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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Aus der (Chronik derer von Riffelshausen.
Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,)
Neunundzwanzigstes Aapitel.

och schaute Trcikelberg dem Knaben sinnend nach, da rumpelte
ein Kntschwagen über die Brücke und hielt vor dem Hause.

Dem Herrn sei Dank, das ist der Doktor! rief er, und beeilte
sich, die Hausthür zu öffnen, fuhr aber drei Schritt zurück, als
ihm statt des Erwarteten der große Federhut der Frau Bürger¬
meisterin entgegenwiukte.

Der Heinrich, der eiligst herbeilief, öffnete den Kutschenschlag, worauf die
dicke Dame unter Drangsal und Seufzen dem Gefährt entstieg.

Kaum hatte sie festen Fuß gefaßt, als sie mit lautem Jammern dem Kan¬
didaten ein schreckliches Unglück ankündigte, wobei sie mit beiden Händen nach
der Kutsche wies.

Ich bringe Ihnen hier das arme Engelchen, den kleinen Baron! Ach
Gott! ach Gott! Die unglückliche Mutter! Er --

Wie? Anton? Herr Trcikelberg steckte sein mageres Gesicht in den Wagen
hinein.

Ja ja! Du himmlische Güte! Ob er nur am Leben bleibt! Ich muß
gleich einmal die Frau Hofmarschallin sprechen; Johann, du kannst ausspannen.
Ich will --

Zu Herrn Trakelbergs Glück, der starr wie eine Bildsäule stand, unter¬
brach Heinrich entschlossen ihren Redestrom.

Wissen die Frau Bürgermeisterin nicht, daß unsre gnädige Frau krank ist?

Krank? Du mein Himmel! Da muß ich mich also an das Fräulein wenden.
El el, was fehlt denn der Frau Baronin?




Aus der (Chronik derer von Riffelshausen.
Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,)
Neunundzwanzigstes Aapitel.

och schaute Trcikelberg dem Knaben sinnend nach, da rumpelte
ein Kntschwagen über die Brücke und hielt vor dem Hause.

Dem Herrn sei Dank, das ist der Doktor! rief er, und beeilte
sich, die Hausthür zu öffnen, fuhr aber drei Schritt zurück, als
ihm statt des Erwarteten der große Federhut der Frau Bürger¬
meisterin entgegenwiukte.

Der Heinrich, der eiligst herbeilief, öffnete den Kutschenschlag, worauf die
dicke Dame unter Drangsal und Seufzen dem Gefährt entstieg.

Kaum hatte sie festen Fuß gefaßt, als sie mit lautem Jammern dem Kan¬
didaten ein schreckliches Unglück ankündigte, wobei sie mit beiden Händen nach
der Kutsche wies.

Ich bringe Ihnen hier das arme Engelchen, den kleinen Baron! Ach
Gott! ach Gott! Die unglückliche Mutter! Er —

Wie? Anton? Herr Trcikelberg steckte sein mageres Gesicht in den Wagen
hinein.

Ja ja! Du himmlische Güte! Ob er nur am Leben bleibt! Ich muß
gleich einmal die Frau Hofmarschallin sprechen; Johann, du kannst ausspannen.
Ich will —

Zu Herrn Trakelbergs Glück, der starr wie eine Bildsäule stand, unter¬
brach Heinrich entschlossen ihren Redestrom.

Wissen die Frau Bürgermeisterin nicht, daß unsre gnädige Frau krank ist?

Krank? Du mein Himmel! Da muß ich mich also an das Fräulein wenden.
El el, was fehlt denn der Frau Baronin?


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[0196] [Abbildung] Aus der (Chronik derer von Riffelshausen. Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,) Neunundzwanzigstes Aapitel. och schaute Trcikelberg dem Knaben sinnend nach, da rumpelte ein Kntschwagen über die Brücke und hielt vor dem Hause. Dem Herrn sei Dank, das ist der Doktor! rief er, und beeilte sich, die Hausthür zu öffnen, fuhr aber drei Schritt zurück, als ihm statt des Erwarteten der große Federhut der Frau Bürger¬ meisterin entgegenwiukte. Der Heinrich, der eiligst herbeilief, öffnete den Kutschenschlag, worauf die dicke Dame unter Drangsal und Seufzen dem Gefährt entstieg. Kaum hatte sie festen Fuß gefaßt, als sie mit lautem Jammern dem Kan¬ didaten ein schreckliches Unglück ankündigte, wobei sie mit beiden Händen nach der Kutsche wies. Ich bringe Ihnen hier das arme Engelchen, den kleinen Baron! Ach Gott! ach Gott! Die unglückliche Mutter! Er — Wie? Anton? Herr Trcikelberg steckte sein mageres Gesicht in den Wagen hinein. Ja ja! Du himmlische Güte! Ob er nur am Leben bleibt! Ich muß gleich einmal die Frau Hofmarschallin sprechen; Johann, du kannst ausspannen. Ich will — Zu Herrn Trakelbergs Glück, der starr wie eine Bildsäule stand, unter¬ brach Heinrich entschlossen ihren Redestrom. Wissen die Frau Bürgermeisterin nicht, daß unsre gnädige Frau krank ist? Krank? Du mein Himmel! Da muß ich mich also an das Fräulein wenden. El el, was fehlt denn der Frau Baronin?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/196>, abgerufen am 29.04.2024.