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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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einer neuen sozialpolitischen Gesetzgebung zu liahuen. Die Kräftigung der ein¬
heimischen Industrie durch Abwehr übermächtiger Konkurrenz und die Eröffnung
neuer Absatzgebiete schützen den Arbeiter vor dem Herabdrücken der Löhne, die
Krankheits- und Unfallversicherung auf dem öffentlich rechtlichen Boden, welcher
den staatlichen Zwang mit der korporativen Berufsgenossenschaft vereinigt, sichern
ihn und seiue Familie gegen das unverschuldete Unglück von .Krankheit und
Unfall. Die in Aussicht gestellte Versicherung gegen Invalidität soll auch dem
unter Mühen alt gewordnen Arbeiter eine" sorgenlosen Lebensabend gewinnen
helfen. So werden die Begründer der deutschen Einheit auch die Vermehrer
des sozialen Friedens heißen.

Wir zweifeln nicht, daß die deutsche sozialpolitische Gesetzgebung die Runde
um die Welt machen wird. Die Römer haben in ihrem Privatrechte ihr Reich
überdauert, die Engländer durch ihr konstitutionelles Recht dem politischen Leben
der Nationen die Wege gewiesen, die Franzosen mit ihrem gerichtlichem Ver¬
fahren weit die Grenzen ihres Staates überschritten. Das deutsche Volk aber
wird durch seine sozialpolitische Gesetzgebung das Vorbild für alle Volker der
Erde werden.




Acharnhorsts Leben
bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst.
Von Wilhelm Alt manu.

M
^^Meilen hat sich ein Buch einer solchen Beliebtheit erfreut und erfreut
sich derselben noch heute mit vollem Rechte, wie I. G. Droysens
Lebensbeschreibung des preußischen Feldmarschalls Grafen Dort
von Wartcnbnrg. Von patriotischem Miste erfüllt, in wohl¬
klingender, kerniger Sprache, mit vollständiger Beherrschung des
Stoffes, mit warmer Hingebung und Empfindung geschrieben und dabei doch
streng objektiv gehalten, ist dieses Buch ein unschätzbares geistiges Gut nicht
nur aller gebildeten Preußen, sondern auch fast aller Deutschen geworden. Von
seinem Erscheinen kann man recht wohl eine neue Epoche in der preußischen
Geschichtschreibung dalirein mit ihm beginnt die Reihe der Biographien jener
Kriegsmänner und Feldherren, welche Preußens Größe zu einem guten Teile
mit herbeigeführt haben. Den Verfassern aller dieser Lebensbeschreibuugell, von
denen als Volksbücher im besten Sinne des Wortes aus neuester Zeit Hans
Delbrücks Gneisenau und Georg Winters Zielen zu nennen sind, hat jenes
Drvysensche Werk unwillkürlich als Vorbild vorgeschwebt. Dies gilt auch von
der neuesten derartigen Biographie, dem Werke des preußischen Geheimen Archiv-


einer neuen sozialpolitischen Gesetzgebung zu liahuen. Die Kräftigung der ein¬
heimischen Industrie durch Abwehr übermächtiger Konkurrenz und die Eröffnung
neuer Absatzgebiete schützen den Arbeiter vor dem Herabdrücken der Löhne, die
Krankheits- und Unfallversicherung auf dem öffentlich rechtlichen Boden, welcher
den staatlichen Zwang mit der korporativen Berufsgenossenschaft vereinigt, sichern
ihn und seiue Familie gegen das unverschuldete Unglück von .Krankheit und
Unfall. Die in Aussicht gestellte Versicherung gegen Invalidität soll auch dem
unter Mühen alt gewordnen Arbeiter eine» sorgenlosen Lebensabend gewinnen
helfen. So werden die Begründer der deutschen Einheit auch die Vermehrer
des sozialen Friedens heißen.

Wir zweifeln nicht, daß die deutsche sozialpolitische Gesetzgebung die Runde
um die Welt machen wird. Die Römer haben in ihrem Privatrechte ihr Reich
überdauert, die Engländer durch ihr konstitutionelles Recht dem politischen Leben
der Nationen die Wege gewiesen, die Franzosen mit ihrem gerichtlichem Ver¬
fahren weit die Grenzen ihres Staates überschritten. Das deutsche Volk aber
wird durch seine sozialpolitische Gesetzgebung das Vorbild für alle Volker der
Erde werden.




Acharnhorsts Leben
bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst.
Von Wilhelm Alt manu.

M
^^Meilen hat sich ein Buch einer solchen Beliebtheit erfreut und erfreut
sich derselben noch heute mit vollem Rechte, wie I. G. Droysens
Lebensbeschreibung des preußischen Feldmarschalls Grafen Dort
von Wartcnbnrg. Von patriotischem Miste erfüllt, in wohl¬
klingender, kerniger Sprache, mit vollständiger Beherrschung des
Stoffes, mit warmer Hingebung und Empfindung geschrieben und dabei doch
streng objektiv gehalten, ist dieses Buch ein unschätzbares geistiges Gut nicht
nur aller gebildeten Preußen, sondern auch fast aller Deutschen geworden. Von
seinem Erscheinen kann man recht wohl eine neue Epoche in der preußischen
Geschichtschreibung dalirein mit ihm beginnt die Reihe der Biographien jener
Kriegsmänner und Feldherren, welche Preußens Größe zu einem guten Teile
mit herbeigeführt haben. Den Verfassern aller dieser Lebensbeschreibuugell, von
denen als Volksbücher im besten Sinne des Wortes aus neuester Zeit Hans
Delbrücks Gneisenau und Georg Winters Zielen zu nennen sind, hat jenes
Drvysensche Werk unwillkürlich als Vorbild vorgeschwebt. Dies gilt auch von
der neuesten derartigen Biographie, dem Werke des preußischen Geheimen Archiv-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/14>, abgerufen am 02.05.2024.