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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Aus der Chronik derer von Niffelshausen.
Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung.)
Dreiunddreißigstes Rapitel.

ährend so Mathilde in Nummelshausen Emilchens interessante
Bekanntschaft erneuerte, fand in Siebenhofen ein Streit statt
zwischen Tante Cäcilie und der bösen Nichte Julie. Erstere wollte
nämlich den erwarteten Neffen in der gelben Stube logiren lassen;
Julie dagegen behauptete, er müsse in die zu ebener Erde gelegene
blaue Stube, da sich nur in letzterer eine Bettstelle befinde, die für den langen
Anton die erforderliche Größe habe. Es war nicht leicht, gegen die Tante an¬
zukämpfen, und dies kühne Unterfangen hatte Julien schon manche nicht eben
liebreiche Predigt eingetragen. Dennoch fuhr sie fort, ihren eignen Willen neben
dem der Tante geltend zu machen. Tante Cäcilie stand an ihrem Weißzeug¬
schrank und überlegte, welche Handtücher man wohl dem Jungen geben sollte.
Nebenher bestellte sie das Mittagessen.

Ich mvß übrigens sagen, Minna, es scheint, als vergäßest du jetzt manchmal,
wer hier eigentlich zu befehlen hat! Wenn Fräulein Julie etwas sagt, so hast dn
erst anzufragen, ob es mir auch recht ist.

Diese Minna war leider nicht mehr die alte, die so vortrefflich mit dem
gnädigen Fräulein ausgekommen war, sondern eine junge Person, die in Wahrheit
Pcinline hieß, aber von dem Fräulein umgetauft worden war.

Ach, gnädiges Fräulein, meldete der Schmidt, der Herr Fabrikbesitzer
Vrennhold ist unten angekommen auf einer wunderschönen Jsabelle und möchte
den Herrn Baron sprechen. Es wäre wegen dem Hegel.


Grenzvoten IV. 1886. 37


Aus der Chronik derer von Niffelshausen.
Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung.)
Dreiunddreißigstes Rapitel.

ährend so Mathilde in Nummelshausen Emilchens interessante
Bekanntschaft erneuerte, fand in Siebenhofen ein Streit statt
zwischen Tante Cäcilie und der bösen Nichte Julie. Erstere wollte
nämlich den erwarteten Neffen in der gelben Stube logiren lassen;
Julie dagegen behauptete, er müsse in die zu ebener Erde gelegene
blaue Stube, da sich nur in letzterer eine Bettstelle befinde, die für den langen
Anton die erforderliche Größe habe. Es war nicht leicht, gegen die Tante an¬
zukämpfen, und dies kühne Unterfangen hatte Julien schon manche nicht eben
liebreiche Predigt eingetragen. Dennoch fuhr sie fort, ihren eignen Willen neben
dem der Tante geltend zu machen. Tante Cäcilie stand an ihrem Weißzeug¬
schrank und überlegte, welche Handtücher man wohl dem Jungen geben sollte.
Nebenher bestellte sie das Mittagessen.

Ich mvß übrigens sagen, Minna, es scheint, als vergäßest du jetzt manchmal,
wer hier eigentlich zu befehlen hat! Wenn Fräulein Julie etwas sagt, so hast dn
erst anzufragen, ob es mir auch recht ist.

Diese Minna war leider nicht mehr die alte, die so vortrefflich mit dem
gnädigen Fräulein ausgekommen war, sondern eine junge Person, die in Wahrheit
Pcinline hieß, aber von dem Fräulein umgetauft worden war.

Ach, gnädiges Fräulein, meldete der Schmidt, der Herr Fabrikbesitzer
Vrennhold ist unten angekommen auf einer wunderschönen Jsabelle und möchte
den Herrn Baron sprechen. Es wäre wegen dem Hegel.


Grenzvoten IV. 1886. 37
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[0297] [Abbildung] Aus der Chronik derer von Niffelshausen. Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung.) Dreiunddreißigstes Rapitel. ährend so Mathilde in Nummelshausen Emilchens interessante Bekanntschaft erneuerte, fand in Siebenhofen ein Streit statt zwischen Tante Cäcilie und der bösen Nichte Julie. Erstere wollte nämlich den erwarteten Neffen in der gelben Stube logiren lassen; Julie dagegen behauptete, er müsse in die zu ebener Erde gelegene blaue Stube, da sich nur in letzterer eine Bettstelle befinde, die für den langen Anton die erforderliche Größe habe. Es war nicht leicht, gegen die Tante an¬ zukämpfen, und dies kühne Unterfangen hatte Julien schon manche nicht eben liebreiche Predigt eingetragen. Dennoch fuhr sie fort, ihren eignen Willen neben dem der Tante geltend zu machen. Tante Cäcilie stand an ihrem Weißzeug¬ schrank und überlegte, welche Handtücher man wohl dem Jungen geben sollte. Nebenher bestellte sie das Mittagessen. Ich mvß übrigens sagen, Minna, es scheint, als vergäßest du jetzt manchmal, wer hier eigentlich zu befehlen hat! Wenn Fräulein Julie etwas sagt, so hast dn erst anzufragen, ob es mir auch recht ist. Diese Minna war leider nicht mehr die alte, die so vortrefflich mit dem gnädigen Fräulein ausgekommen war, sondern eine junge Person, die in Wahrheit Pcinline hieß, aber von dem Fräulein umgetauft worden war. Ach, gnädiges Fräulein, meldete der Schmidt, der Herr Fabrikbesitzer Vrennhold ist unten angekommen auf einer wunderschönen Jsabelle und möchte den Herrn Baron sprechen. Es wäre wegen dem Hegel. Grenzvoten IV. 1886. 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/297>, abgerufen am 29.04.2024.