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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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England am Vorabend eines Umschwunges.

me der Lebensfragen für das britische Reich, die zweitwichtigste
nächst der indischen, soll nunmehr wirklich auf eine Weise zu
lösen versucht werden, die viele englische Politiker für ver¬
hängnisvoll ansehen, und die man deshalb selbst einem Staats¬
manne wie dein, der jetzt wieder die Angelegenheiten jenes Reiches
an erster Stelle leitet, bisher kaum zutrauen zu dürfen meinte. Gladstone hat
sich über die irische Frage endgiltig schlüssig gemacht, und sein Plan zur Lösung
derselben beruht auf der Basis des Home Rule. Der og-it^ T^lLM-siM brachte
die Grundzüge desselben, und nach dieser Mitteilung werden Gladstones Vor¬
schläge ein besondres irisches Parlament einschließen, das ohne Zweifel wie
früher in Dublin tagen wird. Die jetzt über Irland verteilten Kvnstabler sollen
als Reichspolizei fortbestehen, neben ihnen aber würde eine lokale Polizei er¬
richtet werden, die mir den Ortsbehörden untergeben wäre. Die Zölle und die
Verbrauchssteuern würden im ganzen Reiche dieselben sein, die EinHebung der
aus diesen Quellen fließenden Einkünfte aber für Irland irischen Beamten an¬
vertraut werden. Das irische Parlament soll mit diesen Beschränkungen und
einigen andern, die mit der Laudankaufsakte, welche das Londoner Parlament
beschließen soll, zusammenhängen, vollen Spielraum in der Verwaltung der ört¬
lichen Angelegenheiten erhalten. Endlich soll Irland das Recht verbleiben, das
Unterhaus mit Vertretern zu beschicken, um an den Verhandlungen über die
das ganze Reich angehenden Fragen teilzunehmen.

Gladstone ist überzeugt, daß der Ausführung dieser Absichten keine unüber¬
windlichen Schwierigkeiten im Wege stehen. Er erwartet nicht, daß, falls seine
Maßregeln im Unterhause durchgehen sollten, das Oberhaus sie sofort gutheißen
Werde. Er glaubt, wenn er in jenem Falle nicht an die Wählerschaft appellirt, bis


Grenzboten I. 1886. 73


England am Vorabend eines Umschwunges.

me der Lebensfragen für das britische Reich, die zweitwichtigste
nächst der indischen, soll nunmehr wirklich auf eine Weise zu
lösen versucht werden, die viele englische Politiker für ver¬
hängnisvoll ansehen, und die man deshalb selbst einem Staats¬
manne wie dein, der jetzt wieder die Angelegenheiten jenes Reiches
an erster Stelle leitet, bisher kaum zutrauen zu dürfen meinte. Gladstone hat
sich über die irische Frage endgiltig schlüssig gemacht, und sein Plan zur Lösung
derselben beruht auf der Basis des Home Rule. Der og-it^ T^lLM-siM brachte
die Grundzüge desselben, und nach dieser Mitteilung werden Gladstones Vor¬
schläge ein besondres irisches Parlament einschließen, das ohne Zweifel wie
früher in Dublin tagen wird. Die jetzt über Irland verteilten Kvnstabler sollen
als Reichspolizei fortbestehen, neben ihnen aber würde eine lokale Polizei er¬
richtet werden, die mir den Ortsbehörden untergeben wäre. Die Zölle und die
Verbrauchssteuern würden im ganzen Reiche dieselben sein, die EinHebung der
aus diesen Quellen fließenden Einkünfte aber für Irland irischen Beamten an¬
vertraut werden. Das irische Parlament soll mit diesen Beschränkungen und
einigen andern, die mit der Laudankaufsakte, welche das Londoner Parlament
beschließen soll, zusammenhängen, vollen Spielraum in der Verwaltung der ört¬
lichen Angelegenheiten erhalten. Endlich soll Irland das Recht verbleiben, das
Unterhaus mit Vertretern zu beschicken, um an den Verhandlungen über die
das ganze Reich angehenden Fragen teilzunehmen.

Gladstone ist überzeugt, daß der Ausführung dieser Absichten keine unüber¬
windlichen Schwierigkeiten im Wege stehen. Er erwartet nicht, daß, falls seine
Maßregeln im Unterhause durchgehen sollten, das Oberhaus sie sofort gutheißen
Werde. Er glaubt, wenn er in jenem Falle nicht an die Wählerschaft appellirt, bis


Grenzboten I. 1886. 73
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[0585] [Abbildung] England am Vorabend eines Umschwunges. me der Lebensfragen für das britische Reich, die zweitwichtigste nächst der indischen, soll nunmehr wirklich auf eine Weise zu lösen versucht werden, die viele englische Politiker für ver¬ hängnisvoll ansehen, und die man deshalb selbst einem Staats¬ manne wie dein, der jetzt wieder die Angelegenheiten jenes Reiches an erster Stelle leitet, bisher kaum zutrauen zu dürfen meinte. Gladstone hat sich über die irische Frage endgiltig schlüssig gemacht, und sein Plan zur Lösung derselben beruht auf der Basis des Home Rule. Der og-it^ T^lLM-siM brachte die Grundzüge desselben, und nach dieser Mitteilung werden Gladstones Vor¬ schläge ein besondres irisches Parlament einschließen, das ohne Zweifel wie früher in Dublin tagen wird. Die jetzt über Irland verteilten Kvnstabler sollen als Reichspolizei fortbestehen, neben ihnen aber würde eine lokale Polizei er¬ richtet werden, die mir den Ortsbehörden untergeben wäre. Die Zölle und die Verbrauchssteuern würden im ganzen Reiche dieselben sein, die EinHebung der aus diesen Quellen fließenden Einkünfte aber für Irland irischen Beamten an¬ vertraut werden. Das irische Parlament soll mit diesen Beschränkungen und einigen andern, die mit der Laudankaufsakte, welche das Londoner Parlament beschließen soll, zusammenhängen, vollen Spielraum in der Verwaltung der ört¬ lichen Angelegenheiten erhalten. Endlich soll Irland das Recht verbleiben, das Unterhaus mit Vertretern zu beschicken, um an den Verhandlungen über die das ganze Reich angehenden Fragen teilzunehmen. Gladstone ist überzeugt, daß der Ausführung dieser Absichten keine unüber¬ windlichen Schwierigkeiten im Wege stehen. Er erwartet nicht, daß, falls seine Maßregeln im Unterhause durchgehen sollten, das Oberhaus sie sofort gutheißen Werde. Er glaubt, wenn er in jenem Falle nicht an die Wählerschaft appellirt, bis Grenzboten I. 1886. 73

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/585>, abgerufen am 29.05.2024.