Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Notizen.

Gewiß will ich das; denn erstens bin ich ein Kaufgenie, und zweitens habe
ich neulich in Nummelshausen eine so schöne Magd entdeckt, daß ich bereits vor
Sehnsucht nach ihrem Anblick abmagere. Ich versichere euch: die reine Antike.

Ich finde dich schrecklich, Valer! rief Mathilde halblachend.

Valerian besorgte seine Mission zu allseitiger Zufriedenheit. Weniger
nützlich erwies er sich in der Schneiderwerkstättc, wo er durchaus wisse"
wollte, daß man die Taillen jetzt kürzer trüge, als Julie sie schnitt, daß die Ärmel
unbedingt durchbrochen sein müßten -- so Tüllstreifen oder Stickerei, wo man
den halben Arm durchsieht, ihr wißt aber doch aber auch garnichts! Am letzten
Ende wurde er aber zum Tempel hinausgejagt, und trotz seiner finstern Prophe¬
zeiungen wurden die Anzüge auch ohne seine Hilfe zu rechter Zeit fertig und
sahen ganz allerliebst aus. Der Spiegel gab es genug im Hause Siebenhvfen;
fast in jeder Stube fand sich ein Koloß aus der Rokokvzeit, in dem man sich,
so lang mau war, beschauen konnte. Als unsre Schwestern vor einem solchen
stehend sich kritisch musterten, durften sie zufrieden sein. Taute, Nichten und
Neffen passirten vor dem zurückbleibenden Onkel Revue, bestiegen den Familien¬
wagen, spannten Entoutcas gegen die Sonne auf, und fort ging es.

Noch gründen die Aloes in deu Urnen auf der steinernen Freitreppe
des Trübenseer Herrenhauses; Wasserpflanzen aller Art bedeckten den berühmten
Teich, und auch der Obstgarten prangte noch in herrlichster Frnchtfülle.

Das Haus Trübensec beherbergte zur Zeit eine ansehnliche Gesellschaft.
Die Schwester der Fran von Scheffliugcn, eine Gräfin Lembrück, war mit Sohn
und Töchtern anwesend, ingleichen ein Regimentskamerad von Einnahm, Leut>
uaut Rohr.

Die Siebeuhvfer Nachbarn wurden mit viel Lärm und großer Herzlichkeit
begrüßt. Man machte die obligaten Vorstellungen, und auf allen Seiten ent¬
spann sich lebhaftes Gespräch. Herr von Schcfflingen, der Vater, hatte eine
besondre Freundschaft für Julie gefaßt, die er den Siebeuhvfer Minister nannte
und gegen alle Angriffe seiner Frau verteidigte. Bei deu jungen Herren hatte
Julie weniger Glück. Graf Lembrück bemühte sich zwar mit lobenswertem
Eifer, sie über die Vorzüge des Landlebens zu unterhalten, bekam aber nur kurze
Antworten wie: Meinen Sie? oder: Ach, in der That! Dabei schienen diese
aufmerksamen grauen Augen zu sagen: Ihre Bemerkungen sind zum Erschrecken
dumm. Worauf spater Lembrück zu seinem Vetter Emil Schcfflingen sagte:
Die Blonde ist unausstehlich -- geradezu unerträglich!

Ach was, entgegnete Emilcheu leichthin, sie ist bloß ein bischen hochnäsig;
die wollte ich bald zahm machen. (Fortsetzung folgt.)




Notizen.

Die Konfiskation der Gewinne ans fremden Lotterien in Preußen.
Von der Bestimmung der 88 172 und 173 in Th. I Tit. 16 des preußischen


Notizen.

Gewiß will ich das; denn erstens bin ich ein Kaufgenie, und zweitens habe
ich neulich in Nummelshausen eine so schöne Magd entdeckt, daß ich bereits vor
Sehnsucht nach ihrem Anblick abmagere. Ich versichere euch: die reine Antike.

Ich finde dich schrecklich, Valer! rief Mathilde halblachend.

Valerian besorgte seine Mission zu allseitiger Zufriedenheit. Weniger
nützlich erwies er sich in der Schneiderwerkstättc, wo er durchaus wisse»
wollte, daß man die Taillen jetzt kürzer trüge, als Julie sie schnitt, daß die Ärmel
unbedingt durchbrochen sein müßten — so Tüllstreifen oder Stickerei, wo man
den halben Arm durchsieht, ihr wißt aber doch aber auch garnichts! Am letzten
Ende wurde er aber zum Tempel hinausgejagt, und trotz seiner finstern Prophe¬
zeiungen wurden die Anzüge auch ohne seine Hilfe zu rechter Zeit fertig und
sahen ganz allerliebst aus. Der Spiegel gab es genug im Hause Siebenhvfen;
fast in jeder Stube fand sich ein Koloß aus der Rokokvzeit, in dem man sich,
so lang mau war, beschauen konnte. Als unsre Schwestern vor einem solchen
stehend sich kritisch musterten, durften sie zufrieden sein. Taute, Nichten und
Neffen passirten vor dem zurückbleibenden Onkel Revue, bestiegen den Familien¬
wagen, spannten Entoutcas gegen die Sonne auf, und fort ging es.

