Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite


Aus der Chronik derer von Riffelshausen.
Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,)
Sechsunddreißigstes Aapitel.

in nächsten Morgen erzählte Georg dem Neffen Valer, was er
von der jungen Gräfin Daii'da vernommen hatte. Valerinn steckte
die Hände in die Taschen seiner Joppe, machte ein überaus
schlaues Gesicht und pfiff einen Gassenhauer.

Der in seinen Bewegungen stets durchaus ruhige und ge¬
messene Baron sah den Neffen etwas verwundert an. Dieser
drehte sich einigemale auf dem Absätze um und sagte dann: Was geschieht denn
dem unglücklichen Mörder?

Ich soll ihn nach Moosdorf schicken. Ob dort Burgverließ oder Galgen
seiner harrt, hängt von der Gräfin ab.
Ist sie sehr böse?

Aeußerst ungehalten und ganz trostlos.

Das ist ihr gewiß sehr gesund. Man kann nicht nur verwöhnt werden.

Lieber Junge, du hast doch nicht etwa selbst -- ?

Ich war so frei. Von dieser mörderischen Hand ist das hassenswerte
Scheusal gefallen, dessen Andenken meine Siebenhofner Freunde stets mit ge¬
rechtem Zorn erfüllen wird. Aber mache nur kein so entsetztes Gesicht! Ich
hätte nicht den Arm der Vorsehung gespielt, wären nicht diese wiederholten Klagen
unsrer Leute --

Ich hoffe doch, man hat zunächst bei der Herrin des Hundes geklagt.

In genauester Form, Herr Onkel. Die Siebenhofner haben durch den
Boten Hcibaknk, oder wie er heißt, Fehde angekündigt, und zwar mit den
Worten" Wenn das verfluchte Tier sich wieder in Siebenhofen herumtreibt,
wird ihm der Garaus gemacht.

Valer, ich wollte, du hättest deine Hände aus dem Spiele gelassen. Nun,
es ist nicht mehr zu ändern. Du mußt eben, wenn möglich, heute schon uach




Aus der Chronik derer von Riffelshausen.
Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,)
Sechsunddreißigstes Aapitel.

in nächsten Morgen erzählte Georg dem Neffen Valer, was er
von der jungen Gräfin Daii'da vernommen hatte. Valerinn steckte
die Hände in die Taschen seiner Joppe, machte ein überaus
schlaues Gesicht und pfiff einen Gassenhauer.

Der in seinen Bewegungen stets durchaus ruhige und ge¬
messene Baron sah den Neffen etwas verwundert an. Dieser
drehte sich einigemale auf dem Absätze um und sagte dann: Was geschieht denn
dem unglücklichen Mörder?

Ich soll ihn nach Moosdorf schicken. Ob dort Burgverließ oder Galgen
seiner harrt, hängt von der Gräfin ab.
Ist sie sehr böse?

Aeußerst ungehalten und ganz trostlos.

Das ist ihr gewiß sehr gesund. Man kann nicht nur verwöhnt werden.

Lieber Junge, du hast doch nicht etwa selbst — ?

Ich war so frei. Von dieser mörderischen Hand ist das hassenswerte
Scheusal gefallen, dessen Andenken meine Siebenhofner Freunde stets mit ge¬
rechtem Zorn erfüllen wird. Aber mache nur kein so entsetztes Gesicht! Ich
hätte nicht den Arm der Vorsehung gespielt, wären nicht diese wiederholten Klagen
unsrer Leute —

Ich hoffe doch, man hat zunächst bei der Herrin des Hundes geklagt.

In genauester Form, Herr Onkel. Die Siebenhofner haben durch den
Boten Hcibaknk, oder wie er heißt, Fehde angekündigt, und zwar mit den
Worten" Wenn das verfluchte Tier sich wieder in Siebenhofen herumtreibt,
wird ihm der Garaus gemacht.

