Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite


(Lamoens.
Adolf Stern. Roman von
(FovtseUiuig.)

le
er schließlich Cintra und die Herberge des Bartolomeo Okaz
erreicht hatte, hätte Camoens, als er in den Hof einritt und aus
dem offnen Bogengang im obern Geschoß von Barreto und seinem
Joao zu gleicher Zeit angerufen ward, selbst nicht sagen können.
Joao und Jayme Leiras standen neben ihm, als er vom Pferde
stieg. Ihr habt gewaltig ausgeholt, Herr, sagte der erstere, das Pferd ist in
Schweiß gebadet. Barreto kam rasch die Stufen der Treppe herab, als er sich
überzeugt hatte, daß der Ankömmling Camoens sei, den er seit längerer Zeit
nicht ohne Bangen erwartet hatte. Auch Okaz, der Wirt, trat mit brennendem
Fichtenast herzu, um den Hof zu erhellen. Barreto sah im Lichte der Fackel
das Gesicht des Freundes: Was ist Euch widerfahren. Luis, habt Ihr Meuchlcr
oder Gespenster gesehen?

.Keines von beiden, versetzte Camoens. Mein Geschäft war traurig genug,
und zum Überfluß hatte ich Tellez Alucita, des Königs Kaplan, eine Stunde
zum Begleiter. Wir dürfen morgen früh fünf Uhr die Leiche Joanas in den
Friedhof von Santa Enfemia betten.

Ich danke Euch! Wir sprechen vor dem Schlafengehen weiter davon, sagte
Barreto. Kommt herein, Luis, es sieht da drinnen kriegerisch uns, als ob der
Zug nach Marokko morgen beginnen sollte. Aber in dem Getümmel wird man
auf unser Leid weniger achten, als wenn es leer und still am Deck wäre.

Camoens atmete auf, es wäre ihm unheimlich gewesen zu dieser Stunde,
in dieser Stimmung mit dem Freunde allein zu sein; wußte er doch im Augenblick
nicht, ob er Manuel die ganze Unterredung mit Fray Tellez mitteilen sollte.
Er folgte dem Voranschreitenden durch die Thür und sah in der That den großen
Flur des Hauses von bunten Leben erfüllt. Okaz hatte Mühe, die mit ihm




(Lamoens.
Adolf Stern. Roman von
(FovtseUiuig.)

le
er schließlich Cintra und die Herberge des Bartolomeo Okaz
erreicht hatte, hätte Camoens, als er in den Hof einritt und aus
dem offnen Bogengang im obern Geschoß von Barreto und seinem
Joao zu gleicher Zeit angerufen ward, selbst nicht sagen können.
Joao und Jayme Leiras standen neben ihm, als er vom Pferde
stieg. Ihr habt gewaltig ausgeholt, Herr, sagte der erstere, das Pferd ist in
Schweiß gebadet. Barreto kam rasch die Stufen der Treppe herab, als er sich
überzeugt hatte, daß der Ankömmling Camoens sei, den er seit längerer Zeit
nicht ohne Bangen erwartet hatte. Auch Okaz, der Wirt, trat mit brennendem
Fichtenast herzu, um den Hof zu erhellen. Barreto sah im Lichte der Fackel
das Gesicht des Freundes: Was ist Euch widerfahren. Luis, habt Ihr Meuchlcr
oder Gespenster gesehen?

.Keines von beiden, versetzte Camoens. Mein Geschäft war traurig genug,
und zum Überfluß hatte ich Tellez Alucita, des Königs Kaplan, eine Stunde
zum Begleiter. Wir dürfen morgen früh fünf Uhr die Leiche Joanas in den
Friedhof von Santa Enfemia betten.

Ich danke Euch! Wir sprechen vor dem Schlafengehen weiter davon, sagte
Barreto. Kommt herein, Luis, es sieht da drinnen kriegerisch uns, als ob der
Zug nach Marokko morgen beginnen sollte. Aber in dem Getümmel wird man
auf unser Leid weniger achten, als wenn es leer und still am Deck wäre.

Camoens atmete auf, es wäre ihm unheimlich gewesen zu dieser Stunde,
in dieser Stimmung mit dem Freunde allein zu sein; wußte er doch im Augenblick
nicht, ob er Manuel die ganze Unterredung mit Fray Tellez mitteilen sollte.
Er folgte dem Voranschreitenden durch die Thür und sah in der That den großen
Flur des Hauses von bunten Leben erfüllt. Okaz hatte Mühe, die mit ihm


