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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal.

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Die Gngel auf Grden.
Roman von Viktor Bersozio. Aus dem Italienischen. (Fortsetzung.)

ürchte dich nicht! sagte die Mutter, indem sie eine von Guidos
Händen ergriff und liebreich drückte.
Oh! Ich fürchte mich garnicht! sagte der Kleine keck und sah
immer gerade vor sich. Er befand sich zwischen Paul und
Nina. Letztere hatte ihn bei der rechten Hand genommen, und
da Guido beim Spazierengehen immer gewohnt war, sich auf der einen Seite
von der Mutter, auf der andern von der Wärterin an der Hand fassen zu lassen,
so hatte er auch diesmal aus alter Gewohnheit seine linke Hand ausgestreckt,
und Paul hatte sie ergriffen. Jetzt merkte Guido, daß es nicht die Hand seiner
Anna war. Er wandte seinen Blick daher von dem Tiere ab und hob ihn in
die Höhe, um dem Besitzer dieser unbekannten Hand ins Gesicht zu schauen.
Pauls Augen leuchteten voll inniger Freude.

Wer bist du? sagte Guido mit jener Vertraulichkeit, wie sie den unter
mütterlichen Liebkosungen aufgewachsenen Kindern eigen ist. Ich kenne dich nicht.

Du wirft mich kennen lernen, antwortete Paul; und wenn du willst, so
wollen wir auch Freunde werden.

Guido sah die Mutter an, und da er auf ihren Lippen ein billigendes
Lächeln wahrnahm, so beruhigte er sich und ließ seine Hand in der des Un¬
bekannten.

Gut! fügte er hinzu und marschirte mit seinen kleinen Schritten mitten
zwischen Rina und Paul weiter; aber ich habe dich noch nie gesehen.

Es ist der Bruder deiner besten Freundin Adele, sagte die Mutter.

Ach so! rief der Kleine lebhaft aus und sah Paul mit der größten Neu-
gierde an. Und bist du ebenso gut, wie die gute Tante Adele?




Die Gngel auf Grden.
Roman von Viktor Bersozio. Aus dem Italienischen. (Fortsetzung.)

ürchte dich nicht! sagte die Mutter, indem sie eine von Guidos
Händen ergriff und liebreich drückte.
Oh! Ich fürchte mich garnicht! sagte der Kleine keck und sah
immer gerade vor sich. Er befand sich zwischen Paul und
Nina. Letztere hatte ihn bei der rechten Hand genommen, und
da Guido beim Spazierengehen immer gewohnt war, sich auf der einen Seite
von der Mutter, auf der andern von der Wärterin an der Hand fassen zu lassen,
so hatte er auch diesmal aus alter Gewohnheit seine linke Hand ausgestreckt,
und Paul hatte sie ergriffen. Jetzt merkte Guido, daß es nicht die Hand seiner
Anna war. Er wandte seinen Blick daher von dem Tiere ab und hob ihn in
die Höhe, um dem Besitzer dieser unbekannten Hand ins Gesicht zu schauen.
Pauls Augen leuchteten voll inniger Freude.

Wer bist du? sagte Guido mit jener Vertraulichkeit, wie sie den unter
mütterlichen Liebkosungen aufgewachsenen Kindern eigen ist. Ich kenne dich nicht.

Du wirft mich kennen lernen, antwortete Paul; und wenn du willst, so
wollen wir auch Freunde werden.

Guido sah die Mutter an, und da er auf ihren Lippen ein billigendes
Lächeln wahrnahm, so beruhigte er sich und ließ seine Hand in der des Un¬
bekannten.

Gut! fügte er hinzu und marschirte mit seinen kleinen Schritten mitten
zwischen Rina und Paul weiter; aber ich habe dich noch nie gesehen.

Es ist der Bruder deiner besten Freundin Adele, sagte die Mutter.

Ach so! rief der Kleine lebhaft aus und sah Paul mit der größten Neu-
gierde an. Und bist du ebenso gut, wie die gute Tante Adele?


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[0359] [Abbildung] Die Gngel auf Grden. Roman von Viktor Bersozio. Aus dem Italienischen. (Fortsetzung.) ürchte dich nicht! sagte die Mutter, indem sie eine von Guidos Händen ergriff und liebreich drückte. Oh! Ich fürchte mich garnicht! sagte der Kleine keck und sah immer gerade vor sich. Er befand sich zwischen Paul und Nina. Letztere hatte ihn bei der rechten Hand genommen, und da Guido beim Spazierengehen immer gewohnt war, sich auf der einen Seite von der Mutter, auf der andern von der Wärterin an der Hand fassen zu lassen, so hatte er auch diesmal aus alter Gewohnheit seine linke Hand ausgestreckt, und Paul hatte sie ergriffen. Jetzt merkte Guido, daß es nicht die Hand seiner Anna war. Er wandte seinen Blick daher von dem Tiere ab und hob ihn in die Höhe, um dem Besitzer dieser unbekannten Hand ins Gesicht zu schauen. Pauls Augen leuchteten voll inniger Freude. Wer bist du? sagte Guido mit jener Vertraulichkeit, wie sie den unter mütterlichen Liebkosungen aufgewachsenen Kindern eigen ist. Ich kenne dich nicht. Du wirft mich kennen lernen, antwortete Paul; und wenn du willst, so wollen wir auch Freunde werden. Guido sah die Mutter an, und da er auf ihren Lippen ein billigendes Lächeln wahrnahm, so beruhigte er sich und ließ seine Hand in der des Un¬ bekannten. Gut! fügte er hinzu und marschirte mit seinen kleinen Schritten mitten zwischen Rina und Paul weiter; aber ich habe dich noch nie gesehen. Es ist der Bruder deiner besten Freundin Adele, sagte die Mutter. Ach so! rief der Kleine lebhaft aus und sah Paul mit der größten Neu- gierde an. Und bist du ebenso gut, wie die gute Tante Adele?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158166/359>, abgerufen am 02.05.2024.