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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Literatur.

beachtenswert. Vornehmlich ist der Aufsatz denjenigen Deutschen zu empfehlen,
welche glauben oder sich zu glauben anstellen, daß der Kampf gegen den jüdischen
Geist nur in Mittel- und Osteuropa entbrannt sei daß und insbesondre das "freie
England" diesen Rückfall in "konfessionelle und nationale Intoleranz" uicht keime.
"Die nazarenische Anschauungsweise in ihrer ursprünglichen Reinheit stand auf der
höchsten Höhe mit dem besten griechischen Humanismus; Paulus jedoch, der nach
den Glaubenssatzungen der striktesten Sekte hebräischer Zivilisation erzogen war,
formte sie in eine logische Härte um, welche seitdem unter Hervorbringung einiger
der inhumansten Akte die Geschichte befleckt hat. Es war das eigentliche Herzblut
hebräische" Gefühls, intolerant gegen andre Nationen und Ansichten zu sein, und
der sogenannte Apostel der Heiden konnte sich uicht über seiue Rasse erheben. . . .
Mag immer der Fanatismus der semitischen Nasse die asiatischen Völker zu ihrem
eignen religiösen Trost in Ekstase setzen, aber möge man sie energisch hinter die
germanischen und die europäischen Grenzen im allgemeinen zurückverweisen. . . .
Gleichviel ob Heine, Marx oder Sarah Bernhardt, der neue europäische Huma¬
nismus will uicht vou irgendeinem der Sklaven Aegyptens oder der Wilden Arabiens
geleitet werden." In diesen Stellen sehen wir den Standpunkt des Verfassers
angedeutet. Die Reisebemerkungen sind zum Teil etwas flüchtiger Natur und lassen
nie den Engländer vergessen, erfreuen aber fast ebenso oft durch Scharfsinn und
Originalität. "Besser ist es, gar keine Kunst zu haben, als eine französische," sagt
Sinclair seinen Landsleuten -- andre dürfen sich das auch gesagt sein lassen!


Das Menschen-Ideal und seine Erfüllung. Von Otto Spielberg. Zürich, Ver-
lagsmagnzin, 18L6.

Auf 11!) weitläufig gedruckten Seiten wird hier das Menschen-Ideal geschil¬
dert, welches in der Zertrümmerung von Staat, Schule, Kirche, Beamtentum, Mi¬
litär und jeglichem Luxus besteht, woran sich noch die Verteilung der Güter der
Reichen an die Armen anschließt, sodaß nichts übrig bleibt als lnnter ausgezeichnet
gute Menschen, die ihren Acker bauen, aber jeder uur genau soviel, wie er für
sich und seine Familie bedarf. Jeder Großgrundbesitzer würde ein Räuber am
Wohle der geliebten Nebenmenschen sein. Wahrhaft erheiternd wirkt die naive Be¬
hauptung, daß nach Aufhebung aller Nationalitäten und Laudesgreuzcu auf der
Landkarte nur noch die Striche zu finden sein würden, welche die Eisenbahnen und
Telegraphen bedeuten, auf denen dann der Chinese nach Schottland und der Araber
nach Hinterpommern fährt. Hätte diese gott- und vaterlandslvse Salbaderei nicht
ein so feierliches Gewand angelegt, dessen Farben und Schattirungen aus dem bi¬
blische" Stile entlehnt sind -- ein Kunstgriff, der auf viele Gemüter von Halb¬
gebildete!: immer bestechend einwirkt -- so würde das ganze Machwerk am besten
totgeschwiegen werden. So aber muß man wenigstens versuchen, es genügend zu
kennzeichnen.







Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig.
Literatur.

beachtenswert. Vornehmlich ist der Aufsatz denjenigen Deutschen zu empfehlen,
welche glauben oder sich zu glauben anstellen, daß der Kampf gegen den jüdischen
Geist nur in Mittel- und Osteuropa entbrannt sei daß und insbesondre das „freie
England" diesen Rückfall in „konfessionelle und nationale Intoleranz" uicht keime.
„Die nazarenische Anschauungsweise in ihrer ursprünglichen Reinheit stand auf der
höchsten Höhe mit dem besten griechischen Humanismus; Paulus jedoch, der nach
den Glaubenssatzungen der striktesten Sekte hebräischer Zivilisation erzogen war,
formte sie in eine logische Härte um, welche seitdem unter Hervorbringung einiger
der inhumansten Akte die Geschichte befleckt hat. Es war das eigentliche Herzblut
hebräische» Gefühls, intolerant gegen andre Nationen und Ansichten zu sein, und
der sogenannte Apostel der Heiden konnte sich uicht über seiue Rasse erheben. . . .
Mag immer der Fanatismus der semitischen Nasse die asiatischen Völker zu ihrem
eignen religiösen Trost in Ekstase setzen, aber möge man sie energisch hinter die
germanischen und die europäischen Grenzen im allgemeinen zurückverweisen. . . .
Gleichviel ob Heine, Marx oder Sarah Bernhardt, der neue europäische Huma¬
nismus will uicht vou irgendeinem der Sklaven Aegyptens oder der Wilden Arabiens
geleitet werden." In diesen Stellen sehen wir den Standpunkt des Verfassers
angedeutet. Die Reisebemerkungen sind zum Teil etwas flüchtiger Natur und lassen
nie den Engländer vergessen, erfreuen aber fast ebenso oft durch Scharfsinn und
Originalität. „Besser ist es, gar keine Kunst zu haben, als eine französische," sagt
Sinclair seinen Landsleuten — andre dürfen sich das auch gesagt sein lassen!


