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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Literatur,

Julie sprang lachend auf und drückte kräftig seine Hand. Waren Mittag-
und Abendessen bei dir nach Wunsch?

Ausgezeichnet, du Strick. Aber es ist ein Uhr! Mach, daß du zur
Nuhe kommst, und daß du mir morgen nicht vor acht Uhr auf der Bildfläche
erscheinst, hörst du?

Wollen sehen.

Er bot ihr sein Licht an, doch zog sie es vor, im Dunkeln hinaufzugehen,
natürlich leise, um die im Einschlafen begriffenen nicht zu stören. Trotzdem
öffnete sich Tante Cäeilieus Stubenthür, und da stand die würdige Dame im
Mondschein in Nachtjacke und Nachtmütze! Sie hielt Julien eine längere Rede,
die an Schärfe einer kräftigen Meerrettigsauce nichts nachgab.

(Fortsetzung folgt.)




Literatur.

System der Finanzwissenschaft. Ein Hand- und Lehrbuch für Geschäftsmänner und
Studirende. Von. Wilhelm Röscher. Zweite Auflage. Stuttgart, I. G. Cotta, 1886.

Die Anzeige eines Noscherscheu Lehrbuchs in einer nicht rein fachwissenschaft¬
lichen Zeitschrift kann sich im wesentlichen nur auf den Dank an den Altmeister
der nationalökonomischen Wissenschaft beschränke", daß er den reichen Schatz seines
erstaunlichen Wissens aufs neue geöffnet hat, um in der an ihm gewohnten an¬
sprechenden und gründlichen Weise auch seine Volksgenossen an den Ergebnissen
seiner Studien Teil nehmen zu lassen. Dieser Dank ist umso größer, als Röscher
nahezu der einzige ist, welcher inmitten des Tobens, das sich gerade in jüngster
Zeit um ökonomische und finanzielle Probleme bewegte, die vornehme wissenschaft¬
liche Ruhe bewahrt hat. Fern von jeder agitatorischen Art, weiß er die Wissenschaft
von den Tagesfrcigcu zu trennen, ohne in einen gelehrten Pedantismus zu ver¬
fallen; denn was er bietet, sind nicht Steine, sondern lebendiges Brot, welches für
jeden, für den Lernenden wie für den Geschäftsmann, eine gesunde und kräftige
Nahrung bildet.

Das vorliegende System der Finanzwissenschaft schließt sich als würdiges Glied
den voraufgegaugnen Grundlagen der Nationalökonomie (I), der Nationalökonomik
des Ackerbaues (II) und der Natioualökonomik des Handels (III) an. Wieder ist
es eine breite historische Grundlage, auf welcher sich die einzelnen Lehrsätze aufbauen,
wieder ist es ein reiches historisches Material, in welches sich die gefundnen Regeln
vertiefen. Der Studirende wird unbeirrt und unbeeinflußt von einer vorein¬
genommenen Meinung aus dem Buche lernen, der Geschäftsmann wird es mit
Genuß lesen und nicht minder reiche Belehrung davon tragen, denn eine Menge
von Wissen ist im Detail aufgespeichert, und wer auch nur ab und zu ein Kapitel
herausgreift, wird das Buch nie ohne Befriedigung verlassen.

Die zweite Auflage ist ein Wiederabdruck der ersten, sie beweist, daß Röscher
es verstanden hat, in die weitesten Kreise zu wirken. Hoffen wir, daß es dem
Gelehrten beschieden sein werde, noch den Schlußstein, welcher das Armenwesen
behandeln soll, dem monumentalen Bau deutscher Gelehrsamkeit, den sein Werk bildet,
einzufügen.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig.
Literatur,

Julie sprang lachend auf und drückte kräftig seine Hand. Waren Mittag-
und Abendessen bei dir nach Wunsch?

Ausgezeichnet, du Strick. Aber es ist ein Uhr! Mach, daß du zur
Nuhe kommst, und daß du mir morgen nicht vor acht Uhr auf der Bildfläche
erscheinst, hörst du?

Wollen sehen.

Er bot ihr sein Licht an, doch zog sie es vor, im Dunkeln hinaufzugehen,
natürlich leise, um die im Einschlafen begriffenen nicht zu stören. Trotzdem
öffnete sich Tante Cäeilieus Stubenthür, und da stand die würdige Dame im
Mondschein in Nachtjacke und Nachtmütze! Sie hielt Julien eine längere Rede,
die an Schärfe einer kräftigen Meerrettigsauce nichts nachgab.

(Fortsetzung folgt.)




Literatur.

System der Finanzwissenschaft. Ein Hand- und Lehrbuch für Geschäftsmänner und
Studirende. Von. Wilhelm Röscher. Zweite Auflage. Stuttgart, I. G. Cotta, 1886.

Die Anzeige eines Noscherscheu Lehrbuchs in einer nicht rein fachwissenschaft¬
lichen Zeitschrift kann sich im wesentlichen nur auf den Dank an den Altmeister
der nationalökonomischen Wissenschaft beschränke», daß er den reichen Schatz seines
erstaunlichen Wissens aufs neue geöffnet hat, um in der an ihm gewohnten an¬
sprechenden und gründlichen Weise auch seine Volksgenossen an den Ergebnissen
seiner Studien Teil nehmen zu lassen. Dieser Dank ist umso größer, als Röscher
nahezu der einzige ist, welcher inmitten des Tobens, das sich gerade in jüngster
Zeit um ökonomische und finanzielle Probleme bewegte, die vornehme wissenschaft¬
liche Ruhe bewahrt hat. Fern von jeder agitatorischen Art, weiß er die Wissenschaft
von den Tagesfrcigcu zu trennen, ohne in einen gelehrten Pedantismus zu ver¬
fallen; denn was er bietet, sind nicht Steine, sondern lebendiges Brot, welches für
jeden, für den Lernenden wie für den Geschäftsmann, eine gesunde und kräftige
Nahrung bildet.

