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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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Zur Prachtwerksindustrie.

stellen -- vorläufig noch verschwindend klein; Namen wie "Gardafui," "Bcigci-
moho," "Viln," "Malacca," "Si-klang" oder "Huon" sind sicher geeigneter;
mit ihnen wurde man dein Zweck der Unterscheidung, in bescheidenem Grade auch
dem Bedürfnis der Phantasie gerecht werden, und dem Publikum würde durch
Erweiterung seiner geographischen Kenntnis ein Dienst erwiesen. Vor allem
aber wären solche Namen kein so trauriges Armutszeugnis für den maritimen
ize-um" nvoionvlirknnuz des deutschen Reiches.




Zur Prachtwerksindustrie.

nscunmenfasscnde Darstellungen der Geschichte der römischen Kaiser¬
zeit sind, wenn man von frühern ungenügenden Versuchen ab¬
sieht, uus Deutschen erst in den letzten Jahren geschenkt worden.
Leopold von Rankes geistvolle und in großartigen Zügen ent¬
worfene Darstellung darf in ihrer Art als das vorzüglichste
Werk der einschlagenden Forschung bezeichnet werden. Hervorragend ist eines
die umfassende Bearbeitung der Geschichte der Kaiserzeit von Hermann Schiller,
namentlich durch die erschöpfende wissenschaftliche Verwendung des gesamten lite¬
rarischen wie inschriftlichen Materials, ein Umstand, der dein genannten Werke
deshalb einen besondern Vorzug verleiht, weil durch den steten Hinweis auf die
Quellen und deren Wert überall der historische Thatbestand geprüft werden
kann. Der Vollendung des Werkes dürfen wir hoffentlich binnen Jahresfrist
entgegensehen. Dann ließe sich noch -- d. h. mehr der Vollständigkeit halber --
Hertzbergs römische Kaisergeschichte in der Onckcnschcn Sammlung (Berlin, Grote)
anführe"; doch weist der eigenartige Charakter des mehr für ein größeres Pu-
blikum bestimmten Werkes, als dessen Vorzug ein geschicktes Referat über den
gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft bezeichnet werden kann, demselben
notwendigerweise eine Ausnahmestellung an.

Der Grund dafür, daß auf dem genannten Gebiete keine besondre litera¬
rische Überproduktion zu verzeichnen ist, dürfte in zweierlei Ursachen zu suchen sein.
Th. Mommsen bemerkt im Vorworte zum fünften Baude seiner "Römischen Ge¬
schichte," daß "das monarchische Regiment in seiner Eigenart und die Fluktuationen
der Monarchie, sowie die durch die Persönlichkeit der einzelnen Herrscher bedingten
allgemeinen Negierungsverhältuissc oftmals zum Gegenstande der Darstellung ge¬
macht worden seien," sodaß hier eine summarische Behandlung wohl zweckmäßig,


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stellen — vorläufig noch verschwindend klein; Namen wie „Gardafui," „Bcigci-
moho," „Viln," „Malacca," „Si-klang" oder „Huon" sind sicher geeigneter;
mit ihnen wurde man dein Zweck der Unterscheidung, in bescheidenem Grade auch
dem Bedürfnis der Phantasie gerecht werden, und dem Publikum würde durch
Erweiterung seiner geographischen Kenntnis ein Dienst erwiesen. Vor allem
aber wären solche Namen kein so trauriges Armutszeugnis für den maritimen
ize-um« nvoionvlirknnuz des deutschen Reiches.




Zur Prachtwerksindustrie.

