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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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niemand stärker vom Gefühl gerechter Wertschätzung durchdrungen sein kann
als der Verfasser dieser Biographie, Die Kenntnis Hnyms erstreckt sich natürlich
nicht bloß auf die Herderschcn Schriften, sondern auch auf die Aufnahme, die
sie gefunden, die Urteile der Zeitgenossen, welche sie hervorgerufen, die Nach¬
wirkungen, die sie erzeugt haben. Es gelingt ihm ebenso sicher, im Gewirr der
Meinungen, der enthusiastischen wie der verwerfende", ein billiges und fein ab¬
gewogenes Schlußurteil zu finden, als in den erzählenden Partien seiner großen
Arbeit die Wahrheit ans widersprechenden Berichten zu erörtern. So bildet
für alle diejenigen, die den Herderschen Ideen und der Art seines Geistes und
seiner Anregungsfähigkeit fremd geworden sind, aber zu ihm zurückzukehren wün¬
schen, Hayms Biographie eine vortreffliche Einführung in die große Snphansche
Ausgabe der Schriften,

Es wird lange dauern, bis wieder ein zweites gleich vortreffliches und
erschöpfendes Buch über eine der großen Gestalten unsrer klassischen Tage ver¬
öffentlicht werden wird. In welchem Sinne dasselbe gedacht ist lind aufgenommen
werden sollte, erhellt aus den Schlußworten Hahns, Nachdem er der trüben
Tage, in denen Herders Standbild in Weimar enthüllt wurde, und der Festrede
gedacht hat, mit der damals Adolf scholl diese Enthüllung begleitete, sagt er:
"Wenn wir heute uns des großen Verdienstes Herders erinnern, so nehmen
unsre Gedanken eine andre Richtung: sie verdichten sich zu dem Vorsätze, daß
wir über den Besitz unsrer errungnen Staats- und Nationaleinheit die Gesinnung
der Eintracht und mit ihr alle die Heiligtümer des innern Menschen uns nicht
wollen abhanden kommen lassen, für die er gelebt und geeifert, mit mutiger
Seele gekämpft, mit unmutiger Seele gelitten hat," Wir dürfen hinzufüget!,
daß uns jedes Buch von der Tüchtigkeit und dem edeln Ernste des Hnymschen
"Herder" die Zuversicht erhöht, daß diese Gesinnung nicht bloß ein Programm,
^ sondern eine lebendige Wahrheit bleiben wird,




Skizzen aus der Levante und Griechenland
von H. Scherer.

le alte Lagunenrepublik hat im Orient dauernde Spuren ihrer
Herrschaft hinterlasse", auch Genua, obgleich welliger zahlreich.
In dem italienische" Mittelalter, wie es sich durch diese Staats-
wesen aussprach, liegt ein guter Rest altrömischer Kraft und Re-
gierungskunst, Ihre Kolonisation ans den ionischen Inseln, ans
Cypern, Kandia und Rhodus ist noch heute das Fundament europäischer Ge-


niemand stärker vom Gefühl gerechter Wertschätzung durchdrungen sein kann
als der Verfasser dieser Biographie, Die Kenntnis Hnyms erstreckt sich natürlich
nicht bloß auf die Herderschcn Schriften, sondern auch auf die Aufnahme, die
sie gefunden, die Urteile der Zeitgenossen, welche sie hervorgerufen, die Nach¬
wirkungen, die sie erzeugt haben. Es gelingt ihm ebenso sicher, im Gewirr der
Meinungen, der enthusiastischen wie der verwerfende», ein billiges und fein ab¬
gewogenes Schlußurteil zu finden, als in den erzählenden Partien seiner großen
Arbeit die Wahrheit ans widersprechenden Berichten zu erörtern. So bildet
für alle diejenigen, die den Herderschen Ideen und der Art seines Geistes und
seiner Anregungsfähigkeit fremd geworden sind, aber zu ihm zurückzukehren wün¬
schen, Hayms Biographie eine vortreffliche Einführung in die große Snphansche
Ausgabe der Schriften,

