Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas
IM 1-^72 5-

er lebhafte Anteil, den die Nation neuerdings den zukunftsreichen
Unternehmungen entgegenbringt, welche eine kraftvolle, zielbewußte
Staatskunst auf überseeischen Gebiete einzuleiten verstand, hat
vielfach die Erinnerung zurückgelenkt auf jene Zeiten, in denen
die brandenburgisch-preußische Flagge von den Wällen stattlicher
Festungswerke auf der Westküste Afrikas wehte.

Mit diesen Worten leitet der Große Generalstab eine Publikation ein,
welche die politische und militärische Geschichte der brandenburgisch-preußischen
Kolonie während der Jahre 1681 bis 1721 behandelt und welche dem Fürsten
Bismarck, als dem unermüdlichen Vorkämpfer für die Machtentwicklung Deutsch¬
lands auch auf dein Kolonialgebiete, als Festgabe zu seinem funfzigjährigen
Dienstjubiläum überreicht worden ist.")

Der Wert dieser zeitgemäßen Abhandlung erscheint unter verschiednen
Gesichtspunkten als ein so bedeutender, daß wir es uns nicht versagen können,
ihren Hauptinhalt in gedrängter Form hier wiederzugeben. Die patriotische
und nationale Tendenz der Schrift geht schon aus der zitirten Einleitung
hervor. Der Inhalt, welcher lediglich aus urkundcnmäßigen Quellen geschöpft
ist, unterstützt diese Tendenz durch die knappe, aber erschöpfende Vorführung
von Ereignissen und Thatsachen, welche lauter und deutlicher reden als weit¬
schweifige und dozirende Abhandlungen. Es ist ein alter Fluch des deutschen
Volkes, der hier wieder einmal aktenmäßig erhärtet wird. Immer hat es in
unsrer Geschichte Zeiten gegeben, in welchen mannhafte Entschlossenheit und
weiter, staatsmäuuischer Blick großer Männer in Bahnen einzulenken wußte,
welche späterhin Indolenz, fremde Scheelsucht und die kleinliche Auffassung
nationaler Pflichten zu trostlosen Irrwegen gestalteten. Auch die Geschichte dieses
ersten brandenburgisch-preußischen Kolonialfrühlings, der bald einem tötlichen
Froste erlag, bestätigt das vollkommen, und deshalb ist die Nation schon aus
diesem Grunde unserm Generalstabe für die Veröffentlichung dieser Akten zu
großem Danke verpflichtet. Aber neben diesem Zwecke der politischen Belehrung
kommt die Schrift auch einer historischen Pflicht nach, indem sie nach streng



*) Brandenburg-Preußen auf der Westküste von Afrika 1681--1721. Ver¬
faßt vom Großen Generalstabe, Abteilung für Kriegsgeschichte. Mit eiuer Ubersichtskart
und fünf Skizzen. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, °188S,
Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas
IM 1-^72 5-

er lebhafte Anteil, den die Nation neuerdings den zukunftsreichen
Unternehmungen entgegenbringt, welche eine kraftvolle, zielbewußte
Staatskunst auf überseeischen Gebiete einzuleiten verstand, hat
vielfach die Erinnerung zurückgelenkt auf jene Zeiten, in denen
die brandenburgisch-preußische Flagge von den Wällen stattlicher
Festungswerke auf der Westküste Afrikas wehte.

Mit diesen Worten leitet der Große Generalstab eine Publikation ein,
welche die politische und militärische Geschichte der brandenburgisch-preußischen
Kolonie während der Jahre 1681 bis 1721 behandelt und welche dem Fürsten
Bismarck, als dem unermüdlichen Vorkämpfer für die Machtentwicklung Deutsch¬
lands auch auf dein Kolonialgebiete, als Festgabe zu seinem funfzigjährigen
Dienstjubiläum überreicht worden ist.")