nscunmenfasscnde Darstellungen der Geschichte der römischen Kaiser¬
zeit sind, wenn man von frühern ungenügenden Versuchen ab¬
sieht, uus Deutschen erst in den letzten Jahren geschenkt worden.
Leopold von Rankes geistvolle und in großartigen Zügen ent¬
worfene Darstellung darf in ihrer Art als das vorzüglichste
Werk der einschlagenden Forschung bezeichnet werden. Hervorragend ist eines
die umfassende Bearbeitung der Geschichte der Kaiserzeit von Hermann Schiller,
namentlich durch die erschöpfende wissenschaftliche Verwendung des gesamten lite¬
rarischen wie inschriftlichen Materials, ein Umstand, der dein genannten Werke
deshalb einen besondern Vorzug verleiht, weil durch den steten Hinweis auf die
Quellen und deren Wert überall der historische Thatbestand geprüft werden
kann. Der Vollendung des Werkes dürfen wir hoffentlich binnen Jahresfrist
entgegensehen. Dann ließe sich noch — d. h. mehr der Vollständigkeit halber —
Hertzbergs römische Kaisergeschichte in der Onckcnschcn Sammlung (Berlin, Grote)
anführe»; doch weist der eigenartige Charakter des mehr für ein größeres Pu-
blikum bestimmten Werkes, als dessen Vorzug ein geschicktes Referat über den
gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft bezeichnet werden kann, demselben
notwendigerweise eine Ausnahmestellung an.

Der Grund dafür, daß auf dem genannten Gebiete keine besondre litera¬
rische Überproduktion zu verzeichnen ist, dürfte in zweierlei Ursachen zu suchen sein.
Th. Mommsen bemerkt im Vorworte zum fünften Baude seiner „Römischen Ge¬
schichte," daß „das monarchische Regiment in seiner Eigenart und die Fluktuationen
der Monarchie, sowie die durch die Persönlichkeit der einzelnen Herrscher bedingten
allgemeinen Negierungsverhältuissc oftmals zum Gegenstande der Darstellung ge¬
macht worden seien," sodaß hier eine summarische Behandlung wohl zweckmäßig,


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[0474] Zur Prachtwerksindustrie. stellen — vorläufig noch verschwindend klein; Namen wie „Gardafui," „Bcigci- moho," „Viln," „Malacca," „Si-klang" oder „Huon" sind sicher geeigneter; mit ihnen wurde man dein Zweck der Unterscheidung, in bescheidenem Grade auch dem Bedürfnis der Phantasie gerecht werden, und dem Publikum würde durch Erweiterung seiner geographischen Kenntnis ein Dienst erwiesen. Vor allem aber wären solche Namen kein so trauriges Armutszeugnis für den maritimen ize-um« nvoionvlirknnuz des deutschen Reiches. Zur Prachtwerksindustrie. nscunmenfasscnde Darstellungen der Geschichte der römischen Kaiser¬ zeit sind, wenn man von frühern ungenügenden Versuchen ab¬ sieht, uus Deutschen erst in den letzten Jahren geschenkt worden. Leopold von Rankes geistvolle und in großartigen Zügen ent¬ worfene Darstellung darf in ihrer Art als das vorzüglichste Werk der einschlagenden Forschung bezeichnet werden. Hervorragend ist eines die umfassende Bearbeitung der Geschichte der Kaiserzeit von Hermann Schiller, namentlich durch die erschöpfende wissenschaftliche Verwendung des gesamten lite¬ rarischen wie inschriftlichen Materials, ein Umstand, der dein genannten Werke deshalb einen besondern Vorzug verleiht, weil durch den steten Hinweis auf die Quellen und deren Wert überall der historische Thatbestand geprüft werden kann. Der Vollendung des Werkes dürfen wir hoffentlich binnen Jahresfrist entgegensehen. Dann ließe sich noch — d. h. mehr der Vollständigkeit halber — Hertzbergs römische Kaisergeschichte in der Onckcnschcn Sammlung (Berlin, Grote) anführe»; doch weist der eigenartige Charakter des mehr für ein größeres Pu- blikum bestimmten Werkes, als dessen Vorzug ein geschicktes Referat über den gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft bezeichnet werden kann, demselben notwendigerweise eine Ausnahmestellung an. Der Grund dafür, daß auf dem genannten Gebiete keine besondre litera¬ rische Überproduktion zu verzeichnen ist, dürfte in zweierlei Ursachen zu suchen sein. Th. Mommsen bemerkt im Vorworte zum fünften Baude seiner „Römischen Ge¬ schichte," daß „das monarchische Regiment in seiner Eigenart und die Fluktuationen der Monarchie, sowie die durch die Persönlichkeit der einzelnen Herrscher bedingten allgemeinen Negierungsverhältuissc oftmals zum Gegenstande der Darstellung ge¬ macht worden seien," sodaß hier eine summarische Behandlung wohl zweckmäßig,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/474>, abgerufen am 19.05.2024.