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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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Rentengüter.

zum Angriff und zur Plünderung des Westend gebe, eine Aufforderung, die
dann auch mwcrweilt und ausgiebig befolgt wurde.

Daß die sozialistische Partei eine Nevvlutivnspartei ist, welche sich nur in
zwei Richtungen, die ungeschminkten Anarchisten und die sogenannten Gemäßigten,
teilt, im übrigen aber mit allen Mitteln auf die gewaltsame Änderung der
bestehenden Zustande, sei es auf dem Wege des "Umsturzes," sei es auf dem
der "Untergrabung," hinarbeitet, hat sie selbst schon so oft geäußert, daß e->
einer erneuten Erinnerung an diese Thatsache nicht bedürfen sollte. Zur Auf¬
frischung des Gedächtnisses wollen wir nur auf zwei Stellen in den offiziellen
Organen der Partei hinweisen, auf einen Artikel des "Sozialdemokraten" vom
20. Februar 1880, des Organs der Gemäßigten, und auf einen solchen in der
"Freiheit" vom 14. Angust 1880. dem Organ der Anarchisten. In dem ersten
heißt es: "Die sozialdemokratische Partei hat es stets betont, daß sie eine
revolutionäre Partei sei, in dem Sinne, daß sie die Unmöglichkeit erkennt, die
soziale Frage auf dem Boden der bestehenden Gesellschaft zu lösen, und daß sie
daher nur durch eine gesellschaftliche Umwälzung zum Ziel gelangen könne.. .
Heute wissen wir, daß uur durch einen gewaltsamen Umsturz der sozialistische
Volksstaat erreicht werden kann und daß es unsre Pflicht ist, diese Erkenntnis
in immer weitern Kreisen der Bevölkerung zu verbreiten." In dem zweiten ist
zu lesen: "Es giebt nur ein Ziel, es giebt uur einen Weg, welchen wir einzu¬
schlagen haben, das ist der gewaltsame Umsturz der heutigen Gesellschaft."

Wem angesichts solcher unverhüllten Bekenntnisse und dementsprechend"!"
Thaten die Erkenntnis über die Ziele der Partei nicht zu erwecken ist, den
werden wohl nur eigne Erfahrungen belehren können; von denjenigen aber, die
sich der Gefahr bewußt sind, welche eine ungehinderte Verbreitung solcher Ideen
für Staat und Gesellschaft zur Folge hat, zu verlangen, sie sollen die Waffe
der Notwehr gegen ihren Todfeind aus der Hemd legen -- das kann nur einem
Verbrecher oder einem deutschen Ideologen einfallen.




Rentengüter.

le im allgemeinen segensreiche Ablösuugsgesetzgebung, welche der
Hauptsache nach um die Mitte unsers Jahrhunderts zu stände
gekommen ist, hat in Preußen und den meisten andern deutschen
Staaten anch Rechtsverhältnisse beseitigt, welche noch für die
Gegenwart Berechtigung und Wichtigkeit haben, so die Erbpacht
und das Erbzinsverhältuis. Nicht eine Aufhebung, sondern eine Reform
dieser Verhältnisse wäre geboten gewesen. Diese Erkenntnis ist leider zu spät


Rentengüter.

zum Angriff und zur Plünderung des Westend gebe, eine Aufforderung, die
dann auch mwcrweilt und ausgiebig befolgt wurde.

Daß die sozialistische Partei eine Nevvlutivnspartei ist, welche sich nur in
zwei Richtungen, die ungeschminkten Anarchisten und die sogenannten Gemäßigten,
teilt, im übrigen aber mit allen Mitteln auf die gewaltsame Änderung der
bestehenden Zustande, sei es auf dem Wege des „Umsturzes," sei es auf dem
der „Untergrabung," hinarbeitet, hat sie selbst schon so oft geäußert, daß e->
einer erneuten Erinnerung an diese Thatsache nicht bedürfen sollte. Zur Auf¬
frischung des Gedächtnisses wollen wir nur auf zwei Stellen in den offiziellen
Organen der Partei hinweisen, auf einen Artikel des „Sozialdemokraten" vom
20. Februar 1880, des Organs der Gemäßigten, und auf einen solchen in der
„Freiheit" vom 14. Angust 1880. dem Organ der Anarchisten. In dem ersten
heißt es: „Die sozialdemokratische Partei hat es stets betont, daß sie eine
revolutionäre Partei sei, in dem Sinne, daß sie die Unmöglichkeit erkennt, die
soziale Frage auf dem Boden der bestehenden Gesellschaft zu lösen, und daß sie
daher nur durch eine gesellschaftliche Umwälzung zum Ziel gelangen könne.. .
Heute wissen wir, daß uur durch einen gewaltsamen Umsturz der sozialistische
Volksstaat erreicht werden kann und daß es unsre Pflicht ist, diese Erkenntnis
in immer weitern Kreisen der Bevölkerung zu verbreiten." In dem zweiten ist
zu lesen: „Es giebt nur ein Ziel, es giebt uur einen Weg, welchen wir einzu¬
schlagen haben, das ist der gewaltsame Umsturz der heutigen Gesellschaft."