Der Wert dieser zeitgemäßen Abhandlung erscheint unter verschiednen
Gesichtspunkten als ein so bedeutender, daß wir es uns nicht versagen können,
ihren Hauptinhalt in gedrängter Form hier wiederzugeben. Die patriotische
und nationale Tendenz der Schrift geht schon aus der zitirten Einleitung
hervor. Der Inhalt, welcher lediglich aus urkundcnmäßigen Quellen geschöpft
ist, unterstützt diese Tendenz durch die knappe, aber erschöpfende Vorführung
von Ereignissen und Thatsachen, welche lauter und deutlicher reden als weit¬
schweifige und dozirende Abhandlungen. Es ist ein alter Fluch des deutschen
Volkes, der hier wieder einmal aktenmäßig erhärtet wird. Immer hat es in
unsrer Geschichte Zeiten gegeben, in welchen mannhafte Entschlossenheit und
weiter, staatsmäuuischer Blick großer Männer in Bahnen einzulenken wußte,
welche späterhin Indolenz, fremde Scheelsucht und die kleinliche Auffassung
nationaler Pflichten zu trostlosen Irrwegen gestalteten. Auch die Geschichte dieses
ersten brandenburgisch-preußischen Kolonialfrühlings, der bald einem tötlichen
Froste erlag, bestätigt das vollkommen, und deshalb ist die Nation schon aus
diesem Grunde unserm Generalstabe für die Veröffentlichung dieser Akten zu
großem Danke verpflichtet. Aber neben diesem Zwecke der politischen Belehrung
kommt die Schrift auch einer historischen Pflicht nach, indem sie nach streng