Es wird lange dauern, bis wieder ein zweites gleich vortreffliches und
erschöpfendes Buch über eine der großen Gestalten unsrer klassischen Tage ver¬
öffentlicht werden wird. In welchem Sinne dasselbe gedacht ist lind aufgenommen
werden sollte, erhellt aus den Schlußworten Hahns, Nachdem er der trüben
Tage, in denen Herders Standbild in Weimar enthüllt wurde, und der Festrede
gedacht hat, mit der damals Adolf scholl diese Enthüllung begleitete, sagt er:
„Wenn wir heute uns des großen Verdienstes Herders erinnern, so nehmen
unsre Gedanken eine andre Richtung: sie verdichten sich zu dem Vorsätze, daß
wir über den Besitz unsrer errungnen Staats- und Nationaleinheit die Gesinnung
der Eintracht und mit ihr alle die Heiligtümer des innern Menschen uns nicht
wollen abhanden kommen lassen, für die er gelebt und geeifert, mit mutiger
Seele gekämpft, mit unmutiger Seele gelitten hat," Wir dürfen hinzufüget!,
daß uns jedes Buch von der Tüchtigkeit und dem edeln Ernste des Hnymschen
„Herder" die Zuversicht erhöht, daß diese Gesinnung nicht bloß ein Programm,
^ sondern eine lebendige Wahrheit bleiben wird,




Skizzen aus der Levante und Griechenland
von H. Scherer.

le alte Lagunenrepublik hat im Orient dauernde Spuren ihrer
Herrschaft hinterlasse», auch Genua, obgleich welliger zahlreich.
In dem italienische» Mittelalter, wie es sich durch diese Staats-
wesen aussprach, liegt ein guter Rest altrömischer Kraft und Re-
gierungskunst, Ihre Kolonisation ans den ionischen Inseln, ans
Cypern, Kandia und Rhodus ist noch heute das Fundament europäischer Ge-


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[0134] niemand stärker vom Gefühl gerechter Wertschätzung durchdrungen sein kann als der Verfasser dieser Biographie, Die Kenntnis Hnyms erstreckt sich natürlich nicht bloß auf die Herderschcn Schriften, sondern auch auf die Aufnahme, die sie gefunden, die Urteile der Zeitgenossen, welche sie hervorgerufen, die Nach¬ wirkungen, die sie erzeugt haben. Es gelingt ihm ebenso sicher, im Gewirr der Meinungen, der enthusiastischen wie der verwerfende», ein billiges und fein ab¬ gewogenes Schlußurteil zu finden, als in den erzählenden Partien seiner großen Arbeit die Wahrheit ans widersprechenden Berichten zu erörtern. So bildet für alle diejenigen, die den Herderschen Ideen und der Art seines Geistes und seiner Anregungsfähigkeit fremd geworden sind, aber zu ihm zurückzukehren wün¬ schen, Hayms Biographie eine vortreffliche Einführung in die große Snphansche Ausgabe der Schriften, Es wird lange dauern, bis wieder ein zweites gleich vortreffliches und erschöpfendes Buch über eine der großen Gestalten unsrer klassischen Tage ver¬ öffentlicht werden wird. In welchem Sinne dasselbe gedacht ist lind aufgenommen werden sollte, erhellt aus den Schlußworten Hahns, Nachdem er der trüben Tage, in denen Herders Standbild in Weimar enthüllt wurde, und der Festrede gedacht hat, mit der damals Adolf scholl diese Enthüllung begleitete, sagt er: „Wenn wir heute uns des großen Verdienstes Herders erinnern, so nehmen unsre Gedanken eine andre Richtung: sie verdichten sich zu dem Vorsätze, daß wir über den Besitz unsrer errungnen Staats- und Nationaleinheit die Gesinnung der Eintracht und mit ihr alle die Heiligtümer des innern Menschen uns nicht wollen abhanden kommen lassen, für die er gelebt und geeifert, mit mutiger Seele gekämpft, mit unmutiger Seele gelitten hat," Wir dürfen hinzufüget!, daß uns jedes Buch von der Tüchtigkeit und dem edeln Ernste des Hnymschen „Herder" die Zuversicht erhöht, daß diese Gesinnung nicht bloß ein Programm, ^ sondern eine lebendige Wahrheit bleiben wird, Skizzen aus der Levante und Griechenland von H. Scherer. le alte Lagunenrepublik hat im Orient dauernde Spuren ihrer Herrschaft hinterlasse», auch Genua, obgleich welliger zahlreich. In dem italienische» Mittelalter, wie es sich durch diese Staats- wesen aussprach, liegt ein guter Rest altrömischer Kraft und Re- gierungskunst, Ihre Kolonisation ans den ionischen Inseln, ans Cypern, Kandia und Rhodus ist noch heute das Fundament europäischer Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/134>, abgerufen am 19.05.2024.