Valer, ich wollte, du hättest deine Hände aus dem Spiele gelassen. Nun,
es ist nicht mehr zu ändern. Du mußt eben, wenn möglich, heute schon uach


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0445" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199799"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_199353/figures/grenzboten_341843_199353_199799_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Aus der Chronik derer von Riffelshausen.<lb/><note type="byline"> Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow.</note> (Fortsetzung,)<lb/>
Sechsunddreißigstes Aapitel. </head><lb/>
          <p xml:id="ID_1813"> in nächsten Morgen erzählte Georg dem Neffen Valer, was er<lb/>
von der jungen Gräfin Daii'da vernommen hatte. Valerinn steckte<lb/>
die Hände in die Taschen seiner Joppe, machte ein überaus<lb/>
schlaues Gesicht und pfiff einen Gassenhauer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1814"> Der in seinen Bewegungen stets durchaus ruhige und ge¬<lb/>
messene Baron sah den Neffen etwas verwundert an. Dieser<lb/>
drehte sich einigemale auf dem Absätze um und sagte dann: Was geschieht denn<lb/>
dem unglücklichen Mörder?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1815"> Ich soll ihn nach Moosdorf schicken.  Ob dort Burgverließ oder Galgen<lb/>
seiner harrt, hängt von der Gräfin ab.<lb/>
Ist sie sehr böse?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1816"> Aeußerst ungehalten und ganz trostlos.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1817"> Das ist ihr gewiß sehr gesund.  Man kann nicht nur verwöhnt werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1818"> Lieber Junge, du hast doch nicht etwa selbst &#x2014; ?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1819"> Ich war so frei. Von dieser mörderischen Hand ist das hassenswerte<lb/>
Scheusal gefallen, dessen Andenken meine Siebenhofner Freunde stets mit ge¬<lb/>
rechtem Zorn erfüllen wird. Aber mache nur kein so entsetztes Gesicht! Ich<lb/>
hätte nicht den Arm der Vorsehung gespielt, wären nicht diese wiederholten Klagen<lb/>
unsrer Leute &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1820"> Ich hoffe doch, man hat zunächst bei der Herrin des Hundes geklagt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1821"> In genauester Form, Herr Onkel. Die Siebenhofner haben durch den<lb/>
Boten Hcibaknk, oder wie er heißt, Fehde angekündigt, und zwar mit den<lb/>
Worten" Wenn das verfluchte Tier sich wieder in Siebenhofen herumtreibt,<lb/>
wird ihm der Garaus gemacht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1822" next="#ID_1823"> Valer, ich wollte, du hättest deine Hände aus dem Spiele gelassen. Nun,<lb/>
es ist nicht mehr zu ändern. Du mußt eben, wenn möglich, heute schon uach</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0445] [Abbildung] Aus der Chronik derer von Riffelshausen. Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,) Sechsunddreißigstes Aapitel. in nächsten Morgen erzählte Georg dem Neffen Valer, was er von der jungen Gräfin Daii'da vernommen hatte. Valerinn steckte die Hände in die Taschen seiner Joppe, machte ein überaus schlaues Gesicht und pfiff einen Gassenhauer. Der in seinen Bewegungen stets durchaus ruhige und ge¬ messene Baron sah den Neffen etwas verwundert an. Dieser drehte sich einigemale auf dem Absätze um und sagte dann: Was geschieht denn dem unglücklichen Mörder? Ich soll ihn nach Moosdorf schicken. Ob dort Burgverließ oder Galgen seiner harrt, hängt von der Gräfin ab. Ist sie sehr böse? Aeußerst ungehalten und ganz trostlos. Das ist ihr gewiß sehr gesund. Man kann nicht nur verwöhnt werden. Lieber Junge, du hast doch nicht etwa selbst — ? Ich war so frei. Von dieser mörderischen Hand ist das hassenswerte Scheusal gefallen, dessen Andenken meine Siebenhofner Freunde stets mit ge¬ rechtem Zorn erfüllen wird. Aber mache nur kein so entsetztes Gesicht! Ich hätte nicht den Arm der Vorsehung gespielt, wären nicht diese wiederholten Klagen unsrer Leute — Ich hoffe doch, man hat zunächst bei der Herrin des Hundes geklagt. In genauester Form, Herr Onkel. Die Siebenhofner haben durch den Boten Hcibaknk, oder wie er heißt, Fehde angekündigt, und zwar mit den Worten" Wenn das verfluchte Tier sich wieder in Siebenhofen herumtreibt, wird ihm der Garaus gemacht. Valer, ich wollte, du hättest deine Hände aus dem Spiele gelassen. Nun, es ist nicht mehr zu ändern. Du mußt eben, wenn möglich, heute schon uach

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/445
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/445>, abgerufen am 29.04.2024.