Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Levin Schückings !5obenserinnerungen.

vornherein zum Universitätsstudium zu machen, erscheint mir unzweckmäßig.
Es würde nur eine größere Einseitigkeit der Beamten dadurch herbeigeführt
werden, ohne daß eine Garantie für deren praktische Befähigung gewonnen wäre.
Eine gründliche wissenschaftliche Bildung ist dem Bibliothekar unter allen Um¬
ständen nötig und kann nur durch ein Universitätsstudium gewonnen werden, das
nicht durch Heranziehung zu vieler verschiedenartiger Disziplinen beeinträchtigt wird.
Dagegen läßt sich die Ansbildung des Bibliothekars als praktischen Verwaltungs-
beamten nur in der Bibliothek und deren Dienste erreichen, und alles theoretische
Vorstudium wird wenig zur Erlangung jener Eigenschaften beitragen, Zu
diesem hat auch der nach erfolgter Promotion zugelassene Praktikant noch hin¬
länglich Zeit und Gelegenheit, Mit Hilfe der ihm zu Gebote stehenden ein¬
schlägigen Literatur kauu er sich, wie das bisher ja auch jeder mußte, die
notwendigen Kenntnisse verschaffen. In keiner andern Lage ist auch der angehende
Richter, der neben seiner amtlichen Beschäftigung in allen juristischen Disziplinen
durch Pnvatflciß die Lücken in seiner wissenschaftlichen Ausbildung für das Staats¬
examen ausfüllen muß. Besser und leichter für den zukünftigen Bibliothekar
wäre es allerdings, wenn einem der ältern Beamten die Verpflichtung obläge,
die sich zur Prüfung vorbereitenden Kandidaten in den verschiednen Gegenständen
der Bibliothekswissenschaft und -technik theoretisch zu Schulen und ihnen Auf¬
gaben zur Bearbeitung zu stellen. Aus diesen mehr privaten Anfängen könnte
dann allmählich ein solches Institut erwachsen, auf welchem Unterricht in
bibliothekarischen Dingen ox xrot'ö-ZM erteilt wird, wie es Herr Oberbibliothekar
Dr. Hartwig im Zentralblatt für Bibliothekswesen (II 244) vorschlägt. Es
wären dann dafür nicht nur bereits die nötigen Erfahrungen gesammelt, was
und wie an dem Institute zu lehren ist, sondern zugleich auch eine Anzahl von
Lehrkräften vorhanden, die nicht unvermittelt in eine ihnen ganz neue Lehr¬
thätigkeit einzutreten hätten.


Karl Kochendörffer.


Kevir Schückings Lebenserinnerungen.

le Grenzboten haben bald mich dem Tode Levin Schückings einen
eingehenden, die besondre Entwicklung und literarische Stellung
dieses Schriftstellers würdigenden Aufsatz veröffentlicht (1883,
Ur. 43), in welchem mehrfach auch auf die "Lebenserinnerungen"
hingewiesen war, mit deren Veröffentlichung Schücking in seinen
letzten Lebensjahren begonnen hatte. Diese Selbstbiographie ihl nnn soeben
unter dem Titel Levin Schückings Lebenserinnerungen (Vreslan, Schott¬
länder) auch als selbständiges Werk erschienen.


Levin Schückings !5obenserinnerungen.