Das vorliegende System der Finanzwissenschaft schließt sich als würdiges Glied
den voraufgegaugnen Grundlagen der Nationalökonomie (I), der Nationalökonomik
des Ackerbaues (II) und der Natioualökonomik des Handels (III) an. Wieder ist
es eine breite historische Grundlage, auf welcher sich die einzelnen Lehrsätze aufbauen,
wieder ist es ein reiches historisches Material, in welches sich die gefundnen Regeln
vertiefen. Der Studirende wird unbeirrt und unbeeinflußt von einer vorein¬
genommenen Meinung aus dem Buche lernen, der Geschäftsmann wird es mit
Genuß lesen und nicht minder reiche Belehrung davon tragen, denn eine Menge
von Wissen ist im Detail aufgespeichert, und wer auch nur ab und zu ein Kapitel
herausgreift, wird das Buch nie ohne Befriedigung verlassen.

Die zweite Auflage ist ein Wiederabdruck der ersten, sie beweist, daß Röscher
es verstanden hat, in die weitesten Kreise zu wirken. Hoffen wir, daß es dem
Gelehrten beschieden sein werde, noch den Schlußstein, welcher das Armenwesen
behandeln soll, dem monumentalen Bau deutscher Gelehrsamkeit, den sein Werk bildet,
einzufügen.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.
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[0408] Literatur, Julie sprang lachend auf und drückte kräftig seine Hand. Waren Mittag- und Abendessen bei dir nach Wunsch? Ausgezeichnet, du Strick. Aber es ist ein Uhr! Mach, daß du zur Nuhe kommst, und daß du mir morgen nicht vor acht Uhr auf der Bildfläche erscheinst, hörst du? Wollen sehen. Er bot ihr sein Licht an, doch zog sie es vor, im Dunkeln hinaufzugehen, natürlich leise, um die im Einschlafen begriffenen nicht zu stören. Trotzdem öffnete sich Tante Cäeilieus Stubenthür, und da stand die würdige Dame im Mondschein in Nachtjacke und Nachtmütze! Sie hielt Julien eine längere Rede, die an Schärfe einer kräftigen Meerrettigsauce nichts nachgab. (Fortsetzung folgt.) Literatur. System der Finanzwissenschaft. Ein Hand- und Lehrbuch für Geschäftsmänner und Studirende. Von. Wilhelm Röscher. Zweite Auflage. Stuttgart, I. G. Cotta, 1886. Die Anzeige eines Noscherscheu Lehrbuchs in einer nicht rein fachwissenschaft¬ lichen Zeitschrift kann sich im wesentlichen nur auf den Dank an den Altmeister der nationalökonomischen Wissenschaft beschränke», daß er den reichen Schatz seines erstaunlichen Wissens aufs neue geöffnet hat, um in der an ihm gewohnten an¬ sprechenden und gründlichen Weise auch seine Volksgenossen an den Ergebnissen seiner Studien Teil nehmen zu lassen. Dieser Dank ist umso größer, als Röscher nahezu der einzige ist, welcher inmitten des Tobens, das sich gerade in jüngster Zeit um ökonomische und finanzielle Probleme bewegte, die vornehme wissenschaft¬ liche Ruhe bewahrt hat. Fern von jeder agitatorischen Art, weiß er die Wissenschaft von den Tagesfrcigcu zu trennen, ohne in einen gelehrten Pedantismus zu ver¬ fallen; denn was er bietet, sind nicht Steine, sondern lebendiges Brot, welches für jeden, für den Lernenden wie für den Geschäftsmann, eine gesunde und kräftige Nahrung bildet. Das vorliegende System der Finanzwissenschaft schließt sich als würdiges Glied den voraufgegaugnen Grundlagen der Nationalökonomie (I), der Nationalökonomik des Ackerbaues (II) und der Natioualökonomik des Handels (III) an. Wieder ist es eine breite historische Grundlage, auf welcher sich die einzelnen Lehrsätze aufbauen, wieder ist es ein reiches historisches Material, in welches sich die gefundnen Regeln vertiefen. Der Studirende wird unbeirrt und unbeeinflußt von einer vorein¬ genommenen Meinung aus dem Buche lernen, der Geschäftsmann wird es mit Genuß lesen und nicht minder reiche Belehrung davon tragen, denn eine Menge von Wissen ist im Detail aufgespeichert, und wer auch nur ab und zu ein Kapitel herausgreift, wird das Buch nie ohne Befriedigung verlassen. Die zweite Auflage ist ein Wiederabdruck der ersten, sie beweist, daß Röscher es verstanden hat, in die weitesten Kreise zu wirken. Hoffen wir, daß es dem Gelehrten beschieden sein werde, noch den Schlußstein, welcher das Armenwesen behandeln soll, dem monumentalen Bau deutscher Gelehrsamkeit, den sein Werk bildet, einzufügen. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/408>, abgerufen am 29.04.2024.