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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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Camoens"
Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.)

aße mich gehen, Manuel, damit ich der Mauritt erklären kann,
wie glücklich sich alles fügt, sagte Camoens, mit einer Verbeugung
die Erlaubnis auch König Sebastians erbittend. Ihn drängte
ein dumpfer Unmut hinweg, der stumme Dank, welchen Gräfin
Catarum dem Edelmute des Königs zollte, währte ihm zu
lange, er fühlte etwas heiß in sich aufwallen, nicht Eifersucht, denn zur
Eifersucht hatte er kein Recht, aber etwas, das ihn an die Tage gemahnte,
da König Johanns glühende Blicke auf Catarinas Mutter geruht hatten, wie
jetzt die Dom Sebastians auf Catcirina Pcilmeirim. Mit raschen Schritten
schlug er den Weg am Wasserfall hinab ein, auf dem sich vorhin Joaua mit
Esmah entfernt hatte. Der König sah dem Enteilenden mit einem Blicke nach,
welcher Barreto veranlaßte, den Arm des Priesters zu ergreifen und sich mit
demselben bis zur Hütte der Ziegenhirtiu zurückzuziehen. Offenbar wünschte er
mit Catarina allein zu sprechen -- er hielt durch eine" gebieterischen Wink die
Diener der jungen Dame fern, welche sich in demselben Augenblicke näherten,
in welchem Barreto und der Pater hinwegtraten. In den Augen des Königs
flammte ein Strahl, vor welchem Catarina Palmeirim die ihrigen niederschlug,
sein Atem wehte sie heiß an, als er mit leiser, aber leidenschaftlich zitternder
Stimme anhob l Nur um Euretwillen, Gräfin, verzeihe ich den Frevlern ihre
unbefugte Einmischung in die großen Angelegenheiten meines Reiches, um Euret¬
willen will ich der neuen Christin gnädig sein, darum sagt mir, was Ihr für
sie wünscht, und erspart mir, mit Manuel Barreto und Camoens viel darüber
zu sprechen.

Warum wollen Eure Majestät die Gerechtigkeit und Großmut ihrer Seele
zur bloßen Laune herabsetzen? entgegnete Catarina leise. Da Ihr mir zu




Camoens»
Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.)

aße mich gehen, Manuel, damit ich der Mauritt erklären kann,
wie glücklich sich alles fügt, sagte Camoens, mit einer Verbeugung
die Erlaubnis auch König Sebastians erbittend. Ihn drängte
ein dumpfer Unmut hinweg, der stumme Dank, welchen Gräfin
Catarum dem Edelmute des Königs zollte, währte ihm zu
lange, er fühlte etwas heiß in sich aufwallen, nicht Eifersucht, denn zur
Eifersucht hatte er kein Recht, aber etwas, das ihn an die Tage gemahnte,
da König Johanns glühende Blicke auf Catarinas Mutter geruht hatten, wie
jetzt die Dom Sebastians auf Catcirina Pcilmeirim. Mit raschen Schritten
schlug er den Weg am Wasserfall hinab ein, auf dem sich vorhin Joaua mit
Esmah entfernt hatte. Der König sah dem Enteilenden mit einem Blicke nach,
welcher Barreto veranlaßte, den Arm des Priesters zu ergreifen und sich mit
demselben bis zur Hütte der Ziegenhirtiu zurückzuziehen. Offenbar wünschte er
mit Catarina allein zu sprechen — er hielt durch eine» gebieterischen Wink die
Diener der jungen Dame fern, welche sich in demselben Augenblicke näherten,
in welchem Barreto und der Pater hinwegtraten. In den Augen des Königs
flammte ein Strahl, vor welchem Catarina Palmeirim die ihrigen niederschlug,
sein Atem wehte sie heiß an, als er mit leiser, aber leidenschaftlich zitternder
Stimme anhob l Nur um Euretwillen, Gräfin, verzeihe ich den Frevlern ihre
unbefugte Einmischung in die großen Angelegenheiten meines Reiches, um Euret¬
willen will ich der neuen Christin gnädig sein, darum sagt mir, was Ihr für
sie wünscht, und erspart mir, mit Manuel Barreto und Camoens viel darüber
zu sprechen.

Warum wollen Eure Majestät die Gerechtigkeit und Großmut ihrer Seele
zur bloßen Laune herabsetzen? entgegnete Catarina leise. Da Ihr mir zu


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[0630] [Abbildung] Camoens» Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.) aße mich gehen, Manuel, damit ich der Mauritt erklären kann, wie glücklich sich alles fügt, sagte Camoens, mit einer Verbeugung die Erlaubnis auch König Sebastians erbittend. Ihn drängte ein dumpfer Unmut hinweg, der stumme Dank, welchen Gräfin Catarum dem Edelmute des Königs zollte, währte ihm zu lange, er fühlte etwas heiß in sich aufwallen, nicht Eifersucht, denn zur Eifersucht hatte er kein Recht, aber etwas, das ihn an die Tage gemahnte, da König Johanns glühende Blicke auf Catarinas Mutter geruht hatten, wie jetzt die Dom Sebastians auf Catcirina Pcilmeirim. Mit raschen Schritten schlug er den Weg am Wasserfall hinab ein, auf dem sich vorhin Joaua mit Esmah entfernt hatte. Der König sah dem Enteilenden mit einem Blicke nach, welcher Barreto veranlaßte, den Arm des Priesters zu ergreifen und sich mit demselben bis zur Hütte der Ziegenhirtiu zurückzuziehen. Offenbar wünschte er mit Catarina allein zu sprechen — er hielt durch eine» gebieterischen Wink die Diener der jungen Dame fern, welche sich in demselben Augenblicke näherten, in welchem Barreto und der Pater hinwegtraten. In den Augen des Königs flammte ein Strahl, vor welchem Catarina Palmeirim die ihrigen niederschlug, sein Atem wehte sie heiß an, als er mit leiser, aber leidenschaftlich zitternder Stimme anhob l Nur um Euretwillen, Gräfin, verzeihe ich den Frevlern ihre unbefugte Einmischung in die großen Angelegenheiten meines Reiches, um Euret¬ willen will ich der neuen Christin gnädig sein, darum sagt mir, was Ihr für sie wünscht, und erspart mir, mit Manuel Barreto und Camoens viel darüber zu sprechen. Warum wollen Eure Majestät die Gerechtigkeit und Großmut ihrer Seele zur bloßen Laune herabsetzen? entgegnete Catarina leise. Da Ihr mir zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/630>, abgerufen am 19.05.2024.