vornherein zum Universitätsstudium zu machen, erscheint mir unzweckmäßig.
Es würde nur eine größere Einseitigkeit der Beamten dadurch herbeigeführt
werden, ohne daß eine Garantie für deren praktische Befähigung gewonnen wäre.
Eine gründliche wissenschaftliche Bildung ist dem Bibliothekar unter allen Um¬
ständen nötig und kann nur durch ein Universitätsstudium gewonnen werden, das
nicht durch Heranziehung zu vieler verschiedenartiger Disziplinen beeinträchtigt wird.
Dagegen läßt sich die Ansbildung des Bibliothekars als praktischen Verwaltungs-
beamten nur in der Bibliothek und deren Dienste erreichen, und alles theoretische
Vorstudium wird wenig zur Erlangung jener Eigenschaften beitragen, Zu
diesem hat auch der nach erfolgter Promotion zugelassene Praktikant noch hin¬
länglich Zeit und Gelegenheit, Mit Hilfe der ihm zu Gebote stehenden ein¬
schlägigen Literatur kauu er sich, wie das bisher ja auch jeder mußte, die
notwendigen Kenntnisse verschaffen. In keiner andern Lage ist auch der angehende
Richter, der neben seiner amtlichen Beschäftigung in allen juristischen Disziplinen
durch Pnvatflciß die Lücken in seiner wissenschaftlichen Ausbildung für das Staats¬
examen ausfüllen muß. Besser und leichter für den zukünftigen Bibliothekar
wäre es allerdings, wenn einem der ältern Beamten die Verpflichtung obläge,
die sich zur Prüfung vorbereitenden Kandidaten in den verschiednen Gegenständen
der Bibliothekswissenschaft und -technik theoretisch zu Schulen und ihnen Auf¬
gaben zur Bearbeitung zu stellen. Aus diesen mehr privaten Anfängen könnte
dann allmählich ein solches Institut erwachsen, auf welchem Unterricht in
bibliothekarischen Dingen ox xrot'ö-ZM erteilt wird, wie es Herr Oberbibliothekar
Dr. Hartwig im Zentralblatt für Bibliothekswesen (II 244) vorschlägt. Es
wären dann dafür nicht nur bereits die nötigen Erfahrungen gesammelt, was
und wie an dem Institute zu lehren ist, sondern zugleich auch eine Anzahl von
Lehrkräften vorhanden, die nicht unvermittelt in eine ihnen ganz neue Lehr¬
thätigkeit einzutreten hätten.


Karl Kochendörffer.


Kevir Schückings Lebenserinnerungen.

