine schnelle
Wendung nach der Seite dem Schusse ausgewichen war, Pa-
rire dies!

Und der Stuhl flog mit einem Ungestüm, als ob er aus einer Wurf¬
maschine geschleudert würde, gegen Vilojos Stirn, daß dieser blutend zu Boden
stürzte.

Der Tumult, der nun folgte, läßt sich nicht beschreiben. Da ich aber sah,
daß alle sich auf Mondejo werfen wollten, so hielt ich es für meine Pflicht,
mich auf seine Seite zu stellen, weil er einer gegen alle stand und noch dazu
mein Landsmann war. Doch eine kräftige Hand hielt mich davon zurück; sie ge¬
hörte dem Unbekannten mit dem fahlgelben Barte.

Ihr wollt Euch für einen Gauner abschlachten lassen? Die Anklage ist
gerecht! Ihr könnt Euer Leben für eine bessere Sache opfern, wenn es Euch
gefällt, es wegzuwerfen. Euer Beistand würde ihm nichts nützen, Ihr würdet
beide zu Boden gedrückt werden. Wenn es einen Ausweg für ihn giebt, zu
entweichen, so wird ihn dieser Teufel schon allein zu finden wissen.

Nun folgte ein Höllenlärm. Alle stießen die greulichsten Flüche aus.
Mondejo hatte mit Blitzesschnelle den großen Spieltisch gefaßt und auf seine
Angreifer geworfen, hatte sein Messer gezückt und sich behende wie ein Tiger
nach dem nächsten Fenster gestürzt, indem er jeden, der ihm im Wege stand,
zu Boden warf. Zwei oder drei Pistolenschüsse wurden nach ihm abgefeuert.
Das Weib an der Thür schrie wie eine Besessene: Laßt ihn nicht entschlüpfen!


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[0194] [Abbildung] Die Gngel auf Erden. Roman von Viktor Bersezio. Aus dem Italienischen. (Fortsetzung,) er große Mexikaner richtete eine Pistole auf Mondejo und gab Feuer. Schlecht getroffen. Vilojo! rief jener, der durch eine schnelle Wendung nach der Seite dem Schusse ausgewichen war, Pa- rire dies! Und der Stuhl flog mit einem Ungestüm, als ob er aus einer Wurf¬ maschine geschleudert würde, gegen Vilojos Stirn, daß dieser blutend zu Boden stürzte. Der Tumult, der nun folgte, läßt sich nicht beschreiben. Da ich aber sah, daß alle sich auf Mondejo werfen wollten, so hielt ich es für meine Pflicht, mich auf seine Seite zu stellen, weil er einer gegen alle stand und noch dazu mein Landsmann war. Doch eine kräftige Hand hielt mich davon zurück; sie ge¬ hörte dem Unbekannten mit dem fahlgelben Barte. Ihr wollt Euch für einen Gauner abschlachten lassen? Die Anklage ist gerecht! Ihr könnt Euer Leben für eine bessere Sache opfern, wenn es Euch gefällt, es wegzuwerfen. Euer Beistand würde ihm nichts nützen, Ihr würdet beide zu Boden gedrückt werden. Wenn es einen Ausweg für ihn giebt, zu entweichen, so wird ihn dieser Teufel schon allein zu finden wissen. Nun folgte ein Höllenlärm. Alle stießen die greulichsten Flüche aus. Mondejo hatte mit Blitzesschnelle den großen Spieltisch gefaßt und auf seine Angreifer geworfen, hatte sein Messer gezückt und sich behende wie ein Tiger nach dem nächsten Fenster gestürzt, indem er jeden, der ihm im Wege stand, zu Boden warf. Zwei oder drei Pistolenschüsse wurden nach ihm abgefeuert. Das Weib an der Thür schrie wie eine Besessene: Laßt ihn nicht entschlüpfen!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158166/194>, abgerufen am 02.05.2024.