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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Aus der (Ühronik derer von Riffelshausen.
L Margarethe von Bülow. rzählung in zwei Büchern von
(Fortsetzung.)
Fünfzehntes Aapitel.

eit jenem Abend wiederholten sich die Besuche des Nachbars
von Mvosdorf immer häufiger, und Mademoiselle Adcline fand
das Leben in Siebenhofen weit weniger langweilig als sonst.
Therese freilich beobachtete mit einiger Sorge, wie das Blut
der jungen Französin ins Gesicht trat auf ein Wort oder einen
Blick des Grafen.

Übrigens war Adeline keineswegs die einzige, die Dcüdas Besuche gern
sah. Der Graf brachte Sonnenschein in das alte Haus. Er vertrug sich mit
alleu, sogar mit Cäcilie, die ihn behandelte, wie eine schwache Mutter ihren
mibäudigeu, aber unwiderstehlichen Sohn. Auch die Kinder wurden schnell ver¬
traut mit ihm, und als der März die ersten warmen Tage brachte, tummelte
er sich so fröhlich mit der wilden Schaar im Freien umher wie der beste Spiel¬
kamerad.

Eines Morgens im April ergriff der Hofmarschall Stock und Hin und
trat vor die Hausthür. Dort gewahrte er Therese, die, eine mächtige Schüssel
vor sich auf dem Gartentisch, Linsen lesend in der Sonne saß.

So fleißig, Frauchen? rief er gutgelaunt.

Sie lächelte, erfreut, ihn so heiter zu sehen. Er zog sich einen der Garten¬
stühle herbei und setzte sich neben sie.

Solche Arbeit ist zu grob für dich, sagte er, du wirst dir die feinen Hände
verderben und solltest derlei Cäcilien überlassen.

Man muß den schönen Morgen benutzen.

Ja, zum Spazierengehen. Du solltest mich begleiten.




Aus der (Ühronik derer von Riffelshausen.
L Margarethe von Bülow. rzählung in zwei Büchern von
(Fortsetzung.)
Fünfzehntes Aapitel.

eit jenem Abend wiederholten sich die Besuche des Nachbars
von Mvosdorf immer häufiger, und Mademoiselle Adcline fand
das Leben in Siebenhofen weit weniger langweilig als sonst.
Therese freilich beobachtete mit einiger Sorge, wie das Blut
der jungen Französin ins Gesicht trat auf ein Wort oder einen
Blick des Grafen.

Übrigens war Adeline keineswegs die einzige, die Dcüdas Besuche gern
sah. Der Graf brachte Sonnenschein in das alte Haus. Er vertrug sich mit
alleu, sogar mit Cäcilie, die ihn behandelte, wie eine schwache Mutter ihren
mibäudigeu, aber unwiderstehlichen Sohn. Auch die Kinder wurden schnell ver¬
traut mit ihm, und als der März die ersten warmen Tage brachte, tummelte
er sich so fröhlich mit der wilden Schaar im Freien umher wie der beste Spiel¬
kamerad.

Eines Morgens im April ergriff der Hofmarschall Stock und Hin und
trat vor die Hausthür. Dort gewahrte er Therese, die, eine mächtige Schüssel
vor sich auf dem Gartentisch, Linsen lesend in der Sonne saß.

So fleißig, Frauchen? rief er gutgelaunt.

Sie lächelte, erfreut, ihn so heiter zu sehen. Er zog sich einen der Garten¬
stühle herbei und setzte sich neben sie.

Solche Arbeit ist zu grob für dich, sagte er, du wirst dir die feinen Hände
verderben und solltest derlei Cäcilien überlassen.

Man muß den schönen Morgen benutzen.

Ja, zum Spazierengehen. Du solltest mich begleiten.


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[0573] [Abbildung] Aus der (Ühronik derer von Riffelshausen. L Margarethe von Bülow. rzählung in zwei Büchern von (Fortsetzung.) Fünfzehntes Aapitel. eit jenem Abend wiederholten sich die Besuche des Nachbars von Mvosdorf immer häufiger, und Mademoiselle Adcline fand das Leben in Siebenhofen weit weniger langweilig als sonst. Therese freilich beobachtete mit einiger Sorge, wie das Blut der jungen Französin ins Gesicht trat auf ein Wort oder einen Blick des Grafen. Übrigens war Adeline keineswegs die einzige, die Dcüdas Besuche gern sah. Der Graf brachte Sonnenschein in das alte Haus. Er vertrug sich mit alleu, sogar mit Cäcilie, die ihn behandelte, wie eine schwache Mutter ihren mibäudigeu, aber unwiderstehlichen Sohn. Auch die Kinder wurden schnell ver¬ traut mit ihm, und als der März die ersten warmen Tage brachte, tummelte er sich so fröhlich mit der wilden Schaar im Freien umher wie der beste Spiel¬ kamerad. Eines Morgens im April ergriff der Hofmarschall Stock und Hin und trat vor die Hausthür. Dort gewahrte er Therese, die, eine mächtige Schüssel vor sich auf dem Gartentisch, Linsen lesend in der Sonne saß. So fleißig, Frauchen? rief er gutgelaunt. Sie lächelte, erfreut, ihn so heiter zu sehen. Er zog sich einen der Garten¬ stühle herbei und setzte sich neben sie. Solche Arbeit ist zu grob für dich, sagte er, du wirst dir die feinen Hände verderben und solltest derlei Cäcilien überlassen. Man muß den schönen Morgen benutzen. Ja, zum Spazierengehen. Du solltest mich begleiten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/573>, abgerufen am 02.05.2024.