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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Notiz.

Ich habe in der Stadt Nachfrage gehalten. Es ist zu ersetzen. Unser regie¬
render Herr läßt alljährlich einige tausend Meter für die Billards seiner Schlösser
anfertigen, und davon ist immer einiges durch Rekommandation zu haben.

Am selben Nachmittag sprach Hermione wieder einmal vor. Sie hatte
einen bösen Finger gehabt und konnte noch nicht zu üben wagen.

Und unsre Lektionen? fragte der Fabrikant.

Kann man mit der Rechten allein spielen? fragte sie.

?3r pistolkt; kommen Sie, ich zeige es Ihnen.

Sie hatte noch einige Bedenken. Die Wahrheit zu gestehe": Mama hat
das Spiel nicht gern; man hält es für unweiblich.

Man?

Nun ja, man, d. h. die Tante Soundso und die Kousine Soundso. Mama
selbst ist ganz tolerant.

Und wird bei Hofe nur vou den Herren gespielt? fragte Frau Anna.

Im Gegenteil.

Nun denn?

Gut, auf Ihre Verantwortung, Frau Hartig.

Die steht zu Ihrer Verfügung, lachte Frau Anna, ich selbst habe mich ja
oft genug an dem edeln Spiel versucht, aber mir sind alle Billards zu hoch.

(Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Der wirtschaftliche Niedergang Bremens ist der Gegenstand des ersten
Teiles einer lesenswerten Schrift, die soeben unter dem Titel "Bremen und seine
Sonderstellung" von Dr. D. Lcchnscn im Verlage der Kühtmannschen Buchhandlung
in Bremen erschienen ist, und die in ihrer zweiten Hälfte nackzuweisen sucht, daß
die Fortdauer dieses Niederganges nur durch Beschleunigung des ins Stocken ge¬
ratenen Anschlusses der genannten Hansestadt an das Zollgebiet des deutschen Reiches
abzuwenden sei. Der pathetische Ton des Verfassers berührt uns nicht sympathisch,
seine Zahlen und statistischen Mitteilungen aber sprechen überzeugend für die
Forderungen, mit denen er schließt, und so beeilen wir uns, in einem Auszüge
aus diesem Abschnitte der Broschüre zu zeigen, daß es in der That während der
letzten Jahrzehnte mit den bremischen Zuständen rasch bergab gegangen ist, und
daß schleunige Hilfe in der angedeuteten Richtung als ein dringendes Bedürfnis
erscheint.

Die finanzielle Bedrängnis des Staates ist groß und wird allem Anscheine nach
stetig fortwachsen und weiterhin lähmend auf Handel und Wandel wirken. Die


Notiz.

Ich habe in der Stadt Nachfrage gehalten. Es ist zu ersetzen. Unser regie¬
render Herr läßt alljährlich einige tausend Meter für die Billards seiner Schlösser
anfertigen, und davon ist immer einiges durch Rekommandation zu haben.

Am selben Nachmittag sprach Hermione wieder einmal vor. Sie hatte
einen bösen Finger gehabt und konnte noch nicht zu üben wagen.

Und unsre Lektionen? fragte der Fabrikant.

Kann man mit der Rechten allein spielen? fragte sie.

?3r pistolkt; kommen Sie, ich zeige es Ihnen.

Sie hatte noch einige Bedenken. Die Wahrheit zu gestehe»: Mama hat
das Spiel nicht gern; man hält es für unweiblich.

Man?

Nun ja, man, d. h. die Tante Soundso und die Kousine Soundso. Mama
selbst ist ganz tolerant.

Und wird bei Hofe nur vou den Herren gespielt? fragte Frau Anna.

Im Gegenteil.

Nun denn?

Gut, auf Ihre Verantwortung, Frau Hartig.

Die steht zu Ihrer Verfügung, lachte Frau Anna, ich selbst habe mich ja
oft genug an dem edeln Spiel versucht, aber mir sind alle Billards zu hoch.

(Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Der wirtschaftliche Niedergang Bremens ist der Gegenstand des ersten
Teiles einer lesenswerten Schrift, die soeben unter dem Titel „Bremen und seine
Sonderstellung" von Dr. D. Lcchnscn im Verlage der Kühtmannschen Buchhandlung
in Bremen erschienen ist, und die in ihrer zweiten Hälfte nackzuweisen sucht, daß
die Fortdauer dieses Niederganges nur durch Beschleunigung des ins Stocken ge¬
ratenen Anschlusses der genannten Hansestadt an das Zollgebiet des deutschen Reiches
abzuwenden sei. Der pathetische Ton des Verfassers berührt uns nicht sympathisch,
seine Zahlen und statistischen Mitteilungen aber sprechen überzeugend für die
Forderungen, mit denen er schließt, und so beeilen wir uns, in einem Auszüge
aus diesem Abschnitte der Broschüre zu zeigen, daß es in der That während der
letzten Jahrzehnte mit den bremischen Zuständen rasch bergab gegangen ist, und
daß schleunige Hilfe in der angedeuteten Richtung als ein dringendes Bedürfnis
erscheint.

Die finanzielle Bedrängnis des Staates ist groß und wird allem Anscheine nach
stetig fortwachsen und weiterhin lähmend auf Handel und Wandel wirken. Die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/118>, abgerufen am 04.05.2024.