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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Literatur.

Krank? Therese?

Ja. Sie liegt in -- in -- Er lehnte sich an die Wand und bedeckte mit
der Hand die Augen.

Die Frauen warfen sich erschreckte Blicke zu. Sie hatten noch nicht recht
begriffen, um was es sich eigentlich handle. Indessen wiederholte der Hofmarschall
in erregtem Tone: Sie ist krank, sage ich euch!

So sage doch nur lieber, wo du sie gelassen hast, Bohemuud! rief Cäcilie.
Diese Begebenheit! Es wird doch nicht gleich ans Sterben gehen! Aber die
Männer verlieren eben immer den Kopf, Wenns am nötigsten ist, ihn oben zu
behalten!

Ohne zu widersprechen, meldete Bohemund, daß seine Frau sich in Georgs
Zimmer befinde. Ich werde nach Rummelshausen fahren und Petri holen.

Die Schwester war bereits aus der Küche verschwunden.

Bleiben Sie hier, Herr Hofmarschall, rief Minna, Sie sind ja eben erst
in Erfurt gewesen und haben noch nicht einmal zu Abend gegessen. Der Heinrich
kann ja nach Rummelshausen fahren oder eins ans dem Dorfe.

Der Heinrich tanzt in der Schenke, sagte Niffelshausen matt und setzte
sich auf einen Küchenschemel.

Die Minna schüttelte besorgt den Kopf, lief dann aber eiligst dem Fräu¬
lein nach. (Fortsetzung folgt.)




Literatur.
I/uistoiro monvtuiro <Jo notro tsinxs. t?Al- Otitomiir IIa,nxt. 'I'rückt/, 1886.

Haupt ist einer der hervorragendsten Anhänger einer in der ganzen zivili-
sirten Welt einzuführenden Doppelwährung und hat seine Ansichten in einer Reihe
von französischen, deutschen und englischen Schriften niedergelegt. Die oben ge¬
nannte große Schrift (432 S.) eignet sich vorzüglich dazu, von seiner Auffassung
der Währungsfrage ein vollständiges, durch möglichst sichere und umfassende Sta¬
tistik begründetes Bild zu bekommen. Man kann dieses Werk daher für den
Bimetallisinus wohl als maßgebend betrachten, und wenn überhaupt der Streit
zwischen deu Vertretern der Goldwährung und denen der allgemeinen Doppel¬
währung etwas an Erregtheit verloren hat, so weiß namentlich Haupt gegenwärtig
sehr wohl in seinen Ausführungen Maß zu halten.

Wir heben nur einiges wenige hervor, wodurch seine Meinungen sich von
manchen ähnlichen unterscheidet!. 1. Wie sehr er auch eine Doppelwährung herbei¬
sehnt, er hält es doch für unumgänglich notwendig, daß England sich mit in dem
Dvppelwährungsbnude befinde. Also nichts ohne England. Er schildert eingehend
die Manipulationen, die im entgegengesetzten Falle alle Bestrebungen der Doppel¬
währung lahm legen würden. 2. Er hält es nicht für angebracht, bei der An¬
nahme des künftigen festen Tauschverhältnisscs zwischen Gold und Silber auf das
frühere Verhältnis von 1:15^ zurückzugehen, das schon vor zwanzig Jahren nicht


Literatur.

Krank? Therese?

Ja. Sie liegt in — in — Er lehnte sich an die Wand und bedeckte mit
der Hand die Augen.

Die Frauen warfen sich erschreckte Blicke zu. Sie hatten noch nicht recht
begriffen, um was es sich eigentlich handle. Indessen wiederholte der Hofmarschall
in erregtem Tone: Sie ist krank, sage ich euch!

So sage doch nur lieber, wo du sie gelassen hast, Bohemuud! rief Cäcilie.
Diese Begebenheit! Es wird doch nicht gleich ans Sterben gehen! Aber die
Männer verlieren eben immer den Kopf, Wenns am nötigsten ist, ihn oben zu
behalten!

Ohne zu widersprechen, meldete Bohemund, daß seine Frau sich in Georgs
Zimmer befinde. Ich werde nach Rummelshausen fahren und Petri holen.

Die Schwester war bereits aus der Küche verschwunden.

Bleiben Sie hier, Herr Hofmarschall, rief Minna, Sie sind ja eben erst
in Erfurt gewesen und haben noch nicht einmal zu Abend gegessen. Der Heinrich
kann ja nach Rummelshausen fahren oder eins ans dem Dorfe.

Der Heinrich tanzt in der Schenke, sagte Niffelshausen matt und setzte
sich auf einen Küchenschemel.

Die Minna schüttelte besorgt den Kopf, lief dann aber eiligst dem Fräu¬
lein nach. (Fortsetzung folgt.)




Literatur.
I/uistoiro monvtuiro <Jo notro tsinxs. t?Al- Otitomiir IIa,nxt. 'I'rückt/, 1886.

Haupt ist einer der hervorragendsten Anhänger einer in der ganzen zivili-
sirten Welt einzuführenden Doppelwährung und hat seine Ansichten in einer Reihe
von französischen, deutschen und englischen Schriften niedergelegt. Die oben ge¬
nannte große Schrift (432 S.) eignet sich vorzüglich dazu, von seiner Auffassung
der Währungsfrage ein vollständiges, durch möglichst sichere und umfassende Sta¬
tistik begründetes Bild zu bekommen. Man kann dieses Werk daher für den
Bimetallisinus wohl als maßgebend betrachten, und wenn überhaupt der Streit
zwischen deu Vertretern der Goldwährung und denen der allgemeinen Doppel¬
währung etwas an Erregtheit verloren hat, so weiß namentlich Haupt gegenwärtig
sehr wohl in seinen Ausführungen Maß zu halten.

Wir heben nur einiges wenige hervor, wodurch seine Meinungen sich von
manchen ähnlichen unterscheidet!. 1. Wie sehr er auch eine Doppelwährung herbei¬
sehnt, er hält es doch für unumgänglich notwendig, daß England sich mit in dem
Dvppelwährungsbnude befinde. Also nichts ohne England. Er schildert eingehend
die Manipulationen, die im entgegengesetzten Falle alle Bestrebungen der Doppel¬
währung lahm legen würden. 2. Er hält es nicht für angebracht, bei der An¬
nahme des künftigen festen Tauschverhältnisscs zwischen Gold und Silber auf das
frühere Verhältnis von 1:15^ zurückzugehen, das schon vor zwanzig Jahren nicht


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/102>, abgerufen am 29.04.2024.