le Grenzboten haben bald mich dem Tode Levin Schückings einen
eingehenden, die besondre Entwicklung und literarische Stellung
dieses Schriftstellers würdigenden Aufsatz veröffentlicht (1883,
Ur. 43), in welchem mehrfach auch auf die „Lebenserinnerungen"
hingewiesen war, mit deren Veröffentlichung Schücking in seinen
letzten Lebensjahren begonnen hatte. Diese Selbstbiographie ihl nnn soeben
unter dem Titel Levin Schückings Lebenserinnerungen (Vreslan, Schott¬
länder) auch als selbständiges Werk erschienen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0276" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197700"/>
          <fw type="header" place="top"> Levin Schückings !5obenserinnerungen.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_814" prev="#ID_813"> vornherein zum Universitätsstudium zu machen, erscheint mir unzweckmäßig.<lb/>
Es würde nur eine größere Einseitigkeit der Beamten dadurch herbeigeführt<lb/>
werden, ohne daß eine Garantie für deren praktische Befähigung gewonnen wäre.<lb/>
Eine gründliche wissenschaftliche Bildung ist dem Bibliothekar unter allen Um¬<lb/>
ständen nötig und kann nur durch ein Universitätsstudium gewonnen werden, das<lb/>
nicht durch Heranziehung zu vieler verschiedenartiger Disziplinen beeinträchtigt wird.<lb/>
Dagegen läßt sich die Ansbildung des Bibliothekars als praktischen Verwaltungs-<lb/>
beamten nur in der Bibliothek und deren Dienste erreichen, und alles theoretische<lb/>
Vorstudium wird wenig zur Erlangung jener Eigenschaften beitragen, Zu<lb/>
diesem hat auch der nach erfolgter Promotion zugelassene Praktikant noch hin¬<lb/>
länglich Zeit und Gelegenheit, Mit Hilfe der ihm zu Gebote stehenden ein¬<lb/>
schlägigen Literatur kauu er sich, wie das bisher ja auch jeder mußte, die<lb/>
notwendigen Kenntnisse verschaffen. In keiner andern Lage ist auch der angehende<lb/>
Richter, der neben seiner amtlichen Beschäftigung in allen juristischen Disziplinen<lb/>
durch Pnvatflciß die Lücken in seiner wissenschaftlichen Ausbildung für das Staats¬<lb/>
examen ausfüllen muß. Besser und leichter für den zukünftigen Bibliothekar<lb/>
wäre es allerdings, wenn einem der ältern Beamten die Verpflichtung obläge,<lb/>
die sich zur Prüfung vorbereitenden Kandidaten in den verschiednen Gegenständen<lb/>
der Bibliothekswissenschaft und -technik theoretisch zu Schulen und ihnen Auf¬<lb/>
gaben zur Bearbeitung zu stellen. Aus diesen mehr privaten Anfängen könnte<lb/>
dann allmählich ein solches Institut erwachsen, auf welchem Unterricht in<lb/>
bibliothekarischen Dingen ox xrot'ö-ZM erteilt wird, wie es Herr Oberbibliothekar<lb/>
Dr. Hartwig im Zentralblatt für Bibliothekswesen (II 244) vorschlägt. Es<lb/>
wären dann dafür nicht nur bereits die nötigen Erfahrungen gesammelt, was<lb/>
und wie an dem Institute zu lehren ist, sondern zugleich auch eine Anzahl von<lb/>
Lehrkräften vorhanden, die nicht unvermittelt in eine ihnen ganz neue Lehr¬<lb/>
thätigkeit einzutreten hätten.</p><lb/>
          <note type="byline"> Karl Kochendörffer.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Kevir Schückings Lebenserinnerungen.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_815"> le Grenzboten haben bald mich dem Tode Levin Schückings einen<lb/>
eingehenden, die besondre Entwicklung und literarische Stellung<lb/>
dieses Schriftstellers würdigenden Aufsatz veröffentlicht (1883,<lb/>
Ur. 43), in welchem mehrfach auch auf die &#x201E;Lebenserinnerungen"<lb/>
hingewiesen war, mit deren Veröffentlichung Schücking in seinen<lb/>
letzten Lebensjahren begonnen hatte. Diese Selbstbiographie ihl nnn soeben<lb/>
unter dem Titel Levin Schückings Lebenserinnerungen (Vreslan, Schott¬<lb/>
länder) auch als selbständiges Werk erschienen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0276] Levin Schückings !5obenserinnerungen. vornherein zum Universitätsstudium zu machen, erscheint mir unzweckmäßig. Es würde nur eine größere Einseitigkeit der Beamten dadurch herbeigeführt werden, ohne daß eine Garantie für deren praktische Befähigung gewonnen wäre. Eine gründliche wissenschaftliche Bildung ist dem Bibliothekar unter allen Um¬ ständen nötig und kann nur durch ein Universitätsstudium gewonnen werden, das nicht durch Heranziehung zu vieler verschiedenartiger Disziplinen beeinträchtigt wird. Dagegen läßt sich die Ansbildung des Bibliothekars als praktischen Verwaltungs- beamten nur in der Bibliothek und deren Dienste erreichen, und alles theoretische Vorstudium wird wenig zur Erlangung jener Eigenschaften beitragen, Zu diesem hat auch der nach erfolgter Promotion zugelassene Praktikant noch hin¬ länglich Zeit und Gelegenheit, Mit Hilfe der ihm zu Gebote stehenden ein¬ schlägigen Literatur kauu er sich, wie das bisher ja auch jeder mußte, die notwendigen Kenntnisse verschaffen. In keiner andern Lage ist auch der angehende Richter, der neben seiner amtlichen Beschäftigung in allen juristischen Disziplinen durch Pnvatflciß die Lücken in seiner wissenschaftlichen Ausbildung für das Staats¬ examen ausfüllen muß. Besser und leichter für den zukünftigen Bibliothekar wäre es allerdings, wenn einem der ältern Beamten die Verpflichtung obläge, die sich zur Prüfung vorbereitenden Kandidaten in den verschiednen Gegenständen der Bibliothekswissenschaft und -technik theoretisch zu Schulen und ihnen Auf¬ gaben zur Bearbeitung zu stellen. Aus diesen mehr privaten Anfängen könnte dann allmählich ein solches Institut erwachsen, auf welchem Unterricht in bibliothekarischen Dingen ox xrot'ö-ZM erteilt wird, wie es Herr Oberbibliothekar Dr. Hartwig im Zentralblatt für Bibliothekswesen (II 244) vorschlägt. Es wären dann dafür nicht nur bereits die nötigen Erfahrungen gesammelt, was und wie an dem Institute zu lehren ist, sondern zugleich auch eine Anzahl von Lehrkräften vorhanden, die nicht unvermittelt in eine ihnen ganz neue Lehr¬ thätigkeit einzutreten hätten. Karl Kochendörffer. Kevir Schückings Lebenserinnerungen. le Grenzboten haben bald mich dem Tode Levin Schückings einen eingehenden, die besondre Entwicklung und literarische Stellung dieses Schriftstellers würdigenden Aufsatz veröffentlicht (1883, Ur. 43), in welchem mehrfach auch auf die „Lebenserinnerungen" hingewiesen war, mit deren Veröffentlichung Schücking in seinen letzten Lebensjahren begonnen hatte. Diese Selbstbiographie ihl nnn soeben unter dem Titel Levin Schückings Lebenserinnerungen (Vreslan, Schott¬ länder) auch als selbständiges Werk erschienen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/276
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/276>, abgerufen am 19.05.2024.