*) Brandenburg-Preußen auf der Westküste von Afrika 1681—1721. Ver¬
faßt vom Großen Generalstabe, Abteilung für Kriegsgeschichte. Mit eiuer Ubersichtskart
und fünf Skizzen. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, °188S,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0501" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195890"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas<lb/>
IM 1-^72 5-</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1761"> er lebhafte Anteil, den die Nation neuerdings den zukunftsreichen<lb/>
Unternehmungen entgegenbringt, welche eine kraftvolle, zielbewußte<lb/>
Staatskunst auf überseeischen Gebiete einzuleiten verstand, hat<lb/>
vielfach die Erinnerung zurückgelenkt auf jene Zeiten, in denen<lb/>
die brandenburgisch-preußische Flagge von den Wällen stattlicher<lb/>
Festungswerke auf der Westküste Afrikas wehte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1762"> Mit diesen Worten leitet der Große Generalstab eine Publikation ein,<lb/>
welche die politische und militärische Geschichte der brandenburgisch-preußischen<lb/>
Kolonie während der Jahre 1681 bis 1721 behandelt und welche dem Fürsten<lb/>
Bismarck, als dem unermüdlichen Vorkämpfer für die Machtentwicklung Deutsch¬<lb/>
lands auch auf dein Kolonialgebiete, als Festgabe zu seinem funfzigjährigen<lb/>
Dienstjubiläum überreicht worden ist.")</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1763" next="#ID_1764"> Der Wert dieser zeitgemäßen Abhandlung erscheint unter verschiednen<lb/>
Gesichtspunkten als ein so bedeutender, daß wir es uns nicht versagen können,<lb/>
ihren Hauptinhalt in gedrängter Form hier wiederzugeben. Die patriotische<lb/>
und nationale Tendenz der Schrift geht schon aus der zitirten Einleitung<lb/>
hervor. Der Inhalt, welcher lediglich aus urkundcnmäßigen Quellen geschöpft<lb/>
ist, unterstützt diese Tendenz durch die knappe, aber erschöpfende Vorführung<lb/>
von Ereignissen und Thatsachen, welche lauter und deutlicher reden als weit¬<lb/>
schweifige und dozirende Abhandlungen. Es ist ein alter Fluch des deutschen<lb/>
Volkes, der hier wieder einmal aktenmäßig erhärtet wird. Immer hat es in<lb/>
unsrer Geschichte Zeiten gegeben, in welchen mannhafte Entschlossenheit und<lb/>
weiter, staatsmäuuischer Blick großer Männer in Bahnen einzulenken wußte,<lb/>
welche späterhin Indolenz, fremde Scheelsucht und die kleinliche Auffassung<lb/>
nationaler Pflichten zu trostlosen Irrwegen gestalteten. Auch die Geschichte dieses<lb/>
ersten brandenburgisch-preußischen Kolonialfrühlings, der bald einem tötlichen<lb/>
Froste erlag, bestätigt das vollkommen, und deshalb ist die Nation schon aus<lb/>
diesem Grunde unserm Generalstabe für die Veröffentlichung dieser Akten zu<lb/>
großem Danke verpflichtet. Aber neben diesem Zwecke der politischen Belehrung<lb/>
kommt die Schrift auch einer historischen Pflicht nach, indem sie nach streng</p><lb/>
          <note xml:id="FID_47" place="foot"> *) Brandenburg-Preußen auf der Westküste von Afrika 1681&#x2014;1721. Ver¬<lb/>
faßt vom Großen Generalstabe, Abteilung für Kriegsgeschichte.  Mit eiuer Ubersichtskart<lb/>
und fünf Skizzen.  Berlin, E. S. Mittler und Sohn, °188S,</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0501] Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas IM 1-^72 5- er lebhafte Anteil, den die Nation neuerdings den zukunftsreichen Unternehmungen entgegenbringt, welche eine kraftvolle, zielbewußte Staatskunst auf überseeischen Gebiete einzuleiten verstand, hat vielfach die Erinnerung zurückgelenkt auf jene Zeiten, in denen die brandenburgisch-preußische Flagge von den Wällen stattlicher Festungswerke auf der Westküste Afrikas wehte. Mit diesen Worten leitet der Große Generalstab eine Publikation ein, welche die politische und militärische Geschichte der brandenburgisch-preußischen Kolonie während der Jahre 1681 bis 1721 behandelt und welche dem Fürsten Bismarck, als dem unermüdlichen Vorkämpfer für die Machtentwicklung Deutsch¬ lands auch auf dein Kolonialgebiete, als Festgabe zu seinem funfzigjährigen Dienstjubiläum überreicht worden ist.") Der Wert dieser zeitgemäßen Abhandlung erscheint unter verschiednen Gesichtspunkten als ein so bedeutender, daß wir es uns nicht versagen können, ihren Hauptinhalt in gedrängter Form hier wiederzugeben. Die patriotische und nationale Tendenz der Schrift geht schon aus der zitirten Einleitung hervor. Der Inhalt, welcher lediglich aus urkundcnmäßigen Quellen geschöpft ist, unterstützt diese Tendenz durch die knappe, aber erschöpfende Vorführung von Ereignissen und Thatsachen, welche lauter und deutlicher reden als weit¬ schweifige und dozirende Abhandlungen. Es ist ein alter Fluch des deutschen Volkes, der hier wieder einmal aktenmäßig erhärtet wird. Immer hat es in unsrer Geschichte Zeiten gegeben, in welchen mannhafte Entschlossenheit und weiter, staatsmäuuischer Blick großer Männer in Bahnen einzulenken wußte, welche späterhin Indolenz, fremde Scheelsucht und die kleinliche Auffassung nationaler Pflichten zu trostlosen Irrwegen gestalteten. Auch die Geschichte dieses ersten brandenburgisch-preußischen Kolonialfrühlings, der bald einem tötlichen Froste erlag, bestätigt das vollkommen, und deshalb ist die Nation schon aus diesem Grunde unserm Generalstabe für die Veröffentlichung dieser Akten zu großem Danke verpflichtet. Aber neben diesem Zwecke der politischen Belehrung kommt die Schrift auch einer historischen Pflicht nach, indem sie nach streng *) Brandenburg-Preußen auf der Westküste von Afrika 1681—1721. Ver¬ faßt vom Großen Generalstabe, Abteilung für Kriegsgeschichte. Mit eiuer Ubersichtskart und fünf Skizzen. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, °188S,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/501
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/501>, abgerufen am 04.05.2024.