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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Der Umschwung in Spanien.

An die Stelle Sagastas war Posada Herrera von der dynastischen Linken ge¬
treten, dessen Programm die Wiederherstellung der Republik im Keime enthielt,
weshalb sein Ministerium sich des Wohlwollens Castelars erfreute, der von
der Einführung des allgemeinen Stimmrechts nicht ohne guten Grund die
Wiederaufrichtung der Republik hoffte. Aber die von Sagasta geführten Kon¬
stitutionellen leisteten Widerstand und verharrten dabei, und ihr Adreßentwurf
fand Annahme. Posada Herrera beantragte beim Könige vergebens Auflösung
der Cortes, und so traten er und seine Kollegen von der dynastischen Linken
zurück, um einem konservativen Kabinette Raum zu machen. Frankreich hatte
zuni zweiten male die Partie verloren, und der Einfluß der ihm günstig ge¬
sinnten Partei war für die nächste Zeit gebrochen.

Es geht den französischen Politikern von der republikanischen Farbe hier
wie in Italien. Auf beiden lateinischen Halbinseln herrscht gegenwärtig eine
konservative Tendenz, die nicht ohne Zusammenhang mit der Unbeliebtheit ist,
welche sich das republikanische Frankreich dort zugezogen hat. Dasselbe belei¬
digte Italien in Tunis, Spanien in der Person seines Königs, und so dürfen
sich die Pariser nicht verwundern und beklagen, wenn ihr Typus des Libera¬
lismus in beiden Ländern zu etwas Unwillkommenem geworden ist.




Erklärung.

Die Redaktion der Grenzboten erklärt hiermit, daß sie bei Abdruck des
Artikels in Ur. 34 der Grenzboten vom 16. August 1883 über Rietschcls
Lutherkopf nicht gewußt hat. daß die Person des Herrn Rechtsanwalt
Dr. Baehr in Dresden in Mitleidenschaft kommen könne ^ daß sie also diesen
nicht hat beleidigen, noch in irgend etwas seinen guten Glauben hat anzweifeln
wollen.

Wäre der Redaktion die Sachlage bekannt gewesen, so würde sie Anstand
genommen haben, den Artikel in der Form, wie es geschehen ist, abzudrucken.




Der Umschwung in Spanien.

An die Stelle Sagastas war Posada Herrera von der dynastischen Linken ge¬
treten, dessen Programm die Wiederherstellung der Republik im Keime enthielt,
weshalb sein Ministerium sich des Wohlwollens Castelars erfreute, der von
der Einführung des allgemeinen Stimmrechts nicht ohne guten Grund die
Wiederaufrichtung der Republik hoffte. Aber die von Sagasta geführten Kon¬
stitutionellen leisteten Widerstand und verharrten dabei, und ihr Adreßentwurf
fand Annahme. Posada Herrera beantragte beim Könige vergebens Auflösung
der Cortes, und so traten er und seine Kollegen von der dynastischen Linken
zurück, um einem konservativen Kabinette Raum zu machen. Frankreich hatte
zuni zweiten male die Partie verloren, und der Einfluß der ihm günstig ge¬
sinnten Partei war für die nächste Zeit gebrochen.

Es geht den französischen Politikern von der republikanischen Farbe hier
wie in Italien. Auf beiden lateinischen Halbinseln herrscht gegenwärtig eine
konservative Tendenz, die nicht ohne Zusammenhang mit der Unbeliebtheit ist,
welche sich das republikanische Frankreich dort zugezogen hat. Dasselbe belei¬
digte Italien in Tunis, Spanien in der Person seines Königs, und so dürfen
sich die Pariser nicht verwundern und beklagen, wenn ihr Typus des Libera¬
lismus in beiden Ländern zu etwas Unwillkommenem geworden ist.




Erklärung.

Die Redaktion der Grenzboten erklärt hiermit, daß sie bei Abdruck des
Artikels in Ur. 34 der Grenzboten vom 16. August 1883 über Rietschcls
Lutherkopf nicht gewußt hat. daß die Person des Herrn Rechtsanwalt
Dr. Baehr in Dresden in Mitleidenschaft kommen könne ^ daß sie also diesen
nicht hat beleidigen, noch in irgend etwas seinen guten Glauben hat anzweifeln
wollen.

Wäre der Redaktion die Sachlage bekannt gewesen, so würde sie Anstand
genommen haben, den Artikel in der Form, wie es geschehen ist, abzudrucken.




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[0317] Der Umschwung in Spanien. An die Stelle Sagastas war Posada Herrera von der dynastischen Linken ge¬ treten, dessen Programm die Wiederherstellung der Republik im Keime enthielt, weshalb sein Ministerium sich des Wohlwollens Castelars erfreute, der von der Einführung des allgemeinen Stimmrechts nicht ohne guten Grund die Wiederaufrichtung der Republik hoffte. Aber die von Sagasta geführten Kon¬ stitutionellen leisteten Widerstand und verharrten dabei, und ihr Adreßentwurf fand Annahme. Posada Herrera beantragte beim Könige vergebens Auflösung der Cortes, und so traten er und seine Kollegen von der dynastischen Linken zurück, um einem konservativen Kabinette Raum zu machen. Frankreich hatte zuni zweiten male die Partie verloren, und der Einfluß der ihm günstig ge¬ sinnten Partei war für die nächste Zeit gebrochen. Es geht den französischen Politikern von der republikanischen Farbe hier wie in Italien. Auf beiden lateinischen Halbinseln herrscht gegenwärtig eine konservative Tendenz, die nicht ohne Zusammenhang mit der Unbeliebtheit ist, welche sich das republikanische Frankreich dort zugezogen hat. Dasselbe belei¬ digte Italien in Tunis, Spanien in der Person seines Königs, und so dürfen sich die Pariser nicht verwundern und beklagen, wenn ihr Typus des Libera¬ lismus in beiden Ländern zu etwas Unwillkommenem geworden ist. Erklärung. Die Redaktion der Grenzboten erklärt hiermit, daß sie bei Abdruck des Artikels in Ur. 34 der Grenzboten vom 16. August 1883 über Rietschcls Lutherkopf nicht gewußt hat. daß die Person des Herrn Rechtsanwalt Dr. Baehr in Dresden in Mitleidenschaft kommen könne ^ daß sie also diesen nicht hat beleidigen, noch in irgend etwas seinen guten Glauben hat anzweifeln wollen. Wäre der Redaktion die Sachlage bekannt gewesen, so würde sie Anstand genommen haben, den Artikel in der Form, wie es geschehen ist, abzudrucken.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/317>, abgerufen am 04.05.2024.