Wem angesichts solcher unverhüllten Bekenntnisse und dementsprechend«!»
Thaten die Erkenntnis über die Ziele der Partei nicht zu erwecken ist, den
werden wohl nur eigne Erfahrungen belehren können; von denjenigen aber, die
sich der Gefahr bewußt sind, welche eine ungehinderte Verbreitung solcher Ideen
für Staat und Gesellschaft zur Folge hat, zu verlangen, sie sollen die Waffe
der Notwehr gegen ihren Todfeind aus der Hemd legen — das kann nur einem
Verbrecher oder einem deutschen Ideologen einfallen.




Rentengüter.

le im allgemeinen segensreiche Ablösuugsgesetzgebung, welche der
Hauptsache nach um die Mitte unsers Jahrhunderts zu stände
gekommen ist, hat in Preußen und den meisten andern deutschen
Staaten anch Rechtsverhältnisse beseitigt, welche noch für die
Gegenwart Berechtigung und Wichtigkeit haben, so die Erbpacht
und das Erbzinsverhältuis. Nicht eine Aufhebung, sondern eine Reform
dieser Verhältnisse wäre geboten gewesen. Diese Erkenntnis ist leider zu spät


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[0397] Rentengüter. zum Angriff und zur Plünderung des Westend gebe, eine Aufforderung, die dann auch mwcrweilt und ausgiebig befolgt wurde. Daß die sozialistische Partei eine Nevvlutivnspartei ist, welche sich nur in zwei Richtungen, die ungeschminkten Anarchisten und die sogenannten Gemäßigten, teilt, im übrigen aber mit allen Mitteln auf die gewaltsame Änderung der bestehenden Zustande, sei es auf dem Wege des „Umsturzes," sei es auf dem der „Untergrabung," hinarbeitet, hat sie selbst schon so oft geäußert, daß e-> einer erneuten Erinnerung an diese Thatsache nicht bedürfen sollte. Zur Auf¬ frischung des Gedächtnisses wollen wir nur auf zwei Stellen in den offiziellen Organen der Partei hinweisen, auf einen Artikel des „Sozialdemokraten" vom 20. Februar 1880, des Organs der Gemäßigten, und auf einen solchen in der „Freiheit" vom 14. Angust 1880. dem Organ der Anarchisten. In dem ersten heißt es: „Die sozialdemokratische Partei hat es stets betont, daß sie eine revolutionäre Partei sei, in dem Sinne, daß sie die Unmöglichkeit erkennt, die soziale Frage auf dem Boden der bestehenden Gesellschaft zu lösen, und daß sie daher nur durch eine gesellschaftliche Umwälzung zum Ziel gelangen könne.. . Heute wissen wir, daß uur durch einen gewaltsamen Umsturz der sozialistische Volksstaat erreicht werden kann und daß es unsre Pflicht ist, diese Erkenntnis in immer weitern Kreisen der Bevölkerung zu verbreiten." In dem zweiten ist zu lesen: „Es giebt nur ein Ziel, es giebt uur einen Weg, welchen wir einzu¬ schlagen haben, das ist der gewaltsame Umsturz der heutigen Gesellschaft." Wem angesichts solcher unverhüllten Bekenntnisse und dementsprechend«!» Thaten die Erkenntnis über die Ziele der Partei nicht zu erwecken ist, den werden wohl nur eigne Erfahrungen belehren können; von denjenigen aber, die sich der Gefahr bewußt sind, welche eine ungehinderte Verbreitung solcher Ideen für Staat und Gesellschaft zur Folge hat, zu verlangen, sie sollen die Waffe der Notwehr gegen ihren Todfeind aus der Hemd legen — das kann nur einem Verbrecher oder einem deutschen Ideologen einfallen. Rentengüter. le im allgemeinen segensreiche Ablösuugsgesetzgebung, welche der Hauptsache nach um die Mitte unsers Jahrhunderts zu stände gekommen ist, hat in Preußen und den meisten andern deutschen Staaten anch Rechtsverhältnisse beseitigt, welche noch für die Gegenwart Berechtigung und Wichtigkeit haben, so die Erbpacht und das Erbzinsverhältuis. Nicht eine Aufhebung, sondern eine Reform dieser Verhältnisse wäre geboten gewesen. Diese Erkenntnis ist leider zu spät

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/397>, abgerufen am 19.05.2024.