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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.

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Die russische Kaiserfamilie in Palermo.")
(^5-^6,)

es
fuhr im Juni 1845 wiederum nach Palermo und kehrte in
dem schönen Hotel der Trinacria ein. Nach kaum einer halben
Stunde wurde jedoch mein junger Freund, der Principe ti San
Cataldo, gemeldet, welcher mich gleich beim Eintritt schalt, daß
ich nicht Wort gehalten, da ich doch bei meiner letzten Abreise
seiner Frau versprochen hätte, in ihrem Paläste zu wohnen. Trotz meines
Sträubens ließ der Fürst sofort mein Gepäck hinabtragen und entführte mich
selbst in seiner Kutsche zu seiner ebenso frommen wie liebenswürdigen Gemahlin,
der Tochter des Duca Serra ti Falco, Auch diese begrüßte mich freundlich
und ließ mir ein schönes Zimmer anweisen, darin die Bettdecken und Vorhänge
aus schwerem Seidenzeuge bestanden. So liebenswürdig und zuvorkommend
sind die sizilianischen Familien gegen Fremde, wenn man nur erst einmal bei
ihnen eingeführt ist.

Nachdem ich meine alten Bekannte" besucht hatte, wurden die Studien in
der Capella Palatin", deu Kathedralen zu Palermo und Monreale, sowie in
der Campagna wieder aufgenommen. Nur zu schnell verging der Sommer bei



*) Der vorstehende Aussatz stammt aus der Selbstbiographie des am 27, April 1801
in Königsberg geborenen und im Jahre 1868 in Wiesbaden verstorbenen Hofmalers Karl
Runde. Bei seinem langen Aufenthalte in Italien (1829--1847) hatte er Gelegenheit, so
ziemlich alle Berühmtheiten, welche das Land der Sehnsucht besuchten, kennen zu lernen,
namentlich eine Reihe fürstlicher Persönlichkeitein dus russische Kniserpaar, die Herzogin von
Leuchtenberg, den Kronprinzen von Wiirtembcrg, die Großfürstin Olga, vor allem die Prinzen
des preußischen Königshauses. Der beim Könige Friedrich Wilhelm IV. sehr beliebte Künstler
erzählt, wie er einst in der Peterskirche, während er ein Bild für den König malte, mit fünf
prcusjischcn Prinzen auf einmal zusammengetroffen sei, welche er denn much als Stnffngc
auf dem Bilde der Peterskirche angebracht habe. Ganz eigentümlich ist seine Begegnung mit
dem allgemein gefürchteten Könige Ferdinand II, von Neapel in Palermo, dem spätern
"Re Bombn," dem er unumwunden die Wahrheit zu sagen deu Mut hatte.
Rundes Schilderungen aus der Kunstwelt und dem Volksleben Italiens, seine Be-
schreibung des Doms von Monreale, die Darstellung des Festes der heiligen Rosnlia u, a. sind
durchweht von einem liebenswürdigen Künstlergcmüt. Sein wiederholter Sommcraufcnthnlt
in den Klöstern von Snbinco, Monte Cnsino, Monreale gestattet uus einen Einblick in Ver¬
hältnisse, welche sonst Reisenden verschlossen bleiben. Seine persönliche Liebenswürdigkeit,
sein Freimut, seine Frömmigkeit, sein bibelfestes und echt protestantisches Wesen machten ihn
den Menschen überall lieb und wert. Rundes Bilder, meist Architekturstücke, befinden sich
zum größten Teile in den königlichen Schlössern in Berlin und Potsdam, L. Paffarge,
Die russische Kaiserfamilie in Palermo.")
(^5-^6,)

es
fuhr im Juni 1845 wiederum nach Palermo und kehrte in
dem schönen Hotel der Trinacria ein. Nach kaum einer halben
Stunde wurde jedoch mein junger Freund, der Principe ti San
Cataldo, gemeldet, welcher mich gleich beim Eintritt schalt, daß
ich nicht Wort gehalten, da ich doch bei meiner letzten Abreise
seiner Frau versprochen hätte, in ihrem Paläste zu wohnen. Trotz meines
Sträubens ließ der Fürst sofort mein Gepäck hinabtragen und entführte mich
selbst in seiner Kutsche zu seiner ebenso frommen wie liebenswürdigen Gemahlin,
der Tochter des Duca Serra ti Falco, Auch diese begrüßte mich freundlich
und ließ mir ein schönes Zimmer anweisen, darin die Bettdecken und Vorhänge
aus schwerem Seidenzeuge bestanden. So liebenswürdig und zuvorkommend
sind die sizilianischen Familien gegen Fremde, wenn man nur erst einmal bei
ihnen eingeführt ist.