Noch gründen die Aloes in deu Urnen auf der steinernen Freitreppe
des Trübenseer Herrenhauses; Wasserpflanzen aller Art bedeckten den berühmten
Teich, und auch der Obstgarten prangte noch in herrlichster Frnchtfülle.

Das Haus Trübensec beherbergte zur Zeit eine ansehnliche Gesellschaft.
Die Schwester der Fran von Scheffliugcn, eine Gräfin Lembrück, war mit Sohn
und Töchtern anwesend, ingleichen ein Regimentskamerad von Einnahm, Leut>
uaut Rohr.

Die Siebeuhvfer Nachbarn wurden mit viel Lärm und großer Herzlichkeit
begrüßt. Man machte die obligaten Vorstellungen, und auf allen Seiten ent¬
spann sich lebhaftes Gespräch. Herr von Schcfflingen, der Vater, hatte eine
besondre Freundschaft für Julie gefaßt, die er den Siebeuhvfer Minister nannte
und gegen alle Angriffe seiner Frau verteidigte. Bei deu jungen Herren hatte
Julie weniger Glück. Graf Lembrück bemühte sich zwar mit lobenswertem
Eifer, sie über die Vorzüge des Landlebens zu unterhalten, bekam aber nur kurze
Antworten wie: Meinen Sie? oder: Ach, in der That! Dabei schienen diese
aufmerksamen grauen Augen zu sagen: Ihre Bemerkungen sind zum Erschrecken
dumm. Worauf spater Lembrück zu seinem Vetter Emil Schcfflingen sagte:
Die Blonde ist unausstehlich — geradezu unerträglich!

Ach was, entgegnete Emilcheu leichthin, sie ist bloß ein bischen hochnäsig;
die wollte ich bald zahm machen. (Fortsetzung folgt.)




Notizen.