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0389" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198455"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_198065/figures/grenzboten_341843_198065_198455_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> (Lamoens.<lb/><note type="byline"> Adolf Stern.</note> Roman von<lb/>
(FovtseUiuig.) </head><lb/>
          <p xml:id="ID_1128"> le<lb/>
er schließlich Cintra und die Herberge des Bartolomeo Okaz<lb/>
erreicht hatte, hätte Camoens, als er in den Hof einritt und aus<lb/>
dem offnen Bogengang im obern Geschoß von Barreto und seinem<lb/>
Joao zu gleicher Zeit angerufen ward, selbst nicht sagen können.<lb/>
Joao und Jayme Leiras standen neben ihm, als er vom Pferde<lb/>
stieg. Ihr habt gewaltig ausgeholt, Herr, sagte der erstere, das Pferd ist in<lb/>
Schweiß gebadet. Barreto kam rasch die Stufen der Treppe herab, als er sich<lb/>
überzeugt hatte, daß der Ankömmling Camoens sei, den er seit längerer Zeit<lb/>
nicht ohne Bangen erwartet hatte. Auch Okaz, der Wirt, trat mit brennendem<lb/>
Fichtenast herzu, um den Hof zu erhellen. Barreto sah im Lichte der Fackel<lb/>
das Gesicht des Freundes: Was ist Euch widerfahren. Luis, habt Ihr Meuchlcr<lb/>
oder Gespenster gesehen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1129"> .Keines von beiden, versetzte Camoens. Mein Geschäft war traurig genug,<lb/>
und zum Überfluß hatte ich Tellez Alucita, des Königs Kaplan, eine Stunde<lb/>
zum Begleiter. Wir dürfen morgen früh fünf Uhr die Leiche Joanas in den<lb/>
Friedhof von Santa Enfemia betten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1130"> Ich danke Euch! Wir sprechen vor dem Schlafengehen weiter davon, sagte<lb/>
Barreto. Kommt herein, Luis, es sieht da drinnen kriegerisch uns, als ob der<lb/>
Zug nach Marokko morgen beginnen sollte. Aber in dem Getümmel wird man<lb/>
auf unser Leid weniger achten, als wenn es leer und still am Deck wäre.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1131" next="#ID_1132"> Camoens atmete auf, es wäre ihm unheimlich gewesen zu dieser Stunde,<lb/>
in dieser Stimmung mit dem Freunde allein zu sein; wußte er doch im Augenblick<lb/>
nicht, ob er Manuel die ganze Unterredung mit Fray Tellez mitteilen sollte.<lb/>
Er folgte dem Voranschreitenden durch die Thür und sah in der That den großen<lb/>
Flur des Hauses von bunten Leben erfüllt.  Okaz hatte Mühe, die mit ihm</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0389] [Abbildung] (Lamoens. Adolf Stern. Roman von (FovtseUiuig.) le er schließlich Cintra und die Herberge des Bartolomeo Okaz erreicht hatte, hätte Camoens, als er in den Hof einritt und aus dem offnen Bogengang im obern Geschoß von Barreto und seinem Joao zu gleicher Zeit angerufen ward, selbst nicht sagen können. Joao und Jayme Leiras standen neben ihm, als er vom Pferde stieg. Ihr habt gewaltig ausgeholt, Herr, sagte der erstere, das Pferd ist in Schweiß gebadet. Barreto kam rasch die Stufen der Treppe herab, als er sich überzeugt hatte, daß der Ankömmling Camoens sei, den er seit längerer Zeit nicht ohne Bangen erwartet hatte. Auch Okaz, der Wirt, trat mit brennendem Fichtenast herzu, um den Hof zu erhellen. Barreto sah im Lichte der Fackel das Gesicht des Freundes: Was ist Euch widerfahren. Luis, habt Ihr Meuchlcr oder Gespenster gesehen? .Keines von beiden, versetzte Camoens. Mein Geschäft war traurig genug, und zum Überfluß hatte ich Tellez Alucita, des Königs Kaplan, eine Stunde zum Begleiter. Wir dürfen morgen früh fünf Uhr die Leiche Joanas in den Friedhof von Santa Enfemia betten. Ich danke Euch! Wir sprechen vor dem Schlafengehen weiter davon, sagte Barreto. Kommt herein, Luis, es sieht da drinnen kriegerisch uns, als ob der Zug nach Marokko morgen beginnen sollte. Aber in dem Getümmel wird man auf unser Leid weniger achten, als wenn es leer und still am Deck wäre. Camoens atmete auf, es wäre ihm unheimlich gewesen zu dieser Stunde, in dieser Stimmung mit dem Freunde allein zu sein; wußte er doch im Augenblick nicht, ob er Manuel die ganze Unterredung mit Fray Tellez mitteilen sollte. Er folgte dem Voranschreitenden durch die Thür und sah in der That den großen Flur des Hauses von bunten Leben erfüllt. Okaz hatte Mühe, die mit ihm

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/389
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/389>, abgerufen am 02.05.2024.