Nachdem ich meine alten Bekannte« besucht hatte, wurden die Studien in
der Capella Palatin», deu Kathedralen zu Palermo und Monreale, sowie in
der Campagna wieder aufgenommen. Nur zu schnell verging der Sommer bei



*) Der vorstehende Aussatz stammt aus der Selbstbiographie des am 27, April 1801
in Königsberg geborenen und im Jahre 1868 in Wiesbaden verstorbenen Hofmalers Karl
Runde. Bei seinem langen Aufenthalte in Italien (1829—1847) hatte er Gelegenheit, so
ziemlich alle Berühmtheiten, welche das Land der Sehnsucht besuchten, kennen zu lernen,
namentlich eine Reihe fürstlicher Persönlichkeitein dus russische Kniserpaar, die Herzogin von
Leuchtenberg, den Kronprinzen von Wiirtembcrg, die Großfürstin Olga, vor allem die Prinzen
des preußischen Königshauses. Der beim Könige Friedrich Wilhelm IV. sehr beliebte Künstler
erzählt, wie er einst in der Peterskirche, während er ein Bild für den König malte, mit fünf
prcusjischcn Prinzen auf einmal zusammengetroffen sei, welche er denn much als Stnffngc
auf dem Bilde der Peterskirche angebracht habe. Ganz eigentümlich ist seine Begegnung mit
dem allgemein gefürchteten Könige Ferdinand II, von Neapel in Palermo, dem spätern
„Re Bombn," dem er unumwunden die Wahrheit zu sagen deu Mut hatte.
Rundes Schilderungen aus der Kunstwelt und dem Volksleben Italiens, seine Be-
schreibung des Doms von Monreale, die Darstellung des Festes der heiligen Rosnlia u, a. sind
durchweht von einem liebenswürdigen Künstlergcmüt. Sein wiederholter Sommcraufcnthnlt
in den Klöstern von Snbinco, Monte Cnsino, Monreale gestattet uus einen Einblick in Ver¬
hältnisse, welche sonst Reisenden verschlossen bleiben. Seine persönliche Liebenswürdigkeit,
sein Freimut, seine Frömmigkeit, sein bibelfestes und echt protestantisches Wesen machten ihn
den Menschen überall lieb und wert. Rundes Bilder, meist Architekturstücke, befinden sich
zum größten Teile in den königlichen Schlössern in Berlin und Potsdam, L. Paffarge,
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[0227] Die russische Kaiserfamilie in Palermo.") (^5-^6,) es fuhr im Juni 1845 wiederum nach Palermo und kehrte in dem schönen Hotel der Trinacria ein. Nach kaum einer halben Stunde wurde jedoch mein junger Freund, der Principe ti San Cataldo, gemeldet, welcher mich gleich beim Eintritt schalt, daß ich nicht Wort gehalten, da ich doch bei meiner letzten Abreise seiner Frau versprochen hätte, in ihrem Paläste zu wohnen. Trotz meines Sträubens ließ der Fürst sofort mein Gepäck hinabtragen und entführte mich selbst in seiner Kutsche zu seiner ebenso frommen wie liebenswürdigen Gemahlin, der Tochter des Duca Serra ti Falco, Auch diese begrüßte mich freundlich und ließ mir ein schönes Zimmer anweisen, darin die Bettdecken und Vorhänge aus schwerem Seidenzeuge bestanden. So liebenswürdig und zuvorkommend sind die sizilianischen Familien gegen Fremde, wenn man nur erst einmal bei ihnen eingeführt ist. Nachdem ich meine alten Bekannte« besucht hatte, wurden die Studien in der Capella Palatin», deu Kathedralen zu Palermo und Monreale, sowie in der Campagna wieder aufgenommen. Nur zu schnell verging der Sommer bei *) Der vorstehende Aussatz stammt aus der Selbstbiographie des am 27, April 1801 in Königsberg geborenen und im Jahre 1868 in Wiesbaden verstorbenen Hofmalers Karl Runde. Bei seinem langen Aufenthalte in Italien (1829—1847) hatte er Gelegenheit, so ziemlich alle Berühmtheiten, welche das Land der Sehnsucht besuchten, kennen zu lernen, namentlich eine Reihe fürstlicher Persönlichkeitein dus russische Kniserpaar, die Herzogin von Leuchtenberg, den Kronprinzen von Wiirtembcrg, die Großfürstin Olga, vor allem die Prinzen des preußischen Königshauses. Der beim Könige Friedrich Wilhelm IV. sehr beliebte Künstler erzählt, wie er einst in der Peterskirche, während er ein Bild für den König malte, mit fünf prcusjischcn Prinzen auf einmal zusammengetroffen sei, welche er denn much als Stnffngc auf dem Bilde der Peterskirche angebracht habe. Ganz eigentümlich ist seine Begegnung mit dem allgemein gefürchteten Könige Ferdinand II, von Neapel in Palermo, dem spätern „Re Bombn," dem er unumwunden die Wahrheit zu sagen deu Mut hatte. Rundes Schilderungen aus der Kunstwelt und dem Volksleben Italiens, seine Be- schreibung des Doms von Monreale, die Darstellung des Festes der heiligen Rosnlia u, a. sind durchweht von einem liebenswürdigen Künstlergcmüt. Sein wiederholter Sommcraufcnthnlt in den Klöstern von Snbinco, Monte Cnsino, Monreale gestattet uus einen Einblick in Ver¬ hältnisse, welche sonst Reisenden verschlossen bleiben. Seine persönliche Liebenswürdigkeit, sein Freimut, seine Frömmigkeit, sein bibelfestes und echt protestantisches Wesen machten ihn den Menschen überall lieb und wert. Rundes Bilder, meist Architekturstücke, befinden sich zum größten Teile in den königlichen Schlössern in Berlin und Potsdam, L. Paffarge,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/227>, abgerufen am 02.05.2024.