Die Konfiskation der Gewinne ans fremden Lotterien in Preußen.
Von der Bestimmung der 88 172 und 173 in Th. I Tit. 16 des preußischen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199656"/>
            <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1239"> Gewiß will ich das; denn erstens bin ich ein Kaufgenie, und zweitens habe<lb/>
ich neulich in Nummelshausen eine so schöne Magd entdeckt, daß ich bereits vor<lb/>
Sehnsucht nach ihrem Anblick abmagere. Ich versichere euch: die reine Antike.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1240"> Ich finde dich schrecklich, Valer! rief Mathilde halblachend.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1241"> Valerian besorgte seine Mission zu allseitiger Zufriedenheit. Weniger<lb/>
nützlich erwies er sich in der Schneiderwerkstättc, wo er durchaus wisse»<lb/>
wollte, daß man die Taillen jetzt kürzer trüge, als Julie sie schnitt, daß die Ärmel<lb/>
unbedingt durchbrochen sein müßten &#x2014; so Tüllstreifen oder Stickerei, wo man<lb/>
den halben Arm durchsieht, ihr wißt aber doch aber auch garnichts! Am letzten<lb/>
Ende wurde er aber zum Tempel hinausgejagt, und trotz seiner finstern Prophe¬<lb/>
zeiungen wurden die Anzüge auch ohne seine Hilfe zu rechter Zeit fertig und<lb/>
sahen ganz allerliebst aus. Der Spiegel gab es genug im Hause Siebenhvfen;<lb/>
fast in jeder Stube fand sich ein Koloß aus der Rokokvzeit, in dem man sich,<lb/>
so lang mau war, beschauen konnte. Als unsre Schwestern vor einem solchen<lb/>
stehend sich kritisch musterten, durften sie zufrieden sein. Taute, Nichten und<lb/>
Neffen passirten vor dem zurückbleibenden Onkel Revue, bestiegen den Familien¬<lb/>
wagen, spannten Entoutcas gegen die Sonne auf, und fort ging es.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1242"> Noch gründen die Aloes in deu Urnen auf der steinernen Freitreppe<lb/>
des Trübenseer Herrenhauses; Wasserpflanzen aller Art bedeckten den berühmten<lb/>
Teich, und auch der Obstgarten prangte noch in herrlichster Frnchtfülle.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1243"> Das Haus Trübensec beherbergte zur Zeit eine ansehnliche Gesellschaft.<lb/>
Die Schwester der Fran von Scheffliugcn, eine Gräfin Lembrück, war mit Sohn<lb/>
und Töchtern anwesend, ingleichen ein Regimentskamerad von Einnahm, Leut&gt;<lb/>
uaut Rohr.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1244"> Die Siebeuhvfer Nachbarn wurden mit viel Lärm und großer Herzlichkeit<lb/>
begrüßt. Man machte die obligaten Vorstellungen, und auf allen Seiten ent¬<lb/>
spann sich lebhaftes Gespräch. Herr von Schcfflingen, der Vater, hatte eine<lb/>
besondre Freundschaft für Julie gefaßt, die er den Siebeuhvfer Minister nannte<lb/>
und gegen alle Angriffe seiner Frau verteidigte. Bei deu jungen Herren hatte<lb/>
Julie weniger Glück. Graf Lembrück bemühte sich zwar mit lobenswertem<lb/>
Eifer, sie über die Vorzüge des Landlebens zu unterhalten, bekam aber nur kurze<lb/>
Antworten wie: Meinen Sie? oder: Ach, in der That! Dabei schienen diese<lb/>
aufmerksamen grauen Augen zu sagen: Ihre Bemerkungen sind zum Erschrecken<lb/>
dumm. Worauf spater Lembrück zu seinem Vetter Emil Schcfflingen sagte:<lb/>
Die Blonde ist unausstehlich &#x2014; geradezu unerträglich!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1245"> Ach was, entgegnete Emilcheu leichthin, sie ist bloß ein bischen hochnäsig;<lb/>
die wollte ich bald zahm machen. (Fortsetzung folgt.)</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Notizen.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1246" next="#ID_1247"> Die Konfiskation der Gewinne ans fremden Lotterien in Preußen.<lb/>
Von der Bestimmung der 88 172 und 173 in Th. I Tit. 16 des preußischen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0302] Notizen. Gewiß will ich das; denn erstens bin ich ein Kaufgenie, und zweitens habe ich neulich in Nummelshausen eine so schöne Magd entdeckt, daß ich bereits vor Sehnsucht nach ihrem Anblick abmagere. Ich versichere euch: die reine Antike. Ich finde dich schrecklich, Valer! rief Mathilde halblachend. Valerian besorgte seine Mission zu allseitiger Zufriedenheit. Weniger nützlich erwies er sich in der Schneiderwerkstättc, wo er durchaus wisse» wollte, daß man die Taillen jetzt kürzer trüge, als Julie sie schnitt, daß die Ärmel unbedingt durchbrochen sein müßten — so Tüllstreifen oder Stickerei, wo man den halben Arm durchsieht, ihr wißt aber doch aber auch garnichts! Am letzten Ende wurde er aber zum Tempel hinausgejagt, und trotz seiner finstern Prophe¬ zeiungen wurden die Anzüge auch ohne seine Hilfe zu rechter Zeit fertig und sahen ganz allerliebst aus. Der Spiegel gab es genug im Hause Siebenhvfen; fast in jeder Stube fand sich ein Koloß aus der Rokokvzeit, in dem man sich, so lang mau war, beschauen konnte. Als unsre Schwestern vor einem solchen stehend sich kritisch musterten, durften sie zufrieden sein. Taute, Nichten und Neffen passirten vor dem zurückbleibenden Onkel Revue, bestiegen den Familien¬ wagen, spannten Entoutcas gegen die Sonne auf, und fort ging es. Noch gründen die Aloes in deu Urnen auf der steinernen Freitreppe des Trübenseer Herrenhauses; Wasserpflanzen aller Art bedeckten den berühmten Teich, und auch der Obstgarten prangte noch in herrlichster Frnchtfülle. Das Haus Trübensec beherbergte zur Zeit eine ansehnliche Gesellschaft. Die Schwester der Fran von Scheffliugcn, eine Gräfin Lembrück, war mit Sohn und Töchtern anwesend, ingleichen ein Regimentskamerad von Einnahm, Leut> uaut Rohr. Die Siebeuhvfer Nachbarn wurden mit viel Lärm und großer Herzlichkeit begrüßt. Man machte die obligaten Vorstellungen, und auf allen Seiten ent¬ spann sich lebhaftes Gespräch. Herr von Schcfflingen, der Vater, hatte eine besondre Freundschaft für Julie gefaßt, die er den Siebeuhvfer Minister nannte und gegen alle Angriffe seiner Frau verteidigte. Bei deu jungen Herren hatte Julie weniger Glück. Graf Lembrück bemühte sich zwar mit lobenswertem Eifer, sie über die Vorzüge des Landlebens zu unterhalten, bekam aber nur kurze Antworten wie: Meinen Sie? oder: Ach, in der That! Dabei schienen diese aufmerksamen grauen Augen zu sagen: Ihre Bemerkungen sind zum Erschrecken dumm. Worauf spater Lembrück zu seinem Vetter Emil Schcfflingen sagte: Die Blonde ist unausstehlich — geradezu unerträglich! Ach was, entgegnete Emilcheu leichthin, sie ist bloß ein bischen hochnäsig; die wollte ich bald zahm machen. (Fortsetzung folgt.) Notizen. Die Konfiskation der Gewinne ans fremden Lotterien in Preußen. Von der Bestimmung der 88 172 und 173 in Th. I Tit. 16 des preußischen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/302
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/302>, abgerufen am 29.04.2024.