Das Menschen-Ideal und seine Erfüllung. Von Otto Spielberg. Zürich, Ver-
lagsmagnzin, 18L6.

Auf 11!) weitläufig gedruckten Seiten wird hier das Menschen-Ideal geschil¬
dert, welches in der Zertrümmerung von Staat, Schule, Kirche, Beamtentum, Mi¬
litär und jeglichem Luxus besteht, woran sich noch die Verteilung der Güter der
Reichen an die Armen anschließt, sodaß nichts übrig bleibt als lnnter ausgezeichnet
gute Menschen, die ihren Acker bauen, aber jeder uur genau soviel, wie er für
sich und seine Familie bedarf. Jeder Großgrundbesitzer würde ein Räuber am
Wohle der geliebten Nebenmenschen sein. Wahrhaft erheiternd wirkt die naive Be¬
hauptung, daß nach Aufhebung aller Nationalitäten und Laudesgreuzcu auf der
Landkarte nur noch die Striche zu finden sein würden, welche die Eisenbahnen und
Telegraphen bedeuten, auf denen dann der Chinese nach Schottland und der Araber
nach Hinterpommern fährt. Hätte diese gott- und vaterlandslvse Salbaderei nicht
ein so feierliches Gewand angelegt, dessen Farben und Schattirungen aus dem bi¬
blische» Stile entlehnt sind — ein Kunstgriff, der auf viele Gemüter von Halb¬
gebildete!: immer bestechend einwirkt — so würde das ganze Machwerk am besten
totgeschwiegen werden. So aber muß man wenigstens versuchen, es genügend zu
kennzeichnen.







Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.
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[0104] Literatur. beachtenswert. Vornehmlich ist der Aufsatz denjenigen Deutschen zu empfehlen, welche glauben oder sich zu glauben anstellen, daß der Kampf gegen den jüdischen Geist nur in Mittel- und Osteuropa entbrannt sei daß und insbesondre das „freie England" diesen Rückfall in „konfessionelle und nationale Intoleranz" uicht keime. „Die nazarenische Anschauungsweise in ihrer ursprünglichen Reinheit stand auf der höchsten Höhe mit dem besten griechischen Humanismus; Paulus jedoch, der nach den Glaubenssatzungen der striktesten Sekte hebräischer Zivilisation erzogen war, formte sie in eine logische Härte um, welche seitdem unter Hervorbringung einiger der inhumansten Akte die Geschichte befleckt hat. Es war das eigentliche Herzblut hebräische» Gefühls, intolerant gegen andre Nationen und Ansichten zu sein, und der sogenannte Apostel der Heiden konnte sich uicht über seiue Rasse erheben. . . . Mag immer der Fanatismus der semitischen Nasse die asiatischen Völker zu ihrem eignen religiösen Trost in Ekstase setzen, aber möge man sie energisch hinter die germanischen und die europäischen Grenzen im allgemeinen zurückverweisen. . . . Gleichviel ob Heine, Marx oder Sarah Bernhardt, der neue europäische Huma¬ nismus will uicht vou irgendeinem der Sklaven Aegyptens oder der Wilden Arabiens geleitet werden." In diesen Stellen sehen wir den Standpunkt des Verfassers angedeutet. Die Reisebemerkungen sind zum Teil etwas flüchtiger Natur und lassen nie den Engländer vergessen, erfreuen aber fast ebenso oft durch Scharfsinn und Originalität. „Besser ist es, gar keine Kunst zu haben, als eine französische," sagt Sinclair seinen Landsleuten — andre dürfen sich das auch gesagt sein lassen! Das Menschen-Ideal und seine Erfüllung. Von Otto Spielberg. Zürich, Ver- lagsmagnzin, 18L6. Auf 11!) weitläufig gedruckten Seiten wird hier das Menschen-Ideal geschil¬ dert, welches in der Zertrümmerung von Staat, Schule, Kirche, Beamtentum, Mi¬ litär und jeglichem Luxus besteht, woran sich noch die Verteilung der Güter der Reichen an die Armen anschließt, sodaß nichts übrig bleibt als lnnter ausgezeichnet gute Menschen, die ihren Acker bauen, aber jeder uur genau soviel, wie er für sich und seine Familie bedarf. Jeder Großgrundbesitzer würde ein Räuber am Wohle der geliebten Nebenmenschen sein. Wahrhaft erheiternd wirkt die naive Be¬ hauptung, daß nach Aufhebung aller Nationalitäten und Laudesgreuzcu auf der Landkarte nur noch die Striche zu finden sein würden, welche die Eisenbahnen und Telegraphen bedeuten, auf denen dann der Chinese nach Schottland und der Araber nach Hinterpommern fährt. Hätte diese gott- und vaterlandslvse Salbaderei nicht ein so feierliches Gewand angelegt, dessen Farben und Schattirungen aus dem bi¬ blische» Stile entlehnt sind — ein Kunstgriff, der auf viele Gemüter von Halb¬ gebildete!: immer bestechend einwirkt — so würde das ganze Machwerk am besten totgeschwiegen werden. So aber muß man wenigstens versuchen, es genügend zu kennzeichnen. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/104>, abgerufen am 29.04.2024.